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Gibson Les Paul ´60s Tribute P90 High Performence 2016
Nach einigen Reviews zu den ungeliebten Gibson 2015er-Modellen folgt nun eines zu einer Les Paul aus dem Folgejahr. Nachdem die Specs des Jahrgangs 2015 die Gitarrenwelt nicht zu überzeugen wussten, splittete Gibson das Programm 2016 in Traditional (T),die die traditionelle Schiene bedient und High Performence (HP) mit diversen moderne Features der Vorgängerserie auf. Hier soll es nun um die HP gehen. Zu diesen Features von 2015 gehören:
Gibson bietete die gesamte Modellpalette in beiden Varianten an. Da sollte für jeden etwas dabei (gewesen) sein. Ich entschied mich für die Tribute, weil ich unbedingt eine Les Paul mit P90er haben wollte. Gerade bei dem Modell finde ich den reduzierten Look einfach toll. Hier benötige ich keine Binding oder Superduper-Top. Einfach eine einfache Arbeitsgitarre. Wichtiger waren mir jedoch die Features der HP, denn ich liebe den breiten Hals meiner 2015er Deluxe, auch wenn der der Tribute nicht ganz so bereit ausfällt. Mir hat es jedoch den Anschein, dass sich der der Deluxe mit seinem fetten Profil besser spielen lässt, als der Slim Taper der Tribute. Bei der Deluxe gleicht sich Breite und Tiefe besser aus.
Schrecksekunde
Ich kaufte die Tribute gebraucht und erhielt sie auf dem Transportweg. „Hab sie echt gut verpackt!“ waren die Worte des Verkäufers, als er sie zur Post gebracht hatte. Mir schwante Böses, als ich das dünne Paketchen sah. „Wie soll eine Gitarre mit abgewinkelter Kopfplatte darin heil ankommen?“ durchfuhr es mich. Und richtig, die Kopfplatte war schön sauber und großflächig gebrochen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer und dem Zusenden von Fotos der havarierten Gitarre einigten wir uns auf einen Preisnachlass von 300 €, da es in etwa den Werkverlust des Kaufpreises der Gitarre betragen würde und ich sie nur mit einem entsprechenden reduzierten Preis wieder verkaufen könnte, wenn ich das wollte.Die Reparaturkosten waren schließlich auch noch zu zahlen. Im Endeffekt wurde der Bruch für 60 € ohne Lackretusche repariert. Da nicht wirklich viel Holz bei dem Unfall verloren ging, kann ich mit der Reparatur, die natürlich auffällt, sich jedoch nicht beim Spiel bemerkbar macht durchaus leben.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verläuft ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus. Dennoch ersetzte ich es bei der Tribute gegen konventionelle Tuner von Faber. Um ehrlich zu sein, mir reicht eine Gitarre mit G-Force. Nettes Ding, aber damit alle Gitarren ausrüsten? Nein danke. Zudem passt es nicht zur Optik der Tribute. Zum Glück sind neue Tuner in einer halben Stunde installiert und dadurch, dass das G-Force keine Bohrungen auf der Kopfplattenrückseite benötigt, hat man die freie Auswahl, welche man verwenden möchte.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache für den Nullbund zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Mit Nullbund sollen die Leersaiten wie gegriffene klingen, so dass das gesamte Klangbild homogener wird. Dementsprechend wird der Nullbund ständig der Reibung der Saiten ausgesetzt und verschleißt schneller, als die übrigen Bünde.
