Balgwege festlegen: Pro und Contra

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Hallo liebe Gemeinde,

Aus gegebenem Anlass eines Austauschgesprächs mit Studenten will ich diese Frage mal in den Raum werfen.
Balgarbeit ist ja ein zentrales Thema beim Akkordeonspiel, wenn nicht sogar DAS zentrale Thema.
Nun ist es ja so, dass ein schlecht beherrschter Balg dazu führt, dass die Musik gelinde gesagt unmusikalisch bis hin zu ziemlich bescheiden klingen kann.
Und dass jedes Genre eine durchaus andere Art des Umgangs mit dem Balg erfordert (mehr federnd, mehr ruckhaft, mehr geichmäßig, partiell geschüttelt, mit vielen Stops und Hauchansätzen versehen ... etc)

Nun stelle ich die Frage, ob denn bei wirklich jedem Stück, das eingeübt wird, auch die Balgwege genau festgelegt sein müssen und wenn ja, warum...

Ich stelle mal meine Position dazu vor:

Balgbeherrschung: unbedingt! - damit meine ich, den Klang jederzeit per Balg unter Kontrolle zu haben, ihn beeinflussen zu können, so wie ich es gerne hören möchte, sich dessen bewusst zu sein, was mein Balg so tut und was das im Klang bewirkt

Muss dafür jede Balgbewegung auf Zug/Druck vorgegeben sein, ähnlich Fingersätzen?
Ich sage: nein

Begründung:

- Sobald ich die Balgwege vom ersten bis zum letzten Takt vorgebe, darf noch viel weniger beim Vortrag "schiefgehen", was dazu führen könnte, ganz aus dem Konzept zu kommen
- Sobald ich in einer kleinsten Passage balgrichtungsmäßig aus dem vorgegebenen Rhythmus komme und möglicherweise zu früh oder zu spät ans "Ende" komme, muss ich die Balgwege ändern, wenn ich nicht ganz beenden will. Habe ich nur eine Richtung geübt, führt das eher dazu, dass ich die andere Richtung nicht ohne weiteres spielen kann und renne der "korrekten" Balgrichtung" zusätzlich zu anderen möglichen Komplikationen hinterher und gerate in zusätzlichen Stress
- je nach Instrument und Register und vielleicht auch je nach Lautstärke - z b durch Umstände, Räumlichkeit, oder auch Aufregung werden die möglichen Balgwege etwas anders. Habe ich dann eng kalkuliert, geht es schon nicht mehr wie eingeübt.
- ähnliches passiert, wenn ich bewusst oder unbewusst schneller/ langsamer spiele als "vorgesehen" - schwupps ist auch der Balgweg anders, da mehr oder weniger Luft verbraucht wird.
- Spätestens beim improvisierten Spiel lässt sich kein Balgweg mehr einplanen, weil ja das gesamte Spiel spontan wird und damit auch die Länge, Lautstärke und (mehr)Chörigkeit der Töne/ Griffe.

Ausnahmen: Natürlich gibt es Stücke, die an ganz bestimmten Stellen eine bestimmte Lage des Balgs erfordern. Beispiel ein bevorstehender Bellowshake, der eine nahezu geschlossene Position erfordert. Hier muss ich selbstverständlich auf diese geschlossene Position hin arbeiten im Voraus.

Ich habe gemerkt, dass mir eine spontane Balgführung beim Vorspiel aber auch bei Üben viel besser gelingt als eine geplante.
Mich bringt es raus, bzw verunsichert mich, wenn ich nach jeder Phrase eine bestimmte Balgöffnung geplant habe, diese aber um 2 cm abweicht und führt dazu, dass ich die an sich schöne Stelle eigentlich wiederholen muss, damit auch ja der Balgweg stimmt, damit 8 Takte weiter dann auch ja Öffnung x vorliegt, weil ...

Wie ist das bei euch?
Komplett durchgeplant, nach Gefühl, partiell geplant..?
Ich setzte jetzt mal ein generelles Gefühl für Balgarbeit/-wirkung natürlich voraus.

