Töne mit Vorzeichen, gibt es dafür eine einheitliche Bezeichnung?

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Hab keine Ahnung von Bläsern muss ich gestehen, wie läuft das denn da mit der Tonhöhe?
Man unterscheidet zwischen Blechbläsern und Holzbläsern.

Bei Blechbläsern hat man zunächst ein langes Rohr. Tonerzeugung erfolgt durch Lippenvibration. Nun kann man im Prinzip zuerst mal den Grundton erzeugen und dann durch unterschiedliche Lippenspannung/-stellung/-wasauchimmer die Naturtonreihe erzeugen. Die Naturtonreihe entspricht der Obertonreihe bzw. den Flageolett-Tönen, die man z.B. auf der Gitarre erzeugen kann. Die Anzahl der Töne ist also zunächst mal sehr begrenzt. So funktioniert z.B. das Alphorn oder das Jagdhorn. Beide haben keine Ventile. Wenn ich andere Töne erzeugen will, muß ich das Rohr länger machen. Das geschieht durch kleine Rohrbogenstücke, die mit einem Ventil an das ursprüngliche Rohr angebaut werden. Wenn ich das Ventil drücke, macht die Luft einen Umweg durch das Rohrbogenstück. Dadurch wird das Rohr länger und der Ton tiefer. Das funktioniet bei jedem der Naturtöne gleich. Bei den meisten Blechblasinstrumenten gibt es drei Ventile mit drei verschieden langen Rohrbogenstücken: Eins macht den Ton um einen Halbton tiefer, das zweite um einen Ganzton und das dritte um eine kleine Terz. Man kann auch Kombinationen drücken, z.B. ergeben Kleinterzventil und Ganztonventil zusammen eine Quart tiefer. Bei der Posaune wird das Rohr ganz einfach dadurch verlängert, indem man den Zug weiter rauszieht.

Die Holzbläser funktionieren, was die Tonhöhe betrifft, im Grunde alle wie eine Blockflöte. Ich habe ein Rohr, der Ton wird aber nicht durch Lippenspannung erzeugt wie bei den Blechbläsern, sondern entweder durch Blasen über eine scharfe Kante (Blockflöte, Querflöte, Shakuhachi etc., funktioniert so ähnlich wie beim Blasen auf einer Flasche) oder durch ein Rohrblatt (Saxophon, Klarinette, Oboe, Fagott etc., funktioniert, wie wenn man auf einem Grashalm qietscht). Auch hier bestimmt die Rohrlänge die Tonhöhe: langes Rohr = tiefer Ton, kurzes Rohr = hoher Ton. Wenn ich das Rohr kürzer haben will, bohre ich einfach irgendwo in das Rohr ein Loch hinein. Das wirkt dann auf die Tonhöhe in etwa so, als wenn das Rohr auf der Höhe des Loches abgeschnitten wäre. Je weiter oben das Loch gebohrt wird, desto kürzer ist das Rohr, desto höher ist der Ton (tatsächlich hängt es auch ein bisschen von der Lochgröße ab). Wenn ich mehrere Löcher in das Rohr bohre, kann ich durch Abdeckung der Löcher mit den Fingern verschiedene Tonhöhen erzeugen. Wenn die Löcher sehr groß sind, benutzt man Klappen statt Finger.

Grundsätzlich kann man bei Blasinstrumenten den Ton in einem geringen Umfang verändern, ohne ein Ventil zu zu drücken oder ohne die Zahl der abgedeckten Löcher zu verändern. Das funktioniert durch Atemtechnik, Lippenspannung etc. Man nennt das Intonation. Das heißt: Ich verwende für fis und für ges den gleichen Griff, kann aber durch die Intonation den Ton ein ganz kleines bisschen höher oder tiefer spielen, so daß er in den jeweiligen Akkord, den die Kollegen gerade spielen, sauber hineinpasst und nicht verstimmt klingt. Das geschieht in der Regel über das Gehör, d.h. man lernt so zu intonieren, daß der Akkord schön klingt. Wenn man viel übt, - vor allem im Ensemble - dann wird dieser Vorgang immer intuitiver. Die Blue Devils aus @Claus Beitrag können das perfekt in jedem Tempo. :hail:

