Knorek
Registrierter Benutzer
Hallo!
Hier gezeigt und etwas dazu erzählt meine neueste Errungenschaft, eine Vollmassiv-Mahagoni von Martin, das Modell 000-15m.
Das es nun eine Martin ist, hatte ehrlich gesagt eher unrationale Gründe: Ein Kollege von mir hat eine Dreadnought-Martin mit Fichtendecke aus der höheren Preisklasse, die konnte ich mal anspielen (nur sehr beschränkt, denn seine war eine Rechtshänder-Gitarre), aber ab da wars um mich geschehen - Ich fand die Klangqualität einfach super, seitdem spukte in meinem Kopf der unwiderstehliche Gedanke "... wenn, dann soll es auch mal so eine Martin sein" herum.
Nun ist es soweit, wie gesagt, komplett unrational, aber dagegen kann man ja bekanntlich nichts machen...
Das es aber ausgerechnet nun dieses Mahagoni-Modell ist (und eben nicht so eine klassische Western wie die von meinem Kollegen) liegt wiederum an meiner vor gar nicht langer Zeit erworbenen Sigma 000-15m, die mir zeigte, dass dieses Format und diese Art von Gitarren genau mein Ding sind: Kleiner, handlich, sehr leicht, bequem, nicht so laut, nimmt man schnell mal in die Hand. Und dann eben dieser spezielle Sound: Warm, eher mittig, aber noch ausreichend Bass und Höhen. Kann man sich stundenlang mit beschäftigen und irgendwie klingt es immer interessant, es wird nicht langweilig.
Die Sigma war/ist soweit prima und ich habe sie auch viel und gerne gespielt, nur zwei Dinge fand ich dann mit der Zeit bei ihr für mich nicht so optimal:
- Der schmale Hals ist dabei im Profil auch sehr flach. Für meine Hand gefühlt einen Ticken zu flach.
- Dann im Ton/Sound: Alles grundsätzlich so wie es wohl bei einer Mahagoni sein soll, allerdings stechen die G- und auch leicht die D- und H-Saiten ca. vom 2. bis zum 6. Bund etwas unharmonisch heraus, hören sich hier bei stärkeren Anschlägen fast schon leicht "dröhnig" an. Ich hatte hier eine zu niedrige Saitenlage bzw. vielleicht ein leichtes Schnarren in Verdacht, aber das war/ist es nicht, die Saiten haben zu den Bünden hier noch gut/ausreichend Luft, ich vermute tatsächlich eine Eigenart im Resonanzverhalten grundsätzlich.
Unter Umständen finden andere diese Betonung insbesondere ja ganz prima, mich hat es aber im Laufe der Zeit doch schon vermehrt gestört. Natürlich bleibt so etwas auch immer nur persönliche Geschmacksache.
Nun konkret zu diesen beiden Punkten, ob hier Unterschiede zur nigelnagelneuen Martin sind:
- Der Hals der Martin ist zwar in der Breite ähnlich schmal (bei der Sigma Sattelbreite 42,9 mm, bei der Martin gemessen 43,2mm), allerdings ist er nicht ganz so flach, hat etwas mehr Fleisch. Passt nun 1A für mich.
- Alle Saiten klingen nun für mein Empfinden über das gesamte Griffbrett wunderbar ausgewogen harmonisch zueinander, nichts sticht hervor, das ist schon toll. Seidig präsente Höhen, genügend Bass, obertonreich und und je nach Anschlag auch genügend Punsch. Puh.
Ansonsten beide formal im Vergleich:
Man kann sie übereinander legen, da ist über Format, Mensurlänge, Halsbreite, Ausstattung etc. vieles fast 1:1 identisch. Auch auf der Waage sind beides Leichtgewichte: Bei der Sigma wird 1.950gr., bei der Martin sogar nur noch 1.630gr. angezeigt.
Nur das die Martin das Original ist (der ursprünglich Entwurf von diesen Art recht schmucklosen aber dafür noch einigermaßen erschwinglichen Gitarren aus diesem Material geht wohl auf die 1930er Jahre zurück) und die Sigma in dem Segment zwar eine wesentlich (Faktor ca. 5!) kostengünstigere Gitarre, aber halt eine Adaption davon ist.
Unterschiede gibt es schon im verwendeten Material/Verarbeitung rein auf dem Papier:
- Zargen und Boden sind bei der Martin vollmassiv, kein Laminat wie bei der Sigma. (Die Decke ist bei beiden massiv)
- Der Hals der Sigma ist ganz offenbar aus mehreren Teilen und Leisten Mahagoni zusammengeleimt, die Kopfplatte ist angesetzt. Der der Martin ist aus einem Stück soweit ich es erkennen kann.
- Martin: Griffbrett und Steg sind aus indischem Palisander, also kein Kunststoff (Mircarta) wie bei der Sigma.
- Martin: Die Stegpins und der Gurtpin sind aus Ebenholz, nicht aus Kunststoff wie die der Sigma.
- Die Martin hat vintage-artige offene Grover-Mechaniken, die Sigma geschlossene. (Das macht keinen Unterschied, beide funktionieren tadellos. Die offenen sehen schon sehr schick aus, die geschlossenen sind langfristig aber sicher praktischer...egal.)
- Die Hals-/Korpusverbindung ist zumindest bei der Martin eine schon anspruchsvollere verleimte "Schwalbenschwanz"-Verbindung mit zusätzlicher Verschraubung.
(- Abzug bei der Martin: Es wird - warum auch immer - kein Halsstabschlüssel mitgeliefert. Das finde ich ärgerlich, zumal es sich hierbei um ein "Pfennigs"-Teil handelt.)
Nun ein paar Worte zur Martin, so wie sie bei mir ankam und was die Werkseinstellungen anbetrifft (mit dem Original 12er Saitensatz drauf):
Gesamtverarbeitung:
- Keine Mängel oder gar Macken zu entdecken (etwas anderes darf man allerdings in dieser Preisklasse auch nicht erwarten, wie ich meine), alles sehr ordentlich gefinisht. Saitenlauf tadellos.
Einstellungen:
- Die Sattelhöhe ist tatsächlich schon perfekt, niedriger geht es nicht.
- Halskrümmung passt für diese Saitenstärke.
- Die Bünde mit einem Fretchecker geprüft: Nicht einmal im Ansatz Auffälligkeiten/Ausreißer entdeckt (ab Werk werden die Bünde wohl auch geplekt, die Bundkronen und -enden wurden allerdings dann wieder ordentlich ohne störende Schleifspuren verrundet)
- Saitenhöhe 12. Bund: E 2,25, e 1,70mm. Und nichts schnarrt/sirrt, alles sauber bei normalen Anschlag. Das ist wirklich sehr gut. Klar, bei hartem Anschlag schepperts, aber das darf es von mir aus dann auch.
- Oktavreinheit/Kompensation: Passt.
Ich will es selber kaum glauben, aber an der Werkseinstellung werde ich überhaupt nichts mehr ändern oder "optimieren" wollen.
Eigentlich hatte ich auch vor, wie bei meinen anderen Akustiks einen 11er Saitensatz für eine leichtere Bespielbarkeit aufzuziehen, aber das ist hier überhaupt nicht nötig, der 12er bleibt drauf, die Bespielbarkeit ist super, nichts zwickt oder kneift.
Was ich dann für mich doch noch gemacht habe, aber alles nur reine Kosmetik:
- Stegeinlage und Sattel (beides Knochen) in der äußeren Konturen leicht nachbearbeitet und poliert (finde ich einfach als Detail ganz schick...)
- Rückseite Hals mit feiner Stahlwolle leicht anpoliert (ich gehöre wohl zu den wenigen, die lieber einen geschlossenen, glänzend lackierten Hals bevorzugen)
- Oberflächen Steg und Griffbrett mit Leinöl-Firnis behandelt
Das war's dann aber auch schon - ab jetzt kann darauf gespielt werden, das macht echt Spaß und klingt für mich sehr prima.
Ich habe lange überlegt ob ich das schreiben soll, weil ich will auf keinen Fall Sigma pauschal jetzt schlecht machen möchte, aber die beiden im Klang gesamt gegeneinander verglichen, und das muss ich jetzt doch hier in dieser Deutlichkeit dazu sagen: Da liegt für mein Empfinden schon tatsächlich echt eine ganze Welt dazwischen. Die Martin hat insbesondere im Akkordanschlag die wesentlich harmonischere und angenehmere Stimme.
Einfach so empfehlen möchte ich die Martin hier nicht. Sie ist mit ihrem warmen, mittigen Gesamtsound schon speziell und sie ist leider teuer.
Aber wer eine "endgültige" Mahagoni sucht, der sollte dieses schmucklose, puristische Teil auf dem Schirm haben, sonst verpasst er ganz sicher etwas.
Bei so einer reinen Akustik gibt es keine Tricks oder nachträgliche Pimps. Entweder passt es für einen im Klang oder eben nicht.
Zum Abschluss noch ein ganzer Schwung an Bildern (alle nach den leichten Überarbeitungen):
Viele Grüße,
Christian
Hier gezeigt und etwas dazu erzählt meine neueste Errungenschaft, eine Vollmassiv-Mahagoni von Martin, das Modell 000-15m.
Das es nun eine Martin ist, hatte ehrlich gesagt eher unrationale Gründe: Ein Kollege von mir hat eine Dreadnought-Martin mit Fichtendecke aus der höheren Preisklasse, die konnte ich mal anspielen (nur sehr beschränkt, denn seine war eine Rechtshänder-Gitarre), aber ab da wars um mich geschehen - Ich fand die Klangqualität einfach super, seitdem spukte in meinem Kopf der unwiderstehliche Gedanke "... wenn, dann soll es auch mal so eine Martin sein" herum.
Nun ist es soweit, wie gesagt, komplett unrational, aber dagegen kann man ja bekanntlich nichts machen...
Das es aber ausgerechnet nun dieses Mahagoni-Modell ist (und eben nicht so eine klassische Western wie die von meinem Kollegen) liegt wiederum an meiner vor gar nicht langer Zeit erworbenen Sigma 000-15m, die mir zeigte, dass dieses Format und diese Art von Gitarren genau mein Ding sind: Kleiner, handlich, sehr leicht, bequem, nicht so laut, nimmt man schnell mal in die Hand. Und dann eben dieser spezielle Sound: Warm, eher mittig, aber noch ausreichend Bass und Höhen. Kann man sich stundenlang mit beschäftigen und irgendwie klingt es immer interessant, es wird nicht langweilig.
Die Sigma war/ist soweit prima und ich habe sie auch viel und gerne gespielt, nur zwei Dinge fand ich dann mit der Zeit bei ihr für mich nicht so optimal:
- Der schmale Hals ist dabei im Profil auch sehr flach. Für meine Hand gefühlt einen Ticken zu flach.
- Dann im Ton/Sound: Alles grundsätzlich so wie es wohl bei einer Mahagoni sein soll, allerdings stechen die G- und auch leicht die D- und H-Saiten ca. vom 2. bis zum 6. Bund etwas unharmonisch heraus, hören sich hier bei stärkeren Anschlägen fast schon leicht "dröhnig" an. Ich hatte hier eine zu niedrige Saitenlage bzw. vielleicht ein leichtes Schnarren in Verdacht, aber das war/ist es nicht, die Saiten haben zu den Bünden hier noch gut/ausreichend Luft, ich vermute tatsächlich eine Eigenart im Resonanzverhalten grundsätzlich.
Unter Umständen finden andere diese Betonung insbesondere ja ganz prima, mich hat es aber im Laufe der Zeit doch schon vermehrt gestört. Natürlich bleibt so etwas auch immer nur persönliche Geschmacksache.
Nun konkret zu diesen beiden Punkten, ob hier Unterschiede zur nigelnagelneuen Martin sind:
- Der Hals der Martin ist zwar in der Breite ähnlich schmal (bei der Sigma Sattelbreite 42,9 mm, bei der Martin gemessen 43,2mm), allerdings ist er nicht ganz so flach, hat etwas mehr Fleisch. Passt nun 1A für mich.
- Alle Saiten klingen nun für mein Empfinden über das gesamte Griffbrett wunderbar ausgewogen harmonisch zueinander, nichts sticht hervor, das ist schon toll. Seidig präsente Höhen, genügend Bass, obertonreich und und je nach Anschlag auch genügend Punsch. Puh.
Ansonsten beide formal im Vergleich:
Man kann sie übereinander legen, da ist über Format, Mensurlänge, Halsbreite, Ausstattung etc. vieles fast 1:1 identisch. Auch auf der Waage sind beides Leichtgewichte: Bei der Sigma wird 1.950gr., bei der Martin sogar nur noch 1.630gr. angezeigt.
Nur das die Martin das Original ist (der ursprünglich Entwurf von diesen Art recht schmucklosen aber dafür noch einigermaßen erschwinglichen Gitarren aus diesem Material geht wohl auf die 1930er Jahre zurück) und die Sigma in dem Segment zwar eine wesentlich (Faktor ca. 5!) kostengünstigere Gitarre, aber halt eine Adaption davon ist.
Unterschiede gibt es schon im verwendeten Material/Verarbeitung rein auf dem Papier:
- Zargen und Boden sind bei der Martin vollmassiv, kein Laminat wie bei der Sigma. (Die Decke ist bei beiden massiv)
- Der Hals der Sigma ist ganz offenbar aus mehreren Teilen und Leisten Mahagoni zusammengeleimt, die Kopfplatte ist angesetzt. Der der Martin ist aus einem Stück soweit ich es erkennen kann.