Oder sollte man das nur beim Anfänger genau setzen, dem noch das Gefühl für Phrasen fehlt: Oder reicht es, ihm klar zu machen, dass man sich einfach vorstellt, man atmet und braucht dort und dort wieder Luft um weiter durchgängig zu singen ...

Mein persönlicher Übestyle ist es, zunächst mal sehr viele Balgwechsel zu spielen (ggf so viele wie überhaupt möglich) um zu merken, wo wirklich ein eher längerer Weg notwendig ist und wo man eigentlich total flexibel in der Richtung ist.
Ich stelle dabei fest, dass zumindest in meinem Repertoire oft genug gewechselt werden kann, so dass man sich über exakte Balgplanung eigentlich (fast) keinen Kopp machen muss.

grüßle
 
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Also am Bandoneon achte ich sehr auf richtige Balgwege :)
 
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Also am Bandoneon achte ich sehr auf richtige Balgwege :)
Natürlich :D Bei diatonischen Instrumenten ja auch, das gehört ja zum zwingenden Tonraum.
Was gleichzeitig auch der Nachteil ist. Man muss irgendwas.
 
Kleiner Vorschlag: Benütze die unterste Linie der Notenzeilen zur Kennzeichnung, wie die Balgbewegung geplant ist:
dicke Linie = Stossen, dünne Line = Ziehen.

♥-liche Grüsse vom Paul.
 
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Muss dafür jede Balgbewegung auf Zug/Druck vorgegeben sein, ähnlich Fingersätzen?
Ich sage: nein
ich meine : ebenfalls nein, aber...

eine grobe Planung brauchts schon, damit man die Melodielinien und Phrasen einigermaßen sinnvoll in einem Guss spielen kann. Und dazu brauchts vorher Übung , wo man auch bewusst darauf achtet wieviel "Luft" eine zusammenhängede Partie braucht. Damit man nicht im absolut ungeeignetsten Moment dann in Luftnot gerät und wechseln muss, wo vom Melodiefluss einfach absolut kein Balgwechsel reinpasst.



Ich habe gemerkt, dass mir eine spontane Balgführung beim Vorspiel aber auch bei Üben viel besser gelingt als eine geplante.
Das setzt aber voraus, dass man zuerst geübt hat wie man Balgwechsel richtig positioniert, damit man mit mehr Übung erkennt, wo es noch Möglichkeiten gibt wo man die Richtung wechseln kann, ohne dass es unpassend oder daneben klingt.
Ich merke das z.B. bei mir, wenn ich ein Stück neu anfange , muss ich wesentlch stärker auf richtige Balgführung achten, um den Meldiefluss nicht zu versemmeln.

Wenn das Stück dann besser geht und mit mehr Übung, dann brauche ich nicht mehr so darauf zu achten - ich kenne das Stück besser und weiß dann auch mehr Stellen, wo und wie man da ebenfalls noch die Balgrichtung wechseln kann. Oder anders ausgedrückt: mit zunehmendem Können des Stücks werde ich auch flexibler , was die Balgbedienung angeht.

Ausnahmen: Natürlich gibt es Stücke, die an ganz bestimmten Stellen eine bestimmte Lage des Balgs erfordern. Beispiel ein bevorstehender Bellowshake, der eine nahezu geschlossene Position erfordert.
Es gibt natürlich immer Ausnahmen... wobei auch hier mit mehr Übung und Können der Punkt nicht so genau getroffen werden muss. Könner könnn eine guten Bellowshake auch spielen, wenn der Balg ein paar cm mehr offen ist. Ist man da noch nicht so sicher, brauchts auch eine präzisere Ausgangsposition...


