Hohe Töne auf Posaune - die richtige Lippenstellung

Es gibt dort einfach so viele Dinge, die der Lehrer nicht sehen, sondern nur der Schüler fühlen kann wie z.B. ein weit geöffneter Rachen, wie wenn man eine heiße Kartoffel im Mund hat, aber auch alle benötigten Muskeln vom Ringmuskel zum Trompetermuskel usw.
Aber wie soll man denn, wenn man sich auf alles mit Gedankenstützen gleichzeitig konzentrieren muss, noch die Tonbildung, den Ansatz und das Zugspiel möglichst unverkrampft umsetzen!? Deswegen bin ich generell was Instrumentenunterricht betrifft ein großer Verfechter des "Autodidakten-Seins", da ich meine, dass ein Lehrer all das genauso wenig erkennen kann, wie ich als Laie und dass es dann mit Lehrer genauso wenig funktioniert, wie ohne. D.h. die Grundlage für ein Beherrschen dieser Instrumentengruppe ist m.E. die persönliche Veranlagung und ein gutes Talent, was man ohnehin benötigt.

Ich habe großen Respekt vor Autodidakten, wenn es denn auch klappt. Du berichtest nun aber, dass es Dir bei der Posaune mit dem selbst Erlernen nicht so recht klappt. Das wäre dann der Moment zu erkennen, dass externer Input nützlich sein könnte. Das kann sich auch erst einmal auch eine handvoll Unterrichtsstunden beschränken, vielleicht reichen die gegebenen Impulse schon, um Dich voran zu bringen.

Ich muss Dir zu Deiner Argumentationskette gegen einen Posaunenlehrer deutlich widersprechen: Ich muss als Lehrer nicht unbedingt "sehen", was im Körper passiert. Ich höre es, wenn da ein Problem ist, und kann dem Schüler dann durch einfachen Rat oder eine eingeschobene Übung den einen oder anderen "Aha-Effekt" bescheren. Es geht hier viel um Feedback-Schleifen zwischen Schüler und Lehrer. Der Lehrer sieht ja auch, welchen Effekt seine Korrekturen haben und er lernt, welche Art von Tipps den Schüler individuell weiterbringen. Nicht jeder Schüler benötigt dieselben Tipps, das ist sehr individuell und situationsabhängig.

Der Schüler lernt im Unterricht übrigens auch, sich selbst besser zu beobachten und zu beurteilen, was die Effizienz des eigenen Übens erheblich erhöht. Mein persönliches Bassposaunen-Idol Ben Van Dijk schreibt in seinen "Ben's Basics" (= tägliche Routinen), dass es letztlich nur darum geht, schlechte Angewohnheiten abzustellen und gute Gewohnheiten zu pflegen und auszubauen. Das hört sich einfach an, erfordert als Autodidakt aber ein präzise Selbstbeobachtung, die man als blutiger Anfänger einfach noch nicht haben kann. Das entwickelt sich erst mit der Zeit und bis es soweit ist, kann einem ein erfahrener Lehrer viel Frustration und bläserische Sackgassen vermeiden helfen.

Viele Grüße
Marco
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
@janole28 Ich bin natürlich kein Posaunist, nur weil ich auf meiner King eine zeitlang gerne geübt habe. Den Standardumfang nehme ich eine Oktave tiefer als bei der Trompete an. In der Höhe wäre das klingend b1, was auch bei Wikipedia so angegeben wird.

@BioMarco Nachdem ich zwei gute Berufstrompeter kenengelernt habe, die nie Lip Buzzing betreiben, sehe ich den Nutzen dieser Übung mehr von der "nativen" persönlichen Ansatztechnik abhängig.
Mir selbst hat die Entdeckung des Lip Buzzing sehr genützt, so wie es von R. Friedrich und Steenstrup gelehrt wird, aber ich würde es heute nicht mehr so absolut als Grundlage eines guten Ansatzes sehen.

Gruß Claus
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@Claus
Da stimme ich Dir absolut zu. Ich erinnere mich immer noch mit Freuden an einen Workshop mit Canadian Brass Anfang der 1990er. Auf die Frage eines Profis hin, wie sie denn über einen so langen Zeitraum das extrem hohe Niveau halten, antwortete Gene Watts (Posaunist 1970 - 2010) schmunzelnd in gebrochenem Deutsch: "erst Mundstück, dann Frühstück" :D

Das war eben in den 1990er Jahren der Augenöffner, der sehr viele Bläser technisch weitergebracht hat. Aber es ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, die Entwicklung geht ja immer weiter.

