Das hat bei Fender schon in der Hochzeit der Superstrats in den 80ern und 90ern nicht nennenswert funktioniert, während Ibanez spätestens seit 1987 (Einführung der RG-Baureihen und der JEMs) genau darauf spezialisiert ist.
Die Behauptung halte ich für diskussionswürdig, nicht zuletzt den Begriff "funktioniert". Gerade die Fender HM Strat war eine hervorragende Gitarre mit einem sehr gutem Tremolo (ein Kahler Spyder nach Floyd Rose-Prinzip), das zumindest bei meiner HM Strat auch über 30 Jahre später einwandfrei seinen Dienst tut und die Stimmung hält. Und das Teil wurde viel benutzt, war lange Jahre meine Hauptgitarre. Gebaut wurde die Gitarre mWn bei Fujigen Gakki.
Nicht "funktioniert" haben die Gitarren vielleicht von den Verkaufszahlen her. Fender hatte halt kein besonderes Standing in unserer Generation - die Marke verband man halt einfach nicht mit aktuellen Bands, und der Ruf war nach den traurigen CBS-Jahren (ich werde nie verstehen, wie man für eine Spätsiebziger-Strat Tausende von Euros hinlegen kann) ziemlich im Keller. Die Händler waren dann auch etwas zögerlich in den Bestellungen. Trotzdem muss ich aus meiner Erinnerung sagen, dass die HM-Strats, die in die Läden kamen, dort nicht lange hingen. Waren die Ibanez und Charvel dieser Preisklasse "besser"? Ganz sicher nicht.
Rein technisch war die HM-Strat ein tolles Instrument, und auch die aktuelle funktioniert in dem Sinne durchaus sehr gut.
Der Hals ist zwar eher flach, aber deutlich weniger schmächtig als ein Ibanez Wizard-Hals. Der flache Eindruck kommt vor allem vom Verhältnis zur recht stattlichen Breite, die ich jetzt nicht nachgemessen habe, aber sie liegt auf jeden Fall über einer RG. Die Mensur ist etwas verkürzt, was die Bespielbarkeit noch ein bisschen fluffiger macht. Bei den frühen japanischen waren es PRS-mäßige 635 mm, die Reissue liegt mit 2,5 mm mehr beim Wert der später gebauten US-Modelle aus den 90ern, aber eben immer noch über einen Zentimeter unter der Ibanez. Klangliche Nachteile habe ich dabei nie bemerkt - in einer Band haben wir auch eine ganze Zeit lang einen Ganzton tiefer gestimmt (also in D-Standard), und trotz eines weiteren Gitarristen und .009-.046 Saiten hatte ich nie das Gefühl mangelnder Durchsetzungsfähigkeit.
Das Spielgefühl ist insgesamt wirklich
deutlich anders als bei einer Ibanez, was (neben meiner damaligen Allergie gegen angeschäftete Kopfplatten) auch der Grund war, dass ich sie mir gekauft habe. Mit dem Hals hat man richtig was in der Hand, während ich bei einer RG tendenziell das Gefühl habe, dass sich die Hand nirgends "verankern" kann. Der Korpus hat nicht nur weniger spitze Cutaways, sondern auch viel stärker gerundete Kanten, was ich persönlich immer als angenehmer empfunden habe.
Das sind halt alles sehr individuelle Aspekte, die ein Ibanez-Fanz sicher anders sehen wird. Was ich mir nur schwer vorstellen kann: dass man sich an dieses spezielle RG-Gefühl "schon gewöhnen" wird. Da wäre ich vorsichtig, ehe Du eine Gitarre wählst, die Dir nicht liegt. Die solltest Du schon intensiv anspielen und in Dich reinhorchen, ob das was werden kann mit Euch.
Mir ist es bei der RG leider nie gelungen, da geht es mir ähnlich wie
@Volkri. Ich habe schon sehr unterschiedliche Gitarren, darunter eine Rockinger in klassischer Strat-Manier, eine PRS mit Wide Thin-Profil, Gretsch Electromatic, Gibson, Tokai, Charvel San Dimas. Das ist schon eine ziemliche Bandbreite, und an alle konnte ich mich gewöhnen, aber die Hohner Revelation und eine Washburn blieben mir immer fremd. Und die haben genau solche Sport-Hälse wie die RG.
Richtig ist sicher, dass das Edge gegenüber einem FR Special das technisch bessere Tremolo ist. Aber zum einen ist dessen Qualität zuletzt nach meiner Beobachtung auch besser geworden, zum anderen ist es die Frage, ob Du das Ding tatsächlich so intensiv bearbeitest wie Steve Vai oder
@Bruce_911 . Ich habe noch kein Special kaputt gespielt, obwohl es bei mir schon öfter mal zum Einsatz kommt. Nicht zuletzt kann man das FR immer noch austauschen, wenn es tatsächlich irgendwann den Geist aufgibt. Durch die Standardmaße ist es im Fall des Falles leicht durch ein Upgrade wie das Schaller Lockmeister zu ersetzen.
Ich würde die Auswahl aber auch nicht unbedingt verengen auf die beiden genannten Modelle. Wenn die HM Strat für Dich in Frage kommt, dann vielleicht aufgrund der etwas traditionelleren Optik und Haptik. In dem Fall würde ich empfehlen, mal eine
Charvel DK24 auszuprobieren. Der Hals hat ein flaches Profil, aber nicht superdünn, der Griffbrettradius in den tieferen Lagen ist etwas runder (was das Greifen von Akkorden für mich entspannter macht) und nach oben hin immer flacher. Super angenehm finde ich die stark gerundeten Kanten des Griffbretts, das gibts in der Form auch nur bei Charvel und einigen Fender-Modellen. Die hat dann auch das FR 1000, das materialmäßig ein ganzes Stück besser ist als das Special, und die Pickups von Seymour Duncan passen mMn sehr gut zu so einer Gitarre. Seit ich die habe, gehört sie zu meinen meistgespielten.
Gruß, bagotrix