Oder sollte man das nur beim Anfänger genau setzen, dem noch das Gefühl für Phrasen fehlt: Oder reicht es, ihm klar zu machen, dass man sich einfach vorstellt, man atmet und braucht dort und dort wieder Luft um weiter durchgängig zu singen ...
Ich bin zwar pädagogisch nicht geschult, aber ich meine, dass man am Anfang, wenn man etwas ganz neues beginnt, (z.B. ein Musikinstrument erlernen) nicht auf allzuviele Dinge gleichzeitig achten kann. Drum denke ich dass es für Anfänger schon eine Erleichterung bringt, wenn die zuerst eine starre Balgregel machen sollen, auf die man dann erstmal nicht weiter achten muss - z.B. 2 Takte auf Zug , 2 Takte auf Druck... (natürlich mit einer Stückauswahl die diesem Muster nicht völlig quer läuft, sondern einigermaßen dazu passt). Und wenn dann etwas mehr Überblick über das Instrument und beim musizieren aufkommt, dann kann man auch mal mehr Augenmerk auf eine Balgführung legen, die zum Melodiefluss passt... aber zuerst eher nach dem Motto: weniger ist mehr!

...
Also am Bandoneon achte ich sehr auf richtige Balgwege
... das oben gesagte gilt selbstredend nur für chromatische, gleichtönende Instrumente... bei wechseltönigen hat man eh verloren, wenn man die Balgwege nicht absolut korrekt zu den Tönen sortiert...
 
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Meine Lehrer hatten damals auf Balgwege bzw, Balgtechnik geachtet, aber nur insoweit es sich ansonsten blöd angehört hätte. Und das war meiner Meinung nach auch gut so.
Der letzte Lehrer den ich hatte, Herr Maxim (vielleicht kennt ihn hier jemand), war sehr penibel was das Ende eines eines Vortrages betrifft. Dann hatte der Balg geschlossen zu sein. Ist zwar nicht unmusikalisch ein Stück mit offenem Balg zu beenden, sieht aber nicht besonders gut aus.;)
 
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@maxito : Genauso mache ich (und machte es früher vermehrt) es auch.

Leider lässt sich meine Keksbüchse nicht öffnen... :weep:ich hätte dich gerne mit Süssigkeiten überrascht.
 
Nun stelle ich die Frage, ob denn bei wirklich jedem Stück, das eingeübt wird, auch die Balgwege genau festgelegt sein müssen und wenn ja, warum... Ich stelle mal meine Position dazu vor: Balgbeherrschung: unbedingt! Muss dafür jede Balgbewegung auf Zug/Druck vorgegeben sein, ähnlich Fingersätzen? Ich sage: nein
Ich würde sagen: Kommt drauf an. Bei Anfängern würde ich Balgwege eher vorgeben. Man sieht ja oft, dass manche den Balg ziemlich weit auf machen, was zu musikalischen Schwierigkeiten und Verspannungen führen kann.

Bei neuen Techniken würde ich auch auf die Bewegungskontrolle achten. Wir haben das ja beim Balg-Workshop vor einigen Jahren so gemacht. Und ich finde: Da war es wichtig und richtig.

Wenn ich in einem Ensemble unverstärkt spiele, ist es wichtiger, auf meineMitspielerinnen zu achten. Manchmal ist man zusammen schneller unterwegs, manchmal langsamer, manchmal muss man lauter spielen oder leiser, damit alle Gehör finden. Weil der Luftverbrauch in jeder Situation anders ist, kann es keine vorgeschriebenen Balgwege geben. Ich bin auch grundsätzlich eher Deiner Meinung: Ich kontrolliere den Ton über den Klang, den ich haben möchte. Und meine Klangvorstellung führt dann zu einer bestimmten Art, mit dem Balg umzugehen. Ich habe bei mir auch den Eindruck, dass ich zu weit weg bin, wenn ich mir sage: "Jetzt drücken!" Oder: "Jetzt schieben!" Drücken und Schieben soll das motorische Bewegungsgedächtnis machen - ohne dass ich da groß dazwischengrätschen will. Ein zu bewusstes Spiel kann ja das Bewegungsgedächtnis empfindlich stören - und im schlimmsten Fall ist man dann raus.
 