Wie Du Dich vielleicht erinnerst, habe ich ja momentan eine Trompetenschülerin und als Bassposaunist habe ich da sicherlich meine technischen Wissenslücken, insbesondere in den Höhen. In heutigen Zeiten informiert man sich aber gerne im Internet und ich bin dort auf viele Videos unterschiedlicher Personen gestoßen, die allesamt die Zungenstellung als magischen Schlüssel für die Höhe in den Vordergrund stellen. Kein Fokus auf den Ansatz oder die Lippenspannung. Einfach Mundraum verengen (Vokalstellung "i"), dadurch die Luftgeschwindigkeit erhöhen und die Lippen resonieren von selbst in einer höheren Frequenz = high note. Auch wenn ich diese "a-e-i" Konzept aus Ben's Basics kenne, die Erkenntnis "höhere Luftgeschwindigkeit = höhere Frequenz / Töne ohne Anstrengung" war für mich eine komplett neue Herangehensweise. Aber sie funktioniert bei meiner Schülerin, die damit "probeweise" das a2 klingend spielen konnte (regulär kratzen wir ab und zu klingend f2 an). Und die Technik funktioniert auch auf der Bassposaune, auch wenn ich da eher auf der Suche nach dem magischen Schlüssel zur Sub-Kontra-Lage bin. Was ich damit sagen will ist, dass sich die Welt einfach weiter dreht und es werden stets neue Konzepte entwickelt, die selbst alten Hasen wie uns noch den einen oder anderen Überraschungsimpuls geben können. Zumindest im Amateurbereich.

Buzzing ist jedenfalls nicht das alleinige Mittel zum Ziel und es geht sicher auch ohne. Aber weil ich gute Erfahrungen damit gemacht habe, lernen meine Schüler das Buzzing zumindest einmal kennen. Sie müssen selbst entscheiden, welche der vielen Tipps und Übungen, die sie bei mir lernen, für sie auf Dauer relevant sind.

Ich wünsche einen schönen Abend!

Viele Grüße
Marco
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
...die allesamt die Zungenstellung als magischen Schlüssel für die Höhe in den Vordergrund stellen.
Ja, wobei für mch der eigentliche "Trick" in der optimalen Einstellung aller Stelllschrauben liegt, abgestimmt auf den gewünschten Zweck.

Heute wäre mir ein Üben der Tonbildung wichtig, darauf bin ich erst spät gekommen. Abwechslung zu den berühmt-berüchtigten "langen Tönen" kann man sich verschaffen durch Versuche zum Klang über die Vorstellung wie bei intuitivem Nachahmen guter Aufnahmen sowie einigen Pfeif- und Grundübungen zum Singen, auch Didgeridoo spielen finde hilfreich und all das kann auch Spaß machen, was die Entdeckungsfreude und Motivation hoch hält.

Als gute Vermittlung einer Art Standardmodell der Tonerzeugung schätze ich den Workshop von Christoph Moschberger, der auf die anfangs erwähnten Stellschrauben ausführlich eingeht und das auch demonstriert. Leider werden die bei der Veranstaltung tadellos hörbaren Unterschiede der Klangformung durch Mikronfonierung und Mix nicht immer gut übertragen.

View: https://www.facebook.com/musikhausthomann/videos/christoph-moschberger-live-aus-treppendorf/2178670769046813/

Gruß Claus
 
Und ich frage mich auch immer, warum man überhaupt das Buzzing mit dem Mundstück praktiziert? Das bildet ja kaum das "realistische Spielen" mit der Posaune ab, da sich mit dem Instrument die Töne ja größtenteils durch die Säulenverlängerung-/verkürzung durch Ventile oder den Zug verändern, abgesehen der Naturtöne. Und warum sollte man das mit den Lippen versuchen nachzubilden? Das würde ja bei einem Saxophon oder meiner Klarinette auch keiner machen, weil man anstelle dessen viele Klappen hat.
Der große Unterschied zwischen Blechblasinstrumenten und den meisten anderen, und im speziellen zwischen Posaune und Sax/Klarinette ist der, das der eigentliche Tongenerator beim Blech die eigenen Lippen mit ihren Schwingungen sind (ähnlich wie die Stimmbänder beim Singen).
Das Instrument übernimmt diese Schwingungen der Lippen und verstärkt den Ton.