Genau dies geschieht auch bei den Messingsätteln von Gibson Modelljahr 2015. Es bilden sich im Nullbund rasch Eindrücke der Saiten, die letztendlich dazu führen, dass sich die Saite, wie in einem zu eng gekerbten Sattel verhaken und mit einem laut vernehmbaren „Plong“ herausspringen. Dieser Umstand tritt nicht erst nach Jahren, sondern tatsächlich nach kurzer Zeit auf. Das Material ist definitiv zu weich. Dennoch berichteten einige u.a. im „Freunde des Gibson Jahrgang 2015“ davon, dass sie bis zum heutigen Tag den Messingsattel verwenden und es keine Abnutzung geben würde. Bei den Gitarren anno 2015 musste man bei Gibson einen passenden Titansattel anfordert. Den gab es dann kostenlos. Die 2016er-Reihe rüstete man gleich mit entsprechend langlebigen Sättel aus.
Von Graph Tech gibt/gab es Ersatzsättel für die 2015er aus Kunststoff ohne Nullbund. So einen habe ich hier, noch nie verbaut und leider natürlich nicht passend bei der Tribute. Hab noch nicht geschaut, ob es diesen auch für die 2016er gibt. Aber wie geschrieben, Titan wird wohl ewig halten.
Das Palisandergriffbrett
Selbstreden verwendet Gibson auch bei den günstigeren Modellen dieses klassische Holz für das Griffbrett. Bei meinen Tribute auch schön dunkel und gleichmäßig. Ebenso wurde es in ordentlicher Stärke mit dem Hals verleimt.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson bereits 2015 ein Herz gefasst und bei allen Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Das Material wurde 2016 lediglich bei den HP-Modellen verwandt. Die T´s kommen dagegen mit Kunststoffinlays.
Bei dem Halsprofil
…handelt es sich bei der ´60s um das Gibson bekanntes Slim Taper, wie es oft bei 1960er-Modellen verwendet wird. Ich stehe ja nicht soooo wirklich auf dieses dünne Profil, aber wie weiter oben beschrieben relativiert sich dies wieder durch den breiteren Hals. Durch das Reinigen nach jedem Spiel erscheint der Lack der Halsrückseite deutlich glatter als es im Auslieferungszustand der Fall war. Somit spielt sie sich nun deutlich leichter. Dies macht bei den Wornlacken eine Menge aus. Darüber hinaus erhält er noch einen schönen seidenmatte Glanz. Mit anderen Worten, 60er-Profil und breiterer Hals stellt für mich eine klasse Symbiose dar.
Hardware
Als Stoptailpiece und Bridge kommen neue Teile, die aus Zamak zum Einsatz. Wirklich neu (zumindest für Gibson) ist die Verwendung von Titansaitenreitern. In wie weit und wie sie den Tone verändern, lässt sich freilich schwer sagen. Wie immer taugt natürlich ein Vergleich zwischen meinen beiden anderen Les Paul´s nicht. Zu viele Parameter beeinflussen das Ganze. Um die Bridge in der Höhe zu justieren, benötigt man nun einen Inbusschlüssel. Nicht wirklich praktikabel, macht man aber auch nicht jeden Tag.
Die übrige Elektronik
Wie auch bei meiner Deluxe kommen auch die Tribute mit einer Platine im E-Fach daher. Auf ihr finden sich die vier Potis für jeweils Volume und Tone. Kennt man ja alles bereits.
Der weiteren Tonewandlung dienen zwei Gibson P90-Singlecoils, die bereits seit 1946 produziert werden und sich schon immer hoher Beliebtheit erfreuen, auch heutzutage im Zeitalter der hochgezüchteten Humbucker und aktiven Pickups.
Die Verarbeitung
Obwohl die Tribute zu den eher günstigen Les Pauls zählt, zeigt ihre Verarbeitung keine Schwächen. Egal, ob es sich dabei um den Übergang von Hals zum Griffbrett, der Bundendenbearbeitung oder der Lackierung handelt. Sie stehen meiner 2015er-Deluxe in nichts nach. Da hat sich bei Gibson wieder einen guten Job abgeliefert.Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson.
