Röhrenverschleiß bei Fender Hot Rod Deluxe III

  • Ersteller Jerry String
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Dazu noch aus meinem Kabinett der Röhrenscheußlichkeiten und -kuriositäten:

Eine EL81-Endröhre. Die war als sogenannte Längsregelröhre zur Spannungsstabilisierung in einem Netzteil eines Marconi-Meßsenders verbaut. Ein Bauelementefehler ließ das Anodenblech punktuell zum Glühen bringen; derart, dass der äußere Luftdruck das erweichte Glas an dieser Stelle in die Röhre hineinsog. Selbstredend zog die Röhre Luft, das Gettermetall rechts wurde ein weißes Pulver:

IMG_20230513_164227.jpg



Und hier eine 6V6, dessen Glasmantel tatsächlich oberhalb des Sockels einfach rundum durchgeplatzt ist:

IMG_20230513_164347.jpg
 
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sehr gute antwort, danke

röhrenaustausch und einmessung kostet ... das ist nicht ohne ... die höhen und bässe ... schwer zu sagen, ob es sich lohnt...

Im Prinzip stimmt das schon; unzweifelhaft. Oder mal ganz allgemein formuliert: So ein Amp wird im Tone durchaus wieder "frischer", "lebendiger", "knackiger".

Aber wie ich auch am Schluß in meinem Review zum Gibson GA77-RVT schrieb (ok, der hat dazu auch noch Exoten als Vorröhren drin), sollte man sich das angesichts der heutigen Preise wirklich überlegen. So ein Klanggewinn ist derzeit verdammt teuer zu bezahlen. Das kann nur jeder mit sich selbst abmachen, ob man denn das wirklich möchte. Ich wage mir noch gar nicht das Gesicht des nächsten Kunden vorzustellen, der mir einen Mesa Boogie anschleppt zwecks Wartung und Wiederinbetriebnahme nach 10 Jahren Keller und möglicherweise braucht der dann auch noch neue Röhren. :gruebel:
 
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Hätte ich auch nochmal eine Frage.
Mein Amptech hat meine Röhren von meinen Röhrenamps getestet.Von 64%bis 81% alles dabei.Gibt es Erfahrungen ab wieviel % es kritisch wird?
 
Hi!
... röhrenaustausch und einmessung kostet hier in frankfurt 280€ für den hot rod deluxe III, das ist nicht ohne ...
Ja, das ist durchaus "nicht ohne" :unsure:
Allerdings bietet der Hotrod-Deluxe sowohl Messpunkte, als auch ein Poti für die Bias-Einstellung.
Man kann die Endstufenröhren also, mit etwas Geduld + Vorsicht, durchaus auch selber tauschen.

Hier gibt es ein sehr hilfreiches und "unaufgeregtes" Video dazu:


View: https://youtu.be/InaoGxuQQUs

cheers - 68.
 
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röhrenaustausch und einmessung kostet hier in frankfurt 280€ für den hot rod deluxe III, das ist nicht ohne
Nur für die Endröhren oder der ganze Satz?
Für Endröhren allein finde ich das etwas happig, selbst wenn man 5881WXTs verbaut und den Bias einstellt sollte das für unter 200€ zu machen sein. 5881 wären im übrigen meine generelle Empfehlung für Kombos, durch das kürzere System und die verstärkte Aufhängung halten die länger als konventionelle 6L6…und die 5W weniger Nominalleistung merkt man normalerweise auch nicht außer man spielt permanent volle Kante…
 
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... meine Röhren von meinen Röhrenamps getestet.Von 64%bis 81% alles dabei.Gibt es Erfahrungen ab wieviel % es kritisch wird?

Vermutlich spricht er von Endröhren? Was Erfahrungswerte ("Gehör") angeht, ist es schwierig, weil subjektiv. Objektiv hilft ein Blick auf die Röhrenprüfgeräte im Allgemeinen und im Speziellen hier ein Blick auf die Skala oder die Skalen der Meßinstrumente die den Zustand der Röhren anzeigen.

Zumindest aus meiner Erfahrung heraus: Egal, ob nur relativ schaltungsgünstiges "Schätzeisen" (also sogenannter Röhrenleistungsmesser) über diverse Neuberger oder Funke oder bis zum hochaufwändiger Röhrenmeßtisch: Die meisten Skalen sind in Etwa gedrittelt. Ihre Einteilung geht von "Unbrauchbar" über "Fraglich" bis "Brauchbar" im letzten Drittel. Siehe spaßenshalber stellvertretend diesen Schnappschuss:

IMG_20230201_131718.jpg


Zu sehen ist mein uraltes Grundig-Schätzeisen, auf dem ich eine 6L6GC überprüfe. Man beachte die Skala und deren Einteilung. So ab 72% wurden die meisten der Endröhren als "Brauchbar" eingestuft (grün). Ab weniger als 30% "Leistungsfähigkeit" waren die Röhren unbrauchbar (rot). Der gelbe Bereich "fraglich" liegt dazwischen.

Nun waren nicht alle diese Skalen so farbig unterteilt, ihre Bereiche jedoch liegen sehr ähnlich.

Diese Einteilung auf solchen Geräten wurde seinerzeit empirisch ermittelt, indem man dutzende Röhren gleichen Typs ausgemessen hat. Mit aufwändigeren RPGs kann man nun speziell die Emissionsfähigkeit ausmessen, ja. Im Prinzip aber muss eine Röhre "liefern" und hinreichende Aussagen lassen sich auch mit einem Schätzeisen gut treffen.

Bei Endröhren passt das recht gut. Bringt so ein Endrohr in einem Amp keine Leistung mehr, was man nun im Amp selbst sehr gut über die Betriebsdaten messen kann dann liefert sie auch auf einem RPG dementsprechend nur noch ein "fraglich". Physik bleibt schlicht und einfach Physik.