Bei Klarinnette und Sax sieht das anders aus, dort ist das Blatt im Mundstück der Schwingungs-Generator.


Was allein auf dem Mundstück oder reinem Lipbuzzing gelingt, wird an der Posaune deutlich einfacher...


Nachzulesen z.B. bei 100 Fragen an Malte Burba, ein Taschenbuch das recht kurzweilig zu lesen ist.
 
Hallo zusammen,

bei aller Fachsimpelei merke ich dass das Spielen eines Blasinstrumentes, v. a. der der Blechblasinstrumente auch sehr viel mit der Psyche zu tun hat und viele der hier vorgeschlagenen Übungen nur dann funktionieren, wenn die eigene Psyche und auch der eigene Körper dem ganzen quasi "mitspielt". Dazu dürft ihr wissen dass ich wegen Erkrankungen zwei Monate in stationärer psychiatrischer Behandlung war. Leider habe ich von meinem Klarinetten-Unterricht vor ein paar Jahren auch kaum profitieren können, weil entweder mein Körper oder meine Psyche eine Verbesserung meiner Fähigkeiten nicht zulässt, sei es bei dem Thema Atmung bzw. Luftführung oder auch dem Ansatz.
Auch das von @BioMarco angesprochene a-e-i-Konzept hängt meiner Meinung nach davon ab, ob der Körper es dir zulässt beim Anblasen den Rachen wie beim "i" zu verengen oder nicht. Und wenn der Körper es nicht tut muss man etwas anderes finden. Wenn man nun aber so ein Körperklaus wie ich ist, steht man da bei jedem einzelnen Konzept wieder vor
 
Das lässt sich sehr gut anders üben, nämlich durch ganz normales Pfeifen von Melodien (ohne Finger).

Das müsste ich auch erst üben. Ich kann nicht mehr als einen Ton pfeifen
 
Auch das von @BioMarco angesprochene a-e-i-Konzept hängt meiner Meinung nach davon ab, ob der Körper es dir zulässt beim Anblasen den Rachen wie beim "i" zu verengen oder nicht.
Das hast Du sicher falsch verstanden. Man verengt nicht den Rachen, sondern hebt den Zungenrücken an und dadurch wird nur das obere Ende des Rachens durch die Zunge verengt. Das ist ein riesiger Unterschied, denn im Gegensatz zum Rachen ist die Zunge ein sehr beweglicher Muskel. Wenn Du "a", "e" und "i" sagen kannst - und davon gehe ich stark aus - kannst Du dieselbe Zungenbewegung auch beim Posaune spielen einsetzen Natürlich muss man auch das probieren und irgendwann automatisiert sich das, aber ich glaube es nicht extrem überfordernd z.B. B-f-b-f-B zu binden und dabei die Zungenstellung als Hilfsmittel einzusetzen.

Was die Psyche angeht, so ist das sicherlich noch einmal ein anderes Thema. Ich bin da nicht vom Fach, aber es hilft gerade dann sicherlich, sich nicht zu viel Stress zu machen und stattdessen behutsam und methodisch zu üben. Hauptsache es macht Spaß, ganz ohne Leistungsdruck. Wenn man entspannt an die Sache herangeht, klappt sicherlich einiges von allein. Ich hatte ja das Glück, als Kind mit dem Posaune Spielen anzufangen. Da denkt man über vieles nicht nach, man macht einfach und da ist vieles Richtige dabei. Erwachsene tun sich da in der Regel viel schwerer, vermutlich weil sie viel mehr drüber nachdenken und schneller hörbare Verbesserungen erwarten.

Viele Grüße
Marco
 
Das müsste ich auch erst üben. Ich kann nicht mehr als einen Ton pfeifen
Sonst würdest dich auch nicht ganz so schwer tun mit der Posaune.
Es würde dir auch nutzen, dich mit dem Modell vertraut zu machen, das Christoph Moschberger im Workshop-Video erläutert und Pfeifen kann man ohne jeden Aufwand.
Auch Singen ist in mehrfacher Hinsicht nützlich, nur müssen bei der Übertragung auf das Blechblasen die Stimmbänder aus dem Weg geräumt werden.