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Frage, ob denn bei wirklich jedem Stück, das eingeübt wird, auch die Balgwege genau festgelegt sein müssen und wenn ja, warum...
Als ich angefangen habe, Akkordeon zu lernen, hätte ich diese Frage mit "Ja" beantwortet. Diese Pfeile über den Noten waren für mich wie Haltetaue, die mich in der Spur hielten, die der Musik auch optisch eine Struktur gaben. Mit zunehmender Sicherheit wandelten sie sich von einer Struktur zu einem einengenden Korsett, das mich in der Interpretation, dem musikalischen Ausdruck behinderte. Jetzt betrachte ich sie als mögliche Orientierungshilfe. Beim Erarbeiten eines neuen Stückes greife ich dann darauf zurück, wenn ich immer wieder, trotz besseren Wissens, an unsinnigen Stellen einen Balgwechsel vornehme. Es ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ich noch kein Gefühl für das Stück habe oder ich im Stress bin (z.B. weil das kleine rote Lämpchen des Aufnahmegeräts leuchtet :oops:). Dann atme ich auch nicht mehr vernünftig - wie soll ich da den Balg vernünftig atmen lassen.
ihm klar zu machen, dass man sich einfach vorstellt, man atmet und braucht dort und dort wieder Luft um weiter durchgängig zu singen ...
Deshalb funktioniert diese Anleitung auch nur bedingt...
Wie ist das bei euch?
Komplett durchgeplant, nach Gefühl, partiell geplant..?
Für mich würde ich daher sagen: Partiell geplant, ähnlich wie die Fingersätze. Es hilft, ein Stück technisch zu erarbeiten, um den Kopf frei zu kriegen für die Interpretation. Aber diese "Krücken" sind nicht in Stein gemeißelt, sondern flexibel dem persönlichen Fortschritt oder auch Rückschritt anpassbar. Daher gibt es für mich auch keine grundsätzlich gültige Empfehlung, da zu viele Faktoren beeinflussen, ob so eine Krücke eine Hilfe oder ein Hinderniss ist.. Ihr habt in euren Beiträgen schon etliche davon genannt.
Fazit für mich: Je unsicherer ich bin, desto mehr Struktur brauche ich; je sicherer, desto mehr Freiheit habe und nehme ich mir.
 
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z.B. 2 Takte auf Zug , 2 Takte auf Druck... (natürlich mit einer Stückauswahl die diesem Muster nicht völlig quer läuft, sondern einigermaßen dazu passt). Und wenn dann etwas mehr Überblick über das Instrument und beim musizieren aufkommt, dann kann man auch mal mehr Augenmerk auf eine Balgführung legen, die zum Melodiefluss passt... aber zuerst eher nach dem Motto: weniger ist mehr!
Also mal didaktisch gesehen:

Hier würde ich sogar anders vorgehen:
Rein für die Muskulatur und das grundsätzliche Timing (man muss ja mit dem Balgwechsel immer einen Tick früher starten als es klingen soll) würde ich da reine Balgübungen nutzen, die erstmal keine Musik darstellen. Also z b Töne laut und leise werden lassen mit unterschiedlichem Luftverbrauch. Oder den Balg so zart führen, dass er sich zwar bewegt aber kein Ton klingt bei gedrückter Taste. Oder ständiges shaken über xx Minuten und so Kraftersparnis schulen ... solche Sachen halt separat.

Im Lied würde ich nie einen Balgwechsel üben lassen, der unmusikalisch wäre. Dann eher die Phrasen bewusst machen, vor allem von Gehör her. Das führt dann dazu, dass man an diesen Stellen von sich aus phrasen spielen möchte. Es sei denn, das Lied erlaubt so viee BValgwechsel, dass man variieren kann, wann man ihn setzt. Dann aber darf er nicht auffallen. (Wechselt der jetzt zweitaktig, viertaktig, oder gar eintaktig?? ... -> dann ists richtig gut) Oder mit Lautstärken spielen, eine Phrase lauter als die andere, spüren, wie sich der Balg verhält ...

