Vorstellung Martin 000-15m Lefthand (vs. Sigma 000-15mLH)

Knorek
Knorek
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
23.12.24
Registriert
20.11.21
Beiträge
288
Kekse
8.761
Ort
Hamburg
Hallo!

Hier gezeigt und etwas dazu erzählt meine neueste Errungenschaft, eine Vollmassiv-Mahagoni von Martin, das Modell 000-15m.

Das es nun eine Martin ist, hatte ehrlich gesagt eher unrationale Gründe: Ein Kollege von mir hat eine Dreadnought-Martin mit Fichtendecke aus der höheren Preisklasse, die konnte ich mal anspielen (nur sehr beschränkt, denn seine war eine Rechtshänder-Gitarre), aber ab da wars um mich geschehen - Ich fand die Klangqualität einfach super, seitdem spukte in meinem Kopf der unwiderstehliche Gedanke "... wenn, dann soll es auch mal so eine Martin sein" herum.
Nun ist es soweit, wie gesagt, komplett unrational, aber dagegen kann man ja bekanntlich nichts machen... :)

Das es aber ausgerechnet nun dieses Mahagoni-Modell ist (und eben nicht so eine klassische Western wie die von meinem Kollegen) liegt wiederum an meiner vor gar nicht langer Zeit erworbenen Sigma 000-15m, die mir zeigte, dass dieses Format und diese Art von Gitarren genau mein Ding sind: Kleiner, handlich, sehr leicht, bequem, nicht so laut, nimmt man schnell mal in die Hand. Und dann eben dieser spezielle Sound: Warm, eher mittig, aber noch ausreichend Bass und Höhen. Kann man sich stundenlang mit beschäftigen und irgendwie klingt es immer interessant, es wird nicht langweilig.

Die Sigma war/ist soweit prima und ich habe sie auch viel und gerne gespielt, nur zwei Dinge fand ich dann mit der Zeit bei ihr für mich nicht so optimal:
- Der schmale Hals ist dabei im Profil auch sehr flach. Für meine Hand gefühlt einen Ticken zu flach.
- Dann im Ton/Sound: Alles grundsätzlich so wie es wohl bei einer Mahagoni sein soll, allerdings stechen die G- und auch leicht die D- und H-Saiten ca. vom 2. bis zum 6. Bund etwas unharmonisch heraus, hören sich hier bei stärkeren Anschlägen fast schon leicht "dröhnig" an. Ich hatte hier eine zu niedrige Saitenlage bzw. vielleicht ein leichtes Schnarren in Verdacht, aber das war/ist es nicht, die Saiten haben zu den Bünden hier noch gut/ausreichend Luft, ich vermute tatsächlich eine Eigenart im Resonanzverhalten grundsätzlich.
Unter Umständen finden andere diese Betonung insbesondere ja ganz prima, mich hat es aber im Laufe der Zeit doch schon vermehrt gestört. Natürlich bleibt so etwas auch immer nur persönliche Geschmacksache.

Nun konkret zu diesen beiden Punkten, ob hier Unterschiede zur nigelnagelneuen Martin sind:
- Der Hals der Martin ist zwar in der Breite ähnlich schmal (bei der Sigma Sattelbreite 42,9 mm, bei der Martin gemessen 43,2mm), allerdings ist er nicht ganz so flach, hat etwas mehr Fleisch. Passt nun 1A für mich.
- Alle Saiten klingen nun für mein Empfinden über das gesamte Griffbrett wunderbar ausgewogen harmonisch zueinander, nichts sticht hervor, das ist schon toll. Seidig präsente Höhen, genügend Bass, obertonreich und und je nach Anschlag auch genügend Punsch. Puh.

Ansonsten beide formal im Vergleich:
Man kann sie übereinander legen, da ist über Format, Mensurlänge, Halsbreite, Ausstattung etc. vieles fast 1:1 identisch. Auch auf der Waage sind beides Leichtgewichte: Bei der Sigma wird 1.950gr., bei der Martin sogar nur noch 1.630gr. angezeigt.
Nur das die Martin das Original ist (der ursprünglich Entwurf von diesen Art recht schmucklosen aber dafür noch einigermaßen erschwinglichen Gitarren aus diesem Material geht wohl auf die 1930er Jahre zurück) und die Sigma in dem Segment zwar eine wesentlich (Faktor ca. 5!) kostengünstigere Gitarre, aber halt eine Adaption davon ist.

