... meine Röhren von meinen Röhrenamps getestet.Von 64%bis 81% alles dabei.Gibt es Erfahrungen ab wieviel % es kritisch wird?
Vermutlich spricht er von Endröhren? Was Erfahrungswerte ("Gehör") angeht, ist es schwierig, weil subjektiv. Objektiv hilft ein Blick auf die Röhrenprüfgeräte im Allgemeinen und im Speziellen hier ein Blick auf die Skala oder die Skalen der Meßinstrumente die den Zustand der Röhren anzeigen.
Zumindest aus meiner Erfahrung heraus: Egal, ob nur relativ schaltungsgünstiges "Schätzeisen" (also sogenannter Röhrenleistungsmesser) über diverse Neuberger oder Funke oder bis zum hochaufwändiger Röhrenmeßtisch: Die meisten Skalen sind in Etwa gedrittelt. Ihre Einteilung geht von "Unbrauchbar" über "Fraglich" bis "Brauchbar" im letzten Drittel. Siehe spaßenshalber stellvertretend diesen Schnappschuss:
Zu sehen ist mein uraltes Grundig-Schätzeisen, auf dem ich eine 6L6GC überprüfe. Man beachte die Skala und deren Einteilung. So ab 72% wurden die meisten der Endröhren als "Brauchbar" eingestuft (grün). Ab weniger als 30% "Leistungsfähigkeit" waren die Röhren unbrauchbar (rot). Der gelbe Bereich "fraglich" liegt dazwischen.
Nun waren nicht alle diese Skalen so farbig unterteilt, ihre Bereiche jedoch liegen sehr ähnlich.
Diese Einteilung auf solchen Geräten wurde seinerzeit empirisch ermittelt, indem man dutzende Röhren gleichen Typs ausgemessen hat. Mit aufwändigeren RPGs kann man nun speziell die Emissionsfähigkeit ausmessen, ja. Im Prinzip aber muss eine Röhre "liefern" und hinreichende Aussagen lassen sich auch mit einem Schätzeisen gut treffen.
Bei
Endröhren passt das recht gut. Bringt so ein Endrohr in einem Amp keine Leistung mehr, was man nun im Amp selbst sehr gut über die Betriebsdaten messen kann dann liefert sie auch auf einem RPG dementsprechend nur noch ein "fraglich". Physik bleibt schlicht und einfach Physik.
Bei
Vorröhren hingegen nützt meiner Erfahrung nach so eine Einteilung fraglich-brauchbar-gut wenig. Das habe ich insbesondere gemerkt, als ich die Exoten des bereits erwähnten Gibsons ausgemessen habe. Die lieferten einfach nicht und ich machte mich bei, mangels RPG für diese Exoten die Dinger mal Step by Step anhand ihrer Datenblätter auszumessen:
Die Probieranordnung sieht vorsintflutlich aus, erfüllt aber vollkommen ihren Zweck, nämlich zu messen, was die einzelnen Trioden an Anodenströmen zu liefern haben bzw. liefern. Sehr aufschlußreich: auch wenn die Röhren nur noch zwischen 65% und bis zu 91% ihrer Anodensollströme liefern, so bringt das alles nichts, weil
das Produkt (!) aller zu liefernden Spannungsverstärkungen über alle Vorstufen nicht mehr da war.
Während Endröhren hier nicht ganz so kritisch sind, da sie "nur" Leistungsverstärkung machen, kann bei Vorröhren schon eine relativ geringe %-Abweichung des Sollstromes nach unten vergleichsweise verheerende Folgen hinsichtlich der Spannungsverstärkung haben - aufgrund der Multiplikation der Verstärkungsfaktoren in den einzelnen Vorstufen.
BTW: Inzwischen habe ich ein eigens für solche Messungen entwickeltes RPG nur für Gitarrenamp-Vor- und Endröhren einschließlich solcher Exoten als Schaltungs- und Geräteentwurf in der Schublade. Ich suche nur noch passende Meßinstrumente, um mir die Umschalterei und Vielfachmesser zu ersparen, dann möchte ich mir das Dingens aufbauen. Das erspart mir dann die Strippen und Gefahr der Selbsterregung (die allerdings nur bei EL84 beorzugt auftreten kann - nicht muss) und ein bequemes Messen ist gewährleistet.