Vorgaben der Balgwege:
Ich weiß was ihr meint und es wird auch oft gemacht, jaja .. aber ich weigere mich tatsächlich, vorzuschreiben, an welcher Stelle im Lied der Balg auf Druck zu spielen ist- ES SEI DENN, es gäbe einen wirklich gewichtigen Grund dafür. Das wiederum ist für mich aber weit fortgeschritten (wichtiger Grund könnte sein, dass ein Staccato auf Zug knackiger klingt, aber nur wenn man extrem schnell spielt ... solche Sachen halt) Das gehört für mich nicht in den Anfangsunterricht. Und dann wechselt der Schüler das Instrument und kann seine Stücke auf einmal nicht mehr, oder muss viel kleinräumiger im Balg spielen, damit es wieder stimmt... nene das gefällt mir nicht :)
Wenn bei Noten so etwas vermerkt ist, dann haben die armen Schüler (und nicht nur die) ja NOCH ein Parameter zu beachten, deren es schon sehr viele gibt: Tonhöhe, Tonlänge, Tonart (Vorzeichen), Pausen, Betonungen, Artikulation, Tempo - ... und dann auch noch Balgweg? OMG :D (wie gesagt, bei Diatonischen gehört Balgweg ja zum Ton zwingend dazu, das ist ein ganz anderer Schnack)
Umgekehrt wird eher ein Schuh draus aus meiner Sicht: Ich weiß wie das Stück klingen soll und suche mir die - ich nenne es "Atemzüge" dazu aus dem Gefühl heraus - vorausgesetzt ich beherrsche die Motorik (extra Übungen)
Wie üblich ziehe ich hier wieder eine Parallele aus der Kampfkunst: Auch hier gibt es "Vorschriften" bei welcher Bewegung ein oder ausgeatmet werden soll ... ja das haut aber im Ernstfall gar nicht hin. Grad eingeatmet zwingt mich der Gegner/ Partner zu einer Bewegung, bei ich laut Turnvater Jan einzuatmen habe ... ne das geht nicht. Bewegungsfluss kommt so nicht zustande. Atmung muss auch hier intuitiv und vor allem ruhig fließen, dann fließt auch die Bewegung und wird entsprechend schnell im Ganzen.
Ähnlich auch beim Akkordeon. Klar ist hier die Musik meist bekannt und es überrrascht mich keiner - lach - aber es kann sein, dass ich Montags ganz anders drauf bin als Freitags und mir grad gar nicht zumute ist, auf die selbe Art zu atmen. Solange die Musik so rauskommt, wie sie im Kopf vorklingt, darf das keine Rolle spielen.
Und wenn es Komplikationen im Stück gibt (beispielsweise, weil der von üblem Humor gepackte Komponist oder Arrangeur quasi nicht machbare langanhaltende Passagen für AKKORDEON! geschrieben hat .... ) dann würd ich das ganze Stück infrage stellen ... Oder gibt irgendwer einem Sänger ein Stück, bei dem er 30 Sekunden lang auf einem Ton singt- und gefälligst lauter werdend ...?

Aber das tangiert ein anderes Thema "Akkordeongerechte Arrangement" daher nur am Rande.
Gibt es denn Spieler, die sich mit gekennzeichneten Balgwegen sicherer fühlen und das komplett gewohnt sind und sich konsequent daran halten? Wir sind ja alle individuell gestrickt.
 
Hallo zusammen,

das Wesentliche zu diesem Thema ist oben schon geschrieben.

Zwei Anmerkungen meinerseits:

Ich war mal bei einem Leuchter-Konzert. Mir war aufgefallen, dass Leuchter während seines Vortrags öfter den Balg mit dem Luftknopf geschlossen hatte, um dann auf Zug weiterzuspielen. In der Pause hatte ich ihn darauf angesprochen. Er wusste gar nicht, dass er so was gemacht hatte. Also ein Beispiel der intuitiven Balgbedienung. Ob sie in dieser extremen Weise nachahmenswert ist, soll hier nicht diskutiert werden.