Unterschiede gibt es schon im verwendeten Material/Verarbeitung rein auf dem Papier:
- Zargen und Boden sind bei der Martin vollmassiv, kein Laminat wie bei der Sigma. (Die Decke ist bei beiden massiv)
- Der Hals der Sigma ist ganz offenbar aus mehreren Teilen und Leisten Mahagoni zusammengeleimt, die Kopfplatte ist angesetzt. Der der Martin ist aus einem Stück soweit ich es erkennen kann.
- Martin: Griffbrett und Steg sind aus indischem Palisander, also kein Kunststoff (Mircarta) wie bei der Sigma.
- Martin: Die Stegpins und der Gurtpin sind aus Ebenholz, nicht aus Kunststoff wie die der Sigma.
- Die Martin hat vintage-artige offene Grover-Mechaniken, die Sigma geschlossene. (Das macht keinen Unterschied, beide funktionieren tadellos. Die offenen sehen schon sehr schick aus, die geschlossenen sind langfristig aber sicher praktischer...egal.)
- Die Hals-/Korpusverbindung ist zumindest bei der Martin eine schon anspruchsvollere verleimte "Schwalbenschwanz"-Verbindung mit zusätzlicher Verschraubung.
(- Abzug bei der Martin: Es wird - warum auch immer - kein Halsstabschlüssel mitgeliefert. Das finde ich ärgerlich, zumal es sich hierbei um ein "Pfennigs"-Teil handelt.)

Nun ein paar Worte zur Martin, so wie sie bei mir ankam und was die Werkseinstellungen anbetrifft (mit dem Original 12er Saitensatz drauf):
Gesamtverarbeitung:
- Keine Mängel oder gar Macken zu entdecken (etwas anderes darf man allerdings in dieser Preisklasse auch nicht erwarten, wie ich meine), alles sehr ordentlich gefinisht. Saitenlauf tadellos.
Einstellungen:
- Die Sattelhöhe ist tatsächlich schon perfekt, niedriger geht es nicht.
- Halskrümmung passt für diese Saitenstärke.
- Die Bünde mit einem Fretchecker geprüft: Nicht einmal im Ansatz Auffälligkeiten/Ausreißer entdeckt (ab Werk werden die Bünde wohl auch geplekt, die Bundkronen und -enden wurden allerdings dann wieder ordentlich ohne störende Schleifspuren verrundet)
- Saitenhöhe 12. Bund: E 2,25, e 1,70mm. Und nichts schnarrt/sirrt, alles sauber bei normalen Anschlag. Das ist wirklich sehr gut. Klar, bei hartem Anschlag schepperts, aber das darf es von mir aus dann auch.
- Oktavreinheit/Kompensation: Passt.
Ich will es selber kaum glauben, aber an der Werkseinstellung werde ich überhaupt nichts mehr ändern oder "optimieren" wollen.
Eigentlich hatte ich auch vor, wie bei meinen anderen Akustiks einen 11er Saitensatz für eine leichtere Bespielbarkeit aufzuziehen, aber das ist hier überhaupt nicht nötig, der 12er bleibt drauf, die Bespielbarkeit ist super, nichts zwickt oder kneift.


Was ich dann für mich doch noch gemacht habe, aber alles nur reine Kosmetik:
- Stegeinlage und Sattel (beides Knochen) in der äußeren Konturen leicht nachbearbeitet und poliert (finde ich einfach als Detail ganz schick...)
- Rückseite Hals mit feiner Stahlwolle leicht anpoliert (ich gehöre wohl zu den wenigen, die lieber einen geschlossenen, glänzend lackierten Hals bevorzugen)
- Oberflächen Steg und Griffbrett mit Leinöl-Firnis behandelt
Das war's dann aber auch schon - ab jetzt kann darauf gespielt werden, das macht echt Spaß und klingt für mich sehr prima.

Ich habe lange überlegt ob ich das schreiben soll, weil ich will auf keinen Fall Sigma pauschal jetzt schlecht machen möchte, aber die beiden im Klang gesamt gegeneinander verglichen, und das muss ich jetzt doch hier in dieser Deutlichkeit dazu sagen: Da liegt für mein Empfinden schon tatsächlich echt eine ganze Welt dazwischen. Die Martin hat insbesondere im Akkordanschlag die wesentlich harmonischere und angenehmere Stimme.