Gruß Claus
 
Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich mich doch wieder auf Klarinette beschränken.
Ich lerne auch immer schon ohne Lehrer, weil mir die meisten Übungen die mir gezeigt oder erklärt werden, nie den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Was mache ich wenn mir nichts in der Richtung dabei hilft besser zu werden?
Also mein Buzzing auf dem Mundstück klingt ekelig und hat einen Umfang von vielleicht 1/2 Oktave und wird einfach nicht sauberer oder mehr. Da bin ich mit Posaune definitiv besser
 
Was mache ich wenn mir nichts in der Richtung dabei hilft besser zu werden?
Man muss ja nicht buzzen. :nix:
Meinen Trompetenlehrer/innen zwischen 1988 und 2009 hatten alle davon gehört, wenn ich das noch richtig erinnere.
Aber es spielte für sie praktisch keine Rolle, keine/r kannte die damals bei uns in den 90ern erst langsam populär werdende Methode mit sinnvollen Übungen en Detail.

Dementsprechend führte auch nur der letzte der Vier das Mundstück zum Beginn des Warmup gelegentlich an die Lippen. Gemacht wurden nur ein paar erste Anstoßübungen (ohne Zunge), also kein methodisches Üben mit dementsprechenden Nutzen.

Du kannst selbstverständlich Posaune spielen, wie Du willst, gut wäre halt ein eigenes Instrument.
Wenn es preisgünstig sein muss, sollten damit erfahrende Posaunisten sagen, ob z.B. die Hausmarke von Thomann etwas taugt oder A&S, Gewa, Jupiter und welches Modell da in Frage käme. Yamaha ist für Einsteiger m.E. allerdings ziemlich teuer geworden.

Ein Thomann-Modell für kleinen Schaft mit typischen Dimensionen:
https://www.thomann.de/de/thomann_classic_tb500_l.htm
...oder nach Papierform mehr nach meinem Geschmack für großen Schaft mit der passend etwas größeren Bohrung:
https://www.thomann.de/de/thomann_classic_tb525_l_trombone.htm

Gruß Claus
 
Ich lerne auch immer schon ohne Lehrer, weil mir die meisten Übungen die mir gezeigt oder erklärt werden, nie den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Es gibt zwei Erkenntnisse:
  1. Du kommst allein ohne Lehrer nicht weiter
  2. Mit Lehrer will Du auch nicht Posaune lernen
Also was nun? Wie es mit Dir und dem Posaune Spielen weiter geht, liegt allein an Dir selbst. Ich habe Dir ja weiter oben schon geschrieben, dass mit/ohne Lehrer kein "entweder/oder" ist. Das eine schließt das andere nicht aus. Du kannst ja auch mal einen Lehrer für 3-5 Stunden nehmen, schauen ob es Dir hilft und dann immer noch entscheiden. Allerdings musst Du dann auch mental offen genug sein, dem Lehrer zu vertrauen und Dich auf ihn einlassen. Und der Übung auch Zeit lassen zu wirken. Mit der Einstellung "bringt eh nix" kannst Du Dir das Geld und dem Lehrer seine Zeit ganz gewiss sparen.
Also mein Buzzing auf dem Mundstück klingt ekelig und hat einen Umfang von vielleicht 1/2 Oktave und wird einfach nicht sauberer oder mehr. Da bin ich mit Posaune definitiv besser
Und das ist auch völlig normal. Wie Claus richtig schreibt, man muss nicht buzzen, aber man kann.

Ich stimme Dir zu, dass das Problem vermutlich auch psychischer Natur ist. Ich denke aber nicht, dass das krankhaft ist. Vielmehr meine ich, dass wir hier einen ganz normalen Unterschied im Lernverhalten zwischen Kind und Erwachsenen sehen. Zumindest zu einem großen Teil.

