Gibt es da wesentliche qualitative Unterschiede - oder ist mehr der subjektive Eindruck/ Geschmack wichtig (Roland wohl synthetisch klangerzeugend) ?
Bei der Wahl eines Portables würde eine Abstimmung der "alten Hasen" im Board ziemlich eindeutig für das Yamaha P-515 ausfallen.
Es ist das Produkt mit den meisten Stärken und hat keine deutlichen Schwächen, die zudem eher durch persönlichen Geschmack begründet wären.
Die Tastaturen der Markeninstrumente spielen sich schon deutlich unterschiedlich. Als Reihenfolge ist mein Eindruck von schwer gewichtet zu leicht die Reihenfolge der hier genannten Modelle Yamaha, Roland, Kawai und Casio. Im Extremfall bedeutet das, dass man sich am Yamaha ohne Klavierspieltechnik "abarbeitet" und umgekehrt mit Klavierspieltechnik die Tastatur des Casio als "zu leicht" empfindet. Letztlich stellt man sich natürlich auf das Instrument ein, das man hat und vergleicht jedes andere daran.
Die Qualität ist bei den Portables für Fortgeschrittene schon ziemlich hoch. Beim Anspielen merkt man, ob es einen Favoriten gibt, nur lässt sich der Klang im Musikgeschäft meist nicht gut beurteilen. Das liegt an den Raumeinflüssen (hallig, Hintergrundgeräusche...). Spielt man über Kopfhörer, bekommt man ggf. einen Eindruck von der Engine, allerdings erzeugen auch viele Kopfhörer ihre eigene Klangfilterung. Zu Hause wird das Digitalpiano daher immer etwas anders klingen.
Das Casio PS-S6000 hat ein auffallend schickes Design und relativ leichter gewichtete Tastatur als die Alternativen. Für den Live-Einsatz fände ich es nicht so toll, dass keine konventionellen Schalter verbaut sind. Ich weiß aber nicht, ob verschwitzte Hände tatsächlich einen negativen Effekt auf die Bedienung haben. Das Instrument wiegt kaum 15kg und ist damit das leichteste unter den "besseren" Portables, die Tastatur ist im Spielgefühl eine Art Gegenpol zu der des Yamaha P-515.
https://www.thomann.de/de/casio_px_s6000.htm
Das Kawai ES920 ist preisgünstig, hat eine sehr gut klingende Sampling Klangerzeugung und ist mit rund 17kg noch vergleichsweise leicht gebaut. Allerdings scheint das Gehäuse nicht die konstruktive Stabilität eines Roland oder Yamaha zu haben, was bei häufigeren Transporten ein Risiko sein kann und auch von Verzerrungen durch Gehäuseresonanzen war zu lesen.
Leider gibt es zu Kawai Digitalpianos mehr "Pannenberichte" von Besitzern als zu den Instrumenten der anderen Markenhersteller, dem Lesen nach würde ich auf Probleme in der Massenfertigung tippen.
https://www.thomann.de/de/kawai_es_920_b.htm
Das Roland FP90X hat einzigartige Ausstattungsmerkmale wie einen Eingang für dynamische Mikrofone, ein Werbevideo zeigt es passend bei der musikalischen Hochzeitsbegleitung. Die Qualität ist in jeder Beziehung sehr hoch und auch das Gewicht ist mit über 23kg das höchste im Vergleich. Ob Klang und das Spielgefühl der Tastatur gefallen oder nicht entscheidet man am besten durch einen eigenen Eindruck.
https://www.thomann.de/de/roland_fp_90x_bk.htm
...sind es die Unterschiede wert bei Tastatur und Klang (oder geht das meiste in die Bauform?).
Die Grand Feel III Tastatur des Kawai CA-701 ist die einzige Waagebalkentastatur im Markt, sie hat die längsten Tasten und oben liegende Hämmer, das macht sie sehr gut spielbar und in der Bauart am ähnlichsten zum akustischen Flügel.
Die Klangwiedergabe (Verstärkung und Lautsprecher) ist natürlich aufwendiger als bei Portables, die Klangerzeugung "fast" die gleiche wie im ES920. Den Unterschied macht eine zusätzliche Modeling Engine für den Klang des Spitzenflügels
SK-EX.
Einen anschaulichen Vergleich zu den Tastaturen bietet das Video im Link:
Kawai Digital Piano Action Comparison
Die Tastaturen im Casio PX-56000, Yamaha P-515 und Roland FP90X sind im Grunde ähnlich konstruiert wie die Kawai Responsive Hammer III (ES920, Nord Grand), auch wenn es im Detail und, wie schon gesagt, im Spielgefühl deutliche Unterschiede gibt. Selbst wenn die Funktionsweise nicht direkt in jedem Aspekt sofort nachvollziebar sein sollte, so fällt sicher auf, dass die Grand Feel deutlich anders gebaut ist als die RHIII und damit alle anderen guten Tastaturen im Markt.
Der Preisbereich oberhalb ca. 2.500 Euro ist den Digitalpianos vorgehalten, die in jeder Hinsicht überzeugen wollen, sowohl die Wiedergabe wie das Gehäuse sollten daher einen sehr wertigen Eindruck machen. Solche Modelle werden auch in "Klavierlack" schwarz oder weiss hochglanzpoliert angeboten, was den Preis um einige hundert Euro zusätzlich erhöht.
Oberhalb von ca. 5.500 Euro gibt es mit Modellen der Serien Yamaha AvantGrand und Kawai Novus Digitalpianos mit tatsächlichen, technisch angepassten Upright Piano bzw. Klavier- und Flügeltastaturen.
Im Preis ist man damit allerdings auch in Gefilden, die ein akustisches Klavier mit "Stummschaltung" und dann zusätzlicher digitaler Klangerzeugung attraktiv erscheinen lassen. Bei akustischen Instrumenten habe ich hinsichtlich Kawai noch nichts Negatives gelesen, was über das übliche Missverhältnis mancher persönlicher Erwartung und real angespieltem Exemplar hinausgeht, die Besitzer scheinen ganz glücklich zu sein. Das Gleiche gilt (natürlich) auch für Yamaha Hybrid Pianos - andere Hersteller spielen bei der digitalen Klangerzeugung der Hybridinstrumente bisher nicht in deren Liga.
https://www.kawai.de/products/hybridpianos/anytimeklaviere/
https://de.yamaha.com/de/products/musical_instruments/pianos/silent_piano/index.html
Gruß Claus