Viele Grüße,
McCoy
 
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Grundsätzlich kann man bei Blasinstrumenten den Ton in einem geringen Umfang verändern, ohne ein Ventil zu zu drücken oder ohne die Zahl der abgedeckten Löcher zu verändern.
Wobei man streng genommen theoretisch eigentlich jeden Ton erzeugen kann bei Blech. Musikalisch verwendbar oder sinnvoll machbar ist das dann aber in der Tat nicht. :geek: Oder anders gesagt: Man kann jeden Ton blasen, aber nur die Naturtöne werden gut klingen. Der Rest wäre eher in der Kategorie Glückstreffer.
 
...wie nennt man die Töne mit Vorzeichen (Ais/B, Cis/Des, Dis/Es, Fis/Ges, Gis/As) denn zusammengefasst eigentlich? "Vorzeichentöne" / "alterierte Töne"?
Das sind chromatische Töne:
Chromatik ist das Umfärben von diatonischen Skalentönen durch Hoch- bzw. Tiefalteration (R. Amon).

1665782905580.png

In der Mitte der Grafik befindet sich die 0-Diatonik. Null deswegen, da sie keine Alterationen (Vorzeichen) hat. C Dur = 0-Diatonik, G Dur = 1-Diatonik etc..
Erweiterst Du die Quintenreihe der 0-Diatonik nach rechts oder links kommst Du automatisch in den chromatischen Bereich, der dann nach 5 Tönen in den enharmonischen Bereich übergeht.
 
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Zugegeben hat es ja auch Vorteile. Ein Klavier mit 19 Tasten pro Oktave bietet zwar mehr Möglichkeiten, aber ich kenne ein Cembalo welches den Aufbau hat. Das Spielen damit wird dann aber nicht leichter und ob diese größere Komplexität im Verhältnis steht zum Nutzen muss jeder für sich entscheiden. 99% der Klavierspieler würden wohl kapitulieren daran. Der Vorteil ist aber das du reine Quinten hättest was bei Gleichstufigen eben nicht ganz der Fall ist. Es hat alles seine Vorteile und zumindest sind die heutigen Instrumente auf unsere Art zu musizieren ausgelegt.
Nicht nur spieltechnisch waren die Instrumente mit geteilten Obertasten, sondern letztlich dann doch sogar eben wegen dieser ´geteilten´ Intonation.
Denn auch wenn ich nun z.B. je 1 Gis und 1 As habe, so muss ich dennoch entscheiden, auf welches Intervall ich dieses Gis/As beziehe. Natürlich lag es nahe, sich auf reine Quinten zu beziehen, so dass das Gis die reine Quinte zum Cis und das As die reine Quinte zum Des war. Immerhin. Aber jeder Ton wird irgendwann auch im Zusammenhang mit anderen Tönen gespielt. Und dann ist das Gis plötzlich die große Terz zu E, und das As die kleine Terz zu F. oder Gis als Quarte zu Dis und As als Quarte zum Es, usw., usw.
Aber als große Terz zum E oder als Quarte zum Dis hat das Gis eine andere Intonation denn als Quinte zum Cis. Usw., usw.
Jedenfalls, wenn man es gaaanz genau nehmen will.
Ich habe mal vor vielen Jahren das Deller Consort live gehört, die konnten äußerst perfekt intonieren und diese feinen Details der Intonation darstellen.

