gitarrero!
Mod Emeritus
IBANEZ-SAITEN
Seit ein paar Jahren gibt es eine stetig wachsende Palette an Saiten für alle möglichen Typen von Instrumenten im Ibanez-Portfolio, von Banjo und Mandoline über Ukulele, Klassikgitarre, Westerngitarre bis hin zu Bass und E-Gitarre (6-string bis 9-string). Eine Komplettübersicht findet sich hier: https://www.ibanez.com/eu/products/model/strings/
Die Saiten werden in China unter Verwendung von US-amerikanischem Kernmaterial (Hexagonal Steel Core Wire) hergestellt.
Im Nachgang zu den Ibanez & Engl User Days habe ich - wie auch die anderen Teilnehmer - je zwei Satz Ibanez-Saiten in der Wunschstärke zum Ausprobieren erhalten. Dafür einen ganz herzlichen Dank an den Ibanez-Deutschlandvertrieb Fa. Meinl, die uns das ermöglicht haben! Meine bevorzugte Stärke auf normalen sechssaitigen E-Gitarren ist der klassische Light-Satz .010-.046 und von Ibanez gibt es davon wiederum zwei Varianten, einmal Standard und einmal Balanced Tension. Also habe ich mir gedacht, ich könnte einen direkten Vergleichstest auf zwei nahezu baugleichen Gitarren machen. Ich werde mich hier in diesem Review auf meine Eindrücke zu Handling, Spielgefühl und akustischem Klang beschränken.
TESTKANDIDATEN
Die beiden zweieiigen Zwillinge, die bei mir genauer beäugt werden, nennen sich IEGS61 und IEGS61BT. Beides sind 10er-Sätze für E-Gitarre und die Saitenstärken (angegeben in Zoll) sind laut Datenblatt wie folgt:
Wie man an den Werten erkennt, sind die Saiten E1, G3 und E6 jeweils identisch in der Stärke und das Thema Balanced Tension (BT) spielt sich bei B2, D4 und A5 ab. Bei BT ist die zweite Saite ein "Muggaseggele" dicker, während die vierte und die fünfte Saite jeweils ein "Fitzele" dünner gewickelt sind als normal. Alles bewegt sich im Bereich von Tausendstelzoll bzw. Hundertstelmillimeter, was kein normaler Mensch mit bloßem Auge auseinanderhalten kann. Auch ein Standardmessschieber ist überfordert, die unterschiedlichen Durchmesser machen sich ausschließlich durch die Saitenspannung haptisch bemerkbar. Der Grundgedanke bei BT ist der, dass man beim Übergang von einer Saite zur benachbarten Saite einen möglichst geringen Unterschied beim Greifen und Ziehen spürt - dazu tragen bereits die minimalen Differenzen in der Dicke bei.
Um den Effekt nachvollziehen zu können, habe ich mir als Testvehikel zwei 1988er MAXXAS-Gitarren ausgesucht, die sich formal nur in der Tonabnehmerbestückung und in der Farbe unterscheiden. Konstruktion und Dimensionen sind gleich und das Setup extrem ähnlich.
HANDLING
Verpackung und Aufmachung sind bei IEGS61 und IEGS61BT prinzipiell dieselbe. Der Aufdruck auf der hübschen und kleberfrei verschlossenen Papp-Umverpackung ist naturgemäß anders, aber die innere Plastikhülle, das darin enthaltene Tütchen Silica-Gel und die kleinen schwarzen Saiten-Identifikations-Label, die man höchstens als blutiger Anfänger braucht und die ich deshalb für vermeidbaren Müll halte, sind identisch. Alle Saiten waren sauber aufgewickelt und zeigten keinerlei Anomalien, Probleme an den Ball-Ends oder gar Knicke. Die luftdichte Verpackung verhindert Korrosionsprobleme, die bei Überseelieferungen oder Lagerung bei wechselnden klimatischen Bedingungen auftreten können - so soll es sein! Ob das zusätzlich enthaltene Silica-Gel jedoch wirklich nötig ist, weiß ich nicht genau, irgendwie erscheint es mir doppelt gemoppelt. Beim Aufziehen der Saiten (Non-Locking Vibrato mit Klemmmechaniken) gab es null Überraschungen und auch bei der anschließenden, bei mir stets üblichen Dehnungs-Orgie, bei der sich in der Vergangenheit schon so manche Saite überfordert fühlte, sind keine Schwierigkeiten aufgetreten.
