Balgwege festlegen: Pro und Contra

  • Ersteller Malineck
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@Klangbutter, das ist: André Verchuren. Style Musette.
 
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BTW, kennt jemand das Stück?
Das Stück ist hier weniger interessant ;);).
. . . . Spass beiseite . . .
Das Akkordeon scheint ja die Registerschalter hinter dem Klingelknopfbrett zu haben, raffiniert, sowas ähnliches hatte meiner Mutter's alte Hohner Tango, dort waren es Schieberiegel.

Ansonsten passt der jungen Madam's Spielweise genau zu meiner, genau an den wichtigen Stellen geht die Luft aus, wegen Richtungswechsel oder Endanschlag. Das merke ich jetzt gerade extrem, weil ich wieder akustisch spiele(n muss), wegen kaputter Roland Buam.

PS: Ich frage mich was der/die*jenige*r, welche*r ihr die Noten hoch hält sonst noch macht, weil sie sich ein dauerndes Lächeln und schmunzeln nicht verkneifen kann - - sowas lenkt doch nur ab :opa: .
 
Zum Teil mitten im Ton bei langen Tönen (darauf bin ich gottsgrausig allergisch!)
Auch sind ihre Passagen beim Stossen viel kürzer als beim Ziehen, ich habe mich gefragt, ob das Instrument irgendwo Luft durchlässt...
 
Ah, jetzt erst wahrgenommen :)
Was diese Spielerin da tut, scheint bei einigen Spielern eine typische Technik zu sein.
Dominique Paats macht das grundsätzlich auch so. Egal bei welchen Stücken. Und mir gefällt sein Spiel auf eine gewisse Art sehr!



Der Balg wird angehoben vor dem Drücken und damit das Gewicht zum Drücken genutzt. Zum Preis, dass man halt das Bassteil anhebt und nur oben drückt.
Bei dieser Technik haben Phrasen scheinbar eine eigene Bedeutung.
Was mir dabei auffällt, ist dass der Wechsel selbst so sehr schnell geht, also die Lücken sehr kurz sind. So kurz wie möglich würd ich sagen.
Diese einigen mehr anderen weniger befremdlichen Unterbrechungen bei langen Tönen SCHEINT (keine Ahnung!) bei französischer Akkordeon-Musik ein Stilmittel zu sein. Gerade die Musette leben ja davon, recht voranschreitend zu sein, rastlos sozusagen. Da kann man saubere Phrasen spielen, klar. Ich habe den Verdacht, dass es - vielleicht aufgrund dieser Spieltechnik- halt dazu gehört, dass die Luft regelrecht "gepumpt" wird. Dieser Verdacht wird genährt dadurch, dass es ja reine Tanzmusik ist, dass das Akkordeon sehr präsent und laut sein muss und dass diese Art Musettemusik "vollgas" durchgezogen wird.

Mehr fällt mir dazu nicht ein, um zumindest ein Unvermögen dieser Spieler auszuschließen.

Andere Musik, andere Tradition, andere Handhabung des Balges.... oder einfach ne Technik, die manche Spieler einfach haben, ohne dass diese Spieler deswegen schlecht sind ... ?

PS: Die meisten guten "Oberkrainer" spielen auch so, und die können ihr Zeug

Beispiel

 
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Was meint ihr, sind die Balgwechsel Zufall oder nicht?

Wenn ich die Musik so höre, denke ich - nett ...
Das Gesicht sagt aber irgendwie - große Kunst, auf jeden Fall große Anspannung.
Der optische Eindruck macht das Spiel auf jeden Fall "hochwertiger", oder?


 
Ich habe ursprünglich gelernt, dass man Balgwechsel nicht hören sollte. Mittlerweile habe ich aber erfahren, dass bei einigen Stilrichtungen, z.B. Musette, hörbare Balgwechsel als Ausdrucksmittel bewusst eingesetzt werden.

Was das obige Video angeht, habe ich den Eindruck, dass die dort hör- und sichtbaren Balgwechsel nicht als bewusstes Ausdrucksmittel in den Vortrag eingeplant sind. Obwohl nur suboptimal sind sie vom Musiker vermutlich als nebensächlich eingeordnet worden und verblieben deshalb im Filmchen.

Was den körperlichen Ausdruck und die Mimik angeht, so interpretiere ich diese nicht als Zeichen besonderer Anspannung des Vortragenden. Eher halte ich das für eine Marotte des Spielers mit der er glaubt, seinem Vortrag noch mehr Charakter zu geben. Ich wäre mit der Musik alleine ohne die Ablenkung durch den Körperausdruck eigentlich ganz glücklich. Auf mich wirkt das Ganze aufgesetzt, auch die künstlich langen Pausen beim Registerwechsel.

Aber eines muss man zugestehen - das Stück ist meiner bescheidenen Meinung nach schön und sauber gespielt.
 
