Wil_Riker
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Einleitung
Vor gut drei Jahren durfte ich das V7 Chrome von sE Electronics bereits im Vergleich zum V3 aus dem selben Haus testen. Damals war diese Variante die zweite des Gesangsmikros - heute (Stand Februar 2023) gibt es insgesamt sieben verschiedene Ausführungen, die ich dank einer Teststellung des Deutschlandvertriebs exklusiv fürs Musiker-Board erstmals gleichzeitig/nebeneinander vorstellen darf:https://www.megaaudio.de/redaktion/detail/Workhorses-mit-edlem-Aussehen?pid=295
Neu und eigentlicher Anlass dieses Reviews war für mich das V7 Switch - die schaltbare Version des Ur-V7. Dazu später mehr...
Hier zunächst die Links der aktuell bei Thomann erhältlichen V7er:
Die beiden anderen Varianten, das V7 Chrome und das V7 VE (Vintage Edition), kann man zu vergleichbaren Preisen bei anderen Fachhändlern erwerben .
Anmerkung: Alle als Thumbnail eingebundenen Fotos öffnen sich durch Anklicken in Vollansicht.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Alle sieben Modelle werden in ansehnlich gestalteten Verkaufskartons geliefert.Die beiliegende Mikrofonklammer ist bei allen Ausführungen identisch und besteht aus wenig elastischem Hartplastik, d. h. hier sollte man das Mikrofon eher nicht mit der Schaftmitte hineindrücken, sondern mit dem XLR-Anschluss voran einschieben - ein kleiner Minuspunkt, den ich bereits im letzten Review bemängelt hatte. Ein Reduzierstück von 5/8" auf 3/8" wird mitgeliefert.
Allen Mikrofonen liegt außerdem ein Handbuch bei (je nach Erscheinungsdatum dieses oder dieses - bis aufs Deckblatt inhaltlich identisch), ein sE-Aufkleber sowie einen Poppschutz zum Wechseln (Rot/Schwarz außer beim BFG - s. u.) samt Infoblatt, dass dieser im Korb montiert wird und nicht übergezogen werden darf.
Das Gewicht der Mikrofone beträgt je 305 Gramm, gut austariert auf einer Länge von 18,4 cm. Der Schaft besteht aus Zink-Alu-Druckguss. Die Mikrofonkörbe aus Federstahl sind unterschiedlich gestaltet (mattgrau, mattschwarz oder silbern glänzend), besitzen aber alle einen "Anti-Roll-Ring", d. h. man kann ein V7 auch mal auf den Tisch legen, ohne dass es herunterfällt - hier exemplarisch am V7 Chrome gezeigt:
Sechs der sieben Mikrofone sind mit der DMC7-Kapsel (40 - 19.000 Hz) ausgestattet - die MK-Ausführung mit der DMC7 X, die schon etwas tiefer ab ca. 30 Hz überträgt. Richtcharakteristik (Superniere) und Impedanz (300 Ohm) sind aber identisch, ebenso dass es sich um Kapseln mit Aluminium-Schwingspule handelt. Wie die beiden Kapseln klingen - dazu später mehr...
Das sE-Logo ist jeweils an der gleichen Stelle am Schaft knapp unterhalb des Korbs angebracht, und die XLR-Kontakte sind vergoldet.
So viel zu den letzten Gemeinsamkeiten. Dennoch lassen sich einige der V7-Varianten gut zu "Kleingruppen" zusammenfassen, die ich im folgenden Verlauf gemeinsam betrachten werde.
Standard, BK (Black) und VE (Vintage Edition)
Bereits das Standardmodell besitzt eine für mich ansprechende Optik: Mattgrauer Schaft, mattgrauer Korb. Mit dem dezent rot durchscheinenden Poppschutz ergibt sich eine moderne Optik. Wer's etwas dezenter mag, wählt das schwarze Modell, bei dem Schaft und Korb die typische Bühnenfarbe besitzen . Noch dezenter wird's jeweils mit schwarzem statt rotem Poppschutz. Die matte Beschichtung fühlt sich bei beiden Modellen griffig und angenehm an - den Vogel schießt hier meiner Meinung nach aber die Vintage Edition ab: Mit einer gebürsteten grauen Hammerschlag-Optik in Verbindung mit dem silbern glänzenden Korb (auf dem Foto mit schwarzem Poppschutz) ergibt sich nicht nur ein tolles Aussehen, sondern das Mikrofon liegt sogar noch ein bisschen besser in der Hand als seine Seriengeschwister.
Bei allen drei Modellen wird zur Aufbewahrung jeweils eine ungefütterte Nylontasche mit sE-Logo mitgeliefert.
Chrome und BFG (Billy F. Gibbons Signature Edition)
Wer auf etwas mehr "Bling-Bling" steht, dürfte an folgenden beiden Modellen Gefallen finden: Chrome und BFG besitzen jeweils einen komplett glänzenden Schaft und einen ebensolchen Korb. Beim Signature Modell für den ZZ Top Sänger/Gitarristen Billy F. Gibbons ziert zusätzlich dessen Autogramm den Mikrofonkorpus.
Eine weitere Besonderheit des BFG-Modells ist, dass hier statt eines roten Poppschutzes ein violetter mitgeliefert wird - hier schon montiert und leicht durch das Gewebe des Korbs durchscheinend . Außerdem liegen der Verpackung ein Sticker und zwei Plektren bei.