Einfach so empfehlen möchte ich die Martin hier nicht. Sie ist mit ihrem warmen, mittigen Gesamtsound schon speziell und sie ist leider teuer.
Aber wer eine "endgültige" Mahagoni sucht, der sollte dieses schmucklose, puristische Teil auf dem Schirm haben, sonst verpasst er ganz sicher etwas.
Bei so einer reinen Akustik gibt es keine Tricks oder nachträgliche Pimps. Entweder passt es für einen im Klang oder eben nicht.


Zum Abschluss noch ein ganzer Schwung an Bildern (alle nach den leichten Überarbeitungen):

45070904kw.jpg


45070905rw.jpg


45070906sc.jpg


45070908es.jpg


45070909cl.jpg


Viele Grüße,
Christian
 
Grund: Bild eingebunden
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
Magst Du uns... auch sagen, wie viel Du für die Schmuckstücke ausgegeben hast? Also für die Sigma und auch für die Martin?
Und: Klangbeispiele von beiden wären suuuper!

Ich selber habe (seit etwa 2006) eine (damals recht günstige) 000M mit Fichtendecke und Mahagoni-Korpus. Die war damals beim Session in Walldorf heruntergesetzt von 1.000 auf 700 € und ich war dermaßen angetan von dem Klang dass sie gegen diverse andere, teurere Gitarren deutlich gewonnen hat.
Inzwischen hat sie auch einen Baggs Anthem und ich bin immer noch glücklich damit! ;-)
Gruß,
Hooray


...ich vergaß:
Die sieht echt superschön aus!!!!
 
Zuletzt bearbeitet:
...
...ich vergaß:
Die sieht echt superschön aus!!!!
Danke, und ja, finde ich nämlich auch außerdem :)

Die Preise sind keine Geheimnisse, ist ja auch im Netz zu finden:
Die Sigma lag nach meiner Erinnerung im Angebot bei ca. 390,-, die Martin war ein Angebot aus England (ist ja leider immer so eine Sache, überhaupt das passende für Lefthand zu finden), das war dann mit Einfuhrumsatzsteuer und Zoll etwas über 1.900,-.

VG, Christian

(PS: Klangbeispiele kann ich leider nicht bieten, dazu habe ich keine techn. Möglichkeiten)
 
Zuletzt bearbeitet:
Klangbeispiele kann ich leider nicht bieten, dazu habe ich keine techn. Möglichkeiten
einfach das Händi mal draufhalten in einer einigermaßen ruhigen Umgebung... Wohnzimmer oder so, wo viele Möbel stehen, oder im Schlafzimmer....
 
Ich habe kein Smartphone-Handy.
(ja, sowelche solls tatsächlich noch geben :) )

VG, Christian
 
...So, nach einer Weile Draufrumgedaddel: Die Bespielbarkeit insbesondere mit dieser niedrigen Saitenlage ab Werk ist wirklich großartig.
Nur, und da nagen auch gleich die Sorgen: Verbaut sind relativ schmale und niedrige "Vintage"-Bunddrahte.

Daher die konkrete Frage (insbesondere an die erfahrene "Martin"-Gemeinde): Wie lange werden die ca. halten?
Sind sie tendenziell vom Werk ab etwas härter oder eher weich und verschleißen schnell?

VG, Christian
 
Ich habe jahrelang eine 000-18 gespielt, also Mahagonikorpus und Fichtendecke. Ich habe sie nur verkauft, da ich doch eindeutig der Strummer und Flatpicker auf der Akustik bin und gerade bei intensiverem Strumming eine 000 an ihre Grenzen der Dynamik kommt. Jetzt habe ich doch eine Slopeshoulder Dread, aber die 000 war eine herausragend gute Gitarre. Die Bünde meiner waren auch nach ein paar Jahren spielen noch in sehr gutem Zustand. Ich denke, dass Martin da schon ordentliches Zeug verwendet.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
...so, Honeymoon ist - wie schon gestern im "Zeige-Threat" gesagt - vorbei, sie ist ausreichend gespielt/näher kennengelernt und ich möchte hier noch ein paar Neuigkeiten und Ergänzungen hinzufügen.