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Was meint ihr, sind die Balgwechsel Zufall oder nicht?
Ich hatte eher den Eindruck, das ihm vor lauter Versunkenheit in sein Spiel diverse "Balgeffkte passieren", die eigentlich nicht hingehören und das Spiel eher stören.

Wenn ich die Musik so höre, denke ich - nett ...
Mir gings eher so dass ich mir nach kurzer Zeit dachte: wenn der so weiterspielt ertrage ich das nicht bis zum Ende! Ständig mischt er Effekte die eigentlich nicht zusammenpassen bringt Elemente die da an der Stelle nicht hinpassen - versucht im Diskant eine leichte Zerbrechlichkeit zu spielen und spielt gleichzeitig im Bass einen eher wuchtigen Basslauf, macht mit dem Balg kurze Spitzen und Impulse wo er eigentlich einen ruhigen gleichmäßige Melodiebogen spielt. Bringt einen Balgwechsel der auch noch eher betont wird an Stellen wo s eigentlich im Melodiebogen noch weitergehen sollte... Also bei mir hat sein Vortrag mit zunehmender Dauer eher zunehmendes Unwohlsein produziert und je länger das Stück ging, desto weniger wollte ich ihm zuhören. ... Sollte das wirklich hohe Kunst gewesen sein, dann bleibe ich lieber Kunstbanause!
 
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Der optische Eindruck macht das Spiel auf jeden Fall "hochwertiger", oder?
Je nach Anlass passt das und wenn man schon extra fürs Musikmachen eine Schiebermütze aufsetzt ist das Theater eindeutig Teil der so geplanten Darbietung.
Also anders gesagt der liefert zusätzlich was für die laufende Kamera.
@Klangbutter Warum fragst das so scheinbar "kritisch?
Du machst das doch zur rechten Zeit ganz genauso mit etwas show beim Akkordeonspielen.
 
Naja, schon, aber wenn ich nette Musik spiele, schaue ich auch nett, wenn ich kann.
Ich bemühe mich schon, die Aussage zu unterstreichen.
Hier wird aber Anstrengung und Leichtigkeit verbunden. Das finde ich irgendwie konträr.
Du nicht?

Die Mütze finde ich cool. Das Akkordeon richtig super.
 
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Interessant.
Abgesehen von der merkwürdigen Mimik beim Spielen glaube ich zu beobachten, dass er einen ähnlichen Fehler macht wie ich. Und deren Ursache ich erst ganz aktuell aufdecken konnte.
Diese ebenso merkwürdigen Akzente, die unpassend zum Melodiefluss erscheinen, passieren wahrscheinlich, weil sich der Spieler im Kopf solche dazu denkt, die aber nicht vom Akkordeon kommen, sondern von Mitspielern erzeugt werden sollten.
Bei mir ist es so, dass ich beim Spieler bewegterer Stücke immer ein Schlagzeug "mithöre", das einen bestimmten Beat spielt. Das ist dann für mich der Beat des Stücks.
Unbewusst gebe ich im Balg Akzente, wenn ich so z b die Snare oder das Becken höre, meistens "offbeat" und ruckele dann in diesem Moment unbewusst.
Erst bei Aufnahmen höre ich dann, dass ich damit ja den Akkordeonklang total verhunze, der eigentlich linear verlaufen sollte bei den meisten dieser Stellen.
Man vergisst beim Spielen, dass man nur einen Balg hat und dass dieser sofort auf Alles wirkt, was man gerade an Tönen hält. Daher muss man seinen Part (auch im Solo, weil das da am ehesten passiert) konsequent durchspielen und sich das, was man im Stück noch so hört, verkneifen ausdrücken zu wollen oder körperlich da mitzugehen.
Da das grad mein Thema ist, meine ich, das bei dem letzten Video so zu vernehmen.
 
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Mein absolutes Lieblingsthema!
Du hast es sehr schön beschrieben und ich bekämpfe solche unkontrollierten Eskapaden auch bei Studenten wie die Pest.
Aber ich erziehe mich und meine Schüler auch genau wie Du dazu, Ebenen zu hören und den Balg bewusst und geschmackvoll zu dosieren.

Allerdings, das gilt nur für solistisches Spiel.
In Ensembles brauchst Du andere Geschütze. Da interessiert nur deine spezielle Rolle und ist ein komplett anderer Film.
 
