Deshalb mal die Frage in die Runde, sind die Maybach Lester Gitarren weiterhin valide Alternativen zu einer Gibson Standard, wenn man bedenkt dann man letztere schon für 2300€ bekommt?
Im Netz liest man, dass Gibson seit ein paar Jahren wieder eine gute Qualitätskontrolle fährt, weshalb mich auch der Vergleich hinsichtlich Qualität der Gibson und Maybach Gitarren interessieren würde.
Eine Maybach Lester ist defintiv eine gute Alternative zu einer Gibson LP, sofern es keine Gibson sein muss
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Ich besitze selbst zwei Gibson LP (2016er Traditional, 2020er 50s Standard) und eine Lester (2018er 57 Black Velvet). Qualitativ sind alle drei Gitarren auf einem wirklich guten Level und geben sich mMn nichts. Auch der Gitarrenbauer meines Vertrauens hatte an allen dreien nichts auszusetzen.
Ich würde aber immer vor Ort im Laden anspielen und auch nur eine Gitarre kaufen, die ich vorher getestet habe. Ich hatte schon sowohl Maybachs wie auch Gibsons in der Hand, die mich qualitativ - jedenfalls für den aufgerufenen Preis - nicht überzeugt haben. Zudem gibt es auch innerhalb der Serien immer gewisse Schwankungen (z.B. beim Halsshaping), die zu haptischen und tonalen Unterschieden bei den einzelnen Gitarren führen.
Meine Lester habe ich beim Kauf im Laden unter fünf und meine 50s Standard unter drei gleichen Modellen ausgesucht. Und in beiden Fällen ist es letztlich jeweils die Gitarre geworden, die ich unter rein optischen Gesichtspunkten zunächst hinten angestellt hatte...
Wenn ich es richtig verstanden habe, wird bei Gibson LP zum Beispiel zwar Nitro Lack verwendet allerdings ziemlich "plasticized" während, bei Lesters wird noch das "Vintage" Nitro lack verwendet.
Als "plasticized" würde ich die Lackierung der Gibsons nicht bezeichnen wollen. Im Unterschied zu den Maybachs, bei denen der Lack aufgrund des Agings schon ab Werk matt daherkommt, sind die Gibson Standards am Anfang glossy und nach meinem Eindruck ggf. mit einer etwas dickeren Lackierung ausgestattet. Mit der Zeit wird der Lack der Gibsons aber durch das Spielen auch matter, z.B. im Bereich der Armauflage.
Ein deutlicher Unterschied der Lackierung liegt allerdings im Geruch. Während die Gibsons den allseits bekannten "Gibson-Duft" verströmen (selbst meine 2016er Trad. bis heute), hat die Maybach Lester zu Anfang einen eher unangenehmen Lackgeruch verbreitet, der allerdings nach einigen Wochen verflogen ist.
Dann gibt es noch den Punkt mit Weight Relief, welches bei Gibson Standards nicht durchgeführt wird während bei Maybach schon.
Auch kein entscheidender Punkt mMn. Meine 2016er Gibson LP Trad. (4,3 kg) hat ein "Traditional 9 Hole Weight Relief", die 50s Standard (4,2 kg) keines und die Maybach Lester (3,5 kg) ist wohl - wieviel auch immer - gechambert. Alle drei klingen aber eindeutig so, wie man es von einer LP-Gitarre erwartet.
Die beiden Gibsons haben zugegeben etwas mehr Druck als die Lester und klingen (bei gleichen Einstellungen am Amp) mittiger, holziger, erdiger als diese. Die Lester bietet stattdessen mehr Transparenz und Glanz in den Höhen. Gerade bei meiner 2016er Gibson Trad. können die Höhen im Gegensatz dazu auch mal mächtig "beißen", wenngleich diese von den dreien am meisten schiebt.
Diese Unterschiede im Klang würde ich allerdings den jeweils verbauten Pickups zuschreiben. Den in der Maybach Lester verwendeten Amber "Spirit of 59" Pickups fehlt es mMn etwas an den Mitten, die bei den beiden Gibsons eher ausgeprägt sind. Letztlich Geschmackssache, was persönlich besser gefällt, bzw. eine Frage, für welche Art von Musik man die Gitarre einsetzen möchte.
Ich jedenfalls wollte keine der drei in meinem Bestand missen...