Die Haltung beim Akkordeonspielen

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Hallo Gemeinde,

Ohne große Vorrede möchte ich mal ein Video eines der renommiertesten Akkordeonisten einstellen, welches Grund zu der Frage aufwirft:

Braucht man am Akkordeon überhaupt irgendeine bestimmte günstige Haltung .... ?

 
Ich für meine Person hab meine optimale Haltung gefunden. Ich spiele zu Hause auf einem höhenverstellbaren Klavierhocker, damit ich mich eben nicht gegen die Rückenlehne lümmeln kann. Ich hab das bei Vincent Peirani gesehen, der fast immer auf einem Klavierhocker im Sitzen spielt. In dieser Position hat man alle Freiheiten, seinen Oberkörper zu bewegen, wenn man möchte und kann diese Haltung auch sehr lange durchhalten, ohne Schmerzen zu bekommen oder zu ermüden. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was zum Ziel führt, mit manchen Einrichtungen kann man es sich aber leichter machen als mit anderen. Ich spiele ein 96-bässiges Akkordeon mit 37 Diskanttasten, das hat die optimale Größe für meine Körpergröße (171), sodass ich immer in der Not (kommt relativ selten vor) noch einen Blick auf die Register oder die Tastatur werfen kann, wenn ich mir etwas unsicher bin, wo ich hin muss. Ich muss dazu sagen, dass ich hauptsächlich nach Noten spiele und meine Augen immer auf die Noten gerichtet habe. Viele Grüße vom Dantschge
 
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Braucht man am Akkordeon überhaupt irgendeine bestimmte günstige Haltung .... ?

brauchen tut man gar nichts - es gibt viele Wege die nach Rom führen... Sieht man am Beispiel von Art van Damme ja recht gut...

...aber...

Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, sich Probleme einzuhandeln! Nicht jeder Mensch ist gleich und nicht jeder hat so eine unempfindliche Orthopädie, dass er selbst grobe Fehlstellungen ohne Nachwirkungen wegstecken kann. Alleine hier im Forum gibt es etliche Hilferufe, von Usern die aufgrund von Haltungsproblemen Schmerzen beim Spielen bekommen haben. Drum bin ich der Ansicht zu allererst sollte man lernen wie die richtige Spielhaltung geht und erst wenn das alles verinnnerlicht ist und man sich wirklich dran gewöhnt hat und man wieder soviel Freiheit hat seinen Köper wahrznehmen, dann kann man sich die eine oder andere Abweichung erlauben. Macht man s andersrum handelt man sich mitunter sehr langwierige Korrekturprozesse ein, wenns nicht so funktioniert hat, wie gedacht..
 
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Ich spiele meistens auf einem Stuhl. Lehne mich aber nicht an und versuche, mein Instrument immer aufrecht zu halten.
Habe Kinnregister sowie als Mastertaste Tremolo.
Da ich nicht auf Tasten oder Register sehen kann, habe ich einige Register markiert, um sie besser zu finden.
Habe trotz meiner Blockwirbel keine Rückenschmerzen.
Und ich spiele viel.
Was meinen Orthopäden verwundert.
Der damalige Orthopäde riet meinen Eltern 1964 davon ab, mich dieses Instrument erlernen zu lassen.
Ich setzte mich durch, denn wollte unbedingt das Akkordeon.
Nun, meine Lehrerin erklärte gleich zu Beginn der Stunden, wie man zu sitzen hat.
Wir hatten einen superguten Unterricht und jetzt sind immer noch außer mir 4 meiner damaligen Mitspielerinnen in unserem Gütersloher Orchester aktiv.
Ich habe Instrumente in allen Größen.
Nutze diese zu verschiedenen Veranstaltungen.
Rückenschmerzen kenne ich nicht.
Trotz der Blockwirbel sowie der Sprengelschen Deformität, die zwar operiert wurde als ich 9 Jahre alt war, mich dennoch seit meiner Geburt begleitet.
Allerdings komme ich nicht ohne diese besonderen Rückenriemen aus, die auf dem Avatar zu sehen sind.
Ansonsten habe ich an meinem großen Instrument, da die Riemen noch sehr gut erhalten sind, 2 Querriemen angebracht.
 
