Marshall JCM 800, altes vs. neues Modell ? Entscheidungshilfe !

  • Ersteller blue element
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Ich werf jetzt auch noch in den Raum dass es die 2203 bzw 2204 Schaltung auch schon gab bevor das zum JCM800 wurde und zwar schon als da noch JMP auf dem Schildchen stand.
Und wie bereits mehrfach angemerkt wurde, gibt es, selbst wenn man es auf die Schaltungsreihe des 2203/2204 begrenzt, etliche Unterschiede, nicht nur im Trafo (Drake oder Dagnall, teilweise doch erhebliche Schwankungen zwischen den hergestellten Losen) und der damit erzeugten B+ (die geht von 380V - 480V), über unterschiedliche verwendete Chokes (von 3H-10H), kaskadierter bzw unkaskadierter Vorstufe, bis zu in Feinheiten der (Be)Schaltung wie die Voltage Dropper zwischen den einzelnen B+ Nodes, ToneStack Slope Resistors, oder der V1 Rk/Ck Kombi. Manchmal wurden auch V1 bzw V3 Snubber C verbaut und die ersten (noch JMP) 800er hatten Hot Shielding am V1 Input (Schirm der geschirmten Zuleitung liegt nicht auf Masse sondern auf Anodenspannung). Anbei mal zwei Beispiele dieser frühen 2204 und dann ein aktuellerer von 88.
Mein Favorit in der 800er Historie die hier bei mir je durchkam ist ein 81er 2204 mit nur 380V B+, 220uF Ck an V1b, 56k Slope, 50k Mid Poti, auf fast 180k gedrifteten Anoden R und 10k Dropper zu V1. Der klingt aber sehr brown und ist absolut nicht der Rockhammer / die Abrißbirne den man sich normalerweise von einem 220x erwartet. Auch wenn der 2204 eh der gemäßigtere ist, je nach Schaltung zieht der einem schon ganz schön den Zahn...

Tante Edit:
Das kommt davon wenn man eine Beitrag über 4h schreibt weil man dazwischen immer abgelenkt wurde und es da Beoträge hagelt...deswegen die erste Zeile eliminiert weil das wurde ja schon erwähnt.
 

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Mein Favorit in der 800er Historie die hier bei mir je durchkam ist ein 81er 2204 mit nur 380V B+, 220uF Ck an V1b, 56k Slope, 50k Mid Poti, auf fast 180k gedrifteten Anoden R und 10k Dropper zu V1. Der klingt aber sehr brown und ist absolut nicht der Rockhammer / die Abrißbirne den man sich normalerweise von einem 220x erwartet.
Super fundierte Infos. Wenn ich als überzeugter Bastler noch mal Bock auf JCM Sound bekommen sollte würd ich mir nen 18 Watt Kit bei TubeTown ordern und dort entsprechend experimentieren ;)
 
Hallo liebe Gemeinde !
Da sind ja inzwischen wieder ein paar interessante Informationen aufgetaucht. Und ja, ihr seid Schuld, dass mich der Gedanke an den Linnemann auch nicht mehr ganz los läßt ;) ( Verdammt wieder ein paar schlaflose Nächte:ROFLMAO: )
Ich halte euch am Laufenden (y)
 
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Habe persönlich gute Erfahrungen mit Peter Linnemann, er baute mir schon 3 Amps…
er wäre meine erste Wahl, wenn es nochmal was in Richtung „klassischer“ Marshall- Sound sein soll !

Der Vorteil: alles point to point verdrahtet, daher extrem wartungs- und tuningfreundlich, und wenn es klanglich aus deiner Sicht nicht gleich zu 100% passt, dann kennt er die passenden Stellschrauben und optimiert es so lange, bis es dir passt….
zudem wird die hiesige Wirtschaft unterstützt.
Und trotzdem immer noch günstiger als ein neuer JCM 800 !

Bei EBK sind gebrauchte Linnemanns seit letztem Jahr gefühlt rarer geworden…
 
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Hallo zusammen.
Ich habe das mal ausgegraben, da ich es für sinnvoller halte, einen bestehenden Thread fortzuführen, anstatt zu jedem Thema redundant 5 neue anzusetzen.