SPIELGEFÜHL UND SOUND
Das Spielgefühl ist bei beiden Gitarren gut, das Greifen ist angenehm und die Nebengeräusche beim Lagenwechsel sind vollkommen in Ordnung für herkömmlich gewickelte Saiten ohne Beschichtung. Da hatte ich schon deutlich "schärfere" Wicklungen unter der Haut, die dann auch unangenehm quietschen beim Hin- und Herrutschen. Im Gegensatz zum normalen Set ist die Balanced-Tension-Variante tatsächlich subtil anders im Spielgefühl, wobei ich das weniger bei Akkordarbeit, sondern vorrangig bei Bendings merke. Hier muss ich zugeben, dass ich aufgrund der großen Zahl von Instrumenten in meinem Bestand mit vielen Parametern klarkomme (Mensur, Halsmaße, Bunddraht, Floating/Hardtail usw.), so dass ich mich beim Wechsel von der roten (Standard) zur grünen (BT) Testgitarre vermutlich instinktiv und unterbewusst umgewöhne und daher keine signifikanten Vor- oder Nachteile untereinander ausmachen kann. Mit verbundenen Augen habe ich es mit Mühe geschafft, und auch nur mit hoher Konzentration auf die Finger der Greifhand, die beiden Gitarren anhand der Saiten auseinanderzuhalten. Viele Gitarristen da draußen sind wahrscheinlich wesentlich feinsinniger als ich und fühlen sich nur auf einer bestimmten "goldenen" Kombination aus Instrument und Saitenstärke so richtig zuhause, die können das sicherlich besser bewerten.
Beim akustischen Klangbild ist mir aufgefallen, dass diese Ibanez-Saiten auf der MX3 einen Tick heller und vielleicht auch einen Hauch aggressiver klingen als meine sonstige Leib- und Magenmarke d'Addario. Bei unklugen Amp-Einstellungen verschenkt man jedoch schnell diese Nuancen, von daher sollte man aufpassen, dass man keinen Gleichmachersound wählt. Bei Sustain und Ansprache ist mir nichts Negatives aufgefallen, beide Gitarren können ihre Qualitäten ohne Einschränkungen seitens der Saiten entfalten, andererseits werden ihnen aber auch keinerlei Zauberkräfte verliehen und überraschende Klangwunder gibt es auch nicht zu verzeichnen, die aufs Konto der Saiten gehen. Es sind - soviel kann ich schon einmal mit Gewissheit sagen - professionelle E-Gitarrensaiten, denen man vertrauen kann. Der Soundgeschmack ist individuell, von daher kann ich alle Leser dieses Reviews zum selbst Ausprobieren ermuntern. Zur Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse sowie Handschweiß kann ich erst nach längerer Zeit etwas sagen, dazu wäre es jetzt nach wenigen Spielstunden noch viel zu früh.
PREIS/LEISTUNG UND FAZIT
Ein Satz solcher Saiten, egal ob IEGS61 oder IEGS61BT, kostet derzeit je nach Bezugsquelle zwischen EUR 5,70 und EUR 6,60 im Online-Handel. Von daher sind die Saiten im preislichen Mittelfeld und in direkter Konkurrenz zu den Platzhirschen d'Addario und Ernie Ball und wie sie alle heißen. Objektiv betrachtet stehen sie den Mitbewerbern auch in nichts nach, daher denke ich, dass das Preis-/Leistungsverhältnis ausgewogen ist.
Für Vielspieler ist der Viererpack interessant, der für knapp 20 Euro zu haben ist.
Mein Fazit: Das sind prima Saiten, die auf mich einen professionellen und qualitativ hochwertigen Eindruck machen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass es recht viel unnötigen Verpackungsmüll gibt. Wer einen etwas helleren und ein bisschen aggressiveren Sound erzielen möchte, sollte sie definitiv antesten! Die Balanced-Tension-Variante kann außerdem helfen, bisher reinrassige 9er-Spieler zu 10er-Fans zu machen.