Einmal habe ich doch noch etwas an der Kosmetik gemacht: Da ich gar nicht so ein Fan von Matt-Finish bin sondern eher glatte Flächen bevorzuge habe ich den Korpus insgesamt nun noch leicht oberflächlich mit einer Polier-Milch behandelt, sozusagen den normalen Abnutzungserscheinungen etwas vorgegriffen, aber das eben nicht nur partiell sondern gesamt.
Wie gesagt nur leicht oberflächlich, die offene Faserigkeit bleibt wie vorher erhalten und sie ist noch weit weg von "glossy", nur ein gewisser speckiger Glanz stellt sich über die gesamten Flächen ein.
So gefällt mir das nun richtig gut und so wird es auch ziemlich sicher bleiben. ->

45157600ea.jpg


Was mir aber noch so beim Spielen - auch im Vergleich zu meinen bisherigen Akustiks - aufgefallen ist: Sie ist wirklich ein Oberton-Monster.
Das zeigt sich insbesondere bei einem etwas gemäßigterem Anschlag und bricht in höheren Lagen diesbezüglich nicht ein (hier sogar eher im Gegenteil).
Das ist für mich in der Form neu und öffnet mir persönlich spielerisch neue Welten.

Harter Anschlag/Strumming geht natürlich auch, hier behält sie ihren erdig/holzigen Klang der auch einen besonderen Charakter hat, aber wie gesagt: Die eigentlichen Perlen/den Obertonreichtum findet man eher im dezenteren Anschlag.

Ich vermute einfach mal, dass diese besondere Eigenart auch etwas mit dem extrem geringen Gewicht oder besser gesagt der Dünne von Boden/Decke und Zargen zu tun hat - es wird einfach nur sehr wenig Masse in Schwingung versetzt.
(Das sehr dünne Material setzt aber auch fast zwingend beim Transport einen sicheren Koffer voraus. Der war bei der Bestellung selbstverständlich inkl. - hatte es nur vergessen, das bei der Vorstellung zu erwähnen)

Noch eine bisherige Auffälligkeit: Warum auch immer ist sie - trotz dünnen Material etc. - extrem stimmstabil: Einen Tag später wieder in die Hand genommen und man muß in dem Punkt praktisch nix oder kaum was machen. Kannte ich bisher auch so noch nicht.

Last, but not least, nach so viel Lob und Glückseligkeit ein Abzug: Die Bundstäbchen ("Vintage" usw. ...) sind entsprechend schmal und niedrig. Für mich - als bestimmt nicht so techn. gut gelernter Spieler wäre eine Bundstäbchenhöhe Richtung Medium in der Praxis besser.

VG, Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo!

Eigentlich gehört es ja nicht mehr zur Vorstellung, aber hier ging es weiter ...

... und eigentlich fing alles ganz harmlos an.
Ich wollte nur schnell mal das Finish der Decke ein wenig aufpeppen, etwas glätten um so vielleicht etwas mehr Glanz zu bekommen, und ich weiß auch nicht wie (ich war wirklich vorsichtig) irgendwie wurde es plötzlich an Stellen heller, komisch dachte ich noch, aber dann zack, wurde mir klar, dass ich durch den Lack auf Holz gestoßen bin, und zack, innerhalb von Sekunden wurde mir klar, dass ich echt Scheiße gebaut habe die man nicht so einfach repariert bekommt - in der Konsequenz muss nun der ganze Lack runter.
Ok, das wird viel Arbeit aber irgendwie kriege ich das schon hin dachte ich da noch recht optimistisch.

...Was dann folgte war aus verschiedenen Gründen ein einziges Desaster mit diversen Zwischenkatastrophen über die ich auch keine Lust habe weiter darüber zu reden. ...
Kurzum: Ich mußte in der Abfolge sage und schreibe insgesamt dreimal (!) die Decke komplett bis aufs nackte Holz vorsichtig runterschleifen.
Und das ist auch nur bei einem Mal schon eine echte Schei..-Arbeit, gerade wegen dem Steg, dem Schlagbrett etc., die blieben natürlich dabei drauf und es war in großen Teilen ein echter Fummelkram mit z.T. Einsatz von Skalpellklingen hier in den Eckenwinkeln die Schichten Millimeter für Millimeter sauber abzutragen und beizuschleifen. Das alles nur per Hand. Passende Maschinen/Werkstatt usw. habe ich nicht.
Das ganze hat sich in vielen, vielen Stunden und - mit den entsprechenden Zwischentrocknungen - insgesamt über Wochen hingezogen.
Der dritte Anlauf saß dann aber endlich für mich zufriedenstellend.