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Guten Abend,
Braucht man am Akkordeon überhaupt irgendeine bestimmte günstige Haltung .... ?
Bei großen und schweren Konzertinstrumenten erwies sich der einzelne Befestigungspunkt der beiden Rückenriemen als Nachteil. Das Instrument weist während des Spiels eine Torsions-(Rotations-)Instabilität auf, vor allem, wenn man in der vorgeschriebenen aufrechten Position sitzt:
A.jpg
Daher wurden am oberen Ende des Instruments zwei unterschiedliche Befestigungspunkte für beide Gurte eingeführt. Diese Lösung stabilisiert das Instrument während des Spiels. Bei der vorgeschriebenen aufrechten Körperhaltung beim Sitzen ist das Problem gelöst.:
B.jpg
Art van Damme hat offensichtlich einen Ein-Punkt-Befestigung:
A1.jpg
Daher ist der Niederposition des Instruments nachvollziehbar. Die Beine stabilisieren das Instrument besser, das Akkordeon liegt flach auf der Brust (halbliegend):
A2.jpg

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Genauso sind meine Riemen am großen Instrument auch befestigt, dennoch liegt das Instrument nicht flach auf der Brust. Na ja, nicht ganz ;)
 

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zwei unterschiedliche Befestigungspunkte für beide Gurte eingeführt.
Das kenne ich, bei meinem Vorgängerinstrument musste ich mir das auch einbauen lassen.

Was mich mehr stört, ist, und das habe ich schon bei einigen Piano-Spieler:innen gesehen, dass sie beim Schliessen des Balgs die rechte Schulter nach vorn drücken, AvD macht das auch, wahrscheinlich muss er darum zwischendrin mal die Hand ausschütteln.
Bei Leuten, die wirklich grosse Bayane spielen, habe ich das selten bis nie gesehen.
 
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Danke für die Beobachtungen!
Das Problem mit der Riemenbefestigung ist nachvollziehbar.
Dennoch bezweifle ich, dass dies die Ursache dafür ist, sich nach hinten zu lehnen, das Akko schräg ab unterhalb Schlüsselbeine und die Füße hinten einzuhaken.
Das Vordrücken der re Schulter bei Druck ist extrem,
Im Prinzip ein gutes Beispiel dafür, welche Probleme beim Akkospielen körperlich auftreten können.
Es wirkt äußerlich so, als hätte sich ein Jazz Pianist ein Akko umgeschnallt, performt seine Piano Skills in Schüben (da kontinuierliches Spiel so kaum denkbar ist.
Und damit er wie gewohnt die Tastatur sieht, hat er es sich eben tief und schräg umgehängt. Balgluft ist für die kurztaktiken Phrasen ausreichend- das jahrzehntelang.
Und dann kommt dieser Jazz Style dabei raus.

Im Prinzip ist hier haltungstechnisch alles suboptimal, was man überhaupt machen kann.

Und darum gehts mir.
Sagt man: och der AvD spielt doch genial (in seinem Genre), was soll ich mir irgend ne Haltung antun?

Oder sagt man: Natürliche, leichte Bewegungsführung sollte gerade bei langfristigen Tätigkeiten unbedingt erarbeitet werden. Also ist das was AvD tut, komplett NoGo ?
 
Also ist das was AvD tut, komplett NoGo ?
Na er kam ja damit klar.. also gings ja! Ich seh das so ähnlich wie mit Glen Gould - der hatte ja auch eine eher "unorthodoxe" Spielhaltung, bei der vermutlich jeder Klavierlehrer die Hände über m Kopf zusammenschlagen würde. Aber das von diesen Einzelfällen, wo die damit klargekommen sind, würde ich nicht pauschalierend auf die Masse übertragen wollen.

