Claus
MOD Brass/Keys - HCA Trompete
- Zuletzt hier
- 26.12.24
- Registriert
- 15.12.09
- Beiträge
- 20.973
- Kekse
- 106.669
Mark Harrison, Piano Fitness, Hal Leonard 2011, englischsprachige Ausgabe
Das Buch ist auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erhältlich:
Mark Harrison, Fit am Klavier
Link zur Notenvorschau bei stretta music:
https://www.stretta-music.com/harrison-piano-fitness-nr-497122.html
https://www.stretta-music.de/harrison-fit-am-klavier-nr-660280.html
Quelle: stretta-music.de
Tonleitern und Akkordbrechungen werden von vielen, vielleicht auch den meisten Klavierspieler/innen als Warmup geschätzt.
Das führte mich zur Veröffentlichung von Mark Harrison, Piano Fitness, das einschließlich der Audio-Aufnahmen sämtlicher Übungen angeboten wird.
Harrison gibt eine kleine Einführung zur Methodik des Übens mit dem Buch und dann geht es los mit den "Scales & Modes", also Tonleitern und Modi.
Modus, Mehrzahl Modi bezeichnet jene Skalen, die auf den verschiedenen Stufen einer Tonleiter aus den Tönen der ersten Stufe gebildet werden können. In deutschsprachigen Veröffentlichungen werden diese Tonleitern auch Kirchentonleitern genannt.
Wer sich dazu interessiert, findet im Musiker-Board im Fachbereich Musiktheorie sowohl einführenden Darstellungen sowie Erläuterungen als auch Diskussionen zu konkreten Fragestellungen.
Zunächst erklärt Harrison die Konstruktion der Durtonleiter. Anschließend wird die Beziehung zum Fingersatz hergestellt. Die Standardfingersätze werden für die Durtonleiter erläutert und in einer gut gestalteten Übersicht gezeigt.
Mit der ersten praktischen Übung zeigt sich anschließend ein Unterschied zur Übungsform im klassischen Klavierspiel. Die Abfolge folgt dem Quintenzirkel, aber in fallenden Quinten (C, F, Bb,...) und über den Noten stehen Akkordsymbole.
In der entsprechenden Audiodatei hört man allerdings keine akkordische Begleitung zum (akustischen) Piano, diese Angaben wie auch die Stilangabe "Pop Ballad" sind für eine Begleitautomatik oder entsprechende Apps gedacht.
Die nun folgende erste Übung zu den "Modes" der Durtonleiter bedeutet, dass man ionisch, dorisch, phrygisch usw. spielt, aber immer ausgehend vom Grundton c. Behandelt werden Modes im popmusikalisch stark überwiegenden Zusammenhang der Funktionsharmonik.
Zum besseren Verständnis folgt ein kleines Beispiel, es gibt auch ein YT-Video von Harrison dazu.
Die Tonleiter c d e f g a h c entspricht dem Modus der ersten Stufe in Dur, der "ionisch" genannt wird. In den meisten Veröffentlichungen folgt der als "dorisch" bekannte Modus der zweiten Stufe dann eben ab dem zweiten Ton. Das ergibt als Tonleiter d dorisch mit den Tönen d e f g a h c d.
Um c dorisch zu erhalten, müsste man sich daher folgende Frage stellen: in welcher Durtonart steht das c auf der zweiten Stufe? Die Antwort wäre natürlich "Bb", dt. B-Dur.
Im Buch sind dem Übungszweck folgend alle Skalen/Modi ausnotiert, Akkordsymbole lassen den Ausgangspunkt zur Konstruktion des Modus erkennen.
Dazu noch ein Beispiel: der letzte Ton einer Durtonleiter steht auf der siebten Stufe und dort einen Halbton unter der Oktave, daher muss sich c lokrisch auf die Tonart "Db", dt. Des-Dur beziehen.
Für die Meisten mit einem Gefühl von "Neuland" liest es sich wahrscheinlich nicht so, aber diese Übung ist extrem nützlich.
Man tut damit etwas für den längerfristigen Durchblick und erwirbt zügig eine wesentliche Voraussetzung der Improvisation über Akkordsymbole, wie sie in sogenannten "Lead Sheets" und "Fake Books" stehen, aber auch in Improvisationsabschnitten z.B. von Big Band-Arrangements. Das flüssige Spielen von einer Tonart in eine andere wird in der Popmusik und im Jazz recht häufig gebraucht.