Zu sehen ist nun ein Deckenfinish mit Tru-Oil "Genuine" (das ist die seidenmatte Version von dem etwas bekannteren hochglänzendem Tru-Oil), das mittels kleinen Baumwolllappen in vier dünnen Schichten aufgetragen wurde.
Dieses Tru-Oil ist kein klassisches Holzöl wie zB. Leinöl, dringt auch nicht so wie ein. Es ist schichtbildend ähnlich wie Lack, bleibt aber elastisch. Es ist vielleicht am ehesten mit Schellack zu vergleichen, ist aber komplett wasserundurchlässig.
->
45344953qd.jpg


... So ist es, so sieht sie nun aus. Also eine Martin 000-15m in "stripped".
Von der Ausführung natürlich nicht 100% perfekt oder wie "ab Werk", aber schon sauber und ohne augenfällige Unsauberkeiten/Fehlstellen und - wie ich meine - vom Eindruck her auch nicht gleich spontan "wie selbstgebastelt".
Uff.

Und die Optik selber?: Die gefällt mir glücklicherweise! - sogar ausgesprochen gut.
Ich finde das natürliche, ungefärbte Holz passt sehr gut zu der ohnehin schmuckmäßig einfach gehaltenen, puristischen Gitarre.
Und es ist so schon recht unique. Ungefärbtes Mahagoni sieht man eh schon eher selten und sicherlich noch seltener in Form einer Akustikgitarrendecke.

Aber das ist natürlich nicht alles, was ich berichten wollte.
Vielmehr ging es um meine beiden Hauptsorgen dabei:
1.) Wie verändert sich die Stabilität der Decke und damit die Gesamtgeometrie? (Immerhin sind sicher ca. 3/10 mm an Deckenstärke dabei verloren gegangen, die Gitarre wiegt jetzt auch defacto ca. 20gr. weniger als Original ...), und
2.) Wie verändert das den Klang?

Ich hatte in beiden Dingen einfach keinerlei Erfahrung. (und werde die wohl auch hoffentlich nie wieder machen müssen ...)

Zu 1.):
Die Decke ist zwar nun dünner aber das hat scheinbar keine Auswirkung auf die Stablität/Geometrie.
Der Steg hat im Verhältnis die gleiche Höhe behalten. Ohne jegliche Nachbearbeitung der Stegeinlage liegt die Saitenlage am 12. Bund exakt wie vorher bei e 1,7/E 2,25 bei voller Spannung bzw. mit gestimmten Saiten.
Dafür sorgen offenbar in erster Linie dann die rückseitigen Decken-Balken.

Zu 2.):
Die Grund-Klangcharakteristik ist unverändert, auch das schöne "Oberton-Singen" ist erhalten geblieben.
Aber sie kommt mir spontan einen Ticken lauter vor, auch insbesondere bei den tiefen Saiten mit etwas mehr Höhen, irgendwie klingt das alles etwas offener aber es bleibt dabei seidig.
Mir gefällt das.
Vielleicht ist das auch alles nur Einbildung (wie gesagt, bisher keine Erfahrung mit so etwas und ich bin beileibe auch kein Profi/Gitarrenbauer), aber egal, selber Musikmachen und /-hören hat ja eh viel mit Einbildung zu tun. :)
Hauptsache es passt für einen und man wird damit glücklich.

Man, was für eine Mords-Aktion ... don´t try this at home.

Viele Grüße,
Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Klingt nach viel Arbeit. Ich habe zwar noch keine Gitarre gebaut, aber von vielen anderen Holz-Projekten weiß ich, dass das Finish immer einen großen Teil der Arbeitszeit in Anspruch nimmt. Und damit steht und fällt dann oft auch, ob man am Ende zufrieden ist oder nicht.
In deinem Fall kannst du sehr zufrieden sein! Ich finde, nach den Fotos zu urteilen sieht sie jetzt nochmal deutlich schöner und auch edler aus als im Originalzustand. Schöne Arbeit! :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Oh, Danke @iefes , das geht runter wie Öl :) !, weil es war in der Tat echt viel, viel, viel Arbeit + Mühe (spätestens nach dem zweiten verunglückten Finish war ich kurz davor hinzuschmeißen weil ich es ja offenbar nicht hinbekomme), und auch ging es mir ernsthaft an die Nerven so blöd zu sein, ein wertvolles Neuteil völlig bescheuert kaputt gemacht zu haben.