Das Aussehen meiner Tribute
Die Tops erscheinen nicht sonderlich spektakulär, gehen eher in Richtung Plain Top, dennoch gefallen sie mir mit ihrer dezenten Maserung. Der dunkle äußere Rand ist auch nicht zu prominent geraten, will heißen, der mittlerer Bereich fällt nicht so klein aus, wie man das bei manch anderen Les Pauls sieht. Dies gefällt mir deutlich besser. Einer Plaintop Standard würde es auch gut zu Gesicht stehen. Die o.g. Perlmuttinlays tun ihr übriges zum Erscheinungsbild der Tribute. Leuchten sie doch förmlich, wenn Licht darauf fällt. Dazu gesellt sich noch eine Kopfplatte mit schön ausgeprägten Hörner. Damit gerät damit zur schönsten unter meinen Gibson.
Der Lack ist wirklich nur dünn aufgetragen. Dies sieht man bereits an den mechanisch beanspruchten Stellen. Hier beginnt sich bereits der Lack dergestalt abzunutzen, so dass die unter die unter dem dunkleren der heller Lack sichtbar wird. So geschieht das Lackageing zwar nicht im Zeitraffer, allerdings braucht es deutlich weniger Zeit, bis sie einen used look erreicht haben wird. Und alles was natürlich passiert, ist gut, weil eben authentisch. Wenn jemand nicht darauf stehen sollte, wäre zu überlegen, ob eine solche Lackierung das Richtige für den eigenen Anspruch ist. Generell sieht sie älter aus, als ihr Baujahr aussagt.
Die Modifikationen
Bei der Hardware muss man heutzutage den natürlichen Alterungsprozess nicht mehr abwarten, denn es gibt alle erdenklichen Komponenten in geageder Ausführung. So wurden folgende Parts bei ihr verbaut (alles in geageder Ausführung & größtenteils von Faber):
Der Tone
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Deluxe über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimierten Bank abgelegt. Mit Hilfe dieser Referenzbank stellt ich alle meine Gitarren ein und erziele damit in der Regel für mich passende Ergebnisse. Bei der ´60s hatte ich deutlich mehr zu kämpfen, bis sie mir über alle drei Positionen hin gut gefiel.
Die P90 gibt Gibson auf ihrer Homepage mit 7.923 Ohm für den Neck- und 8.030 für den Bridgepickup an. Dies sind natürlich nur Annäherungswerte, da sich diese von Pickup zu Pickup unterscheiden. Damit liegen sie jedoch mit normalen Vintagebereich.
Der Tone erscheint P90-typisch bissig, schnell und dreckig Alles läuft schneller, als bei einer Humbucker-Gitarre ab. Der Tone ist sofort ganz vorne und knallt einem um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Wer P90er nicht kennt, der pennt. Ihr Tone erscheint luftiger und nicht so in einem engen Korsett gefangen wie ein Humbucker. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone mit mehr Facetten. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme. Natürlich sind solche Soundbeschreibungen immer nur ein Statement. Stelle ich die Pickups anders ein, klingt die Gitarre auch gleich wieder völlig unterschiedlich zu vorher.
Das Fazit
Ich finde die Tribute wirklich klasse. Der reduzierte Look passt für mich absolut. Echte Arbeitstiere,dennoch keine poor mans Guitars, denn man vermisst nichts an ihnen. Eh alles nur Optik, was Standard, Classic und Traditional zu bieten haben (dennoch schon, aus solche Exemplare in seinem Fuhrpark zu wissen).
Fand ich die 2015er-Modelle bereits klasse, so legt die 2016er für mich noch eine Schippe drauf. Ich kann noch nicht einmal sagen warum genau. Vielleicht trifft die Halsbreite noch exakter meine Vorstellung von einem perfekten Hals, fühlen sich beide nicht so „eckig“ wie normale Les Pauls an, bieten das rundere Angebot, ich kann es nicht wirklich sagen, aber für mich ist dieses Modell rundum das, das mir absolut und in allen Bereichen zusagt. OK, das schöne Fakebinding der aktuellen Modelle würde mir an meiner Tribute auch gut gefallen, aber hat sie nicht und macht mir auch nicht so viel aus. Schön wärs trotzdem...