Zwei weitere ausnotierte modale Übungen sind ausgesprochen praxisbezogen. Die in dorisch ist dem bekannten Titel Cantaloupe Island entlehnt, die in mixolydisch werden Alle kennen, die schon einmal eine Blues-Session erlebt haben.
Weiter geht es mit den Tonleitern in Moll (natürlich, melodisch, harmonisch) und der Pentatonik. Auch hier zeigt sich wieder der praktische Bezug durch die Erläuterung und Übungen zu Gruppierungen von drei und vier Tönen, was ein weiteres Werkzeug für das Improvisieren zur Verfügung stellt, zusätzlich gibt es tonale Übungen mit pentatonischen Terz- und Quart-Intervallen.
Bekanntlich ist die bekannteste Bluestonleiter eine Erweiterung der (Moll-)Pentatonik, folgerichtig schließen Übungen dazu das Kapitel ab.
Zu den Pentatonik-Übungen gibt es ein YT-Video vom Autor:
Im dritten Kapitel geht es um Dreiklänge und Arpeggios, nach mehreren grundlegenden Übungen auch im musikalischen Zusammenhang von Akkordfolgen. Die Dreiklänge erlauben durch die Erweiterung um einen zugewiesenen Basston auch vierstimmige Akkorde, wie sie im Pop und Jazz üblich sind, z.B. C Dreiklang (c e g) über dem Basston A, der "Slash Chord" ist C/A notiert und meint einen Am7.
Das vierte Kapitel vertieft die vierstimmigen Akkorde wie zuvor mit Erläuterungen und verschiedenen Übungen. Durch die Umkehrungen entstehen bei erweiterten Akkorden verschiedene Möglichkeiten, welche Töne in welcher Schichtung oder Akkordbrechung gespielt werden. Das konkrete Arrangement der zu spielenden Töne eines Akkords wird in der Popularmusik als "Voicing" bezeichnet.
Im fünften Kapitel werden schließlich noch die nützlichen Bud Powell-Voicings samt Varianten eingeführt.
Den Abschluss des Buches bilden Übungen zu Erweiterungen des Dominantseptakkords sowie zu Akkorden, die teilweise in Quartschichtung stehen.
Die Besprechung vermittelt vielleicht schon, dass "Piano Fitness" auf eine häppchenweise Erarbeitung über einen längeren Zeitraum angelegt ist. Beginnen kann man mit dem Buch ab dem Erlernen von Fingerüber- und Untersatz, also relativ bald im ersten Jahr. Dazu passt, dass alle Übungen mit Fingersatz versehen sind.
Ist man dann zumindest bei qualifiziertem Unterricht gegen Ende des zweiten oder im dritten Jahr soweit, ein erstes Bandprojekt zu starten, hat man mit dem Stoff dieses Buchs einige ordentliche Werkzeuge für einfache Improvisationen erworben. Diese wären allein durch "Stücke spielen" und traditionelle Lehrbuchübungen der Art "Tonleiter rauf, Tonleiter runter" nicht verfügar.
Sicher lassen sich vergleichbare Übungen für die praxisbezogene Spieltechnik auch von einer handvoll YT-Kanälen beziehen. Ich mache das gelegentlich und dabei fällt mir auf, welchen Aufwand das bedeutet. Das Spielen zur Bildschirmdarstellung ist anstrengend, zumal wenn man für das Verständnis fortgeschrittener Spieltechniken mehrfach vor- und zurückspringt oder gar eine Ausführung ohne Noten aus den Fingerbewegungen lesen und ggf. genau hinhören muss. Eine einzelne Übung selbst aufschreiben geht noch, aber als ständige Arbeitsmethode kostet es viel wertvolle Übungszeit.
Daher bevorzuge ich ein gelungenes Lehrbuchs zum Durcharbeiten der Kapitel oder dem Üben nach Interessenschwerpunkten.
Gruß Claus
Das Buch ist auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erhältlich:
Mark Harrison, Fit am Klavier
Link zur Notenvorschau bei stretta music:
https://www.stretta-music.com/harrison-piano-fitness-nr-497122.html
https://www.stretta-music.de/harrison-fit-am-klavier-nr-660280.html
Quelle: stretta-music.de
Tonleitern und Akkordbrechungen werden von vielen, vielleicht auch den meisten Klavierspieler/innen als Warmup geschätzt.