Gestern konnte ich 3 JCM 800 Modelle vergleichen. Zwei 80er 2204 und einen nagelneuen 2203x.
Es standen bereit:
2204 am ehesten aus 1981, vertikale Inputs
Röhren: TAD Preamp, EL34
2204 aus 1985, Horizontale Inputs
Röhren: AEG Preamp, RFT Endstufe, wahrscheinlich originale Erstausrüstung
2203x aus 2024
Röhren: JJ Preamp, glaub auch Endstufe
Testweise: Tungsol, Tungsram

Boxen:
Marshall 1960 A mit Pulsonics G12M 75hz (DIE Greenbacks mit 1221 Code)
Marshall 1960 B mit alten G12-65
Diezel FL mit G12-65 Heritage
Mezzabarba „B“ mit 55Hz Blackbacks

Ergebnis:
Amp 1: viel schrille Höhen, diese irgendwie weder angenehm noch gefühlt nützlich. Dafür recht viel wummerigen Baasbereich, aber es fehlte irgendwie die Toninformation in den wichtigen Mitten. Ein Schreihals, dessen Mastervolumen zwischen Aus und Laut zu unterscheiden weiss. Von allen der Amp mit dem geringsten Gainpegel. Insgesamt Ballerlaut. Vielleicht wäre es gut zu wissen, welchen Wert die Gegenkopplung hat…
Es handelte sich um den Amp eines Bandkollegen, der diesen an einer 1960A mit G12T-75 spielt. Im Kontext hört man ihn irgendwie immer, aber schön klingt es in meinen Ohren nicht. Am ehesten noch mit den Pulsonics. Auch die alten G12-65 bremsen die schrillen Höhen und stopfen das Mittenloch etwas. Hier zeigt sich auch vielleicht der Grund für das Voicing des -soweit bekannt unverbastelten Amps. Anfang der 80er gab es die G12-65 er häufiger, ggfs. wurde der Amp hier auf diese Speaker angepasst. Aber das ist blanke Theorie. In Summe kein Amp für mich.

Amp 2:
Deutlich ausgewogener, mehr Mitten, weniger Kreisch. Dafür mehr „Roarr“ im Ton. Passte gut zu den Blackbacks. Irgendwie eine gute Balance zwischen Ton und Fleisch, Kompression und Ortbarkeit. Etwas mehr Gain, aber Mastervolumen im Verhalten ähnlich. Man muss schon sagen: deutlich musikalischer. Hier arbeiten die schon recht alten RFT EL34 sicher mit. Meines Wissens nach sehr stabile, haltbare Röhren, mit scheinbar ausgewogenem Klangbild. Die Rolle der AEG Preampröhren und der Schaltung kann ich natürlich nicht beiseite schieben. Am Ende weiß man nicht, wie der eine 2204 mit den Röhren des anderen klingen würde. Mehr dazu bei

Amp 3:
Auspacken, anschließen, einschalten. Da ist ein Mastervolumen. Gaaanz vorsichtig hochdrehen… oh. Es gibt sowas wie einen Regelweg. Gut. Zimmerlautstärke; ja irgendwie kein Problem. Der Gainregler: genau so. Von 0-7 zunehmende Verzerrung. Ab 8 kommt nochmal eine gehörige Portion „untenrum“ dazu. Dafür wird es im Mittenbild etwas verstopfter. Etwas Mitten und Bass raus, Höhen rein. Spätestens hier will man die Gitarre nicht mehr aus der Hand legen. Das Klangbild nochmal ausgewogener als bei Amp 2. Irgendwie klingt es gewohnt, bekannt. So ein „Instant Rocksound“. Auch hier ist das Mitten- und Hochmitten-/Höhenbild aggressiv, springt einen an. Aber nicht so unmusikalisch wie bei Amp 1, und mit noch mehr Verzerrung als bei Amp 2. Dazu deutlich besser zu regeln.
Auffälligkeiten: Dreht man den Mittenregler zurück, hat man das Gefühl, als würde der Amp leiser und bekommt gefühlt an ein paar Stellen mehr Gain, mehr Kompression.
Zudem bestätigt sich, was ein YouTuber über den Amp sagte: die neuen Trafos erzeugen ein hochfrequentes Störgeräusch. Man muss aber sagen, dass man es im Standby nicht hört, und im Spielbetrieb ist es schlicht weg nicht zu hören, selbst, wenn man die Gitarre leise dreht und nicht direkt am Amp steht.
Es ist lange her, dass ich einen alten JMP 2203 von 1978 mein eigen nannte, aber ich erinnere mich an die „Probleme“, die ich mit dem Amp hatte. Master kaum sinnvoll einsetzbar, auch teils schrille Höhen, „Zuwenig“ Gain ohne Booster. All diese Baustellen hat der 2203x beseitigt. Zudem einen FX Weg. Hier muss man aber sagen: Achtung: Pegel. Habe einen VH4- Preamp in den Return gesteckt. Das war schlichtweg nicht zu gebrauchen, weil Baller-laut. Scheinbar ist dieser FX Weg im Signalweg so verbaut, dass der Master vorne keinen Effekt auf den Pegel hat. Die Dämpfung (-10 dB bzw. +4dB, schaltbar) ist sicher sinnvoll. Ich habe auch keine weiteren Effekte getestet. Aber das könnte Probleme geben. Vielleicht hat da jemand andere Erfahrungen oder kann mir das näher erläutern? Dasselbe Problem habe ich übrigens bei meinem Friedman Twin Sister …

Am Ende haben wir überlegt: wenn neue Technik mit alten Röhren zusammen kommt, was passiert da wohl….und haben einfach mal eine Reihe Tungsram NOS in die Vorstufe gesteckt. Die damalige Werksbestückung. Bäm! Was für ein Mittenbild!!! Unfassbar gut, musikalisch, durchsetzungsfähig, straff, aber auch fleischig/fütternd, wo man es will. Leider sind diese Kolben nahezu nicht mehr zu bekommen. Also die Nachfolger Tung Sol rein. Irgendwie steif, platt, in vielen Punkten das Gegenteil. Mit den JJs war es dann wieder ok. Nicht so geil wie mit den Tungsram. Aber ok. Was mir an dem Amp so gar nicht gefällt, ist das Tolex. Es sieht aus, als hätte man es mit schwarzer Schuhcreme glänzend gerieben. Es ist aber einfach so Hochglanz. Aber das war’s.

Fazit des Abends:
Man kann Vintage-Amps spielen, wenn man es unbedingt will
Man muss es aber nicht, wenn man einen authentischen Marshallsound haben will
Der 2203x kam meiner Vorstellung eines Marshallsounds am nächsten
Neue Technik und NOS Röhren sind der shit ;)
Einen sehr wesentlichen Anteil am „Marshallsound“ haben schlichtweg die Marshallboxen. Wundert einen an sich nicht, aber das haben wir auch deutlich gehört, da selbst ein VH4 über die Blackbacks sehr Marshall-ähnlich klingt.

So. Falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, möge er berichten. Oder auch einfach so..
 
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Wenn schon dann kaufe einen 2203 aus den späten 70ern oder frühen 80ern.
Das Teil wird nicht an Wert verlieren m.A. nach klingen die Reissues nicht so gut wie die Originale. Und noch etwas: alte 50 und 100 Watt Marshall kommen erst bei entsprechender Lautstärke im Bandkontext zur Geltung und sind nichts für zuhause. Generell hören sie sich alleine gespielt nicht so gut an. Und Highgain liefern die ohne Modifikation auch nicht.
 
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Ich werde mich jetzt vllt unbeliebt machen: als Besitzer eines 83er 800ers spiele ich meinen 2000er DSL lieber. Der Marshall Ton ist voll da. Dazu hast du nen guten Cleankanal und die Möglichkeit von „Ultra-Gain“ und Mid-Shift…ist aber auch noch einer aus UK
 
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Ich habe im Laufe der Jahre einiges am Marshall gespielt, vom 1970er 100 Watt Superlead über 1971er JMP50, 1978er 2204, 2210, 80er Silver Jubilee, JCM800, JCM900, DSL50, TSL100 bis hin zum JVM.
Im Nachhinein finde ich den DSL zusammen mit einer 212er oder 412er am brauchbarsten. Er hat schon moderne Festures wie zwei Kanäle und FX-Loop und genügend Gain, aber noch den Marshall Sound des alten Jahrtausends der nicht so nervig ist wie bei den aktuellen.
 

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