Seit ein paar Jahren gibt es eine stetig wachsende Palette an Saiten für alle möglichen Typen von Instrumenten im Ibanez-Portfolio, von Banjo und Mandoline über Ukulele, Klassikgitarre, Westerngitarre bis hin zu Bass und E-Gitarre (6-string bis 9-string). Eine Komplettübersicht findet sich hier: https://www.ibanez.com/eu/products/model/strings/
Die Saiten werden in China unter Verwendung von US-amerikanischem Kernmaterial (Hexagonal Steel Core Wire) hergestellt.
Im Nachgang zu den Ibanez & Engl User Days habe ich - wie auch die anderen Teilnehmer - je zwei Satz Ibanez-Saiten in der Wunschstärke zum Ausprobieren erhalten. Dafür einen ganz herzlichen Dank an den Ibanez-Deutschlandvertrieb Fa. Meinl, die uns das ermöglicht haben! Meine bevorzugte Stärke auf normalen sechssaitigen E-Gitarren ist der klassische Light-Satz .010-.046 und von Ibanez gibt es davon wiederum zwei Varianten, einmal Standard und einmal Balanced Tension. Also habe ich mir gedacht, ich könnte einen direkten Vergleichstest auf zwei nahezu baugleichen Gitarren machen. Ich werde mich hier in diesem Review auf meine Eindrücke zu Handling, Spielgefühl und akustischem Klang beschränken.
TESTKANDIDATEN
Die beiden zweieiigen Zwillinge, die bei mir genauer beäugt werden, nennen sich IEGS61 und IEGS61BT. Beides sind 10er-Sätze für E-Gitarre und die Saitenstärken (angegeben in Zoll) sind laut Datenblatt wie folgt:
Saite | IEGS61 | IEGS61BT | Stärke |
E1 | .010 | .010 | identisch |
B2 | .013 | .0138 | bei BT dicker |
G3 | .017 | .017 | identisch |
D4 | .026 | .025 | bei BT dünner |
A5 | .036 | .034 | bei BT dünner |
E6 | .046 | .046 | identisch |
Wie man an den Werten erkennt, sind die Saiten E1, G3 und E6 jeweils identisch in der Stärke und das Thema Balanced Tension (BT) spielt sich bei B2, D4 und A5 ab. Bei BT ist die zweite Saite ein "Muggaseggele" dicker, während die vierte und die fünfte Saite jeweils ein "Fitzele" dünner gewickelt sind als normal. Alles bewegt sich im Bereich von Tausendstelzoll bzw. Hundertstelmillimeter, was kein normaler Mensch mit bloßem Auge auseinanderhalten kann. Auch ein Standardmessschieber ist überfordert, die unterschiedlichen Durchmesser machen sich ausschließlich durch die Saitenspannung haptisch bemerkbar. Der Grundgedanke bei BT ist der, dass man beim Übergang von einer Saite zur benachbarten Saite einen möglichst geringen Unterschied beim Greifen und Ziehen spürt - dazu tragen bereits die minimalen Differenzen in der Dicke bei.
Um den Effekt nachvollziehen zu können, habe ich mir als Testvehikel zwei 1988er MAXXAS-Gitarren ausgesucht, die sich formal nur in der Tonabnehmerbestückung und in der Farbe unterscheiden. Konstruktion und Dimensionen sind gleich und das Setup extrem ähnlich.
HANDLING
Verpackung und Aufmachung sind bei IEGS61 und IEGS61BT prinzipiell dieselbe. Der Aufdruck auf der hübschen und kleberfrei verschlossenen Papp-Umverpackung ist naturgemäß anders, aber die innere Plastikhülle, das darin enthaltene Tütchen Silica-Gel und die kleinen schwarzen Saiten-Identifikations-Label, die man höchstens als blutiger Anfänger braucht und die ich deshalb für vermeidbaren Müll halte, sind identisch. Alle Saiten waren sauber aufgewickelt und zeigten keinerlei Anomalien, Probleme an den Ball-Ends oder gar Knicke. Die luftdichte Verpackung verhindert Korrosionsprobleme, die bei Überseelieferungen oder Lagerung bei wechselnden klimatischen Bedingungen auftreten können - so soll es sein! Ob das zusätzlich enthaltene Silica-Gel jedoch wirklich nötig ist, weiß ich nicht genau, irgendwie erscheint es mir doppelt gemoppelt. Beim Aufziehen der Saiten (Non-Locking Vibrato mit Klemmmechaniken) gab es null Überraschungen und auch bei der anschließenden, bei mir stets üblichen Dehnungs-Orgie, bei der sich in der Vergangenheit schon so manche Saite überfordert fühlte, sind keine Schwierigkeiten aufgetreten.