- Informieren kann sich traditionell in den Anhängen verschiedener (gedruckter) Lehrwerke, z.B. in der deutschen Ausgabe Alexander Nikolajew (hrsg. von Julia Suslin), Die Russische Klavierschule Band 2, Sikorski Musikverlag, 2006.
- ABRSM Piano Scales & Arpeggios Grade 8, Associated Board of the Royal Schools of Music 2009. Die Ausgabe wird alle zwei Jahre neu aufgelegt, bisweilen auch überarbeitet.
- Willard Palmer, Morton Manus & Amanda Vick Lentho, The Complete Book of Scales, Chords, Arpeggios & Cadences (Alfred's Basic Piano Library), Hal Leonard 1994.
- The Brown Scale Book, The Frederick Harris Music Company 2002.
Das führte mich zur Veröffentlichung von Mark Harrison, Piano Fitness, das einschließlich der Audio-Aufnahmen sämtlicher Übungen angeboten wird.
Harrison gibt eine kleine Einführung zur Methodik des Übens mit dem Buch und dann geht es los mit den "Scales & Modes", also Tonleitern und Modi.
Modus, Mehrzahl Modi bezeichnet jene Skalen, die auf den verschiedenen Stufen einer Tonleiter aus den Tönen der ersten Stufe gebildet werden können. In deutschsprachigen Veröffentlichungen werden diese Tonleitern auch Kirchentonleitern genannt.
Wer sich dazu interessiert, findet im Musiker-Board im Fachbereich Musiktheorie sowohl einführenden Darstellungen sowie Erläuterungen als auch Diskussionen zu konkreten Fragestellungen.
Zunächst erklärt Harrison die Konstruktion der Durtonleiter. Anschließend wird die Beziehung zum Fingersatz hergestellt. Die Standardfingersätze werden für die Durtonleiter erläutert und in einer gut gestalteten Übersicht gezeigt.
Mit der ersten praktischen Übung zeigt sich anschließend ein Unterschied zur Übungsform im klassischen Klavierspiel. Die Abfolge folgt dem Quintenzirkel, aber in fallenden Quinten (C, F, Bb,...) und über den Noten stehen Akkordsymbole.
In der entsprechenden Audiodatei hört man allerdings keine akkordische Begleitung zum (akustischen) Piano, diese Angaben wie auch die Stilangabe "Pop Ballad" sind für eine Begleitautomatik oder entsprechende Apps gedacht.
Die nun folgende erste Übung zu den "Modes" der Durtonleiter bedeutet, dass man ionisch, dorisch, phrygisch usw. spielt, aber immer ausgehend vom Grundton c. Behandelt werden Modes im popmusikalisch stark überwiegenden Zusammenhang der Funktionsharmonik.
Zum besseren Verständnis folgt ein kleines Beispiel, es gibt auch ein YT-Video von Harrison dazu.
Die Tonleiter c d e f g a h c entspricht dem Modus der ersten Stufe in Dur, der "ionisch" genannt wird. In den meisten Veröffentlichungen folgt der als "dorisch" bekannte Modus der zweiten Stufe dann eben ab dem zweiten Ton. Das ergibt als Tonleiter d dorisch mit den Tönen d e f g a h c d.
Um c dorisch zu erhalten, müsste man sich daher folgende Frage stellen: in welcher Durtonart steht das c auf der zweiten Stufe? Die Antwort wäre natürlich "Bb", dt. B-Dur.
Im Buch sind dem Übungszweck folgend alle Skalen/Modi ausnotiert, Akkordsymbole lassen den Ausgangspunkt zur Konstruktion des Modus erkennen.
Dazu noch ein Beispiel: der letzte Ton einer Durtonleiter steht auf der siebten Stufe und dort einen Halbton unter der Oktave, daher muss sich c lokrisch auf die Tonart "Db", dt. Des-Dur beziehen.
Für die Meisten mit einem Gefühl von "Neuland" liest es sich wahrscheinlich nicht so, aber diese Übung ist extrem nützlich.