Letztendlich bin ich froh, die Entscheidung pro Tribute getroffen zu haben. Und allzu oft lassen sich die HP-Modelle gebraucht nicht finden und schon gar nicht mit P90ern. Da hatte ich Glück, Kopfplattenbruch hin oder her. Viele sagen ja auch, dass eine Gibson erst dann gut klingt, wenn der Hals einmal gebrochen war. Durch den reduzierten Lack sowie die geagede Hardware vermittelt die ´60s den Eindruck, dass sie bereits deutlich älter als 6 Jahre ist. Und darauf stehen wir ja alle (viele) gleichermaßen, egal ob Les Paul-, Strat- oder Tele-Fanboy.
Nach einigen Reviews zu den ungeliebten Gibson 2015er-Modellen folgt nun eines zu einer Les Paul aus dem Folgejahr. Nachdem die Specs des Jahrgangs 2015 die Gitarrenwelt nicht zu überzeugen wussten, splittete Gibson das Programm 2016 in Traditional (T),die die traditionelle Schiene bedient und High Performence (HP) mit diversen moderne Features der Vorgängerserie auf. Hier soll es nun um die HP gehen. Zu diesen Features von 2015 gehören:
- breiterer Hals (allerdings jetzt nur noch 1,745“ (44,32 mm) statt 1,795“ (45,59 m)
- G-Force
- Perlmutt-Trapezinlays
- Titannullbundsattel
- Bridgereiter aus Titan
- Fast Access Heel (reduzierte Bodystärke im Bereich der Halsaufnahme)
Gibson bietete die gesamte Modellpalette in beiden Varianten an. Da sollte für jeden etwas dabei (gewesen) sein. Ich entschied mich für die Tribute, weil ich unbedingt eine Les Paul mit P90er haben wollte. Gerade bei dem Modell finde ich den reduzierten Look einfach toll. Hier benötige ich keine Binding oder Superduper-Top. Einfach eine einfache Arbeitsgitarre. Wichtiger waren mir jedoch die Features der HP, denn ich liebe den breiten Hals meiner 2015er Deluxe, auch wenn der der Tribute nicht ganz so bereit ausfällt. Mir hat es jedoch den Anschein, dass sich der der Deluxe mit seinem fetten Profil besser spielen lässt, als der Slim Taper der Tribute. Bei der Deluxe gleicht sich Breite und Tiefe besser aus.
Schrecksekunde
Ich kaufte die Tribute gebraucht und erhielt sie auf dem Transportweg. „Hab sie echt gut verpackt!“ waren die Worte des Verkäufers, als er sie zur Post gebracht hatte. Mir schwante Böses, als ich das dünne Paketchen sah. „Wie soll eine Gitarre mit abgewinkelter Kopfplatte darin heil ankommen?“ durchfuhr es mich. Und richtig, die Kopfplatte war schön sauber und großflächig gebrochen. Nach Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer und dem Zusenden von Fotos der havarierten Gitarre einigten wir uns auf einen Preisnachlass von 300 €, da es in etwa den Werkverlust des Kaufpreises der Gitarre betragen würde und ich sie nur mit einem entsprechenden reduzierten Preis wieder verkaufen könnte, wenn ich das wollte.Die Reparaturkosten waren schließlich auch noch zu zahlen. Im Endeffekt wurde der Bruch für 60 € ohne Lackretusche repariert. Da nicht wirklich viel Holz bei dem Unfall verloren ging, kann ich mit der Reparatur, die natürlich auffällt, sich jedoch nicht beim Spiel bemerkbar macht durchaus leben.
Das G-Force
Das Nachstimmen der Standardstimmung verläuft ohne Probleme in ca. 5 Sekunden. Ein bisschen Zipp und Drrr hier und da, fertig. Schon spaßig, wenn das alles automatisch geht. Mittlerweile kenne ich mit dem G-Force etwas besser aus. Dennoch ersetzte ich es bei der Tribute gegen konventionelle Tuner von Faber. Um ehrlich zu sein, mir reicht eine Gitarre mit G-Force. Nettes Ding, aber damit alle Gitarren ausrüsten? Nein danke. Zudem passt es nicht zur Optik der Tribute. Zum Glück sind neue Tuner in einer halben Stunde installiert und dadurch, dass das G-Force keine Bohrungen auf der Kopfplattenrückseite benötigt, hat man die freie Auswahl, welche man verwenden möchte.
Der Sattel mit Nullbund
OK, hierzu kann ich nichts groß schreiben. Ich weiß nicht, worin hier die Ursache für den Nullbund zu suchen ist. Gibt es vielleicht unter den Gibson-Manager einen Freund alter deutscher Gitarren? Die wiesen in den 1950er/1960er-Jahren häufig einen Nullbund, jedoch in anderer Form auf. Mit Nullbund sollen die Leersaiten wie gegriffene klingen, so dass das gesamte Klangbild homogener wird. Dementsprechend wird der Nullbund ständig der Reibung der Saiten ausgesetzt und verschleißt schneller, als die übrigen Bünde.
Genau dies geschieht auch bei den Messingsätteln von Gibson Modelljahr 2015. Es bilden sich im Nullbund rasch Eindrücke der Saiten, die letztendlich dazu führen, dass sich die Saite, wie in einem zu eng gekerbten Sattel verhaken und mit einem laut vernehmbaren „Plong“ herausspringen. Dieser Umstand tritt nicht erst nach Jahren, sondern tatsächlich nach kurzer Zeit auf. Das Material ist definitiv zu weich. Dennoch berichteten einige u.a. im „Freunde des Gibson Jahrgang 2015“ davon, dass sie bis zum heutigen Tag den Messingsattel verwenden und es keine Abnutzung geben würde. Bei den Gitarren anno 2015 musste man bei Gibson einen passenden Titansattel anfordert. Den gab es dann kostenlos. Die 2016er-Reihe rüstete man gleich mit entsprechend langlebigen Sättel aus.
Von Graph Tech gibt/gab es Ersatzsättel für die 2015er aus Kunststoff ohne Nullbund. So einen habe ich hier, noch nie verbaut und leider natürlich nicht passend bei der Tribute. Hab noch nicht geschaut, ob es diesen auch für die 2016er gibt. Aber wie geschrieben, Titan wird wohl ewig halten.
Das Palisandergriffbrett
Selbstreden verwendet Gibson auch bei den günstigeren Modellen dieses klassische Holz für das Griffbrett. Bei meinen Tribute auch schön dunkel und gleichmäßig. Ebenso wurde es in ordentlicher Stärke mit dem Hals verleimt.
Die Griffbrettinlays
Da hat sich Gibson bereits 2015 ein Herz gefasst und bei allen Modellen "Mother of Pearl" verwendet. Dies sieht sehr edel aus und ist wieder nicht historisch korrekt bei den "Standard Les Pauls". Das Material wurde 2016 lediglich bei den HP-Modellen verwandt. Die T´s kommen dagegen mit Kunststoffinlays.
Bei dem Halsprofil
…handelt es sich bei der ´60s um das Gibson bekanntes Slim Taper, wie es oft bei 1960er-Modellen verwendet wird. Ich stehe ja nicht soooo wirklich auf dieses dünne Profil, aber wie weiter oben beschrieben relativiert sich dies wieder durch den breiteren Hals. Durch das Reinigen nach jedem Spiel erscheint der Lack der Halsrückseite deutlich glatter als es im Auslieferungszustand der Fall war. Somit spielt sie sich nun deutlich leichter. Dies macht bei den Wornlacken eine Menge aus. Darüber hinaus erhält er noch einen schönen seidenmatte Glanz. Mit anderen Worten, 60er-Profil und breiterer Hals stellt für mich eine klasse Symbiose dar.