Bei Vorröhren hingegen nützt meiner Erfahrung nach so eine Einteilung fraglich-brauchbar-gut wenig. Das habe ich insbesondere gemerkt, als ich die Exoten des bereits erwähnten Gibsons ausgemessen habe. Die lieferten einfach nicht und ich machte mich bei, mangels RPG für diese Exoten die Dinger mal Step by Step anhand ihrer Datenblätter auszumessen:

IMG_20230201_131219.jpg


Die Probieranordnung sieht vorsintflutlich aus, erfüllt aber vollkommen ihren Zweck, nämlich zu messen, was die einzelnen Trioden an Anodenströmen zu liefern haben bzw. liefern. Sehr aufschlußreich: auch wenn die Röhren nur noch zwischen 65% und bis zu 91% ihrer Anodensollströme liefern, so bringt das alles nichts, weil das Produkt (!) aller zu liefernden Spannungsverstärkungen über alle Vorstufen nicht mehr da war.

Während Endröhren hier nicht ganz so kritisch sind, da sie "nur" Leistungsverstärkung machen, kann bei Vorröhren schon eine relativ geringe %-Abweichung des Sollstromes nach unten vergleichsweise verheerende Folgen hinsichtlich der Spannungsverstärkung haben - aufgrund der Multiplikation der Verstärkungsfaktoren in den einzelnen Vorstufen.

BTW: Inzwischen habe ich ein eigens für solche Messungen entwickeltes RPG nur für Gitarrenamp-Vor- und Endröhren einschließlich solcher Exoten als Schaltungs- und Geräteentwurf in der Schublade. Ich suche nur noch passende Meßinstrumente, um mir die Umschalterei und Vielfachmesser zu ersparen, dann möchte ich mir das Dingens aufbauen. Das erspart mir dann die Strippen und Gefahr der Selbsterregung (die allerdings nur bei EL84 beorzugt auftreten kann - nicht muss) und ein bequemes Messen ist gewährleistet.
 
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BTW: Inzwischen habe ich ein eigens für solche Messungen entwickeltes RPG nur für Gitarrenamp-Vor- und Endröhren einschließlich solcher Exoten als Schaltungs- und Geräteentwurf in der Schublade. Ich suche nur noch passende Meßinstrumente, um mir die Umschalterei und Vielfachmesser zu ersparen, dann möchte ich mir das Dingens aufbauen. [...]

Schon mal an sowas hier gedacht?
http://www.roehrentest.de/

Hab mir vor ca. 10 Jahren eins gebaut. Ist ein bisschen Arbeit, aber hatte sich aus meiner Sicht gelohnt.

(sorry für OT)
 
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@Stratspieler ,

Toll,Du bist ein Ass
Sehr wissenswert:great:
 
Schon mal an sowas hier gedacht?

Ja, kenne ich. Es gibt inzwischen diverse solcher Bausätze zu kaufen; verdammt feine Sache! :great:

...Sehr wissenswert:great:

Danke! Was übrigens die Schwingneigung der Endröhren angeht, so gibt es sone und solche. Hier mal noch fix ein Schnappschuss zum Größenvergleich:

IMG_20230515_094155.jpg


Es handelt sich bei den Röhren überwiegend um Endröhren, die eine (damals gebräuchlicher Begriff) "Sprechleistung" von etwa 4 ... 5 Watt auf die damaligen Papptröten in den Radios bringen sollten. Ich unterscheide jetzt mal bewusst nicht, ob es sich um eine klassische Endpenthode oder um eine Beam-Power-Tetrode handelt, es geht ja nur um die Größenverhältnisse.

Von links nach rechts sieht man eine bis etwa 1935/36 gebräuchliche Telefunken-RES964, die dann von der typischen AL4 abgelöst wurde. Später kamen dann die 6L6 (hier eine alte 6L6GB/GC von RSD), dann die 6V6 und zum Schluß unsere EL84. Eine EL34 habe ich grad keine zur Hand, bauhöhenmäßig liegt sie zwischen der AL4 und der 6L6, je nach Hersteller.

Schwingfreudig in allen Röhrenprüfgeräten waren die Riesendinger mit ihren verhältnismäßig großen, inneren Systemaufbauten; insbesondere auch die sehr steilen Vertreterinnen ihrer Art, nämlich die EL11 und ECL11:

IMG_20230515_093537.jpg


Bei diesen Röhren war hinsichtlich des Gettermetalles übrigens wenig zu sehen, da diese Gurken innen mit einem Graphitbelag ausgekleidet waren, den man gut erkennen kann. Einen Luftzieher erkannte man nur zu gut am "Feuerwerk" in der Röhre. Die Quetschfußtechnik (der Quetschfuß liegt im Mittelstift des Sockels, außer bei der AL4 mit ihrem Außenkontaktsockel ohne Mittelstift) war zwar relativ sicher, aber eben nur relativ. Mit den Jahrzehnten ihres Daseins hat es eben Luft in den Dingern. Die hier gezeigten Röhren (außer die EL84 links) sind alle diesbezüglich hinüber.

Die vergleichsweise kleine EL84 ist auch schwingfreudig. Abhilfe: Ferritperlen in den simplen Leistungsprüfern an die Zuleitungen zu den Fassungen.

Noch kurz: Wißt ihr, warum übrigens die E-Röhren 6,3 Volt Heizspannung haben? Ganz einfach: Als die ersten Autoradios aufkamen, so Mitte der 30er Jahre, da sahen die Entwickler schlicht und einfach die Heizspannungen aus den Autobatterien mit etwas über 6 Volt vor. Mit irgendwas mussten die Röhren ja schließlich geheizt werden. :)
 
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