Und damit er wie gewohnt die Tastatur sieht, hat er es sich eben tief und schräg umgehängt. Balgluft ist für die kurztaktiken Phrasen ausreichend- das jahrzehntelang.
Und dann kommt dieser Jazz Style dabei raus.
Da bin ich mir bei AvD nicht sicher - ich kenne auch Videos wo er im Stehen spielt und längere Solopassagen in affenartiger Geschwindigkeit raushaut, ohne auch nur einmal abzusetzen...von daher kann ich mir speziell bei AvD auch alles mögliche vorstellen, warum er da grad die Hand ausschüttelt... Den würde ich sicher nicht als Beispiel für die breite Masse nehmen. Der war ein Ausnahmespieler und auch sonst bezüglich Haltung Spielgewohnheiten etc sicher auch nicht unbedingt vorbildtauglich.

Nach wie vor bin ich der Meinung, wie bei allem anderen auch : zuerst mal lernen, wie s sicher ist und richtig funktioniert... und dann , wenn man so gut ist dass man selber die Sache überblickt, was man tut, kann man von der Regel abweichen und seinen eigenen für sich optimierten Stil sich erarbeiten.... und drum höre ich mir die Stücke von den Musikern lieber an, als ich die mir anschauen mag! :cool:
 
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Sicher gibt es Spielhaltungen die in bestimmten Musikrichtungen möglich sind und diese sogar begünstigen können sich aber für andere weniger oder gar nicht eignen.
Wenn man von einer allgemein optimalen Spielhaltung bei größeren Instrumenten ausgeht als besten Ansatz kann man einen Referunzpunkt definieren wie die Spielhaltung mit der größten musikalischen Reichweite
die das Instrument in seinen Möglichkeiten und seiner Vielseitigkeit am wenigsten einschränkt oder beeinflußt.
 
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Nach wie vor bin ich der Meinung, wie bei allem anderen auch : zuerst mal lernen, wie s sicher ist und richtig funktioniert... und dann , wenn man so gut ist dass man selber die Sache überblickt, was man tut, kann man von der Regel abweichen und seinen eigenen für sich optimierten Stil sich erarbeiten.... und drum höre ich mir die Stücke von den Musikern lieber an, als ich die mir anschauen mag! :cool:
Da bin ich sogar etwas skeptisch.
Auf mich wirkt es, auch aus Beobachtungen generell, so, dass eine einmal angeeignete Gewohnheit - wie z.B. die Haltung beim Musizieren, aber auch anderes - sehr schlecht bis gar nicht mehr zu korrigieren ist.
Eher passt man seine Spielweise der suboptimalen Haltung an, als dass man seine Haltung ändert und damit nicht selten seine gesamte Spielweise ebenso ändern muss. Diesen Eindruck habe ich beim oben genannten Spieler.
Je fortgeschrittener man ist, desto weniger wird man sich auf eine Verbesserung der Haltung einlassen (so man sie denn kennenlernen kann), da man dann vertraute Positionen, die das Spielen ermöglichen, aufgeben muss.

Beispiel:
Ich hatte einen Dozenten in Musiktheorie, sehr sehr guter Saxophonist. ..
Er ist sich voll bewusst, dass seine Schultern assymetrisch sind - und zwar immer. Es ist bedingt durch die einseitige Haltung am Saxophon. Er weiß auch, dass das im Hinblick auf Wirbelsäule und älter werden sehr ungünstig sein kann. Er weiß sogar, wie man das beheben kann und ich glaube, er hat es auch mal versucht.
Bloß: Sobald die Schultern eine gesunde symmetrische Ausrichtung bekommen, kann er nicht mehr so Saxophon spielen wie bisher. Das ganze so eingeübte Spielgefühl ginge verloren. Eben weil es schon immer so war.
Also lässt er es so krumm - ist sich dessen aber voll bewusst.

Bei mir war es umgekehrt... Nachdem ich körperlich komplett ungekrempelt wurde, zwischenzeitlich aber so gut wie kein Akkordeon spielte, merkte ich, dass ich mit dem "neuen Körper" allein schon mit der alten Gurteinstellung nicht mehr spielen konnte, ohne sofort Anspannung zu spüren. Bei mir hat sich das Spiel durch die Körperarbeit enorm verbessert. Inbesondere lief die rechte Hand aufgrund viel günstigerer WInkel im Schultergürtel wesentlich leichter. Die Umstellung auf andere Positionen im Verhältnis zu den Tasten war eher etwas, was ich als angenehm empfand. Es war einfach eine Weile üben und dann waren die neuen Positionen (Stichwort Propriozeption) neu eingestellt. Die Fingerbewegungen an sich blieben ja, bloß befand sich die Hand an einer anderen Stelle, bezogen auf den Rumpf.

Daher habe ich aus meiner Sicht eine andere Einstellung: Wenn ich eine gesunde körpergerechte Handhabung einmal gelernt habe (und die auch zu allgemeinen gesunden leichten Tätigkeitsfeldern passt), dann werde ich zwar variieren und einen eigenen Style finden, allerdings keinen, der nicht leicht und körpergerecht wäre. Wenn ich eine ungünstige Instrumentenhandhabe eintrainiert habe, ohne Chance auf Korrektur, und das sehr lange mache, ist die Wahrscheinlichkeit, das jemals zu verbessern sehr gering.
Ich spreche jetzt nur von korrigierbaren Haltungen. Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen müssen ihre individuellen Optimierungen finden. Der Witz ist, dass diese - vielleicht auch weil gerade solche Menschen sehr intensiv therapiert werden- innerhalb ihrer Beeinträchtigung effizientere Lösungen finden als ein nicht beeinträchtigter Mensch. Das Bewusstsein über die vorhandenen Möglichkeiten, Bewegungen machen oder nicht machen zu können und mit welchem Aufwand jeweils, scheint da viel höher zu sein.
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Sicher gibt es Spielhaltungen die in bestimmten Musikrichtungen möglich sind und diese sogar begünstigen können sich aber für andere weniger oder gar nicht eignen.
Wenn man von einer allgemein optimalen Spielhaltung bei größeren Instrumenten ausgeht als besten Ansatz kann man einen Referunzpunkt definieren wie die Spielhaltung mit der größten musikalischen Reichweite
die das Instrument in seinen Möglichkeiten und seiner Vielseitigkeit am wenigsten einschränkt oder beeinflußt.
Ich gehe so weit, dass ich sage, dass es nicht mal die "Spielhaltung" ist, sondern die Haltung generell. Ich kann ja nur dann eine spezielle Handhabe erlernen, wenn meine allgemeine Handhabe mit dem Körper dazu geeignet ist. Ein sagen wir mal gut ausbalancierter Mensch wird eine ebensolche Haltung am Akkordeon als völlig normal empfinden und sich gegen gebückte, einseitige oder angespannte Handhabungen verwehren.

Ein an sich angespannter, wenig ausbalancierter Körper wird eine ebensolche Haltung am Akkordeon als normal empfinden und dann auch das Instrument entsprechend nutzen. Für diesen ist es ggf sogar befremdlich, sich auf einmal ausgewogen, aufrecht und ökonomisch zu bewegen, bloß weil er ein Instrument umhängen hat :)
 
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Wie sieht denn nun eine solche ausbalancierte Körperhaltung, von der oben die Rede ist, aus?
Ist die bei jedem Menschen anders, oder gibt es da allgemeingültige Regeln - für gesunde, nicht beeinträchtigte Menschen?
Wer beschreibt das hier im Internet? Oder geht das etwa nicht, und ich muss zu meinem persönlichen Akkordeon-Haltungs-Physiotherapeuten gehen, weil mein Musiklehrer diesbezüglich inkompetent ist?
Nach der Eigenbeobachtung von @Malinek kommt der Spielfluss ja wieder, wenn man seine Körperhaltung evtl. korrigieren muss. Der erwähnte Saxophonist hat aber wohl die Änderung gescheut.

Ihr seht, Fragen über Fragen. Nach den oben eher einleitenden Einlassungen sollte jetzt mal Butter bei die Fische kommen.
 
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Da bin ich sogar etwas skeptisch.
Auf mich wirkt es, auch aus Beobachtungen generell, so, dass eine einmal angeeignete Gewohnheit - wie z.B. die Haltung beim Musizieren, aber auch anderes - sehr schlecht bis gar nicht mehr zu korrigieren ist.
Ich nicht. Es kommt wohl darauf an, auf was man sich einlassen möchte. Als wir den Balgworkshop gemacht haben, hast Du mit @Klangbutter zusammen die Länge meiner Gurte und meines Querriemens korrigiert. Dadurch änderte sich meine Haltung, Bellowshakes wurden so möglich. Ich hab nach dem Workshop die Einstellungen so gelassen. Die Konsequenz davon war, dass ich nun mit wesentlich weniger Kraftaufwand und Verspannungen spielen kann. Das wiederum erschließt mir auch etwas schwierigere Sachen.

ich muss zu meinem persönlichen Akkordeon-Haltungs-Physiotherapeuten gehen, weil mein Musiklehrer diesbezüglich inkompetent ist?
Ich finde schon, dass es gut ist, wenn verschiedene Leute gucken. Wir sind alle anders gebaut, haben unterschiedliche Arm- oder Fußlängen. Das heißt, man muss die eigene Stellung gezielt suchen. Mir halfen da die Standardbildchen aus den alten Akkordeonlehrbüchern nicht.
 
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Ich nicht. Es kommt wohl darauf an, auf was man sich einlassen möchte. Als wir den Balgworkshop gemacht haben, hast Du mit @Klangbutter zusammen die Länge meiner Gurte und meines Querriemens korrigiert. Dadurch änderte sich meine Haltung, Bellowshakes wurden so möglich. Ich hab nach dem Workshop die Einstellungen so gelassen. Die Konsequenz davon war, dass ich nun mit wesentlich weniger Kraftaufwand und Verspannungen spielen kann. Das wiederum erschließt mir auch etwas schwierigere Sachen.
Stimmt! Ja es kommt meiner Erfahrung nach auf zwei Dinge an:
- Die Bereitschaft des Einlassens
- Der Körper empfindet entsprechende Korrekturen als Verbesserung hinsichtlich der Tätigkeit

Punkt 1 ist selbsterklärend

Punkt 2 ist knifflig.
Angenommen es ist so, dann ist eine einmalige Korrektur ein Selbstläufer wie bei @Bernnt
Wenn der Körper solche Korrekturen ablehnt, gibt es mehrere Erklärungen dazu:
- Die Korrektur ist zwar an sich bewegungserleichternd, die gewohnte Tätigkeit jedoch derart verändert, dass sie im ersten Moment (der Monate dauern kann) eine Verschlechterung dieser spezifischen Tätigkeit darstellt
- Die Korrektur verlangt weitere Korrekturen, die tiefer im Körper liegen, so dass eine äußerlich natürliche Haltung für denjenigen Anstrengung bedeutet.

Beispiel Stehen: jemand steht zu sehr im „Hohlkreuz“ oder hat umgekehrt einen Flachrücken und bekommt von außen die optimale Position von Knie, Becken, Brustkorb gezeigt, die man wenigsten Kraftaufwand hat und dynamisch macht.
Ohne dass alle beteiligten Körperteile von ihren eigenen Anspannungen/ Verkürzungen zu lösen und miteinander in Bezug zu bringen, wird der Kandidat seine erworbene Kompensationshaltung sofort wieder einnehmen. Das liegt daran, dass das Bindegewebe dieses unbewusst dorthin zieht, weil es nichts anderes kennt.

- Die Korrektur ist „falsch“. Und zwar in dem Sinn, dass sie entweder pauschalisiert ist und nicht zum Individuum oder zur Tätigkeit passt oder dass sie nicht den ganzen Körper einbezieht (also inkomplett ist)
 
Wir sind alle anders gebaut, haben unterschiedliche Arm- oder Fußlängen. Das heißt, man muss die eigene Stellung gezielt suchen. Mir halfen da die Standardbildchen aus den alten Akkordeonlehrbüchern nicht.
Was keine bahnbrechend neue Erkenntnis ist, sondern logisch ;). Deshalb raten wir hier im Musiker-Board Anfängern ja auch, zumindest den Start in die Akkordeon-"Karriere" bei/mit einem Lehrer zu machen, damit man sich nicht erst eine falsche oder besser gesagt ungünstige Haltung angewöhnt.
Trotzdem denke ich, dass man als erfahrener Spieler auch weiterhin an seiner Haltung feilen kann und sollte - sei's beim Wechsel zwischen verschiedenen Instrumenten oder bei anderen Spielsituationen (stehend/sitzend).
 
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Wie sieht denn nun eine solche ausbalancierte Körperhaltung, von der oben die Rede ist, aus?
Ist die bei jedem Menschen anders, oder gibt es da allgemeingültige Regeln - für gesunde, nicht beeinträchtigte Menschen?
Wer beschreibt das hier im Internet? Oder geht das etwa nicht, und ich muss zu meinem persönlichen Akkordeon-Haltungs-Physiotherapeuten gehen, weil mein Musiklehrer diesbezüglich inkompetent ist?
Nach der Eigenbeobachtung von @Malinek kommt der Spielfluss ja wieder, wenn man seine Körperhaltung evtl. korrigieren muss. Der erwähnte Saxophonist hat aber wohl die Änderung gescheut.

Ihr seht, Fragen über Fragen. Nach den oben eher einleitenden Einlassungen sollte jetzt mal Butter bei die Fische kommen.
Natürlich gibt es ganz klare Kriterien, die eine optimale Haltung/ Bewegungsführung/-ansteuerung kennzeichnen.
Das hängt damit zusammen, dass sehr viele Faktoren bei jedem gleich sind:
- Wirkung der Schwerkraft, Doppel-S-Form der Wirbelsäule, Ansätze der Muskulatur, Funktion der Muskulatur (z b dass der Bizeps IMMER den Arm beugt und das Handgelenk außenrotiert und die Schulter nach vorne zieht u.a.), Richtungen und starke Positionen der Gelenke,…

Damit das alles mechanisch reibungslos und mit optimalem Kraftaufwand bei geringstmöglichem Verschleiß stets gegen die Schwerkraft funktioniert, bedarf es zweier Dinge, die nicht selbstverständlich sind und höchst individuell (erworben in der Regel, nicht so sehr angeboren)

- Durchgängig flexibles Bindegewebe
- Sensibilität für Gleichgewicht und Anspannung, andere sagen schwammig „Körpergefühl“

Um sich da schlau zu machen, muss man quasi genau danach suchen und die Erkenntnisse erstmal grundsätzlich anwenden. Vorher braucht man nicht versuchen, nur bei einer bestimmten Tätigkeit optimal zu sein, im restlichen Alltag aber nicht.

Will heißen: Hab ich grundsätzlich entspannte Schulter (die ja nicht isoliert ohne alles andere kommen, sie müssen z. B. Genau seitlich an den Schultern runterhängen, was bedingt, dass sich beim Stehen diese Gelenke exakt über den Hüftgelenken befinden müssen ohne korrigierende Anspannung -> bewegliches Bindegewebe) , dann hantiere ich auch beim Essen, Schreiben, Flöte spielen, Trommeln, Sägen, … und letztlich auch beim Akkordeonspielen mit entspannten Schultern.
Gleichzeitig wird mein Körper weitreichende Autokorrekturen vornehmen, um entspannte Schultern bei Tätigkeit X zu ermöglichen.
(Und zwar mit denselben Mechanismen, die auch bei suboptimalen Körpereigenschaften zu weiterem Anspannen der Schultern führen)

-> Ein geordneter Körper bewegt sich automatisch optimal, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten
-> ein ungeordneter Körper bewegt sich automatisch suboptimal entsprechend dem Grad der Unordnung, um eben diesen Zustand beizubehalten

Jetzt kann man sich vorstellen, weshalb eine Korrektur nicht selten Abwehrreaktionen hervorruft: Sie widerspricht der gewohnten Unordnung, wird als störend/ ungewohnt/ unangenehm/ anstrengend empfunden

Korrekturen müssten, wenn es nachhaltig sein soll, an der absoluten Basis anfangen. Und bei jedem Menschen dabei individuell, da diese „Basis“ nie pauschal ist und jeder einen oder mehrere völlig persönliche Knackpunkte/ Themen hat, deren Aufspüren eine Lawine von Folgeverbesserungen nach sich ziehen ..
(Oder eben nicht, wenn nicht gefunden oder wenn keine Bereitschaft)

Hoffe das war nicht zu viel Basic jenseits des Akkospiels, aber ohne die machen spezifische Korrekturen nur bedingt Sinn. Und … diese sind ja eh hinlänglich bekannt und in Akkobüchlein abgebildet :)
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Trotzdem denke ich, dass man als erfahrener Spieler auch weiterhin an seiner Haltung feilen kann und sollte - sei's beim Wechsel zwischen verschiedenen Instrumenten oder bei anderen Spielsituationen (stehend/sitzend).
Und nun ist auch klar, weshalb das Video von AvD als Aufhänger gepostet wurde ;)
 
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Bei mir im Studium gab es damals tatsächlich einen Kurs mit einem Physiotherapeuthen, der auf instrumentspezifische Probleme einging. Leider habe ich außer ein paar Übungen nicht viel davon behalten, außer dass es viel um Schultergürtel und Wirbelsäule ging. Und am Instrument merkt man Verspannungen erst, wenn es zu spät ist. Zumindest war mir immer ein bisschen bewusst, dass es da Probleme geben kann.

Ich würde aus meiner heutigen Sicht tatsächlich empfehlen, wenn man viel Akkordeon spielt, mal einem Physiotherapeuten oder Orthopäden vorzuspielen und ihn/sie zu befragen. Dazu sich Ausgleichsübungen empfehlen zu lassen. Das ganze ist sehr individuell.

Am Ende denke ich wird man sich immer besser und freier am Instrument fühlen, wenn man lockerer ist. Ob nun in den Schultern, im Gesicht oder beim Atmen. Das muss ich aber teilweise auch gezielt üben.
 
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Aus handwerklicher Sicht ist das Musikinstrument auch ein Werkzeug und das größere Akkordeon erinnert mich an den sperrigsten und schwersten Hobel meiner Lehrzeit,
Anders aber als das Akkordeon bekommt man damit noch weniger ein sauberes Ergebniß in angemessener Zeit hin auf das Werkstück oder Werkzeug (konzentriert ohne die geübte Harmonie in der Bewegung des Körpers die diesen Hobel federleicht machen kann so daß er über das Werkstück fliegt und darauf auch gedreht und zurückgeführt werden kann.
Natürlich ist das Vergangenheit.
Dadurch aber war das eigendlich aus Sicht der Bewegung auch der leichteste und klanglich etwa auf der Kiefer bestklingenste Hobel.
Wenn die Höhe der Hobelbank zur Körpergröße stimmte (Plattenoberkante am Handgelenk) und das Messer scharf konnte der Hobel stundenlang pfeifen.
Ein wirklich passenden Beispielvideo dafür wie der Hobel leicht wird und sich dreht habe ich leider nicht gefunden aber vielleicht läßt sich das erraten,
wie er in gleichmäßiger schwungvoller Bewegung geblieben sein könnte als er noch täglich benutzt wurde.
 
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Hallo, ich bin hier neu und bin über die Frage nach der Haltung gestolpert.
Und ich kämpfe grade nach meinem Umstieg von einer alten Capriole mit 120 Bässen hin zu einer kleinen Balzer Haydn mit 96 Bässen und merke, dass ich mit der Haltung noch gar nicht schlau bin. Entweder ist es zu hoch, dann kriege ich die Ecke nicht in den Oberschenkel. Oder zu tief, dann ist es gefühlt "so weit weg"- :) Darum verfolge ich das hier. Danke.
 
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Ich persönlich habe mich in Sachen Haltung von Tipps einer sehr gefühlvollen Akkordeonnistin leiten lassen:



Gerade die enge Ellbogenhaltung des linken Arms.... Ich bin ihr jetzt noch dankbar.

Liebe Grüße an die Freunde der Musik
 
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