Zweitens, bei einem Bach-Präludium habe ich eine Stelle, wo ich mitten in einem schnellen Basslauf das Basstregister wechseln muss - Standardbass, Basslauf über mehr als eine Oktave soll auch so klingen. Dabei hat es sich herausgestellt, dass ich das auf Druck (= "Stoßen") sicherer hinbekomme als auf Zug, zumal ich vom zuletzt gedrückten Bassknopf auf den entfernt liegenden Registerschalter springen muss. Also konzentriere ich mich schon wenige Takte vorher darauf, den Balg soweit geöffnet zu haben, dass ich die entsprechende Passage auf Druck spielen kann.

Ansonsten spiele ich weitgehend ohne fest eingeplante Balgwechsel. Ausnahme ist das Bach'sche Air, in dem die langen gebundenen Passagen nicht durch Balgwechsel unterbrochen sein sollten. Auch versuche ich, am Ende eines Stückes den Balg geschlossen zu haben, was aber dummerweise, insbesondere beim Vorspiel, nicht immer klappt.

Viele Grüße

morino47
 
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Bei Stücken mit langen Phrasen mache ich mir auch Balgwege, um diese Phrasen nicht unterbrechen zu müssen. Im Laufe der Zeit ändern sich diese aber manchmal - möglicherweise, weil sich auch die Dynamik des Spielens verändert, wenn ich das Stück besser kenne und besser kann. Dann ignoriere ich auch mal die eingezeichneten Balgsymbole.
Was mir aber noch wichtiger ist, ist der Hinweis in den Noten, wenn mit Balgreserve begonnen werden muss (also mit teilweise geöffnetem Balg aber auf Zug) oder gar mit offenem Balg auf Druck. Das ändert sich selten bis nie.
 
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Mir war aufgefallen, dass Leuchter während seines Vortrags öfter den Balg mit dem Luftknopf geschlossen hatte, um dann auf Zug weiterzuspielen.
Wenn ich mit anderen in einer Band spiele und nur Diskant spiele, mache ich das auch manchmal. Ich erinnere mich auch an einen alten Threat in diesem Forum, in dem die Angewohnheit einiger Jazz Akkordeonisten diskutiert wurde, den Balg zwischen den Phrasen durch das brachiale Drücken mehrere Bass Knöpfe zu schließen.

Im Solo Spiele bietet sich allerdings ein Schließen des Balges während des Spiels mit Luftknopf meines Wissens nach nur sehr selten an.
 
den Balg zwischen den Phrasen durch das brachiale Drücken mehrere Bass Knöpfe zu schließen.
Das wandte ich auch an, aber nur im Orchester. Denn wenn vorher Bass gespielt wurde, waren die Stimmzungen zu empfindlich, um geräuschlos den Balg bewegen zu können. Das ist aber kein "brachiales" Drücken (siehe Wikipedia, "Allgemeinsprachlich steht brachial für „handgreiflich, mit roher Körperkraft“, im übertragenen Sinn für „skrupellos, bedenkenlos, rücksichtslos“ oder auch „gewaltig“."), sondern ein eher sanftes Drücken vieler Knöpfe.
Zu Manfred Leuchter: ich meine mal gehört zu haben, wie er sagte, er sei ein fauler Mensch und nutze deshalb gerne die Schwerkraft, spiele also lieber auf Zug denn auf Druck. Auch ist er akkordeonistischer Autodidakt, sollte also in Bezug auf Balg- oder Fingertechnik nicht unbedingt als Referenz hergenommen werden ...
 
Das ist aber kein "brachiales" Drücken
Ja klar, es ging mir mehr um den Sound der dabei entsteht wenn man den Balg durch Drücken der Bassknöpfle schließt, den man vielleicht schon ein bisschen als „skrupellos, bedenkenlos, rücksichtslos“ beschreiben kann. Gewalt wird dabei natürlich keine angewandt.

Edit: z.B. hier mehrfach ab 1:20 zu hören.
 
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so hatte ich es noch nie gesehen / gehört. Ich verwende(te) wie oben beschrieben die Bassknöpfe zum schnellen lautlosen Balgschließen - geht, wenn die Basszungen nicht schon aktiviert sind, schneller und leiser als mit der Luftklappe.
 
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Hier auch mal noch meine Meinung zu dem ursprünglichen Thema des Threads "Balgwege festlegen", auch wenn das Meiste davon schon von anderen erwähnt wurde: Ich denke um das beantworten zu können, ist es auch ausschlaggebend welch Art von Musik man spielt und auf welchem Nivea. Für einen Anfänger kann es hilfreich sein erst mal alles genau vorzugeben, Fingersatz, Balgwege etc. Für einen fortgeschrittenen Akkordeonisten ist es aber auch eine gute Eigenschaft wenn er so frei wie möglich von irgendwelchen Vorgaben spielen kann. Je nachdem was für eine Art von Musik man macht ist es auch nicht so störend, wenn dann tatsachlich mal ein zusätzlicher Balgwechsel in eine Phrase eingebaut werden muss. Den meisten Zuhörern wird dies auch gar nicht auffallen. Andere Eigenschaften wie z.B. ein gutes Timing, Dynamik und auf die Anderen hören, falls man in einer Band spielt, sind viel wichtiger.

Als ich noch Anfänger war und meine damalige Akkordeonlehrerinnen auf das Thema Balgwechsel angesprochen habe, sagte sie mir, ich solle mir darüber keine Gedanken machen, sie verstehe gar nicht warum das bei manchen so ein großes Thema sei. Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass sie keine klassische Ausbildung hatte. An dies Vorgabe habe ich mich seitdem gehalten und denke, dass ich mittlerweile Balgwechsel und ein Gefühl dafür wann mir die Luft ausgehen könnte ziemlich verinnerlicht habe. Ich spiele z.B. in einer amateur Band eine Mischung aus einfachem Jazz, Folk und Weltmusik. Kommt es da mal vor, dass mir während einer Phrase die Luft ausgeht, macht es mir sogar spass einen geschickt schnellen Balgwechsel einzumogeln. Ich finde das dann immer ganz lustig, aber ich glaube den Andere (und falls wir auch mal vor Publikum spielen) fällt dies gar nicht auf.

Spielt man dann allerdings Klassik und dazu noch mit einem professionellen Anspruch vor Publikum, kann ich mir vorstellen, dass das Thema "Balgwege festlegen" (inklusive dem Enden des Stücks auf geschlossenen Balg) wieder größere Wichtigkeit einnimmt.
 
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Zu Manfred Leuchter: ich meine mal gehört zu haben, wie er sagte, er sei ein fauler Mensch und nutze deshalb gerne die Schwerkraft, spiele also lieber auf Zug denn auf Druck. Auch ist er akkordeonistischer Autodidakt, sollte also in Bezug auf Balg- oder Fingertechnik nicht unbedingt als Referenz hergenommen werden ...
Das klingt sehr vernünftig, mit der Schwerkraft und nicht gegen sie zu arbeiten. :) das gilt für ziemlich jeden Lebensbereich, Alltagsbewegung …

Und ich finde GERADE Autodidakten am interessantesten und damit eine Referenz, insofern das Ergebnis erstrebenswert ist.
Klassische Ausbildung sind da doch entsprechend langweilig, längst bekannt und nichts überraschendes, oder?
 
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Schön, dass das Thema wieder aufgekommen ist.
Ich lege auch nur fest, wenn es nicht anders geht.

Hier als Ergänzung zum oben gesagten eines meiner zahlreichen Plaudereien zum Thema.



Balgwechselstellen sind in den related Links zu finden.
Man spielt sicherer und flexibler wenn man lange experimentiert und nicht festlegt.
 
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Immer wieder faszinierend wie manche den Balg wechseln.

BTW, kennt jemand das Stück?
 

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  • MusetteBalg.mp4
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