Hardware
Als Stoptailpiece und Bridge kommen neue Teile, die aus Zamak zum Einsatz. Wirklich neu (zumindest für Gibson) ist die Verwendung von Titansaitenreitern. In wie weit und wie sie den Tone verändern, lässt sich freilich schwer sagen. Wie immer taugt natürlich ein Vergleich zwischen meinen beiden anderen Les Paul´s nicht. Zu viele Parameter beeinflussen das Ganze. Um die Bridge in der Höhe zu justieren, benötigt man nun einen Inbusschlüssel. Nicht wirklich praktikabel, macht man aber auch nicht jeden Tag.
Die übrige Elektronik
Wie auch bei meiner Deluxe kommen auch die Tribute mit einer Platine im E-Fach daher. Auf ihr finden sich die vier Potis für jeweils Volume und Tone. Kennt man ja alles bereits.
Der weiteren Tonewandlung dienen zwei Gibson P90-Singlecoils, die bereits seit 1946 produziert werden und sich schon immer hoher Beliebtheit erfreuen, auch heutzutage im Zeitalter der hochgezüchteten Humbucker und aktiven Pickups.
Die Verarbeitung
Obwohl die Tribute zu den eher günstigen Les Pauls zählt, zeigt ihre Verarbeitung keine Schwächen. Egal, ob es sich dabei um den Übergang von Hals zum Griffbrett, der Bundendenbearbeitung oder der Lackierung handelt. Sie stehen meiner 2015er-Deluxe in nichts nach. Da hat sich bei Gibson wieder einen guten Job abgeliefert.Deswegen muss sich der ein oder andere von Gibson´s Mojo verabschieden. Dies ist in meinen Augen die nette Umschreibung mancher Unzulänglichkeit von Gibson.
Das Aussehen meiner Tribute
Die Tops erscheinen nicht sonderlich spektakulär, gehen eher in Richtung Plain Top, dennoch gefallen sie mir mit ihrer dezenten Maserung. Der dunkle äußere Rand ist auch nicht zu prominent geraten, will heißen, der mittlerer Bereich fällt nicht so klein aus, wie man das bei manch anderen Les Pauls sieht. Dies gefällt mir deutlich besser. Einer Plaintop Standard würde es auch gut zu Gesicht stehen. Die o.g. Perlmuttinlays tun ihr übriges zum Erscheinungsbild der Tribute. Leuchten sie doch förmlich, wenn Licht darauf fällt. Dazu gesellt sich noch eine Kopfplatte mit schön ausgeprägten Hörner. Damit gerät damit zur schönsten unter meinen Gibson.
Der Lack ist wirklich nur dünn aufgetragen. Dies sieht man bereits an den mechanisch beanspruchten Stellen. Hier beginnt sich bereits der Lack dergestalt abzunutzen, so dass die unter die unter dem dunkleren der heller Lack sichtbar wird. So geschieht das Lackageing zwar nicht im Zeitraffer, allerdings braucht es deutlich weniger Zeit, bis sie einen used look erreicht haben wird. Und alles was natürlich passiert, ist gut, weil eben authentisch. Wenn jemand nicht darauf stehen sollte, wäre zu überlegen, ob eine solche Lackierung das Richtige für den eigenen Anspruch ist. Generell sieht sie älter aus, als ihr Baujahr aussagt.