Meine Frau meinte nur, "kauf dir neu". Aber das geht finanziell nicht so einfach mit zwei Kindern und das konnte + wollte ich nicht mit mir vereinbaren.
So einen selbstgemachten Riesenmist musste ich für mich eben selber ausbaden.

VG, Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
also - ich darf ehrlich sein…?!?
Ich fand ja schon, deine Aktion, die Decke zu polieren, um sie glänzend zu bekommen, schon sehr… spannend (um mich neutral auszudrücken…). Schon das hätte ich mich bei einem 1900 € teuren Instrument nicht getraut. Obwohl ich Schreiner bin und ein wenig um Oberflächenbehandlung weiß.
Umso entsetzter war ich, als ich las, zu was du dich dann noch hast hinreißen lassen!
Trotzdem möchte ich dir ganz herzlich danken, dass du so ehrlich über deine Aktionen berichtet hast und uns damit an deiner (sicher steilen) Lernkurve teilhaben lässt!
Froh bin ich, dass ihr – also du und deine Triple 0 – dann noch die Kurve gekriegt habt! Jedenfalls sieht es so aus dass du dann mit der notwendigen Sensibilität drangegangen bist!
In diesem Sinne wünsche ich dir noch viel Freude mit deinem tollen Instrument!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Dieses Tru-Oil ist kein klassisches Holzöl wie zB. Leinöl, dringt auch nicht so wie ein. Es ist schichtbildend ähnlich wie Lack, bleibt aber elastisch. Es ist vielleicht am ehesten mit Schellack zu vergleichen, ist aber komplett wasserundurchlässig.
Hattest du mal überlegt, Schelllack zu probieren? (Ich habe es bei einer alten klassischen gemacht, kenne dafür Tru-Oil nicht.)
Schöne Arbeit.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hattest du mal überlegt, Schelllack zu probieren? ...
Schöne Arbeit.
Danke!

Und ja, Schellack hatte ich auch überlegt, da findet man ja Sachen/Oberflächen, die toll aussehen.
Aber das wäre für mich komplettes Neuland gewesen, habe noch keine Erfahrung damit, da war mir das Risiko zu groß.
Umgekehrt hatte ich aber bereits Erfahrung mit Tru Oil aus anderen Zusammenhängen und wußte von daher, das, mit der richtigen Anwendung (in dünnen Schichten aufgetragen), es sich relativ leicht und problemlos verarbeiten läßt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber das wäre für mich komplettes Neuland gewesen, habe noch keine Erfahrung damit, da war mir das Risiko zu groß.
Umgekehrt hatte ich aber bereits Erfahrung mit Tru Oil aus anderen Zusammenhängen
Danke. klar.
Ich hatte für meine Schelllack-Experimente ein Flohmarkt-Instrument für 1.50€ zur Verfügung. Mit Schelllack beschichten fand ich einfach, das "meisterhaft" zu machen, ist dann aber sicherlich etwas anderes... Ich habe aber auch bewusst wenig Aufwand in das Polieren gesteckt, wollte nur eine "technische Machbarkeitsstudie" machen.
 
Ja, Schellack reizt und interessiert mich auch. Irgendwann werde ich das sicher mal ausprobieren.
Aber nicht mehr an dieser Gitarre ... obwohl, wer weiß ... :)
 
Hallo!
Hier war ja auch die Frage nach Aufnahmen damit.
Konnte ich da noch nicht bieten. Aber jetzt habe ich so ein einfaches Zoom-Micro Teil, und damit geht das.

Here it is, zwei Schnipsel komplett unnachberabeitet und ohne Plan frei Schnauze eingespielt.

(Eine Kritik über die die Spielweise interessiert mich nicht - ich komme aus dem alten Garagen-Punkrock und so eine Akustik ist eh komplettes Neuland für mich, aber gerade das finde ich eben echt ganz spannend. :) )

VG, Christian
 

Anhänge

  • ZOOM0004 (online-audio-converter.com).mp3
    1,8 MB
  • ZOOM0005 (online-audio-converter.com).mp3
    3 MB
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Danke! :great:
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nicht böse gemeint, aber ich finde diesen Thread extrem lehrreich. Begeisterung über die Maßen, aber innerhalb eines Vierteljahres komplett ruiniert (zumindest, was den "Rest"-Wert für Dritte angeht).

Hals falsch, Bünde falsch, Finish falsch... Für mich ist das Anschauungsmaterial für self deception und confirmation bias. Was nicht heißen soll, dass ich da ggf. "besser" gewesen wäre!
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben