Ich hab den Text nun erst einmal wirken lassen. Er gefiel mir beim ersten Lesen gut und er gefällt mir auch jetzt noch genauso gut. Einzig das diskutierte "verrecke" störte mich zu Anfang und auch jetzt noch. Ein Stilbruch im Text ist oft genau das, was das Gesamtwerk besonders macht - mit dem "verrecke" finde ich gelilngt das nicht. Mit diesem Wort verbinde ich tiefes Leid von Lebewesen, die grausam zu Tode kamen. Wenn das auf eine Frisur übertragen wird, klingt das bei mir nicht humorvoll, sondern geradezu empathielos in einem doch sonst sehr gefühlvollen Text - bzw. falsch gewichtet, wenn dem Erhalt einer Frisur so viel Bedeutung beigemessen wie einem Menschenleben. Daher würde ich dieses Wort ersetzen, Vorschläge dazu sind ja schon im Thread und was es ggf. werden kann, weißt Du für Dich ohnehin am besten - vielleicht ja auch eben "keine Änderung", weil Du das ganz anders siehst.
Lieber
@Frank_de_Blijen , herzlichen Dank für deinen Gegenwind. Ich finde die Diskussion um das „verreckende“ Haar selber ausgesprochen spannend und längst nicht entschieden! Ich verstehe die Abneigung gegenüber meinem gewählten Adverb nur zu gut Ich habe es erst im 3. Anlauf benutzt.
Weil ich mich momentan sehr intensiv frage, ob Kunst kohärent sein muss. Was bringt es mir, in allen Köpfen annähernd stimmig verstanden werden zu wollen? - Ich meine, dieser Anspruch verdirbt die Poesie!
Poesie dient nicht der Plausibilität, sondern dem Gefühlten. Das zerwühlte Haar eines 30-jährigen Models und das eines 80-jährigen Mannes wecken sicher unterschiedliche Gefühle. Eines von den beiden Bildern symbolisiert viel stärker den nahenden Tod! Und dieses Bild wiederum ähnelt den Bäumen in Herbst, die aus meiner Sicht plötzlich vom Sturm eine Glatze verpasst bekommen!
Nun könnte man sagen: „Das ist um 7 Ecken gedacht!!“. Ja, ist es! Aber sind das nicht alle plötzlichen Einfälle? Wie oft lacht man in sich rein und denkt:“ Wie komme ich denn plötzlich auf den Quatsch?!?“ - Das kann noch kein Hirnforscher präzise beantworten, aber es hat etwas mit der Einmaligkeit der jeweiligen Hirnbahnen zu tun.
Und da ich u.a. wenigstens mittels der Kunst einmalig bleiben will, habe ich letztlich für meine Gedanken und Gefühle genau DIESES Bild gewählt!
Verstehst du mich annähernd?
Eines muss ich noch ergänzen: Ich arbeite über 40 Jahren als Musik-Texter. Und immer wieder ist seitens der Produzenten und Auftraggeber die Rede von Otto- Normalverbraucher, der den Text verstehen muss. Und ich denke an 1933 und an 1875, den Geburtstag von Rilke. Diesen Geburtstag kennt unser anonymer Otto vermutlich nicht. Aber seine Kinder verehren heute eventuell den „Panther“ von Rilke… diesen Dichter, dessen Sonette weniger mit Logik, sondern viel eher mittels Assoziationen erlebbar sind.