Man tut damit etwas für den längerfristigen Durchblick und erwirbt zügig eine wesentliche Voraussetzung der Improvisation über Akkordsymbole, wie sie in sogenannten "Lead Sheets" und "Fake Books" stehen, aber auch in Improvisationsabschnitten z.B. von Big Band-Arrangements. Das flüssige Spielen von einer Tonart in eine andere wird in der Popmusik und im Jazz recht häufig gebraucht.
Zwei weitere ausnotierte modale Übungen sind ausgesprochen praxisbezogen. Die in dorisch ist dem bekannten Titel Cantaloupe Island entlehnt, die in mixolydisch werden Alle kennen, die schon einmal eine Blues-Session erlebt haben.
Weiter geht es mit den Tonleitern in Moll (natürlich, melodisch, harmonisch) und der Pentatonik. Auch hier zeigt sich wieder der praktische Bezug durch die Erläuterung und Übungen zu Gruppierungen von drei und vier Tönen, was ein weiteres Werkzeug für das Improvisieren zur Verfügung stellt, zusätzlich gibt es tonale Übungen mit pentatonischen Terz- und Quart-Intervallen.
Bekanntlich ist die bekannteste Bluestonleiter eine Erweiterung der (Moll-)Pentatonik, folgerichtig schließen Übungen dazu das Kapitel ab.
Zu den Pentatonik-Übungen gibt es ein YT-Video vom Autor:
Im dritten Kapitel geht es um Dreiklänge und Arpeggios, nach mehreren grundlegenden Übungen auch im musikalischen Zusammenhang von Akkordfolgen. Die Dreiklänge erlauben durch die Erweiterung um einen zugewiesenen Basston auch vierstimmige Akkorde, wie sie im Pop und Jazz üblich sind, z.B. C Dreiklang (c e g) über dem Basston A, der "Slash Chord" ist C/A notiert und meint einen Am7.
Das vierte Kapitel vertieft die vierstimmigen Akkorde wie zuvor mit Erläuterungen und verschiedenen Übungen. Durch die Umkehrungen entstehen bei erweiterten Akkorden verschiedene Möglichkeiten, welche Töne in welcher Schichtung oder Akkordbrechung gespielt werden. Das konkrete Arrangement der zu spielenden Töne eines Akkords wird in der Popularmusik als "Voicing" bezeichnet.
Im fünften Kapitel werden schließlich noch die nützlichen Bud Powell-Voicings samt Varianten eingeführt.
Den Abschluss des Buches bilden Übungen zu Erweiterungen des Dominantseptakkords sowie zu Akkorden, die teilweise in Quartschichtung stehen.
Die Besprechung vermittelt vielleicht schon, dass "Piano Fitness" auf eine häppchenweise Erarbeitung über einen längeren Zeitraum angelegt ist. Beginnen kann man mit dem Buch ab dem Erlernen von Fingerüber- und Untersatz, also relativ bald im ersten Jahr. Dazu passt, dass alle Übungen mit Fingersatz versehen sind.
Ist man dann zumindest bei qualifiziertem Unterricht gegen Ende des zweiten oder im dritten Jahr soweit, ein erstes Bandprojekt zu starten, hat man mit dem Stoff dieses Buchs einige ordentliche Werkzeuge für einfache Improvisationen erworben. Diese wären allein durch "Stücke spielen" und traditionelle Lehrbuchübungen der Art "Tonleiter rauf, Tonleiter runter" nicht verfügar.
Sicher lassen sich vergleichbare Übungen für die praxisbezogene Spieltechnik auch von einer handvoll YT-Kanälen beziehen. Ich mache das gelegentlich und dabei fällt mir auf, welchen Aufwand das bedeutet. Das Spielen zur Bildschirmdarstellung ist anstrengend, zumal wenn man für das Verständnis fortgeschrittener Spieltechniken mehrfach vor- und zurückspringt oder gar eine Ausführung ohne Noten aus den Fingerbewegungen lesen und ggf. genau hinhören muss. Eine einzelne Übung selbst aufschreiben geht noch, aber als ständige Arbeitsmethode kostet es viel wertvolle Übungszeit.
Daher bevorzuge ich ein gelungenes Lehrbuchs zum Durcharbeiten der Kapitel oder dem Üben nach Interessenschwerpunkten.
Gruß Claus