Palm Muter
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Den textlichen Inhalt bzw. die Rechtfertigung desselben ist das eine.Davon lebt aber Rap, kein wirklich neues Ding. Rap ist vulgär, kriminell, obszön, frauenfeindlich, militant, radikal.
Gesellschaftskritisch ist es immer, da es den Ursprung aus der afroamerikanischen Bevölkerung hat (um es politisch korrekt aus der Sicht der neuzeitlichen weissen Bevölkerung zu nennen). Rap ist Politik, schon immer gewesen, guter Rap sollte das auch bleiben.
Rap ist Blues, aber in einer anderen Verpackung.
Man kann es mögen, nicht mögen- dürfen tut man es auf jeden Fall, Kunstfreiheit und so.
Aber (wobei ich dazu sagen muss ich bin auch gänzlich unversiert was Rap betrifft weil ich nunmal Abwechslung in Harmonie und Melodie mag) wird ein Rap automatisch besser, wenn er vulgärer wird? Ich denke kaum.
Wenn man es von einem musikalischen Standpunkt betrachtet geht es da doch um dasselbe wie bei jeder anderen Musik: Nimmt mich der Rhythmus mit? Der Backingtrack ist diesbezüglich so langweilig wie ein weißes Blatt Papier, selbiges die Harmonien um das Wort etwas zu überstrapazieren.
Gut, Rap ist ja eine Art "Minimal Music" mit Fokus auf Sprechgesang- wie siehts da aus? Spielt der Gesang schlüssig mit/gegen die Schwerpunkte? Klares Nein.
Ist (gesangs-)technische Finesse zu erkennen? Die Bekannte in meinem Umfeld, die dieser Musik anhängen zeigen mir bei derlei Diskussionen gerne solche YT-Videos "Schau wie der Typ 500 Worte pro Minute rappen kann - in zusammenhängenden, gereimten Sätzen - und wenn du halbwegs Englisch kannst verstehst du ihn dabei sogar ganz gut" - hier ist eher ein durchgehendes hineinlabern, wo man an so mancher Stelle vom Sprechgesang sogar zum reinen Sprechen übergeht.
An manchen Stellen habe ich den Eindruck, dass es sowieso nur noch darum ging, möglichst brutal klingenden Ghettoslang rein zu bringen und der TO dabei vergessen hat, dass er ein Musikstück und keine RTL-Soap machen will.
Ansonsten, Text- irgendwelche gekonnten Reime? Wenn ich ein Stück habe, das fast nur aus Text besteht, irgendwelche kreativen muttersprachlichen Verrenkungen oder so? Irgendwas, was in dem endlosen Dahingeplätscher garniert mit Vulgärausdrücken eine Überraschung sein könnte? Ich finde da nichts.
Man kann es auch so sagen:
Ein Instrumentalist oder ein Sänger (der sich zutreffend so nennt) übt Jahre über tausende Stunden. Diesem Werk hört man es an, dass der Urheber in seinem Leben nicht sehr viel mehr Zeit Musik gemacht hat als ich Zeit in einer Apollo Raumkapsel verbracht habe. Das ist natürlich nicht als Vorwurf zu sehen, jeder hat mal angefangen. Aber wenn ich mir das erste mal eine Leinwand aufspanne und ein Bild male wird das wohl idR. eine Schmiererei ohne wirklichen kreativen Inhalt - und ziemlich genau so nehme ich musikalisch das Werk des TOs wahr unabhängig davon, welche Worte er darin nun genau verbaut hat.
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