- Martin: Griffbrett und Steg sind aus indischem Palisander, also kein Kunststoff (Mircarta) wie bei der Sigma.
- Martin: Die Stegpins und der Gurtpin sind aus Ebenholz, nicht aus Kunststoff wie die der Sigma.
- Die Martin hat vintage-artige offene Grover-Mechaniken, die Sigma geschlossene. (Das macht keinen Unterschied, beide funktionieren tadellos. Die offenen sehen schon sehr schick aus, die geschlossenen sind langfristig aber sicher praktischer...egal.)
- Die Hals-/Korpusverbindung ist zumindest bei der Martin eine schon anspruchsvollere verleimte "Schwalbenschwanz"-Verbindung mit zusätzlicher Verschraubung.
(- Abzug bei der Martin: Es wird - warum auch immer - kein Halsstabschlüssel mitgeliefert. Das finde ich ärgerlich, zumal es sich hierbei um ein "Pfennigs"-Teil handelt.)
Nun ein paar Worte zur Martin, so wie sie bei mir ankam und was die Werkseinstellungen anbetrifft (mit dem Original 12er Saitensatz drauf):
Gesamtverarbeitung:
- Keine Mängel oder gar Macken zu entdecken (etwas anderes darf man allerdings in dieser Preisklasse auch nicht erwarten, wie ich meine), alles sehr ordentlich gefinisht. Saitenlauf tadellos.
Einstellungen:
- Die Sattelhöhe ist tatsächlich schon perfekt, niedriger geht es nicht.
- Halskrümmung passt für diese Saitenstärke.
- Die Bünde mit einem Fretchecker geprüft: Nicht einmal im Ansatz Auffälligkeiten/Ausreißer entdeckt (ab Werk werden die Bünde wohl auch geplekt, die Bundkronen und -enden wurden allerdings dann wieder ordentlich ohne störende Schleifspuren verrundet)
- Saitenhöhe 12. Bund: E 2,25, e 1,70mm. Und nichts schnarrt/sirrt, alles sauber bei normalen Anschlag. Das ist wirklich sehr gut. Klar, bei hartem Anschlag schepperts, aber das darf es von mir aus dann auch.
- Oktavreinheit/Kompensation: Passt.
Ich will es selber kaum glauben, aber an der Werkseinstellung werde ich überhaupt nichts mehr ändern oder "optimieren" wollen.
Eigentlich hatte ich auch vor, wie bei meinen anderen Akustiks einen 11er Saitensatz für eine leichtere Bespielbarkeit aufzuziehen, aber das ist hier überhaupt nicht nötig, der 12er bleibt drauf, die Bespielbarkeit ist super, nichts zwickt oder kneift.
Was ich dann für mich doch noch gemacht habe, aber alles nur reine Kosmetik:
- Stegeinlage und Sattel (beides Knochen) in der äußeren Konturen leicht nachbearbeitet und poliert (finde ich einfach als Detail ganz schick...)
- Rückseite Hals mit feiner Stahlwolle leicht anpoliert (ich gehöre wohl zu den wenigen, die lieber einen geschlossenen, glänzend lackierten Hals bevorzugen)
- Oberflächen Steg und Griffbrett mit Leinöl-Firnis behandelt
Das war's dann aber auch schon - ab jetzt kann darauf gespielt werden, das macht echt Spaß und klingt für mich sehr prima.
Ich habe lange überlegt ob ich das schreiben soll, weil ich will auf keinen Fall Sigma pauschal jetzt schlecht machen möchte, aber die beiden im Klang gesamt gegeneinander verglichen, und das muss ich jetzt doch hier in dieser Deutlichkeit dazu sagen: Da liegt für mein Empfinden schon tatsächlich echt eine ganze Welt dazwischen. Die Martin hat insbesondere im Akkordanschlag die wesentlich harmonischere und angenehmere Stimme.
Einfach so empfehlen möchte ich die Martin hier nicht. Sie ist mit ihrem warmen, mittigen Gesamtsound schon speziell und sie ist leider teuer.
Aber wer eine "endgültige" Mahagoni sucht, der sollte dieses schmucklose, puristische Teil auf dem Schirm haben, sonst verpasst er ganz sicher etwas.
Bei so einer reinen Akustik gibt es keine Tricks oder nachträgliche Pimps. Entweder passt es für einen im Klang oder eben nicht.
Zum Abschluss noch ein ganzer Schwung an Bildern (alle nach den leichten Überarbeitungen):
Viele Grüße,
Christian
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