Meine Schüler (=Kinder) lernen das Prinzip "Buzzing" ganz am Anfang auf spielerische Art kennen, damit sie verstehen, wie der Ton erzeugt wird. Zu Beginn der Probe dürfen sie mit den Lippen (Edith meint: Mundstück) wie eine Fliege summen (der Lehrer zeigt mit der Hand an, wann der Ton hoch und wieder runtergeht) oder wie ein Auto brummen - "Autorennen" ist mit mehreren Jungs in einer Gruppe auch ein Riesenspaß. Auch Atemübungen wie "wir stehen jetzt auf einer Wiese mit vielen duftenden Blumen und schnuppern um die Wette" kann man da einsetzen. Im Gruppenunterricht sind solche spielerischen Übungen am Anfang der Stunde ein ungezwungener lockerer Einstieg. Und es ist den Kindern aber auch dem Lehrer völlig egal, wie "schön" das Buzzing klingt (!!!). Mein Ziel als Lehrer ist, ein Gefühl für schwingende Lippen zu entwickeln und die Durchblutung der Lippenmuskulatur anzuregen - Intonation kommt viel viel später. Wenn es dann mit der Zeit besser wird, kann man auch mal Kinderlieder wie "Hänschen Klein" oder "Bruder Jakob" auf dem Mundstück spielen lassen. Aber als Lehrer muss man es dann auch einfach mal aushalten, wenn am Anfang die Tonabstände nicht passen und so mancher Anfänger das ganze Lied im einigermaßen korrekten Rhytmus aber auf ungefähr ein und derselben Tonhöhe spielt. Solange der Enthusiasmus und Spaß da ist, werde ich das sicher nicht ausbremsen. Als Lehrer weiß ich aus Erfahrung: das wird schon!

Und ich denke, dass genau das der Schlüssel zum Erfolg und der Unterschied zu lernenden Erwachsenen ist: Kindern ist es am Anfang schnurzpieps egal, wie schön es klingt. Hauptsache es macht Spaß. Und mit der Zeit stellt sich dann auch der Erfolg ein, weil man drangeblieben ist und der Atem- und Lippenmuskulatur die Zeit gegeben hat, sich zu entwickeln. Kinder vertrauen dem Lehrer und wenn der sagt "das ist Klasse", das ist das auch Klasse - Punkt! Das Ergebnis wird nicht anhand des eigenen Hörerlebnisses hinterfragt. Und selbst wenn ein Kind merkt, dass etwas nicht so gut klappt (z.B. ein verhauenes Vorspiel), dann weiß es intuitiv, dass man aus Fehlern lernt und sich nicht schämen muss. Nichts desto trotz ist es extrem wichtig, den Eltern des Kindes zu sagen, dass sie die anfangs sicher schrägen Töne beim Üben daheim immer loben und auf gar keinen Fall negativ kommentieren sollen - sonst ist die Motivation und der Enthusiasmus des Kindes ruckzuck verflogen, das Kind traut sich nicht mehr daheim zu üben und es stellt sich dann natürlich auch kein Übeeffekt mehr ein.

Im Gegensatz zu den Kindern geht es vielen Erwachsenen beim Lernen nie schnell genug. Und sie bewerten den Lernerfolg gnadenlos durch das eigene Hörerlebnis. Wenn das unbefriedigend ist, erwartet der erwachsene Anfänger vom Lehrer gleich die "magische Stellschraube" und wenn die nicht unmittelbar (z.B. innerhalb von 2-3 Wochen) zum erwarteten maximalen Erfolgserlebnis führt, wird diese Stellschraube = Übung (und der Lehrer gleich mit) als nutzlos abgetan und nicht weiter geübt. Wer als Erwachsener ein Blechblasinstrument erlernen will, braucht aber unbedingt viel Geduld, Ausdauer und Toleranz dem eigenen Lernerfolg gegenüber. Man muss sich auf den vielleicht auch mehrere Jahre dauernden Lernprozess einlassen und dranbleiben, sonst wird das nichts.

Abschließend ein Vergleich: Ein untrainierter Durchschnittsbürger, der in mittlerem Alter zum ersten Mal ein Fitnessstudio betritt, wird auch nicht am ersten Tag 100kg Bankdrücken können. Wenn die gleiche untrainierte Person mit dem Laufen anfängt, schafft sie auch nicht sofort einen Marathon. Im Sport versteht jeder, dass der Muskelaufbau und das Erlernen von komplexen motorischen Bewegungsabläufen viel Zeit und Übeausdauer benötigen. Es wäre gut, wenn sich das auch bei den angehenden Blechbläsern herumsprechen würde, denn auch hier reden wir primär von Muskelaufbau und komplexen motorischen Bewegungsabläufen.

