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[REVIEW] P&H - Violin Bow Carbon Fiber 4/4 - Der Geigenbogen, bei dem man die Haare selbst wechseln kann
Vorgeschichte
Ich hatte im Dezember 2021 diese Bögen durch Zufall bei Thomann entdeckt und schon mal hier davon berichtet:Thema 'Bögen mit dem "easy home rehairing system" ermöglichen es die Bogenhaare selbst zu erneuern'
Mein Fazit damals war: Mir persönlich gefällt es sehr gut, wenn man nicht nur Saiten, sondern auch Bogenhaare selbst wechseln kann. Insofern finde ich dieses System sehr interessant und fortschrittlich und werde es ausprobieren sobald bei mir der Kauf eines neuen Bogens ansteht.
Hintergrund
Beim Thema "Bogenhaare wechseln" habe ich bisher keinerlei eigene Erfahrungen gemacht. Ja, es ist tatsächlich so, ich selbst habe meine Bogenhaare noch nie wechseln müssen da ich von meinem Opa einige Bögen geerbt hatte und auch nicht ganz so heftig Gas gebe beim Streichen. Ich weiß aber von ihm, dass das schon in den 80ern nicht ganz billig war und sich wohl nur für teure Bögen gelohnt hat.@robbert hat hier mal einen Preis genannt, der mir noch relativ günstig erschien:
@fiddle hatte hier mal vor einigen Jahren in einem Bericht gezeigt wie aufwändig das ist: Bogen beziehen - so wird's gemacht. Ein Spezialist kostet eben Geld und der Prozess ist wirklich aufwändig!
Meine Internetrecherche ergab teilweise ähnlich günstige Preise - so kostet z.B. hier der Neubezug eines Bogens tatsächlich nur 59€ zzgl. Mehrwertsteuer und es gibt sogar Staffelpreise!
Das Thema reizt mich immer mehr
Ich hatte dann den Bogen und die Ersatzhaare in meiner Wunschliste und merkte letztes Jahr, dass die Preise immer höher wurden. Als ich den Beitrag damals schrieb kostet der Bogen noch 149€. Jetzt lag er schon bei 179€, Tendenz steigend. Außerdem war der Bogen auch nicht immer verfügbar. Da stand immer häufiger "Produkt ist ausverkauft". So war es auch am 28. Februar, als ich eine Bestellung bei Thomann aufgab.Überraschung
Als ich am 1. März dann schaute wie weit meine Sendung denn schon ist, sah ich in meinem Wunschzettel unter Bogen und Bogenhaare dann das grüne "verfügbar"! Ich war irgendwie aufgeregt und merkte: Jetzt ist es Zeit! Da es bei uns zu der Zeit finanziell auch etwas besser stand, besprach ich das Thema mit meiner Frau. Ich sagte ihr, dass ich einfach mal wissen will wie sich ein Bogen mit neuen Bogenhaare anfühlt!Die Bestellung
Sie verstand mich absolut und so bestellte ich schließlich am 1. März 2023 den Bogen und die Ersatzhaare bei Thomann: Zu dem Zeitpunkt schlug er schon mit 184€ zu Buche:P&H Violin Bow Carbon Fiber 4/4 BK
P&H Bow Hair for Carbon Violin Bow
Unboxing
Am 3. März kamen tatsächlich beide Bestellungen gleichzeitig bei mir an.Ich packte erst das andere Packet aus, da ich daraus etwas dringend brauchte, aber am 5. März hatte ich die Zeit das große Paket zu öffnen und seinen Inhalt zu begutachten:
Der erste Eindruck
Die Verpackung des Bogens war wirklich sehr schlicht: Er kam in einer dünnen Plastikfolie und auch die Ersatzhaare waren nur in einer dünnen Tüte.Der Bogen war soweit sauber verarbeitet. Natürlich war bei ihm der Übergang vom Bogen zur Spitze nicht so schlank und filigran wie bei meinen Holzbögen, aber ansonsten war kein riesiger Unterschied zu sehen.
Der Frosch war etwas scharfkantiger als bei meinen Holzbögen. Das störte mich aber nicht sonderlich und war in Bogenhaltung nicht zu spüren.
Die Haare waren sauber und gleichmäßig und nahmen das Kolophonium gut an. Natürlich bedurfte es da erstmal einer langen und intensiven Behandlung bis genügend Kolophonium auf den Haaren war und sie gut griffen, aber das ist ja bei jedem neuen, gereinigten, oder frisch bezogenen Bogen so.
Längen-, Gewichtsvergleich und Balanceakt
Wie gesagt, ich kam gut mit dem Bogen zurecht. Trotzdem wollte ich ihn mit meinen anderen Bögen vergleichen, also holte ich sie alle her und legte sie nebeneinander. Er war tatsächlich der kürzeste von ihnen, aber trotzdem lang genug für mich.Dann wog ich alle Bögen mit meiner Kaffeewaage. Er war in ähnlicher Range, aber etwas schwerer als die anderen.