Die Modifikationen
Bei der Hardware muss man heutzutage den natürlichen Alterungsprozess nicht mehr abwarten, denn es gibt alle erdenklichen Komponenten in geageder Ausführung. So wurden folgende Parts bei ihr verbaut (alles in geageder Ausführung & größtenteils von Faber):
- ABR-Bridge
- Alu-Stoptailpiece
- Locking Kit für das STP
- iNsert
- Tuner
- goldene Top Hat Knobs
- Pickguardbügel
Der Tone
Bei der Tonebeurteilung zu Hause in den eigenen vier Wänden muss ich zweigleisig fahren. Zum einen spiele ich die Deluxe über meinen POD. Hierfür habe ich mir einen Referenztone erstellt, auf die ich alle meine Gitarren abstimme. Feinere Unterscheidungen werden in einer für die Gitarre optimierten Bank abgelegt. Mit Hilfe dieser Referenzbank stellt ich alle meine Gitarren ein und erziele damit in der Regel für mich passende Ergebnisse. Bei der ´60s hatte ich deutlich mehr zu kämpfen, bis sie mir über alle drei Positionen hin gut gefiel.
Die P90 gibt Gibson auf ihrer Homepage mit 7.923 Ohm für den Neck- und 8.030 für den Bridgepickup an. Dies sind natürlich nur Annäherungswerte, da sich diese von Pickup zu Pickup unterscheiden. Damit liegen sie jedoch mit normalen Vintagebereich.
Der Tone erscheint P90-typisch bissig, schnell und dreckig Alles läuft schneller, als bei einer Humbucker-Gitarre ab. Der Tone ist sofort ganz vorne und knallt einem um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Wer P90er nicht kennt, der pennt. Ihr Tone erscheint luftiger und nicht so in einem engen Korsett gefangen wie ein Humbucker. Der Stegpickup zeichnet wie üblich für die aggressiveren Töne verantwortlich. Er kann auch wunderbar zubeißen. Der Neckpickup klingt bekanntermaßen wärmer und voller. Man muss jedoch etwas Acht geben, dass er nicht das Mulmen anfängt. In der Zwischenstellung beider Pickups summieren sich ihre Eigenschaften zu einem etwas volleren und mächtigeren Tone mit mehr Facetten. Der Bassumfang des Necks wird dabei ein wenig abgemildert. Er greift dem Steg-PU mit seiner Wohligkeit ein wenig unter die Arme. Natürlich sind solche Soundbeschreibungen immer nur ein Statement. Stelle ich die Pickups anders ein, klingt die Gitarre auch gleich wieder völlig unterschiedlich zu vorher.
Das Fazit
Ich finde die Tribute wirklich klasse. Der reduzierte Look passt für mich absolut. Echte Arbeitstiere,dennoch keine poor mans Guitars, denn man vermisst nichts an ihnen. Eh alles nur Optik, was Standard, Classic und Traditional zu bieten haben (dennoch schon, aus solche Exemplare in seinem Fuhrpark zu wissen).
Fand ich die 2015er-Modelle bereits klasse, so legt die 2016er für mich noch eine Schippe drauf. Ich kann noch nicht einmal sagen warum genau. Vielleicht trifft die Halsbreite noch exakter meine Vorstellung von einem perfekten Hals, fühlen sich beide nicht so „eckig“ wie normale Les Pauls an, bieten das rundere Angebot, ich kann es nicht wirklich sagen, aber für mich ist dieses Modell rundum das, das mir absolut und in allen Bereichen zusagt. OK, das schöne Fakebinding der aktuellen Modelle würde mir an meiner Tribute auch gut gefallen, aber hat sie nicht und macht mir auch nicht so viel aus. Schön wärs trotzdem...
Letztendlich bin ich froh, die Entscheidung pro Tribute getroffen zu haben. Und allzu oft lassen sich die HP-Modelle gebraucht nicht finden und schon gar nicht mit P90ern. Da hatte ich Glück, Kopfplattenbruch hin oder her. Viele sagen ja auch, dass eine Gibson erst dann gut klingt, wenn der Hals einmal gebrochen war. Durch den reduzierten Lack sowie die geagede Hardware vermittelt die ´60s den Eindruck, dass sie bereits deutlich älter als 6 Jahre ist. Und darauf stehen wir ja alle (viele) gleichermaßen, egal ob Les Paul-, Strat- oder Tele-Fanboy.