Viele Grüße
Marco


P.S.: Mein persönlicher Einstieg in das Buzzing kam erst, als ich schon ca. 5 Jahre und recht gut gespielt habe. Und ich hatte es nie mit langweiligen Tonleiter- oder Lageübungen, sondern der Einstieg waren einfache Kinderlieder wie "Bruder Jakob", "Hänschen Klein" oder Volkslieder wie "Hoch auf dem gelben Wagen". Selbst heute beschränkt sich mein Buzzing hauptsächlich auf das Mitsummen von geeigneter Lieblingsmusik. Ich habe dazu im Auto eine eigene Playlist, die immer auf dem Weg zur Probe läuft.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich habe in einem anderen Forum gelesen, dass die Töne die man mit Buzzing auf dem Mundstück produzieren kann tiefer sind, als wenn man mit der gleichen Lippenspannung, Stütze etc. den Ton auf der Posaune spielt. Das merkt man ja allein wenn man das Mundstück beim Buzzing immer weiter von den Lippen entfernt, dass dann mehr Stütze und damit Atemkontrolle notwendig wird.
Stimmt das so und wenn ja wie groß ist der Unterschied ungefähr?

Herzliche Grüße,
janole28
 
Beim Buzzing auf dem Mundstück sind die Töne so hoch, tief und so genau, wie Du willst.

Der Grund dafür liegt darin, dass die Resonanz des "Rohres" (Instrument) wegfällt bzw. für die Meisten im unspielbare Höhe rückt. Damit geht einher, dass nur die Ohren und die Ausbildung des Ansatzes bestimmen, wie genau man Töne treffen und halten kann.

Wenn der Ton beim beschriebenen Abziehen des Instrument absackt, dann liegt das m.E. daran, dass der Ansatz mit Druck des Mundstück gegen die Lippen entlastet wurde und das nicht gleichzeitig mit der Bewegung korrigiert wurde.

Gruß Claus
 
Wenn der Ton beim beschriebenen Abziehen des Instrument absackt, dann liegt das m.E. daran, dass der Ansatz mit Druck des Mundstück gegen die Lippen entlastet wurde und das nicht gleichzeitig mit der Bewegung korrigiert wurde.

Okay, das wundert mich doch sehr. Denn ich kann manche Töne auf dem Mundstück problemlos treffen und ohne Mundstück quasi gar nicht, auch wenn ich mehr Luftdruck durch die Stütze gebe.
 
Was für dich zutrifft, findest Du beim Üben und Spielen mit der Zeit noch selbst heraus. Es gibt zu Übetechniken immer wieder verschiedene Ansichten und solange man mit den eigenen zu den gewünschten Ergebnissen kommt, würde ich nicht darüber streiten wollen.

Wenn man beim Spielen das Instrument vom Mundstück trennt, ist die eigentliche Tonerzeugung dagegen immer noch die Gleiche.
Für das Spielen auf dem Instrument und das Buzzing mit dem Mundstück gelten trotzdem schon etwas verschiedene Bedingungen, wegen der erwähnten Resonanz und damit entstehenden Obertonreihe. Allein auf dem Mundstück gespielt entfällt die Unterstützung der Resonanz in der Praxis, denn sie liegt m.E. irgendwo im quasi-chromatischen Bereich oberhalb des 16. Naturtons.

Buzzing ohne Mundstück, also allein mit den Lippen, sehe ich unabhängig davon und es ist auch nicht jedermanns Sache.
Tonhöhen werden zwar angestrebt, es geht m.E. letztlich aber nicht um Ausbildung der Intonation, sondern um Gymnastik für den Ansatz, zumindest wie ihn Trompeter brauchen.
Bei einer bekannten Übung wie im Bild gezeigt wird die letzte Abwärtsbewegung mittels Durtonleiter von Manchen auch durch ein Arpeggio ersetzt und damit abgekürzt.
Buzzing.jpg