SPIELGEFÜHL UND SOUND
Das Spielgefühl ist bei beiden Gitarren gut, das Greifen ist angenehm und die Nebengeräusche beim Lagenwechsel sind vollkommen in Ordnung für herkömmlich gewickelte Saiten ohne Beschichtung. Da hatte ich schon deutlich "schärfere" Wicklungen unter der Haut, die dann auch unangenehm quietschen beim Hin- und Herrutschen. Im Gegensatz zum normalen Set ist die Balanced-Tension-Variante tatsächlich subtil anders im Spielgefühl, wobei ich das weniger bei Akkordarbeit, sondern vorrangig bei Bendings merke. Hier muss ich zugeben, dass ich aufgrund der großen Zahl von Instrumenten in meinem Bestand mit vielen Parametern klarkomme (Mensur, Halsmaße, Bunddraht, Floating/Hardtail usw.), so dass ich mich beim Wechsel von der roten (Standard) zur grünen (BT) Testgitarre vermutlich instinktiv und unterbewusst umgewöhne und daher keine signifikanten Vor- oder Nachteile untereinander ausmachen kann. Mit verbundenen Augen habe ich es mit Mühe geschafft, und auch nur mit hoher Konzentration auf die Finger der Greifhand, die beiden Gitarren anhand der Saiten auseinanderzuhalten. Viele Gitarristen da draußen sind wahrscheinlich wesentlich feinsinniger als ich und fühlen sich nur auf einer bestimmten "goldenen" Kombination aus Instrument und Saitenstärke so richtig zuhause, die können das sicherlich besser bewerten.
Beim akustischen Klangbild ist mir aufgefallen, dass diese Ibanez-Saiten auf der MX3 einen Tick heller und vielleicht auch einen Hauch aggressiver klingen als meine sonstige Leib- und Magenmarke d'Addario. Bei unklugen Amp-Einstellungen verschenkt man jedoch schnell diese Nuancen, von daher sollte man aufpassen, dass man keinen Gleichmachersound wählt. Bei Sustain und Ansprache ist mir nichts Negatives aufgefallen, beide Gitarren können ihre Qualitäten ohne Einschränkungen seitens der Saiten entfalten, andererseits werden ihnen aber auch keinerlei Zauberkräfte verliehen und überraschende Klangwunder gibt es auch nicht zu verzeichnen, die aufs Konto der Saiten gehen. Es sind - soviel kann ich schon einmal mit Gewissheit sagen - professionelle E-Gitarrensaiten, denen man vertrauen kann. Der Soundgeschmack ist individuell, von daher kann ich alle Leser dieses Reviews zum selbst Ausprobieren ermuntern. Zur Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse sowie Handschweiß kann ich erst nach längerer Zeit etwas sagen, dazu wäre es jetzt nach wenigen Spielstunden noch viel zu früh.
PREIS/LEISTUNG UND FAZIT
Ein Satz solcher Saiten, egal ob IEGS61 oder IEGS61BT, kostet derzeit je nach Bezugsquelle zwischen EUR 5,70 und EUR 6,60 im Online-Handel. Von daher sind die Saiten im preislichen Mittelfeld und in direkter Konkurrenz zu den Platzhirschen d'Addario und Ernie Ball und wie sie alle heißen. Objektiv betrachtet stehen sie den Mitbewerbern auch in nichts nach, daher denke ich, dass das Preis-/Leistungsverhältnis ausgewogen ist.
Für Vielspieler ist der Viererpack interessant, der für knapp 20 Euro zu haben ist.
Mein Fazit: Das sind prima Saiten, die auf mich einen professionellen und qualitativ hochwertigen Eindruck machen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass es recht viel unnötigen Verpackungsmüll gibt. Wer einen etwas helleren und ein bisschen aggressiveren Sound erzielen möchte, sollte sie definitiv antesten! Die Balanced-Tension-Variante kann außerdem helfen, bisher reinrassige 9er-Spieler zu 10er-Fans zu machen.