Um die Balance der Bögen vergleichen zu können legte ich sie nebeneinander auf eine auf der Seite liegende Tasse um vergleichen zu können wie die Gewichtsverteilung der Bögen ist. Auf die Art sah ich, dass er tatsächlich der "kopflastigste" der Bögen war.
Trotzdem kam ich sehr gut mit ihm zurecht und auch Spiccato und Staccato konnte ich einwandfrei mit ihm spielen.
Bogenhaare wechseln
Auch wenn die Haare ganz neu waren, wollte ich mir das "easy rehairing system" mal genauer ansehen. Also rief ich dieses Video hier auf und schaute mir die Schritte genau an um sie bei mir nachvollziehen zu können.:View: https://youtu.be/GHU4X9n8Nos
Als erstes schraubte ich die Spannschraube komplett raus, nahm den Frosch aus der Bogennut und führte die Schraubenspitze in das Loch des Deckblechs im Frosch ein. Mit sanftem Druck schob ich es raus und sah die darunter fixierte Haar-End-Klammer im Frosch sitzen. Ich hob sie nur ganz leicht an und positionierte sie dann wieder dort.
Dann legte ich die Haare wieder in die Vertiefung und schob dann vorsichtig das Abdeckblech wieder drüber. An der Stelle musste man sorgfältig arbeiten um die Haare schön parallel und in voller Breite zu positionieren.
Dann schaute ich mir die Befestigung der Haare in der Bogenspitze genauer an.
Man musste die Haare etwas anheben, dann sah man das Loch der Klemme, in welches man dann wiederum die Spitze der Spannschraube einschieben konnte um mit ihr dann per Drehbewegung die Klemme zu öffnen um die Haare mit Endklammer zu entnehmen. Das ging sogar noch einfacher als am Frosch und ich war guter Dinge das dann im Ernstfall problemlos zu bewerkstelligen.
Mir reichte was ich gesehen hatte, also schloss ich die Klemme wieder, ordnete die Haare und setzte den Froch wieder in die Nut. Dann schob ich die Spannschraube in das Loch am Bogenende und schraubte sie in das Gewinde des Frosches.
Im Einsatz
Ich spielte ihn dann bei mehreren Einsätzen auf der Bühne und auch Outdoor bei zwei Beerdigungen, bei denen er deutlich weniger "wetterfühlig" mit seiner Spannung reagierte. Das gefiel mir sehr gut, da er bei der zweiten auch ein paar Regentropfen abbekam die ihm überhaupt nichts ausmachten.Alles in allem ist er mittlerweile mein Lieblingsbogen. Er spielt sich gut, ist schnurgerade und hat natürlich den besten Gripp von allen. Kein Wunder, er hat ja auch die neuesten und griffigsten Bogenhaare.
P&H hat nicht nur Geigenbögen. Schaut euch einfach mal auf der Internetseite von P&H um. Im aktuellen Sortiment von Thomann gibt es einige Carbon- und Fiberglas-Bögen. Aber schaut einfach mal selbst: klick
Soundprobe
Natürlich habe ich auch schon ein paar Soundproben mit ihm aufgenommen, würde euch dazu jedoch gerne in mein letztes Review leiten. Alle dort geposteten Aufnahmen hatte ich mit diesem Bogen gemacht. Gerade bei den Oktavsaiten war ich sehr froh über seinen Gripp. Sie ließen sich mit ihm am besten streichen!'[REVIEW] Daddario - H350 4/4M Helicore Octave Violin - Oktavsaiten machen aus meiner Geige ein "Cello" (ohne die tiefste Saite)'
Fazit
Der Bogen ist zwar etwas schwerer und etwas kopflastiger, spielt sich für mich aber wirklich gut und ist nun schon eine ganze Weile bei mir im Einsatz. Die Bogenhaare greifen super und ich kann mit ihm auch mit langsamerer Bewegung einen sauberen Ton erzeugen. Für Anfänger und Fortgeschrittene ist er eine gute Wahl und Alternative zum Holzbogen. Ein Profi, der Martelée, Spiccato und Staccato in hohem Tempo spielt, kommt es sicherlich auf einen Versuch an, ob das Bogengleichgewicht und die Springfähigkeit zum gewohnten Spielstil passen.Das Wechseln der Bogenhaare ist relativ einfach und sollte mit etwas Geschick problemlos möglich sein.
Es ist ein wirklich guter Bogen mit leicht wechselbaren Haaren!
Ich hoffe euch hat der Bericht gefallen! Vielen Dank für Euer Interesse! Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr sie mir gerne hier im Thread stellen. Ich antworte gerne!
Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Seid gesegnet und bis bald! Euer GeiGit
...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
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