Stratomano
Registrierter Benutzer
Nein, mit 18 rannte ich nicht in Düsseldorf rum und ich war auch kein Sänger in einer Rock’n’Roll Band…
Aber, ungefähr mit 18 habe ich zum ersten Mal von einem Jim Kelley Amp gehört bzw. gelesen. Hören konnte ich sie original nicht, die hatte ja keiner……in meiner Umgebung….und auch sonst wurden in Deutschland nicht viele verkauft.
Zu der Zeit, als der zitierte Song von Westernhagen erschien, machte sich Jim Kelley in Kalifornien Gedanken über Gitarrenverstärker…..
Auf Schallplatte konnte man den Kelley hören, Mark Knopfler spielte den Amp mit den Dire Straits auf dem Album „Brothers in Arms“ und benutzte mehrere davon auf der entsprechenden Tour (ebenso Jack Sonni).
Aber woher wußte man damals schon, welcher Gitarrist gerade welchen Amp auf einer Platte spielte? „Rig run down…“ da musste man auf Zeitschriften zurückgreifen. Und das war langsam, sehr langsam.
Ich glaube, ich hatte damals im Fachblatt Musik Magazin davon gelesen, aber sicher weiß ich es nicht mehr. Die Zeitschrift war so die einzige Quelle, die ich damals hatte, es gab ja kein Internet….Leider ist das Archiv der Zeitschrift bis heute noch unvollständig, ich konnte es nicht recherchieren. Zugern hätte ich gewußt, wann sie vom Kelley berichtet haben.
Geschichte
1978-1985
Um es vorweg richtig zu stellen: Nein, er heißt nicht Kelly, sondern Kelley, Jim Kelley.
Oft wird er mit John Kelly verwechselt (der mal bei Selmer Amps arbeitete und dessen Sohn, John Kelly jr. in den 60er und 70er „Kelly“ Amps baute). Auch wird er schon mal mit Robert Keeley angesprochen……
Die Kollegen haben alle nichts mit dem Kelley-Amp zu tun, der hier besprochen wird.
Jim Kelley ist aktiv im Forum „The Gear Page“ und man liest gelegentlich, dass selbst dort die Forumsmitglieder ihn falsch anschreiben.
Jim Kelley arbeitete als Elektrotechniker unter anderem bei Music Man und lernte dort Forrest White und Leo Fender kennen. Zudem ist/war er Musiker in einer Band und spielte Bass. 1978 verließ er die Band und mietete von Dale Fortune (Gitarrenbauer), der sich gerade von Rickenbacker verabschiedet hatte, Werkstattfläche in Tustin, Kalifornien.
Jim Kelley und Leo Fender
Er gründete die Firma „Active-Guitar-Electronics“ und reparierte und modifizierte Amps.
Dale Fortune und Todd Wilson von Fortune Guitars halfen ihm seinen ersten Prototypen zu bauen.
Irgendwann bekam er einen Ampeg SB12 zur Reparatur und angeblich soll das Herumexperimentieren mit Endstufenröhren und Transformatoren bei diesem Amp seine Inspiration zu einem eigenen Amp gewesen sein.
Anfänglich baute er seine ersten Amps unter dem Namen „Fortune“. Etwa 30 Stück baute er in Eigenregie in 1978. 6 Röhren und 3 Knöpfe, das war’s. Kein Reverb. Einen der ersten Amps schickte er Eric Clapton. Wohl in der Hoffnung, der Meister würde ihn bekannt machen. Was damit passierte…..keiner weiß es.
Ende 1979 kam Reverb dazu und Jim Kelley verkaufte seine Amps unter dem Label: „Jim Kelley Amps“ mit optional Reverb. Der Reverb-Regler wurde auf die Rückseite gelegt, da er aus Kostengründen keine neuen Frontplatten verwenden wollte.
Bis 1985 baute er die Amps unter seinem Namen. Er hatte 3 angestellte Damen, die die Amps zusammen löteten: Suzie (seine Frau (?)), Pam und Christina. Sein Vater Stanley baute die Chassis (verzapftes birch ply wood) zusammen.
Sozusagen, ein kleines Familienunternehmen.
Seine Amps wurden zunächst nur in den USA verkauft. John Suhr arbeitet damals in Rudy’s Music Shop, New York, und verkaufte ebenfalls Kelley Amps unter anderem eben an Mark Knopfler und Lou Reed. So lernte er in den 80ern Jim Kelley kennen.
Erst sehr viel später, als John Suhr Masterbuilder bei Fender war, kam er wieder über Mark Kendrick (ebenfalls Masterbuilder) in Kontakt mit ihm. Mark Kendrick war mit Jim Kelley befreundet. Die Welt ist klein……
Der Bekanntheitsgrad nahm fahrt auf weil Kelley über seinen Vater den Plattenproduzent Rob Fraboni kennenlernte. Fraboni hatte 1976 das Shangri La-Studio in Zuma Beach, Mailbu, Kalifornien gekauft. „The Band“ hatten ihre Alben dort aufgenommen, Bob Dylan und Clapton gingen dort ein und aus. Fraboni mochte die Amps von Kelley und implementierte sie in seinem Studio.
Viele Alben wurden mit den Amps aufgenommen u.a. Bonnie Raitt’s „Green Light“.
Die Dinge liefen gut an und Ende 1980 wollte man expandieren. Vertragspartner wurden gesucht und es entstanden Vertriebe in Japan (Hank Hoshino), Australien und auch in Deutschland. Der Vertriebspartner hier war Musikhaus Jellinghaus in Dortmund, welches 2013 von JustMusic übernommen wurde (und 2020 geschloßen wurde).
1985 zeichnete sich ab, dass die Verkaufszahlen sanken. Ursächlich dafür waren die aufkommenden Gitarrenracks und der Wunsch einen möglichst vielseitigen Amp zu haben. Viele Knöpfe und mehrere Kanäle. Zudem trieb der stetig steigende Dollarkurs bis 1985 die Preise für die Amps in astronomische Höhen. Billig war der Amp allerdings von Anfang an nicht.
Nach ca. 600 gebauten Exemplaren (ca. 300 Single Channel Reverb-Amps und ca. 300 FACS-Amps) schloßen sich die Tore in Tuston, Kalifornien und Jim Kelley Amps waren Geschichte.
Woher kommt die Zahl „600 gebaute Amps“? Jim Kelley selbst gibt die Zahl an. Er schätzt, dass sie ca. 100 Amps pro Jahr bauten.
2012-2017
Wie oben beschrieben kannten sich John Suhr und Jim Kelley seit den 80ern.
Nach einem Jahr der Zusammenarbeit präsentierte JS Technologies die Wiederauflage des Jim Kelley Amps in verschiedenen Versionen. Sämtliche Amps wurden unter der Federführung Jim Kelleys gebaut. Die Amps wurden bei Suhr in-house gebaut, wie John Suhr betont.
Beim Single Channel Reverb-Amp war nun aber der Reverb-Regler auf der Vorderseite.
2016 zeichnete sich das Ende der Kooperation schon ab, offiziell wurde es dann 2017. Beide, Jim Kelley und John Suhr, betonen, dass sich die Amps nicht sehr gut verkauften, da sie aufgrund der Konstruktion teuer waren und keine signifikanten Zahlen verkauft wurden. Über 3000,- Euro für einen 1 Kanal-Amp zu bezahlen sind nicht viele bereit.
Ab 2018 bis dato:
Jim Kelley baut weiterhin Amps als Einzelstücke und versteigert sie in Privatauktionen. Man kann sich auf seine mailing-list setzen lassen (über seine Homepage) und bekommt Nachricht wenn wieder ein Amp fertig ist (alle paar Monate). Eine 2. Mail bringt einen dann zur Privatauktion und man kann bieten. Preise gehen in den hohen vierstelligen Bereich.
Kollegen und doch so verschieden
Jim Kelley Amps werden, oberflächlich gesehen, manchmal vom Unwissenden als Mesa Boogie Kopien betrachtet.
Randall Smith hatte seinen ersten Boogie Anfang der 70er auf den Markt gebracht. Ungewöhnlicherweise wurden die Amps auch mit einem Hartholz-Chassis und einem speziellen Grill angeboten: Wicker grill. Sowas konnten die großen Firmen wie Fender oder Marshall nicht bieten und damit hob sich der Boogie schon äußerlich ab.
Weitere Boutique-Amp-Hersteller folgten:
Hier ein Foto eines Dumble, Acoustic, Jim Kelley und Mesa Boogie.
Wenn man Jim Kelley nach der Ähnlichkeit der Amps befragt, antwortet er stetig, dass diese Holzgehäuse und deren Verarbeitung eigentlich aus der Möbelbranche kommen und das es dort nichts besonderes war, diese Hölzer zu benutzen. Er baute seine ersten Amps in einer Gitarrenfabrik (Fortune Guitars) und dort achtete man auf Hölzer, er spielte einen Alembic-Bass und man achtete auf Hölzer. Er wollte ein möglichst steifes Gehäuse, etc….Es war der Versuch der kleinen Hersteller, sich von der Masse abzuheben. Dennoch bleibt, dass Mesa bzgl. der Gehäuse einen neuen Maßstab setzte.
Die meisten Kelley-Amps wurden allerdings mit Vinyl bezogen und hatten ein verzapftes Birkenschichtholz-Gehäuse.
Tatsächlich sind die Kelley-Amps das komplette Gegenteil der Boogies und Artverwandte (Kitty Hawk, Acoustic, etc). Diese Amps generieren ihren Distortionsound hauptsächlich über kaskadierten Vorstufen. Das ging und geht Kelley bis heute völlig gegen den Strich. Zitat Kelley aus dem "The Gear Page" Forum:
Anstatt high-gain Distortion aus den Vorstufen zu generieren und dann mit einem Mastervolumen die Lautstärke zu zähmen, kommt beim Kelley die Zerre aus den 6V6 Endröhren, die durch eine möglichst cleane Vorstufe mit dem Gain-Regler entsprechend hart angefahren wird. Die Lautstärke zähmte Kelley mit einem eigens entwickeltem Power Attenuator.
Jim Kelley Modelle (1979-1985)
Heads, Combos mit 10er und 12er Speaker
1979: Jim Kelley Amp, Single Channel, mit und ohne Reverb
1980: FACS-Amp (Foot Activating Channel Switch): 2x Single Channel mit getrennter Klangrereglung, Reverb und footswichable Attenuator
1980er: Line-Amp: Miniatur push-pull power amp in der Vorverstärkereinheit im Leadkanal des FACS-Amp. Initial gebaut für Alan Holdsworth.
1984: JK Stereo 100 full FET Verstärker (Combo und Rackmount)
Kommen wir zum am Anfang dargestellten Amp:
Jim Kelley Reverb Amp, Tweed, Baujahr November 1981
Irgendwie geisterte der Amp seit Jahrzehnten in meinen Hirnwindungen umher und der Name kam immer wieder hoch. Irgendwann stieß ich auf ein Inserat von Vintage-Guitar Oldenburg. Dort gab es einen, in transit. Nach einer gewissen Zeit der Beobachtung habe ich doch mal nachgefragt, ob der Amp denn käme. Nun, er wurde in Kommission verkauft und ist eigentlich da. Dann ging es relativ schnell. Vintage-Guitar war sehr nett, haben den Amp in die Werkstatt geholt und durchgecheckt.
