Mein Problem ist, dass ich bisher die Harmonielehre als dabei wenig hilfreich erlebt habe.
Harmonielehre ist auch kein kreatives Werkzeug, sondern ein abstraktes Analysewerkzeug. Sie beschreibt nur - genauso wie ich mit grammatikalischen Ausdrücken jedem Wort im diesen Satz auch rein abstrakte Eigenschaften zuweisen könnte.
Wie
@nasi_goreng schreibt, wie lange brauchst du, um die Grifftabelle für einen konkreten Song auswendig zu lernen?
Und angenommen, du schaust den Song 5J nicht mehr an, fängst du dann nicht wieder von vorne an?
Für mich liegt der Mehrwert eben darin, dass es musikalischen Zusammenhängen Namen gibt, sie ordnet und die man vor seinem geistigen Ohr mit einer Klangvorstellung "hinterlegen" kann. Zurück zum Sprach-Grammatik Vergleich: Das erlernte Wissen, dass z.B. ein Oxymoron eine rhetorische Figur aus zwei gegensätzlichen Begriffen ist, ist ja schön und gut, bringt aber noch nicht so viel. Hab ich jedoch dazu konkrete Beispiele im Kopf (bittersüß, Hassliebe, stummer Schrei,....) und vielleicht sogar schon ein paar mal explizite Beispiele gelesen und selbst formuliert wird mir das womöglich wenn ich einen Text schreibe an einer Stelle, wo mir diese Formulierung gefallen könnte wohl eher einfallen als ich hab mich nie damit beschäftigt.
Noch weiter gefasst: Du hast ja wohl wie wir alle auch einen Reigen an Rechtschreib- und Grammatikregeln und über sehr viel Übung und Kontrolle immer komplexere Sätze zu schreiben gelernt. Findest du nicht, dass das dein Verständnis bzw. deine Ausdrucksfähigkeit in deiner eigenen Muttersprache
radikal erweitert hat? Wobei hier auch das "Problem" offenbar wird: Das lernt man nicht an einem engagierten Wochenende, sondern über Jahre mit vielen, vielen immer komplexer werdenden Beispielen und wie viel bzw. wie weit das für dich Sinn macht kannst du nur selbst herausfinden.
Genauso sagt mir mein Gehirn, ob die Töne, die ich spiele gut oder interessant klingen.
Hast du das Experiment mit dem Stehen auf einem Bein gemacht? Dein Gleichgewichtsorgen sagt dir nicht nur, wie du im Raum liegst, es greift aktiv (und unwillkürlich) in deinen Bewegungsablauf ein, damit du nicht umfällst während du beim Gitarre spielen selbst rausfinden musst (bzw. ggf. das der Job eines Lehrers ist, so man einen hat), welche Bewegungen man wie üben sollte, damit das automatisch geht. Klar, bei so Vergleichen kann man immer das Ja-Aber-Spiel spielen, aber eben aufrecht zu bleiben ist viel intuitiver als zu musizieren, ja sogar elementar Lebensnotwendig, jeder von uns hat das so vom 1.-6. LJ täglich stundenlang geübt, deswegen finde ich, dass das nicht vergleichbar ist.
Meine Ohren sind dA nicht sehr gut, aber diesen Unterschied kann ich hören; HOFFE ICH.
Dann mach aus dem hoffe ich erst mal ein Na klar
Wie schon eingangs angedeutet: Theorie ist schön und gut, aber die konkrete Klangvorstellung ist es, die einen weiterbringt. Ob man nun diese Klangvorstellung dann noch mit konkreten Ausdrücken aus der Musiktheorie verbinden kann ist dann eigentlich egal, aber Beschäftigung damit bringt eben Struktur hinein.
LG