Schon gegen Ende des Barocks wurde die Musik harmonisch so komplex, dass es ohne eine schon ziemlich in die Richtung "gleichstufig" gehende Temperatur nicht mehr funktionierte (auf Tasteninstrumenten), da gab es dann schon die "wohltemperierte" Stimmung (die noch nicht ganz gleichstufig war wie die heute übliche Stimmung) - jedem bekannt durch die zwei Bände des "Wohltemperierten Klaviers" von J.S. Bach, wo es durch alle Tonarten in Dur und Moll geht.
Spätestens im 19. Jahrhundert setzte sich dann nach und nach die heute gebräuchliche gleichstufige Temperatur durch, wo jeder Halbtonabstand mit genau 100 Cent definiert ist*. Erst diese Stimmung schaffte die adäquaten aufführungspraktischen Bedingungen für die Stimmung der Instrumente, die für die harmonisch tendenziell immer komplexer werdende Musik nötig sind.

In der gleichstufigen Stimmung sind dann tatsächlich Gis und As mathematisch und von der Intonation (auf Tasteninstrumenten) her identisch, geteilte Tasten braucht es daher schon lange nicht mehr.

*)
Anbei ein PDF von E. Sengpiel zu dem Thema.
 

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  • Sengpiel_FrequenzverhaeltnisseAntworten.pdf
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Ja ein überaus spannendes und komplexes Thema. Wobei das Klavier und alle anderen daran ähnelten Instrumente ja nicht das Ende sein werden. Das wird sich weiterentwickeln und in 200 oder 500 Jahren wird man unsere Arten zu spielen vermutlich als seltsam ansehen.

Es gab ja immer mal wieder andere Ansätze. Ich hatte mal in einer Kirche ein Instrument, es war ein Harmonium aber ohne die übliche Klaviatur die wir heute kennen. Es waren Tasten angeordnet in Form eines Schachbrett. Eine weiße Taste, eine Schwarze und darüber in in mehreren Reihen versetzt. Für mich waren die Töne sehr willkürlich, aber der Organist der es spielen konnte sagte dass die Töne logisch in Nachbarschaft angeordnet wären wie sie harmonisch dazu passen würden... Ich weiß leider nicht wie dieses Harmonium heiß und finde auch keine Bilder davon.

Aber das zeigt dass es schon immer ganz verschiedene Ansätze gab Probleme zu lösen. Unsere heutigen Instrumente haben das wohl somit am besten geschafft aber sie sind vermutlich nicht das Ende der Entwicklung.
 
Es waren Tasten angeordnet in Form eines Schachbrett. Eine weiße Taste, eine Schwarze und darüber in in mehreren Reihen versetzt.
Das war sicher ein Harmonium mit "Janko Tastatur". Nach "Janko Tastatur" googeln, mit dem Stichwort "Harmonium" dazu finden sich Bilder von solchen Instrumenten. Als Video habe ich nur Klaviere mit so einer Tastatur gefunden.
Interessant, hatte noch nie davon gehört.

https://thekidshouldseethis.com/pos...-replacement-for-the-traditional-piano-layout



 
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Danke, so etwas in der Art war es wohl. Mich faszinieren solche Instrumente. Praktisch ist das ganze natürlich Unsinn zu lernen, aber ich schaue gerne über den Tellerrand. Es scheint von der Idee durchaus Vorteile zu haben, aber es wird seine Gründe haben warum es sich nicht durchgesetzt hat.

Danke für den Namen und die Videos!
 
Hab keine Ahnung von Bläsern muss ich gestehen, wie läuft das denn da mit der Tonhöhe?
Bist du Gitarrist?

Dann ist's so vielleicht eingängiger: Das, was eine Saite mit natürlichen Flageoletts kann, kann auch die Luftsäule in einem Rohr.
Bläser spielen sozusagen mit einer "Monosaite" aus Luft und deren Obertönen und die Ventile machen diese "Saite" (also die Schwingungslänge) länger, indem sie die Luft in verschieden lange "Umwege" leiten.

Eine Trompete ist von der Tonhöhenerzeugung her sozusagen eine Gitarre, die keine Bünde hat, nur Flageoletts spielen kann, aber die Mensur ist via Knopfdruck bis auf so doppelte Halslänge verstellbar (ohne dass sich dabei die Saitenspannung ändert, Luft bleibt ja auch gleich dicht, unabhängig davon, ob man das Rohr länger macht)
 
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Unter diesem Link: https://www.le-nouveau-clavier.fr/deutsch/ bin ich noch auf einen Artikel gestoßen, der gut zur Fragestellung dieses Threads passt, geht es darin doch genau um die Anordnung und Spielbarkeit von Stammtönen und Alterationen auf einer Klaviertastatur. Sehr interessant fand ich vor allem, dass es schon in historischer Zeit einige Ideen und Vorschläge dazu gab, die sich auf eine Art der Konstruktion einer chromatischen Klaviatur beziehen. Diese soll die Fingersätze über die verschiedenen Skalen vereinfachen.

Dem dort propagierten aktuelleren Ansatz gebe ich allerdings wenig bis keine Chancen, sich durchzusetzen, auch wenn es logische und sicher auch spielpraktische Argumente dafür gibt.
Nicht nur weil die Musikerwelt in Dingen wie z.B. Ergonomie weit verbreitet konservativ ist und am Hergebrachten lieber fest hält. Sondern weil ich schätze, dass die Vorteile der "neuen Klaviatur" gegenüber der alten nicht groß genug sein bzw. nicht groß genug empfunden werden.
Auch wenn sich Fingersätze vereinfachen, ändert das nichts an der grundsätzlichen Motorik, da die Finger ja immer noch zwischen Unter- und Obertasten wechseln müssen, jetzt aber sogar bei der diatonischen C-Dur-Folge. Das Üben wird daher im Endeffekt doch nicht fundamental erleichtert und verringert.
Ich fürchte, dass der Blick auf die "neue Klaviatur" doch ein mehr selbstverliebter und ideologisch gefärbter ist. Zumal bekanntlich auf der hergebrachten Klaviatur alle bisherige für das "Clavier/Klavier" komponierten Stücke von nicht wenigen Interpreten meisterlich interpretiert wurden und nach wie vor werden.

Trotz dieser meiner Kritik aber ein lesenswerter Artikel alleine wegen der historischen Informationen.
 
Die "neue Klaviatur" wird dort immer als symmstrische Klaviatur bezeichnet. Damit ist impliziert, daß die traditionelle Klaviatur nicht symmetrisch sei. Das stimmt aber überhaupt nicht, sie ist symmetrisch. Symmetrieachsen sind d oder as. Chick Corea erklärt das in diesem Video ab 2:18.



Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich finde sie auch logisch, eben weil sie die Struktur des (in unserer abendländischen Musikwelt überkommenen) Systems aus Stammtönen und Alterationen vom Grundsatz her optisch präsent macht.
Im Notenbild ist es nicht zu erkennen, dass zwischen E/F und H/C ´natürlicherweise´ ein Halbtonschritt liegt, die Klaviatur legt es unmittelbar offen.

Daneben gibt es noch einen weiteren Aspekt, über den ich früher schon mal etwas in dem Buch "Die Technik des Klavierspiels" von Jósef Gát gelesen hatte (nur noch antiquarisch erhältlich), der aber später in meiner Fortbildung "Dispokinesis für Musiker" bei G.O. van der Klashorst noch mal vertieft zur Sprache kam.
In der Klavierliteratur bis etwa zum frühen Beethoven dominieren noch Tonarten mit wenigen Vorzeichen. Dabei bewegen sich die Finger vornehmlich auf den Untertasten mit üblicherweise etwas einwärts gebeugten vorderen Fingergliedern. Das ist logisch, da sie sich ja dem Daumen annähern müssen. Nebenbei: in der Frühzeit der Klavierinstrumente gab es Cembali/Orgeln mit sehr kurzem Untertasten-Überstand im Verhältnis zu den Obertasten. das hatte den Grund darin, dass in dieser Zeit der Daumen noch kaum bis gar nicht beim "Clavier"spielen benutzt wurde.

In der Epoche der Romantik kehrt sich das Verhältnis in den Tonarten um, bei Chopin z.B. dominieren Tonarten mit vielen Vorzeichen, C-Dur und nahe Tonarten spielen kaum eine Rolle.
Nunmehr finden sich die Finger weniger oft gebeugt, sondern deutlich mehr gestreckt, weil sie sich eben mehr auf bzw. im Bereich der Obertasten aufhalten.

Aus diesen Zusammenhängen ergeben sich zwei interessante Aspekte:
Die Hebel- und Zugverhältnisse der Finger und der Fingermuskulatur sind etwas unterschiedlich, je nachdem, ob die Finger mehr gebeugt oder mehr gestreckt sind, d.h. die Fingemotorik änderts sich ein wenig (bekannt ist die Aussage von Pianisten, Mozart sei "mit den Fingerspitzen" zu spielen).
Daneben spielt auch noch der Aspekt der Hebelverhältnisse der Tasten selber eine Rolle. Beim Anschlag auf den Obertasten bzw. in diesem Bereich (also mit mehr gestreckten Fingern) ist die Hebellänge bis zum Drehpinkt der Tasten kürzer als beim Spiel auf bzw. im Bereich der Untertasten.
Beides zusammen spielt eine Rolle bei der Beschleunigung des Hammers, woraus eine jeweils andere und eigene Klanglichkeit entspringt, die wir auch als Hörer den jeweiligen Stilistiken innewohnend zuordnen.

J. Gát argumentiert, dass es eben dieser andere, tendenziell etwas weichere Klang ist, der Chopin und viele andere Klavierkomponisten dieser Zeit und Epoche instinktiv bewogen hat, Tonarten mit vielen Vorzeichen am Klavier zu bevorzugen, bzw. in den Stücken viele Alterationen zu benutzen (wobei das alles auch immer im Zusammenhang mit den Tendenzen in der Harmonik der Epoche zu betrachten ist).
Nur um nur zu beweisen, das er in den Vorzeichen sattelfest ist, hat Chopin sicher nicht solche Tonarten bevorzugt.

Diese Gedankengänge sind für mich plausibel, vor allem der motorische Aspekt daran.
Eine "neue Klaviatur" wie die in dem Link weiter oben vorgeschlagene würde aber diese motorisch-/mechanischen Zusammenhänge nivellieren, was dem Klang der jeweiligen Stile wahrscheinlich nicht förderlich sein dürfte.
 
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Vom motorischen Aspekt aus gesehen sind die idealen Tonleitern für die Hand eigentlich H-Dur, Fis-Dur und Des-Dur bzw. die entsprechenden Mollparallelen. In der Handgeometrie liegt bei entspannten Fingern der Daumen ca. 1/2 - 1 cm tiefer als der Rest der Finger. Deshalb ist er prädestiniert dafür, die weissen Tasten zu spielen, während die übrigen Finger die schwarzen Tasten spielen. Das ist bei diesen Tonleitern der Fall. Bei der "Neuen Klaviatur" komme ich nicht auf einen vernünftigen Fingersatz für eine Tonleiter (egal welche), die eine schnelle Ausführung ermöglicht, ohne den Daumen auf die Obertasten zu setzen.

Die Orientierung auf den "Neuen Klaviatur" durch farbliche Markierung finde ich auch unglücklich. Man schaut ja nicht dauernd auf die Tasten. Stevie Wonder wäre damit ziemlich aufgeschmissen ... Die "Neue Klaviatur" scheint mir viel mehr auf einer kognitiven Betrachtungsweise zu beruhen als auf einer motorischen.

Stevie Wonders Stücke sind übrigens häufig sehr auf Tonarten mit vielen schwarzen Tasten aufgebaut. Der Aspekt des Visuellen fällt ja bei ihm völlig weg, und wenn man die Klaviatur nur durchs Fühlen kennt, steht ja der motorische Aspekt weit im Vordergrund. Das Erkennen der Vorzeichen in in zu lesenden Notentexten fällt ja bei ihm auch mehr oder weniger komplett weg (womit wir wieder beim Threadthema wären :D). Und da ist es eigentlich nur natürlich, daß man sich an den Obertasten orientiert. Gerade bei einem perkussiven Klavierstil im Pop, Jazz oder Funk, der ja ursprünglich von der Conga herkommt, liegt eigentlich nichts näher, als schwarze Tasten zu benutzen (Superstition: Es-Moll, einfacher geht es nicht).