Die Veränderungen am Amp sind von geringer Natur oder Notwendig, reversibel, wurden von Vintage Guitar benannt, von einem ampkundigen Freund abgenickt und so habe ich zugeschlagen.
Zum Aufbau:
Es ist schwierig einen Schaltplan zu finden. Ich bin, wie ich schon bei meinem Review über den Fender Vibro King schrieb, absolut kein Technik-Fachmann.
Folgenden Schaltplan habe ich gefunden, aber ob der korrekt ist, weiß ich nicht.
Jim Kelley hat die Vorstufeneinheit möglichst clean gehalten, keine kakskadierten Vorstufen. Ab 1980 kam eine 2. Gain-Stufe hinzu.
Input high and low.
Gain Regler, bewußt so benannt, da die Regelung des Gains intendiert ist. Natürlich wird der Amp lauter, wenn man dran dreht….aber hier geht es beim Aufdrehen um das Hinzufügen von Sustain und Tiefe zur Distortion.
Tone Control durch eine Baxandall-Klangregelung mit Treble und Bass.
Peter Baxandall entwickelte und publizierte 1952 die Klangregelung, die man an vielen HiFi-Verstärkern findet. Mit der Baxandall-Klangregelung können Bässe und Höhen sowohl abgesenkt als auch geboostet werden. Die Neutralstellung ist also 12.00Uhr. Die Baxandall-Klangregelung wurde natürlich auf Gitarren-Ton optimiert.
Treble kann also Höhen reduzieren oder hinzufügen.
Bass kann demnach die Bässe beschneiden oder hinzufügen. Aber der Bass-Regler hat auch Auswirkungen auf die Mitten. Beim Erhöhen des Bassanteils (über die 12.00Uhr-Stellung) werden gleichzeitig die Mitten etwas abgesenkt. Beim Reduzieren des Bass (also unter die 12.00Uhr Position werden die Mitten zusätzlich angehoben.
Das führt zu deutlichen Veränderungen des Sounds.
Alle Regler sind als Push-Pull-Regler ausgelegt.
Weiterhin einen „Split load phase inverter“ (Concertina Phase splitter) und schließlich ein Quartett gematchte 6V6 Endstufenröhren in parallel push-pull Technik, was bis dahin auch nicht viele Amphersteller verwirklicht hatten.
Jim Kelley holt aus dem Quartett 6V6 Röhren bis zu 60 Watt an 4 Ohm. Er hat sich bewußt für die 6V6 entschieden, da ihm der Distortion-Sound am besten gefiel (siehe auch Fender Deluxe Reverb).
Mittlerweile gibt es viele Amp-Firmen, die ein Quartett 6V6 Endstufenröhren einsetzen (z.B. Tone King, Divided by 13, Carr, etc.)
Die Anodenspannung liegt bei 485 Volt, dafür ist nicht jede 6V6 Röhre geeignet. Jim Kelley empfahl damals die amerikanischen Sylvania-Röhren. Als diese in den 1980er Jahren zu Ende gingen wurden Groove Tubes empfohlen und eingebaut.
JS Technologies baute in der Wiederauflage der Kelley Amps 6V6-Röhren von JJ ein, die bis zu 500 Volt vertragen. Warum stellte er die Spannung so hoch ein? Mein technikaffiner Freund meinte, dass es mit der Schnelligkeit des Amps bzw. Endstufenröhren zu tun hat (so wie ich das verstanden habe…). Wichtig ist aber den Strom richtig einzustellen, sonst hält die Röhre das nicht lange durch (verzeiht mir, wenn ich das laienhaft und inkomplett darstelle).
Durch Abschalten der beiden äußeren Röhren ist die Leistung auf 30 Watt reduzierbar. Dazu gibt es an der Front den 3-Wege-Schalter mit der Mittenstellung „Aus“. Auch hier sollte man gewisse Vorsicht walten lassen. Ein rasches Umschalten zwischen 30- und 60 Watt sollte man vermeiden.
Auf der Rückseite findet sich der Hallregler.
Als Halleinheit verbaute er Reverbtanks der Firma Hammond Corporation, entstanden aus Hammond Organ Company. 1971 entstand daraus Accutronics Reverb in Geneva, Illinois. Ab 1977 Teil der Marmon-Group of Companies, Chicago. Der Reverb-Tank enthält 3 Federn (9AB3C1B).
Einige weitere Fotos vom Innenleben:
Zementwiderstände sind nicht original.
Austausch eines Elkos vor 1990.
Röhrenbestückung:
V1: 12AX7A / 7025
V2: 12AT7
V3: 12AX7A / 7025
V4: 12AX7A / 7025
V5-8: 6V6GTA
Speaker
Es gibt einen Speaker out für 8 Ohm und einen für 4 Ohm. Die Angabe gilt als die optimale Last für die 60 Watt Einstellung. In der 30 Watt-Position werden die beiden äußeren Endstufen-Röhren abgeschaltet und die optimale Last liegt dann bei 16 und 8 Ohm.
Die Combos wurden ohne Speaker angeboten. Man konnte sich optional einen dazu bestellen. Empfohlen wurden Celestion, JBL (E 120) und Electro-Voice (EVM 12L), aber auch andere Wünsche waren erfüllbar.
Der Electro Voice EVM 12L kam 1973 auf den Markt, die II. Edition erschien 1978. Electro-Voice baute die Speaker bis 2002 in Newport, Tennessee.
Der Lautsprecher fällt sofort durch seinen massiven Korb und Magneten auf. Es gibt keine Aufzeichnung der Entwicklungsgeschichte des Lautsprechers und auch keine Absichten, wie der Lautsprecher klingen sollte. Lediglich „musikalisch“ sollte er sein und er sollte den richtigen Grad an Verzerrungen bringen, wenn er hart gefahren wird.
Rene Martinez und Cesar Diaz wechselten die Speaker der Amps von Stevie Ray Vaughan auf EVM 15, weil sie sowohl die Lautstärke brachten als auch bei SRV’s perkussivem Spiel-Stil mit Saitenpopping nicht einbrachen.
31cm Durchmesser, Max Power Input 200 Watt (EIA RS-426A), 8 Ohm (Minimum 6,4 Ohm bei 70Hz), Schalldruck 121,5 db bei 200 Watt und 121cm Entfernung, Schalldruck 90,5 dB bei 1 Watt und 305cm Entfernung, Resonanz-Freq.: 55Hz. Frequenzgang: 80Hz - 7 KHz (TL806 Box).
Um den Amp richtig in die Endsstufensättigung zu bekommen und sich dabei wegen der Lautstärke nicht gleich beim Ohrenarzt anmelden zu müssen (der Amp kann sehr laut!), lag ein Attenuator auf der Hand. Zu dieser Zeit gab es aber lediglich den Altair PW 5.
Damit gab sich Jim Kelley nicht zufrieden und entwickelte kurzerhand seinen eigenen Attenuator. Damit war er der erste Verstärker-Hersteller, der ein passenden Attenuator zum Amp liefern konnte.
Das besondere: Der Attenuator ist mit einem Fussschalter bedienbar.
Erst danach kam der Tom Scholz Power Soak.
Der Power Attenuator wurde von JS Technologies von 2012 bis 2017 wieder neu aufgelegt.
Sound:
Den Sound in Worte zu fassen, finde ich immer schwierig. In den eingebundenen Videos gibt es Soundbeispiele.
Der Kelley hat einen sehr schönen, harmonischen, weichen Distortion-Sound, der bereits bei Gain auf 4 beginnt. Aggressivität ist ihm fremd. Sicher der Verdienst der 6V6-Bestückung, eine 6L6 wie man sie in den Boogies findet klingt deutlich anders. Da kommt der Fender Deluxe Reverb schon näher, aber der Fender Amp hat nicht das tiefe Volumen, nicht die Schnelligkeit eines Kelley.
Durch den EV-Speaker ist der Amp sehr voluminös und setzt sich immer gut durch. Probleme in einer Band kennt er nicht, auch wenn er kein ausgewachsener Stack ist.
Die Klangregelung ist sehr viel effizienter als z.B. von einem Fender-Amp.
Von kristallklaren Cleansound bis zur Rockröhre ist alles mit den paar Reglern möglich.
High-Gain kann er nicht, ist aber auch nicht das Metier von Einkanälern.
Den Attenuator habe ich nicht, werde mir aber einen zulegen. Das muss kein Kelley sein (sehr selten zu bekommen und liegen dann bei 500,-), schön wäre es natürlich, wenn ich einen fände. Aber die heutigen Attenuatoren sind mit den Geräten der 80er Jahre nicht zu vergleichen und bieten eine Menge mehr Möglichkeiten.
Artists:
Eine Auswahl bekannter Künstler, die Kelley Amps benutzten/benutzen:
Bonnie Raitt
Mark Knopfler
Joe Bonamassa
Little River Band
Pete Thorn
David Grissom
Lee Ritenour
Robben Ford
Lou Reed
Derry Stuermer
Vince Gill
Alan Holdsworth
Video mit Sound:
Joe Bonamassa
Pete Thorn
Seriennummern:
Die Seriennummer ist mit Hand eingestanzt.
1979 hatten die Amps eine Seriennummer beginnend mit 9.
Ab 1980 dann eine vierstellige Nummer mit „0“ am Anfang. Kontinuierlich fortschreitend.
FACS-Amps haben die Buchstaben „AB“ vor den Zahlen
Genaues Baudatum auf einem Sticker auf der Innenseite im Chassis (mit dem Namen einer der drei Damen, die den Amp gelötet haben: Suzie, Pam oder Christina).
Nummern im wesentlichen fortlaufend.
Anderer Sticker in einem anderen Amp:
Maße:
Höhe: 50,2cm, Breite: 47,6cm, Tiefe: 27,9cm
Gewicht: ca. 29kg
Preise:
Neupreis 1980: um 2800,- DM, je nach Ausstattung und Speaker
Im Verlauf der 80er Jahre stieg der Preis deutlich über 3000,- DM
Neuauflage: Suhr Kelley: 3600,- USD
Aktuelle Kelleys (Einzelanfertigungen): hoher 4-stelliger Bereich
Vielleicht konnte ich Euch diesen wunderbaren, leider aber auch nicht sehr omnipräsenten Amp etwas näher bringen. Sie sind selten in Deutschland und es gibt auch nicht viele auf dem Markt. Ab-und-Zu ploppt mal einer auf und dann sind sie leider nicht ganz günstig.
Wenn man sie mal gespielt hat, gibt man sie aber auch nicht mehr gerne her.
Artikel in Deutsch, den ich im Netz gefunden habe:
Aber, ungefähr mit 18 habe ich zum ersten Mal von einem Jim Kelley Amp gehört bzw. gelesen. Hören konnte ich sie original nicht, die hatte ja keiner……in meiner Umgebung….und auch sonst wurden in Deutschland nicht viele verkauft.
Zu der Zeit, als der zitierte Song von Westernhagen erschien, machte sich Jim Kelley in Kalifornien Gedanken über Gitarrenverstärker…..
Auf Schallplatte konnte man den Kelley hören, Mark Knopfler spielte den Amp mit den Dire Straits auf dem Album „Brothers in Arms“ und benutzte mehrere davon auf der entsprechenden Tour (ebenso Jack Sonni).
Aber woher wußte man damals schon, welcher Gitarrist gerade welchen Amp auf einer Platte spielte? „Rig run down…“ da musste man auf Zeitschriften zurückgreifen. Und das war langsam, sehr langsam.
Ich glaube, ich hatte damals im Fachblatt Musik Magazin davon gelesen, aber sicher weiß ich es nicht mehr. Die Zeitschrift war so die einzige Quelle, die ich damals hatte, es gab ja kein Internet….Leider ist das Archiv der Zeitschrift bis heute noch unvollständig, ich konnte es nicht recherchieren. Zugern hätte ich gewußt, wann sie vom Kelley berichtet haben.
Geschichte
1978-1985
Um es vorweg richtig zu stellen: Nein, er heißt nicht Kelly, sondern Kelley, Jim Kelley.
Oft wird er mit John Kelly verwechselt (der mal bei Selmer Amps arbeitete und dessen Sohn, John Kelly jr. in den 60er und 70er „Kelly“ Amps baute). Auch wird er schon mal mit Robert Keeley angesprochen……
Die Kollegen haben alle nichts mit dem Kelley-Amp zu tun, der hier besprochen wird.
Jim Kelley ist aktiv im Forum „The Gear Page“ und man liest gelegentlich, dass selbst dort die Forumsmitglieder ihn falsch anschreiben.
Jim Kelley arbeitete als Elektrotechniker unter anderem bei Music Man und lernte dort Forrest White und Leo Fender kennen. Zudem ist/war er Musiker in einer Band und spielte Bass. 1978 verließ er die Band und mietete von Dale Fortune (Gitarrenbauer), der sich gerade von Rickenbacker verabschiedet hatte, Werkstattfläche in Tustin, Kalifornien.
Jim Kelley und Leo Fender
Er gründete die Firma „Active-Guitar-Electronics“ und reparierte und modifizierte Amps.
Dale Fortune und Todd Wilson von Fortune Guitars halfen ihm seinen ersten Prototypen zu bauen.
Irgendwann bekam er einen Ampeg SB12 zur Reparatur und angeblich soll das Herumexperimentieren mit Endstufenröhren und Transformatoren bei diesem Amp seine Inspiration zu einem eigenen Amp gewesen sein.
Anfänglich baute er seine ersten Amps unter dem Namen „Fortune“. Etwa 30 Stück baute er in Eigenregie in 1978. 6 Röhren und 3 Knöpfe, das war’s. Kein Reverb. Einen der ersten Amps schickte er Eric Clapton. Wohl in der Hoffnung, der Meister würde ihn bekannt machen. Was damit passierte…..keiner weiß es.
Ende 1979 kam Reverb dazu und Jim Kelley verkaufte seine Amps unter dem Label: „Jim Kelley Amps“ mit optional Reverb. Der Reverb-Regler wurde auf die Rückseite gelegt, da er aus Kostengründen keine neuen Frontplatten verwenden wollte.
Bis 1985 baute er die Amps unter seinem Namen. Er hatte 3 angestellte Damen, die die Amps zusammen löteten: Suzie (seine Frau (?)), Pam und Christina. Sein Vater Stanley baute die Chassis (verzapftes birch ply wood) zusammen.
Sozusagen, ein kleines Familienunternehmen.
Seine Amps wurden zunächst nur in den USA verkauft. John Suhr arbeitet damals in Rudy’s Music Shop, New York, und verkaufte ebenfalls Kelley Amps unter anderem eben an Mark Knopfler und Lou Reed. So lernte er in den 80ern Jim Kelley kennen.
Erst sehr viel später, als John Suhr Masterbuilder bei Fender war, kam er wieder über Mark Kendrick (ebenfalls Masterbuilder) in Kontakt mit ihm. Mark Kendrick war mit Jim Kelley befreundet. Die Welt ist klein……
Der Bekanntheitsgrad nahm fahrt auf weil Kelley über seinen Vater den Plattenproduzent Rob Fraboni kennenlernte. Fraboni hatte 1976 das Shangri La-Studio in Zuma Beach, Mailbu, Kalifornien gekauft. „The Band“ hatten ihre Alben dort aufgenommen, Bob Dylan und Clapton gingen dort ein und aus. Fraboni mochte die Amps von Kelley und implementierte sie in seinem Studio.
Viele Alben wurden mit den Amps aufgenommen u.a. Bonnie Raitt’s „Green Light“.
Die Dinge liefen gut an und Ende 1980 wollte man expandieren. Vertragspartner wurden gesucht und es entstanden Vertriebe in Japan (Hank Hoshino), Australien und auch in Deutschland. Der Vertriebspartner hier war Musikhaus Jellinghaus in Dortmund, welches 2013 von JustMusic übernommen wurde (und 2020 geschloßen wurde).
1985 zeichnete sich ab, dass die Verkaufszahlen sanken. Ursächlich dafür waren die aufkommenden Gitarrenracks und der Wunsch einen möglichst vielseitigen Amp zu haben. Viele Knöpfe und mehrere Kanäle. Zudem trieb der stetig steigende Dollarkurs bis 1985 die Preise für die Amps in astronomische Höhen. Billig war der Amp allerdings von Anfang an nicht.
Nach ca. 600 gebauten Exemplaren (ca. 300 Single Channel Reverb-Amps und ca. 300 FACS-Amps) schloßen sich die Tore in Tuston, Kalifornien und Jim Kelley Amps waren Geschichte.
Woher kommt die Zahl „600 gebaute Amps“? Jim Kelley selbst gibt die Zahl an. Er schätzt, dass sie ca. 100 Amps pro Jahr bauten.
2012-2017
Wie oben beschrieben kannten sich John Suhr und Jim Kelley seit den 80ern.
Nach einem Jahr der Zusammenarbeit präsentierte JS Technologies die Wiederauflage des Jim Kelley Amps in verschiedenen Versionen. Sämtliche Amps wurden unter der Federführung Jim Kelleys gebaut. Die Amps wurden bei Suhr in-house gebaut, wie John Suhr betont.
Beim Single Channel Reverb-Amp war nun aber der Reverb-Regler auf der Vorderseite.
2016 zeichnete sich das Ende der Kooperation schon ab, offiziell wurde es dann 2017. Beide, Jim Kelley und John Suhr, betonen, dass sich die Amps nicht sehr gut verkauften, da sie aufgrund der Konstruktion teuer waren und keine signifikanten Zahlen verkauft wurden. Über 3000,- Euro für einen 1 Kanal-Amp zu bezahlen sind nicht viele bereit.
Ab 2018 bis dato:
Jim Kelley baut weiterhin Amps als Einzelstücke und versteigert sie in Privatauktionen. Man kann sich auf seine mailing-list setzen lassen (über seine Homepage) und bekommt Nachricht wenn wieder ein Amp fertig ist (alle paar Monate). Eine 2. Mail bringt einen dann zur Privatauktion und man kann bieten. Preise gehen in den hohen vierstelligen Bereich.
Kollegen und doch so verschieden
Jim Kelley Amps werden, oberflächlich gesehen, manchmal vom Unwissenden als Mesa Boogie Kopien betrachtet.
Randall Smith hatte seinen ersten Boogie Anfang der 70er auf den Markt gebracht. Ungewöhnlicherweise wurden die Amps auch mit einem Hartholz-Chassis und einem speziellen Grill angeboten: Wicker grill. Sowas konnten die großen Firmen wie Fender oder Marshall nicht bieten und damit hob sich der Boogie schon äußerlich ab.
Weitere Boutique-Amp-Hersteller folgten:
Hier ein Foto eines Dumble, Acoustic, Jim Kelley und Mesa Boogie.
Wenn man Jim Kelley nach der Ähnlichkeit der Amps befragt, antwortet er stetig, dass diese Holzgehäuse und deren Verarbeitung eigentlich aus der Möbelbranche kommen und das es dort nichts besonderes war, diese Hölzer zu benutzen. Er baute seine ersten Amps in einer Gitarrenfabrik (Fortune Guitars) und dort achtete man auf Hölzer, er spielte einen Alembic-Bass und man achtete auf Hölzer. Er wollte ein möglichst steifes Gehäuse, etc….Es war der Versuch der kleinen Hersteller, sich von der Masse abzuheben. Dennoch bleibt, dass Mesa bzgl. der Gehäuse einen neuen Maßstab setzte.
Die meisten Kelley-Amps wurden allerdings mit Vinyl bezogen und hatten ein verzapftes Birkenschichtholz-Gehäuse.
Tatsächlich sind die Kelley-Amps das komplette Gegenteil der Boogies und Artverwandte (Kitty Hawk, Acoustic, etc). Diese Amps generieren ihren Distortionsound hauptsächlich über kaskadierten Vorstufen. Das ging und geht Kelley bis heute völlig gegen den Strich. Zitat Kelley aus dem "The Gear Page" Forum:
Anstatt high-gain Distortion aus den Vorstufen zu generieren und dann mit einem Mastervolumen die Lautstärke zu zähmen, kommt beim Kelley die Zerre aus den 6V6 Endröhren, die durch eine möglichst cleane Vorstufe mit dem Gain-Regler entsprechend hart angefahren wird. Die Lautstärke zähmte Kelley mit einem eigens entwickeltem Power Attenuator.
Jim Kelley Modelle (1979-1985)
Heads, Combos mit 10er und 12er Speaker
1979: Jim Kelley Amp, Single Channel, mit und ohne Reverb
1980: FACS-Amp (Foot Activating Channel Switch): 2x Single Channel mit getrennter Klangrereglung, Reverb und footswichable Attenuator
1980er: Line-Amp: Miniatur push-pull power amp in der Vorverstärkereinheit im Leadkanal des FACS-Amp. Initial gebaut für Alan Holdsworth.
1984: JK Stereo 100 full FET Verstärker (Combo und Rackmount)
Kommen wir zum am Anfang dargestellten Amp:
Jim Kelley Reverb Amp, Tweed, Baujahr November 1981
Irgendwie geisterte der Amp seit Jahrzehnten in meinen Hirnwindungen umher und der Name kam immer wieder hoch. Irgendwann stieß ich auf ein Inserat von Vintage-Guitar Oldenburg. Dort gab es einen, in transit. Nach einer gewissen Zeit der Beobachtung habe ich doch mal nachgefragt, ob der Amp denn käme. Nun, er wurde in Kommission verkauft und ist eigentlich da. Dann ging es relativ schnell. Vintage-Guitar war sehr nett, haben den Amp in die Werkstatt geholt und durchgecheckt.
