Was gehört dazu, um mit seiner Band den Durchbruch zu schaffen?
Hi
@Bacchus#777 ,
ich hab jetzt nicht den ganzen Fred durchgelesen, kann aber aus eigener Erfahrung (Ex-Majordeal in den 90ern) was dazu sagen.
Ich kannte/kenne seit damals persönlich ca. 500 Musiker, die es alle irgendwie schaffen wollten, von der eigenen Mucke leben zu können.
(Lassen wir das mit dem "berühmt" werden mal aussen vor, weil das lässt sich kaum beeinflussen und ist nach wie vor Glückssache ...)
Wenn Du wirklich von Deiner eigenen Mucke Deinen Lebensunterhalt bestreiten können möchtest, dann wird Dir nix anderes übrig bleiben, als aus Deinem Hobby ein echtes Business aufzuziehen.
Soll heißen, die Mucke macht dann bestenfalls noch 15% Deiner täglichen Arbeitszeit aus, der größere Rest ist dann Marketing, Kalt-Aquise, Networking, Buchhaltung, Management und Organisation von allem Möglichen und Unmöglichen. Plus eine undefinierbar lange Phase von monetär ständig drauflegen, bis sich der "größere Rest" vielleicht mal auszahlt.
Von meinen o.g. 500 Mucker-Kollegen haben das über die Jahre die wenigsten begriffen. (Ich auch nicht.)
Aber es gibt da ein paar wenige, die das oben gesagte beherzigt haben und es bis heute schaffen, sich einen Lebensunterhalt auf Facharbeiter-Niveau zu erwirtschaften.
Die einen sind als professionelle Dienstleiter bei mehreren "großen Namen" unterwegs, machen nebenbei Ihr eigenes Ding auf Club-Ebene, und geben nebenher privat noch Musik-Unterricht, bzw. verdingen sich als Musikprozudenten.
Und es gibt darunter lediglich eine Band, die es geschafft hat, diese Biz-Aufgaben proaktiv anzunehmen, den langen Bettel-Weg zu gehen, um dann ca. 5 Jahre später tatsächlich OK davon leben zu können. Aber das auch nur mit diversen ehrenamtlicher Helfer*Innen aus der eigenen Fan-Base.
Für die allermeisten halbwegs bekannten Mucker sieht die Sache so aus, daß sie einen "normalen" Day-Job haben. Und die Band-Aktivitäten finden dann halt in der Freizeit oder im Urlaub statt. Notfalls halt auch mal unbezahlter Urlaub ...
Da Du ja scheins ein Trommler bist ... schau Dir den Ex-Dream Theater Trommler Mike Portnoy an ... der Kollege hat ja wohl echt was auf dem Kasten ... aber selbst der spielt seit vielen Jahren in megavielen Bands mit, warum wohl?
Um seine Miete bezahlen zu können, natürlich!
Wenn Du aber "berühmt" werden willst, dann solltest Du möglichst viele Drogen nehmen, mindestens jede Woche für einen echten Eklat sorgen, der es in´s Boulevard schafft, und Dich ansonsten von allen möglichen Psychopathen aus dem Music-Biz übervorteilen lassen. Und dann am besten noch früh sterben.
Und mal so ganz unter uns mit Verlaub - ordentliche Skills am eigenen Instrument waren noch nie eine Eintrittskarte in´s Top-Music-Biz. Dieter Bohlen lässt grüßen ...
Anekdote am Rande: Ich war vor vielen Jahren mal Toni für Roberto Blanco´s Latin Jazz Ensemble bei nem Firmen-Incentive eines Daimler Zulieferers im Schwarzwald. Geile Band, geile Performance! Aber das Publikum schrie nach "Ein bisschen Spaß muß sein". Als ich Roberto sein Funk-Mikro überreichte für die Zugaben, sah er mich mit grossen, rollenden Augen an und meinte: "Oh Gott, jetzt wollen die diesen alten Scheißdreck tatsächlich nochmal von mir hören ...
!?!"
Oder auch Karel Gott, hierzulande "berühmt" für seinen Biene Maja Song und diverse andere Schnulzen. Den Kollegen hab ich mit seiner Tochter kennengelernt, als wir 95 als Support für die englischen Kollegen von SAXON in Tschechien gespielt hatten. Kannste Dir Karel als eingefleischten Heavy Rock Fan vorstellen? Ich hab´s leibhaftig erlebt ...
Mit anderen Worten, "Berühmtheit" bedeutet auch, zeitlebens mit allen Jugendsünden bestraft zu werden.
Und eine echte Karriere als Musiker bedeutet auch megaviel Dreck fressen zu müssen auf diesem Wege.
Magst vielleicht nochmal Deine ursprüngliche Fragestellung überdenken?
Cheers
P.S. 14 Jahre alter Thread ... ?!?! Habbi übersehen ... mein Geschreibsel gilt aber immer noch, leider ...