Da Chrome und BFG eine große Angriffsfläche für Fingerabdrücke bieten (was man gut auf dem zweiten Bild in der Einleitung sieht ), liefert sE ein Mikrofasertuch mit. Ob/wie die spiegelnde Oberfläche im Laufe der Zeit verkratzt, ist fraglich ... Statt der Nylontasche gibt's hier übrigens ein Kunstledertäschen mit eingeprägtem Markenlogo, allerdings ebenfalls ungefüttert.
MK (Myles Kennedy)
Das zweite Signature Modell der V7-Serie hat sE Electronics Myles Kennedy (Sänger bei Alter Bridge und Slash) gewidmet. Die andere Mikrofonkapsel hatte ich weiter oben schon erwähnt, und auch optisch macht das MK durch das graue Road-Worn-Finish inkl. Autogramm des Künstlers etwas her! Der schwarze Korb fügt sich gut in das Gesamtbild ein.
Wie beim Standardmodell wird hier auch eine Nylontasche mitgeliefert.
Switch
Mit dem V7 Switch als siebtem Modell schließt sich der Kreis zur Standardausführung. Bis auf den Schalter gleicht das Switch dem Ur-V7 wie ein Ei dem anderen - mattgrauer Schaft, ebensolcher Korb.
Auch wenn ein Schalter am Mikrofon immer eine mögliche Quelle von Fehlbedienungen ist, gibt es gute Gründe, dennoch ein schaltbares Mikrofon zu verwenden. Und wenn erfahrene Sänger/Sprecher es diszipliniert benutzen, kann es dem Mann am Mischpult sich selbst mischenden Musikern die Arbeit erleichtern.
Der Schalter am V7 Switch steht nicht aus dem Mikrofonschaft hervor, sondern ist sogar minimal darin versenkt, was die Gefahr zur genannten versehentlichen Betätigung minimiert. Zudem besitzt er einen angenehmen mechanischen Widerstand - nicht zu leichtgängig, aber auch nicht hakelig. Dreht man in On-Stellung die kleine Schraube im unteren Bereich mit einem kleinen Schlitzschraubendreher (leider nicht im Lieferumfang enthalten) um 90° gegen den Uhrzeigersinn, bis der Schlitz quer zum Schaft steht, lässt sich der Schalter so verriegeln, dass es sich nicht mehr abschalten lässt - aus V7 Switch mach V7 . Ich habe seit vielen Jahren einige alte Beyerdynamic TG-X58 (mit Schalter) in meinem Mikrofonkoffer und muss deshalb sE für die Konstruktion loben: Sie erinnert stark an den TG-X58-Schalter, legt aber meiner Meinung nach noch eine Schippe drauf, was die Haptik betrifft; müßig zu erwähnen, dass der Schaltvorgang dazu auch ohne Knacksen oder sonstige Störgeräusche vonstattengeht .
Zur Aufbewahrung gibt's wie beim Standard-V7 eine Nylontasche dazu.
Praxistest
Wie klingt das sE Electronics V7 bzw. wie klingen die beiden Kapselvarianten? Wie oben erwähnt, steckt in sechs der sieben Modelle die DMC7 und in der MK-Version die DMC7 X. Letztere soll mehr Volumen im Tiefmitten- und Bassbereich liefern, speziell bei Sängern mit einer höheren Stimmlage (wie Myles Kennedy selbst). Allerdings sollen dadurch auch die Griffgeräusche und Plosivlaute dezent lauter werden, so dass man etwas geschickter mit dem Mikrofon umgehen muss. Leider gibt es kein spezielles Handbuch/Datenblatt/Frequenzdiagramm für die MK-Kapsel DMC7 X, so dass man nur mutmaßen kann, wie sich der Frequenzverlauf im Vergleich zur Standardkapsel ändert.Beide Kapseln sind jeweils elastisch gelagert, um Griffgeräusche zu minimieren.
Und nun schauen bzw. hören wir mal, wie das V7 Standard und das V7 MK klingen!
Ich habe das V7 und das V7 MK nebeneinander auf einer Stereroschiene montiert und an zwei benachbarte Kanäle meines Allen & Heath Qu-16 angeschlossen. Mit einer Multitrack-Aufnahme ließen sich so gleichzeitig beide Signale aufzeichnen. Da ich kein begnadeter Sänger bin, muss eine Sprachaufnahme reichen . Ich empfehle für die folgenden Hörproben einen Kopfhörer zu verwenden, denn damit werden die Unterschiede tatsächlich deutlich :
29 V7 Standard.mp3
- Wil_Riker
30 V7 MK.mp3
- Wil_Riker
Das V7 Standard klingt prima und passt gut zu meiner eher tiefen Stimme, das V7 MK fügt tatsächlich noch deutlich mehr Bassfundament hinzu, was dem Klang dünnerer/höherer Stimmen schmeichelt - bei meiner eigenen ist's doch zu arg, weil es meiner Meinung nach zu Lasten der Sprachverständlichkeit (Hochmitten/Präsenz) geht. Auf der Aufnahme hört man auch gut, dass die Empfindlichkeit gegenüber Plosivlauten beim Myles Kennedy Modell etwas aufgeprägter ist und bei gleichen Gain-Einstellungen etwas weniger Pegel geliefert wird (letzteres war auch in Audacity, das ich zum Schneiden der Sounddateien verwendet habe, gut sichtbar).