Die Veränderungen am Amp sind von geringer Natur oder Notwendig, reversibel, wurden von Vintage Guitar benannt, von einem ampkundigen Freund abgenickt und so habe ich zugeschlagen.
Zum Aufbau:
Es ist schwierig einen Schaltplan zu finden. Ich bin, wie ich schon bei meinem Review über den Fender Vibro King schrieb, absolut kein Technik-Fachmann.
Folgenden Schaltplan habe ich gefunden, aber ob der korrekt ist, weiß ich nicht.
Jim Kelley hat die Vorstufeneinheit möglichst clean gehalten, keine kakskadierten Vorstufen. Ab 1980 kam eine 2. Gain-Stufe hinzu.
Input high and low.
Gain Regler, bewußt so benannt, da die Regelung des Gains intendiert ist. Natürlich wird der Amp lauter, wenn man dran dreht….aber hier geht es beim Aufdrehen um das Hinzufügen von Sustain und Tiefe zur Distortion.
Tone Control durch eine Baxandall-Klangregelung mit Treble und Bass.
Peter Baxandall entwickelte und publizierte 1952 die Klangregelung, die man an vielen HiFi-Verstärkern findet. Mit der Baxandall-Klangregelung können Bässe und Höhen sowohl abgesenkt als auch geboostet werden. Die Neutralstellung ist also 12.00Uhr. Die Baxandall-Klangregelung wurde natürlich auf Gitarren-Ton optimiert.
Treble kann also Höhen reduzieren oder hinzufügen.
Bass kann demnach die Bässe beschneiden oder hinzufügen. Aber der Bass-Regler hat auch Auswirkungen auf die Mitten. Beim Erhöhen des Bassanteils (über die 12.00Uhr-Stellung) werden gleichzeitig die Mitten etwas abgesenkt. Beim Reduzieren des Bass (also unter die 12.00Uhr Position werden die Mitten zusätzlich angehoben.
Das führt zu deutlichen Veränderungen des Sounds.
Alle Regler sind als Push-Pull-Regler ausgelegt.
- Treble Pull führt zu „Bright“, eine deutliche zusätzliche Höhenanhebung
- Bass Pull führt zu „Mid-Boost“, eine 18db-Anhebung der mittleren Frequenzen durch Hinzunahme eines 470pf Kondensator im Bereich des Gain-Control. Der Mid-Boost hat vor allem in niedrigen Gaineinstellungen Wirkung.
- Gain-Pull führt zum „Presence“-Boost. Traditionell nimmt die Presence-Regelung Einfluss auf die Gegenkopplung der Endstufe.
Weiterhin einen „Split load phase inverter“ (Concertina Phase splitter) und schließlich ein Quartett gematchte 6V6 Endstufenröhren in parallel push-pull Technik, was bis dahin auch nicht viele Amphersteller verwirklicht hatten.
Jim Kelley holt aus dem Quartett 6V6 Röhren bis zu 60 Watt an 4 Ohm. Er hat sich bewußt für die 6V6 entschieden, da ihm der Distortion-Sound am besten gefiel (siehe auch Fender Deluxe Reverb).
Mittlerweile gibt es viele Amp-Firmen, die ein Quartett 6V6 Endstufenröhren einsetzen (z.B. Tone King, Divided by 13, Carr, etc.)
Die Anodenspannung liegt bei 485 Volt, dafür ist nicht jede 6V6 Röhre geeignet. Jim Kelley empfahl damals die amerikanischen Sylvania-Röhren. Als diese in den 1980er Jahren zu Ende gingen wurden Groove Tubes empfohlen und eingebaut.
JS Technologies baute in der Wiederauflage der Kelley Amps 6V6-Röhren von JJ ein, die bis zu 500 Volt vertragen. Warum stellte er die Spannung so hoch ein? Mein technikaffiner Freund meinte, dass es mit der Schnelligkeit des Amps bzw. Endstufenröhren zu tun hat (so wie ich das verstanden habe…). Wichtig ist aber den Strom richtig einzustellen, sonst hält die Röhre das nicht lange durch (verzeiht mir, wenn ich das laienhaft und inkomplett darstelle).
Durch Abschalten der beiden äußeren Röhren ist die Leistung auf 30 Watt reduzierbar. Dazu gibt es an der Front den 3-Wege-Schalter mit der Mittenstellung „Aus“. Auch hier sollte man gewisse Vorsicht walten lassen. Ein rasches Umschalten zwischen 30- und 60 Watt sollte man vermeiden.
Auf der Rückseite findet sich der Hallregler.
Als Halleinheit verbaute er Reverbtanks der Firma Hammond Corporation, entstanden aus Hammond Organ Company. 1971 entstand daraus Accutronics Reverb in Geneva, Illinois. Ab 1977 Teil der Marmon-Group of Companies, Chicago. Der Reverb-Tank enthält 3 Federn (9AB3C1B).
Einige weitere Fotos vom Innenleben:
Zementwiderstände sind nicht original.
Austausch eines Elkos vor 1990.
Röhrenbestückung:
V1: 12AX7A / 7025
V2: 12AT7
V3: 12AX7A / 7025
V4: 12AX7A / 7025
V5-8: 6V6GTA
Speaker
Es gibt einen Speaker out für 8 Ohm und einen für 4 Ohm. Die Angabe gilt als die optimale Last für die 60 Watt Einstellung. In der 30 Watt-Position werden die beiden äußeren Endstufen-Röhren abgeschaltet und die optimale Last liegt dann bei 16 und 8 Ohm.
Die Combos wurden ohne Speaker angeboten. Man konnte sich optional einen dazu bestellen. Empfohlen wurden Celestion, JBL (E 120) und Electro-Voice (EVM 12L), aber auch andere Wünsche waren erfüllbar.
Der Electro Voice EVM 12L kam 1973 auf den Markt, die II. Edition erschien 1978. Electro-Voice baute die Speaker bis 2002 in Newport, Tennessee.
Der Lautsprecher fällt sofort durch seinen massiven Korb und Magneten auf. Es gibt keine Aufzeichnung der Entwicklungsgeschichte des Lautsprechers und auch keine Absichten, wie der Lautsprecher klingen sollte. Lediglich „musikalisch“ sollte er sein und er sollte den richtigen Grad an Verzerrungen bringen, wenn er hart gefahren wird.
Rene Martinez und Cesar Diaz wechselten die Speaker der Amps von Stevie Ray Vaughan auf EVM 15, weil sie sowohl die Lautstärke brachten als auch bei SRV’s perkussivem Spiel-Stil mit Saitenpopping nicht einbrachen.
31cm Durchmesser, Max Power Input 200 Watt (EIA RS-426A), 8 Ohm (Minimum 6,4 Ohm bei 70Hz), Schalldruck 121,5 db bei 200 Watt und 121cm Entfernung, Schalldruck 90,5 dB bei 1 Watt und 305cm Entfernung, Resonanz-Freq.: 55Hz. Frequenzgang: 80Hz - 7 KHz (TL806 Box).
Um den Amp richtig in die Endsstufensättigung zu bekommen und sich dabei wegen der Lautstärke nicht gleich beim Ohrenarzt anmelden zu müssen (der Amp kann sehr laut!), lag ein Attenuator auf der Hand. Zu dieser Zeit gab es aber lediglich den Altair PW 5.
Damit gab sich Jim Kelley nicht zufrieden und entwickelte kurzerhand seinen eigenen Attenuator. Damit war er der erste Verstärker-Hersteller, der ein passenden Attenuator zum Amp liefern konnte.
Das besondere: Der Attenuator ist mit einem Fussschalter bedienbar.
Erst danach kam der Tom Scholz Power Soak.
Der Power Attenuator wurde von JS Technologies von 2012 bis 2017 wieder neu aufgelegt.
Sound:
Den Sound in Worte zu fassen, finde ich immer schwierig. In den eingebundenen Videos gibt es Soundbeispiele.
Der Kelley hat einen sehr schönen, harmonischen, weichen Distortion-Sound, der bereits bei Gain auf 4 beginnt. Aggressivität ist ihm fremd. Sicher der Verdienst der 6V6-Bestückung, eine 6L6 wie man sie in den Boogies findet klingt deutlich anders. Da kommt der Fender Deluxe Reverb schon näher, aber der Fender Amp hat nicht das tiefe Volumen, nicht die Schnelligkeit eines Kelley.
Durch den EV-Speaker ist der Amp sehr voluminös und setzt sich immer gut durch. Probleme in einer Band kennt er nicht, auch wenn er kein ausgewachsener Stack ist.
Die Klangregelung ist sehr viel effizienter als z.B. von einem Fender-Amp.
Von kristallklaren Cleansound bis zur Rockröhre ist alles mit den paar Reglern möglich.
High-Gain kann er nicht, ist aber auch nicht das Metier von Einkanälern.
Den Attenuator habe ich nicht, werde mir aber einen zulegen. Das muss kein Kelley sein (sehr selten zu bekommen und liegen dann bei 500,-), schön wäre es natürlich, wenn ich einen fände. Aber die heutigen Attenuatoren sind mit den Geräten der 80er Jahre nicht zu vergleichen und bieten eine Menge mehr Möglichkeiten.
Artists:
Eine Auswahl bekannter Künstler, die Kelley Amps benutzten/benutzen:
Bonnie Raitt
Mark Knopfler
Joe Bonamassa
Little River Band
Pete Thorn
David Grissom
Lee Ritenour
Robben Ford
Lou Reed
Derry Stuermer
Vince Gill
Alan Holdsworth
Video mit Sound:
Joe Bonamassa
Pete Thorn
Seriennummern:
Die Seriennummer ist mit Hand eingestanzt.
1979 hatten die Amps eine Seriennummer beginnend mit 9.
Ab 1980 dann eine vierstellige Nummer mit „0“ am Anfang. Kontinuierlich fortschreitend.
FACS-Amps haben die Buchstaben „AB“ vor den Zahlen
Genaues Baudatum auf einem Sticker auf der Innenseite im Chassis (mit dem Namen einer der drei Damen, die den Amp gelötet haben: Suzie, Pam oder Christina).
Nummern im wesentlichen fortlaufend.
Anderer Sticker in einem anderen Amp:
Maße:
Höhe: 50,2cm, Breite: 47,6cm, Tiefe: 27,9cm
Gewicht: ca. 29kg
Preise:
Neupreis 1980: um 2800,- DM, je nach Ausstattung und Speaker
Im Verlauf der 80er Jahre stieg der Preis deutlich über 3000,- DM
Neuauflage: Suhr Kelley: 3600,- USD
Aktuelle Kelleys (Einzelanfertigungen): hoher 4-stelliger Bereich
Vielleicht konnte ich Euch diesen wunderbaren, leider aber auch nicht sehr omnipräsenten Amp etwas näher bringen. Sie sind selten in Deutschland und es gibt auch nicht viele auf dem Markt. Ab-und-Zu ploppt mal einer auf und dann sind sie leider nicht ganz günstig.
Wenn man sie mal gespielt hat, gibt man sie aber auch nicht mehr gerne her.
Artikel in Deutsch, den ich im Netz gefunden habe:
- Eigenschaft