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Ja genau.
Wenn ich nur eine bestimmte Stimme spiele, passiert mir das nicht.
Bei Popularmusik solo muss man ja selektieren, was man auf dem Akkordeon von dem ganzen Stück abbilden kann.
Ich hab meistens alle Ebenen im Ohr und kann mich kaum dagegen wehren dass ich Zeug was gar nicht im Solo vorgesehen ist, mitzumachen. Meist irgendwas Rhythmisches. Und dann passiert der Mist.
Hab jedenfalls großen Respekt vor solchen Stücken mittlerweile (solange bis es unter Kontrolle ist jedenfalls)
 
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Feste Balgwechsel gibt es bei mir gar nicht und zwar einfach aus dem Grund weil ich ein 'Akkohopper' bin. Je nach Stimmung (440Hz / 443 Hz) und Umgebung (Klima[Temperatur - Feuchtigkeit] , Gefärdung des Instruments ) und Publikum verwende ich bei Auftritten unterschiedliche Instrumente. Am liebsten natürlich 'ne Gola, aber auch mal ne Morino und an der unteren Skala dann die altbewährte Atlantic, die schon von meinem Lehrer mehrere alkoholische Getränke eingeflöst bekam und auch recht verdallert ist
Alle Instrumente haben ein völlig unterschiedliches Balgverhalten, am wenigsten Luft brauchen die Golas und eine hat nochmals einen erhebllich reduzierten Luftverbrauch gegenüber den anderen.

Von daher habe ich mir nie feste Balgwechsel angewöhnt. Natürlich habe ich Phrasen, in den ich keinen Balgwechsel haben möchte. Das Bedarf dann der Vorausplanung ein paar Takte vorher. Aber auch das geht eher vollautomatisch. Problemetisch kann es eigentlich nur bei Druck werden - Wenn ZU ist ist ZU, bei Zug geht notfalls immer noch etwas, vor allem, wenn man eher kurze Balgwege bevorzugt.

Das Ziel, dass der Balg am Ende des Stücks geschlossen ist lässt sich mit ein wenig Vorausschau auch recht gut lösen. Für mich ist das aber kein erklärtes Ziel. Manchmal achte ich da aus Spaß darauf.
Viele Akkordoenisten werden das auch niemals machen, weil der bei vielen so wichtige 'Endbums' auf Zug wesentlich einfacher zu machen ist als auf Druck.

An der Stelle vielen Dank an Klangbutter, der mir schon vor einigen Jahren bei unseren Treffen wertvolle Tipps zur Balgführung gegeben hat.
 
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Balgführung ist ein Thema, von dem ich als Quereinsteiger (leider) gar keine Ahnung habe. Von daher ist es wahrscheinlich Glückssache, wenn ich eine lange Phrase schön zu Ende spielen kann ;)
Dh. ich habe eigenlich nie festgelegte Balgwege. Manchmal merke ich, dass ich eine Phrase unterbrechen muss, und der Balgwechsel klappt dann mehr schlecht als recht ...
Das muss ich mir mal richtig zeigen lassen. Von daher sehr interessant, was Ihr hier so schreibt.

Das Gesicht sagt aber irgendwie - große Kunst, auf jeden Fall große Anspannung.
Wenn ich den Kollegen sehe, bin ich froh, dass mir vor Jahren mal jemand gesagt hat, dass ich auf der Bühne angespannt gucke. War mir gar nicht bewusst. Ich vermute auch, das hat er sich so angewöhnt. Tiefsinnige Gesichter schneiden geht ja noch, aber er scheint auch mit dem Mund irgendwelche Gymnastik zu machen, das stört den Gesamteindruck schon sehr. Absicht kann das eigentlich nicht sein.
Vielleicht schreibt ihm mal jemand ein paar Zeilen?

Mütze und Pullover dagegen passen super ;)
 
aber er scheint auch mit dem Mund irgendwelche Gymnastik zu machen, das stört den Gesamteindruck schon sehr. Absicht kann das eigentlich nicht sein.
Nun, zumindest scheint es mehr Künstler zu geben, die ihr Spiel in dieser Art und Weise begleiten. Vielleicht hat es für sie eine Funktion, die sich dem Zuschauer nicht unmittelbar erschließt :gruebel:

 
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Da weiß man ja nicht, ob mehr Schweiß oder Schmalz von der Bühne tropft ;) Dann noch das leidenschaftlichbis zum Nabel aufgerissene Hemd, farbige Scheinwerfer und kubikmeterweise Nebel ... wenn das unsere zukünftigen klassischen Konzerte sind, dann bleib ich wohl zu Hause bei meinen Karajan-DVDs ;)

Kann ja sein, dass das Publikum das teilweise als absolute Verzückung empfindet. Man darf's halt nicht übertreiben. Wir hatten ja auch mal ein Galliano-Video, wo er das Gesicht zur Faust geballt hatte.
 
aber er scheint auch mit dem Mund irgendwelche Gymnastik zu machen, das stört den Gesamteindruck schon sehr.
Es gibt fast keinen Rockgitarristen, der beim Solo keine unbeabsichtigten Mundbewegungen macht. Meine Partnerin sagt mir auch immer wieder: "Jetzt schafft er wieder mit dem Mund.", wenn ich ich bei hochkonzentrierten Arbeiten z. B. in der Küche solche unwillentlichen Mundbwegungen mache.
Lasst uns doch diese Marotte, die wir nicht steuern können, egal wie es aussieht. Wenn wir uns darauf konzentrieren sollen, den Mund im Zaum zu halten, leidet die Konzentration auf die Musik.
 
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