Gruß Claus
 
Okay, das wundert mich doch sehr. Denn ich kann manche Töne auf dem Mundstück problemlos treffen und ohne Mundstück quasi gar nicht, auch wenn ich mehr Luftdruck durch die Stütze gebe.
Die Erklärung dafür ist recht einfach: Jeder Ton benötigt eine gewisse Lippenspannung, die links und rechts vom schwingenden Abschnitt der Lippe irgendwie stabil gehalten werden muss. Wenn man auf dem Mundstück spielt, hilft der Mundstückrand erheblich dabei mit, den schwingenden Teil der Lippen zu stabilisieren, die Mundwinkel sind entlastet. Nimmt man das Mundstück weg, muss nun plötzlich die Lippenmuskulatur die ganze Haltearbeit alleine leisten. Packt das die noch unterentwickelte Lippenmuskulatur nicht allein, bricht der ganze Ansatz in sich zusammen, die Luft entweicht unkontrolliert und es kommt eben gar kein Ton mehr zustande - zumindest nicht der gewollte. Das ist aber völlig normal. Jeder Bläser hat ohne Mundstück einen kleineren Tonumfang als mit Mundstück. Und wenn der Tonumfang mit Mundstück bzw. Instrument noch sehr beschränkt ist, kommt auf den Lippen allein eben (noch) gar kein brauchbarer Ton heraus.

Durch konsequentes Üben auf dem Instrument und/oder Mundstück baut sich die Lippenmuskulatur auf und über einen längeren Zeitraum (eher in Monaten bis Jahren denken) bildet sich ein gewisser Tonumfang, der es irgendwann auch erlaubt, einfache Liedchen nur auf den Lippen mitzubuzzen. Erst dann ist es meiner Meinung nach sinnvoll, Lippenbuzzing ins Übeprogramm mit einzubauen, da erst jetzt eine ausreichende Stabilität der Lippenmuskulatur in den Mundwinkeln erreicht wird. Wenn man es dann aber konsequent macht, dann hat man eine sehr effektive Übemethode zum weiteren Muskelaufbau der Lippen, der sich auch in einem größeren Tonumfang auf dem Instrument niederschlagen wird.

Es ist übrigens dieser Stabilität gebenden Eigenschaft des Mundstückrands zu verdanken, dass gerade Anfänger dazu neigen, das Mundstück zu stark anzupressen. Das kompensiert zwar sehr "effektiv" die vorhandene Schwäche des Ansatzes, bewirkt aber auch ein schädliches Abdrücken der Lippenmuskulatur und schränkt die Beweglichkeit bzw. den Tonumfang ein. Deshalb spricht die Bläserwelt auch immer vom "druckschwachen Ansatz" als erstrebenswertes Ziel, bei dem das Mundstück gerade nur so weit an den Mund geführt wird, dass ein klarer Posaunenton entsteht. Es heißt ja schließlich "Ansatz" und nicht "Anpress". ;)

Wenn ich es mir genau überlege, ist der druckschwache Ansatz mit Mundstück eigentlich die Vorstufe zum "auf den Lippen buzzen". Erst wer den druckschwachen Ansatz einigermaßen beherrscht, wird auch ganz ohne Mundstück auf den Lippen allein gut klarkommen. Es gibt Ansatztrainer, die zwischen Instrument und Mundstück installiert werden und bei zu hohem Druck auf eine einstellbare Feder die Luft seitlich entweichen lassen. Ein zu hoher Ansatzdruck wird also bestraft. Durch die Verstellbarkeit der Feder kann man den Weg zum druckschwachen Ansatz auf dem Instrument wohl recht gut in kleinen Schritten bewerkstelligen. Die preisgünstige Alternative ist, das Mundstück beim auf dem Mundstück spielen locker auf den flachen Handrücken legen - bei zu hohem Druck schiebt man das Mundstück weg (aufpassen, dass das Mundstück nicht herunter fällt).

Und wenn wir schon bei Ansatztrainern sind, es gibt natürlich auch solche wie den P.E.T.E oder den U-Trainer, die direkt für den Muskelaufbau der Lippenmuskulatur ganz ohne Mundstück oder Instrument entwickelt wurden. Zu meiner Zeit als fortgeschrittener Anfänger hat man stattdessen eben einen Bleistift oder Teelöffel hergenommen und zwischen den Lippen horizontal gehalten. Ich empfehle solche Werkzeuge zum gezielten Muslelaufbau aber ausdrücklich keinem blutigen Anfänger. Man benötigt schon eine gewisse Grundstärke in der Lippenmuskulatur, bevor man mit so etwas beginnt.

Viele Grüße
Marco
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben