ZZ TOP - Rough Boy | Instrumental-Version |

wolbai
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Geschichte und Anmerkungen zum Songprojekt

Auf die Idee, eine Instrumental-Version der Rock-Ballade „Rough Boy“ von ZZ TOP, aus dem 1985 Album „Afterburner“ zu machen, hat mich ein guter Musikerfreund gebracht. Dafür möchte ich ihm an dieser Stelle recht herzlich danken.

Das Original, mit seinem langsamen Tempo, den diversen Drumcomputer- und Synthesizer-Einlagen fiel erkennbar aus dem bisherigen Blues Rock-Rahmen der Band und stieß daher zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf ein durchaus geteiltes Echo. Band und Produzent wussten sehr genau, dass sie sich mit dieser Ballade bei langjährigen Fans auf dünnem Eis bewegten. Um den damaligen Blues Rock-Fans eine solche Ballade schmackhaft zu machen, musste der Songtitel, der Textinhalt und das offizielle Video daher passend für die harten Fan-Jungs gemacht werden. Und eigentlich kann man sich als kleiner Hobby-Musiker ja glücklich schätzen, nicht derartigen Zwängen beim Songwriting unterworfen zu sein ;)
Mich spricht das Original mit seinen 80er Jahre Synthesizern jedenfalls ziemlich an - vermutlich, weil ich eben auch ein musikalisches Kind dieser Zeit bin.

Der durch Drumcomputer unterstützte Original-Groove von Frank Beard ist einfach großartig gespielt und kommt klanglich ziemlich fett daher. Zum einen finde ich seine Bass Drum-Figuren extrem passend. Zum anderen versteht er es gekonnt, die Dynamik des Beats im Songverlauf zu steigern und ihn zu verdichten. Doch die Erstellung von Drumbeats, mit einer sehr individuellen Spielweise, kann man auch mit einer guten Drumsoftware nur mit einem erhöhten manuellen Aufwand bewerkstelligen (sofern man das überhaupt möchte). Mit der einfachen Auswahl und Aneinanderreihung vorhandener Drumsamples war es bei diesem Songprojekt daher für mich nicht getan. Doch mein virtueller Drummer-Buddy „EZ Drummer 3“ hat, wie ich finde, auch diese Herausforderung mit Bravour gemeistert. Und dafür habe ich ihm auch wieder ein paar Szenen im Song-Video spendiert.

In der Instrumental-Version wurden diverse 80er Jahre Synthi-Plugins von Steinberg Halion Sonic 3 eingesetzt, u.a. auch ein Bass-Synthesizer Plugin. Die entsprechenden Spuren habe ich über ein Midi-Keyboard eingespielt.

Von den eingesetzten Synthesizern einmal abgesehen, ist die Cover-Version jedoch merklich durch die verschiedenen Strom-Gitarrenspuren und Gitarrensounds geprägt. Und darüber hinaus hat sich im Laufe des Songprojektes in meine eigene Spielweise auch ein 80er Jahre Hardrock-Vibe eingeschlichen, der den Grundcharakter der Interpretation maßgeblich bestimmt. Und ich bin gespannt, ob er Euch gefällt!

Die für die Aufnahmen verwendeten Gitarren sind auf Eb-Standard Tuning gestimmt. Mein Eindruck ist, dass die Ballade dadurch noch etwas erdiger und kraftvoller daher kommt. Die Soli habe ich bei diesem Songprojekt bewusst als längere Passagen in einem Take aufgenommen. Ich hatte den Eindruck, dass ich dadurch mehr organische Entwicklung in die Soloteile hineinbekomme. So wurde beispielweise der letzte Soloabschnitt ab 2:49 Min. bis zum Ende (eine Strecke von etwa zwei Minuten) in einem Take eingespielt.

Erwähnen möchte ich noch den Einsatz der neuen Ozon 10 Mastering-Software von iZotope im Songprojekt. Für mich hat sich der Upgrade von der Version 9 auf 10 gelohnt. Insbesondere das neue Stabilizer-Modul finde ich sehr gelungen, da es auch bei kürzeren Songabschnitten, die aus dem klanglichen (Genre)-Referenzziel ausbrechen, für eine Stabilisierung der tonalen Ausgewogenheit durch Einsatz von dynamischen EQ-Erhöhungen und -absenkungen, sorgt. In diesem Songprojekt wurde damit vor allem eine dynamische Erhöhung der Mitten (im Bereich von 200 Hz bis 4 KHz) erzeugt und so ein ausgewogenes Genre-Klangspektrum unterstützt.

Zu guter Letzt kann ich es mir nicht verkneifen, noch eine Aussage aus dem lesenswerten Gear Talk-Interview mit Billy Gibbons im Musiker-Fachmagazin „Bass & Gitarre“ Ausgabe 8/2009 zu zitieren (das am 23. Juni 2021 nochmals aus der Schublade gekramt wurde), auf die ich bei der Songrecherche gestoßen bin:

„Und soll ich dir noch das wichtigste Geheimnis für einen richtig guten Sound verraten?
Spiele dünne Saiten, Junge!!! Ich spiele auf meinen Gitarren .007er E-Saiten. Und wenn ich slide, werden .008er aufgezogen. Diese dünnen Saiten sind ganz wichtig für meinen Sound. Und natürlich ein cooler Anschlag.“


Die Gitarren-Polizei (Abteilung „Dicke Saiten = fetter Sound“) hat ihm wohl dafür nur deshalb keinen „Strafzettel“ ausgestellt, weil er Promischutz genießt. Der gute Billy zeigt auch bei der Wahl der Saiten einmal mehr, dass es für einen guten Gitarrensound weit weniger Dogmen bei der Wahl des Gitarristen-Equipments gibt, als man landläufig zu hören bekommt.


Das soll’s an Verbalergüssen zum Songprojekt nun aber auch gewesen sein.


Über etwaige Feedbacks freue ich mich!



Audio-Version:





Video-Version:





Grüße aus dem heute verregneten Franken - Wolbai :great:
 
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was für eine Gitarrenarbeit (y)
sehr große klasse :keks:
 
Servus @Rostl : Dein tolles Feedback freut mich sehr und vielen Dank für die Bekeksung :great:
 
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Wirklich ein tolles Arrangement und schön gespielt. Der Song kommt sehr gut rüber.
 
Hallo @Markusaldrich : Vielen Dank für Dein wertschätzendes Feedback zum Songarrangement und meiner Spielweise :great:

Beim Songarrangement habe ich einiges ausprobiert und dazu auch diverse Live-Aufnahmen von ZZ TOP angehört. Insbesondere der Outroteil hat mir etwas Kopfzerbrechen bereitet, um nicht in ein zielloses Outrosolo abzudriften. Eine Live-Version mit Jeff Beck (der ist schon eine Nummer - sehens-/hörenswertes YT-Video) hat mir dann den Weg gezeigt, wie ich aus der Nummer wieder stimmig herauskomme, in dem ich die Intro-Melodie einfach noch einmal in einer Variation aufgreife.

Eine Instrumental-Umsetzung eines Vocalsongs auf ein Instrument ist immer einer Herausforderung, weil sich die Vocalmelodien 1:1 umgesetzt meistens ziemlich scheiße/banal anhören :D
Ich habe da eben viel herumprobiert, wie man das gut klingend auf eine E-Gitarre umsetzen kann. Und dabei muss man dann auch bei drei Versen in Variationen und dynamischen Steigerungen denken. Im Laufe der Recordings hat sich herausgestellt, dass, neben einigen Speed-Burst, verstärkte Bendings/Vibrati und Pinch-Harmonics für diesen Song ganz gut funktionieren. Das erzeugt dann auch einen gewissen eigenständigen Charakter in diesem Cover. Aber das muss man dann halt auch recht kontrolliert/diszipliniert spielen, dass es einigermaßen sauber klingt.
 
An das Video bin ich angesichts Deiner früheren Veröffentlichungen im Board schon mit einer gewissen Vorfreude herangegangen und es hat sich erneut sehr gelohnt! Klingt auch in meinen Ohren wirklich gut! :great:
 
Hallo @DirkS : vielen Dank auch Dir für Deine tollen Worte zu diesem Songprojekt :great:

Beim Klang hat sicher jeder Gitarrist so seine eigenen Kochrezepte. Mit den Saiten halte ich es allerdings wie Billy Gibbons. Ich spiele seit Jahren auch einen dünneren Saitensatz. Es ist zwar keine 007er Saitensatz, dafür aber einen Mischsaitensatz, der auf der hohen E-Saite bei 008 beginnt und auf der tiefen E-Saite bei 046 endet. Neben dem Klang, hilft er mir bei bestimmten Spieltechniken (Bendings/Vibrati), die in diesem Cover häufiger zum Einsatz kommen.
 
Ja, was soll ich sagen, wie bei Deinen anderen Projekten ja zu erwarten war, wieder mal klasse.
Auch wenn ich zu denen gehört habe, die Eliminator und Afterburner wohl nur ein einziges mal durchgehört haben und
ich die Songs bis heute nicht ausstehen kann.
 
Servus @rle und ein dickes Dankeschön für Dein Lob zu diesem Songprojekt :great:
 
. . . wieder unfassbar gut gespielt. (y)(y)(y)
 
Moin @kingbritt : Freut mich, dass Dir diese spezielle Version des Originals gefällt !!!

Das was Du als "unfassbar gut gespielt" bezeichnest, ist jedoch nicht die Folge eines zeitintensiven und ausgeklügelten Übungsplans. Ich übe schon seit längerer Zeit nicht mehr regelmässig Gitarre im herkömmlichen Sinne. Vielmehr spiele ich hauptsächlich noch im Rahmen konkreter Songprojekte. Das ist mittlerweile meine Art des Übens geworden. Worauf ich allerdings beim Solieren immer noch sehr achte, sind Bendings und Vibrati. Da will ich mich geschmeidig halten und weiter verbessern. Wenn die gut funktionieren, klingt ein Solo - auch ohne Speedorgie - schon recht ordentlich.

Grüße aus dem heute sonnigen Franken :great:
 
Hallo wolbei, kenne ZZ Top ja recht gut und habe die Vinyl Diskographie geerbt. Das Afterburner Album ist wahrlich nicht der Glanzpunk, ist aber auch dem Zeitgeist geschuldet und war bei der Veröffentlichung schon gealtert. ^^ Habe die drei Texaner auch ein paar mal live gesehen, ja die Konzerte waren gemischt, mal volle Begeisterung, mal waren sie eher übel drauf und machten schnell lustlos Schluss. Billy Gibbons ist in seinem Spiel eine Inspiration für viele Gitarristen, gerade so die frühren noch rauheren Sachen. Wobei er live sich manchmal auch erst einfinden musste. Nein, klasse direkter rauher Texas Blues Rock Gitarrist.

"unfassbar gut gespielt"

. . . absolut. Das erfordert neben dem technischen Können auch das Gespür für den einzuspielenden Part und die nötige Disziplin. Klaro, das kommt mit den Jahren, den Anforderungen und Erfahrungen. Ach ja, und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Talent.

Schöne Grüße
 
Billy Gibbons ist in seinem Spiel eine Inspiration für viele Gitarristen, gerade so die frühren noch rauheren Sachen. Wobei er live sich manchmal auch erst einfinden musste. Nein, klasse direkter rauher Texas Blues Rock Gitarrist.
Leider habe ich bis dato noch keine Live-Konzerte von den Jungs erlebt, sondern sie nur auf YouTube genauer beobachten können. Und da kriegt man dann schon auch einiges über einen Musiker mit ... Mir haben immer die Gitarren-Riffs von Billy Gibbons am besten gefallen: eingängig und bodenständig. Das ist eine spezielle Gabe, die nicht jeder Gitarrist drauf hat - auch wenn er vielleicht ein guter Solist ist. Und umgekehrt: ein guter "Riffer" muss nicht zwangsläufig toll solieren können. Das mit dem "Reinfinden" habe ich bei ihm auf den besagten Videos auch bemerkt. Da hat er schon Formschwankungen gezeigt. Gleichwohl habe ich größten Respekt vor singenden Gitarristen, die im Prinzip die meiste Last bei Live-Auftritten auf ihren Schultern haben und dazu auch noch Entertainer sein müssen.

Ja, die Schwerpunkte, worauf es Gitarristen ankommt, sind halt von Generation zu Generation verschieden. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass man sich da generationsübergreifend auch gar nicht "verstehen" will. Möglicherweise nur der ewige Konflikt zwischen Jungen und Alten, der die Welt in Bewegung hält ;)
 
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... Du meinst wohl in der alten Besetzung mit Dusty Hill? Laut aktuellen Tourdaten auf der ZZ TOP-Website sind sie ja noch aktiv - in diesem Jahr in USA.
 
. . . beim neuen Basser muss erst noch der Bart wachsen. ^^ Halt stop, Elwood Francis hat schon einen ZZ Top Bart in Blond.
 
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Live habe ich sie auch schon ein paar mal gesehen. Aber mein wirklicher persönlicher Höhepunkt in Bezug auf ZZ Top ist und bleibt der legendäre Rockpalastauftritt.
 
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Habe einmal kurz in einige Songs der Liveaufnahme im Rockpalast auf YouTube reingehört:

Die Jungs sind über die Jahre schon ziemlich wandlungsfähig gewesen, sowohl spielerisch als auch hinsichtlich der Bühnenperformance. Da spielten sie in der Tat einen sehr kompromislosen und klanglich auf das Wesentliche reduzierten Blues Rock. Irgendwelche Sounddifferenzierungen über Effektpedale etc. habe ich da nicht rausgehört. Der Bass von Dusty Hill wummert ziemlich verzerrt daher. Aber das mag wohl auch an der eher schlechten Aufnahme liegen. Dennoch: erdig und ein historischer Musikauftritt - kann mich noch gut an die ersten TV-Übertragungen aus der Rockpalast/Crugahalle-Essen ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre erinnern.

EDIT - für Interessierte:
Habe nun auch noch einiges über Dusty Hills Nachfolger, Elwood Francis recherchiert: Er war viele Jahre Gitarren-Techniker für Gitarristen namhafter Bands und zuletzt auch für ZZ TOP. In der Corona-Pandemiephase hat er sich diesen Bart wachsen lassen. Er wird überwiegend als würdiger Nachfolger von Dusty Hill angesehen - auch wenn es ein großer Anzug ist, in den er hineinwachsen wird.
 
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