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ein Klassenkamerad meines Bruders spielte mit 15 Jazz vorwiegend auf den schwarzen Tasten, hat sich aber später davon emanzipiert. Ein paar Experten kennen ihn vielleicht: Kuno Schmid (Koono).
 
Wobei man streng genommen theoretisch eigentlich jeden Ton erzeugen kann bei Blech. Musikalisch verwendbar oder sinnvoll machbar ist das dann aber in der Tat nicht. :geek: Oder anders gesagt: Man kann jeden Ton blasen, aber nur die Naturtöne werden gut klingen. Der Rest wäre eher in der Kategorie Glückstreffer.
Wie ist das zu verstehen? Auf einem C- Instrument kann ich spielen: C/c/g/c´/e´/g´/b´/c´´/d´´/...
ein cis kriege ich vielleicht durch ordentlich verbiegen hin, ein d eher nicht mehr - das d gibts dann erst zwei Oktaven höher als Naturton.
Klar, hoch genug sind die Naturtöne theoretisch eng genug zusammen, aber praktisch halt zu hoch...
 
Auf der Trompete kann man allein mit einem guten Ansatz "übungshalber" ohne Ventile eine komplette diatonische C Dur Tonleiter in der eingestrichenen Oktave spielen.
Das klappt hier außerhalb der Naturtonreihe allerdings nur bei schlechterer Tonqualität, Stichwort erzwungene Schwingung.

In der zweigestrichenen Oktave geht es ebenfalls und in der dreigestrichenen Oktav entsprechen die Töne weitgehend der Naturtonreihe, abgesehen von der Korrekturbedürftigkeit und den für die meisten Spieler erheblich ansteigenden Anforderungen der Töne in den beiden Registern für den 9-12. und ab dem 13. Naturton.

Gruß Claus
 
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So was wie eine Tonleiter (wie die 7) oder etwas im weiteren Sinn Vergleichbares.
Also wenn man will könnte man in den schwarzen Tasten ja schon eine Tonleiter sehen: die Pentatonik. Also passt natürlich auch von den Intervallen her, nicht nur wegen der Anzahl an Noten.

Bist du Gitarrist?

Dann ist's so vielleicht eingängiger: Das, was eine Saite mit natürlichen Flageoletts kann, kann auch die Luftsäule in einem Rohr.
Ja bin ich, aber war schon verständlich wie s oben erläutert wurde. Physikalisches Verständnis ist kein Problem, hatte mich nur noch nicht mit Bläsern beschäftigt. Trotzdem danke für die Parallele.

Gut also von der Tonerzeugung prinzipiell bei Bläsern dann:
Naturton +
ggf. Anpassung der Länge der Luftsäule (über Ventile/Löcher) +
Feintuning über Lippen/Intonation.

Das heißt: Ich verwende für fis und für ges den gleichen Griff, kann aber durch die Intonation den Ton ein ganz kleines bisschen höher oder tiefer spielen, so daß er in den jeweiligen Akkord, den die Kollegen gerade spielen, sauber hineinpasst und nicht verstimmt klingt.
Das bedeutet ja in der Praxis dann, dass man gar nicht auf die gleichstufige Stimmung hin intoniert (und damit natürlich Frequenz von fis ungleich ges) oder?
Oder hängt letztlich immer von den beteiligten Instrumenten ab? Wenn da ein Klavier gleichzeitig dabei ist müsste man sich als Bläser ja dann daran orientieren, der Pianist hat ja keine Möglichkeiten sich anzupassen.
(Habe gestern was gelesen von +- 50 Cent Spielraum bei der Intonation bei der Trompete, also rein vom Spielraum her geht da ja einiges wohl.)

Also auf welche Stimmung hin wird denn in der Praxis intoniert und an wem/an was orientiert man sich in einem Orchester z.Bsp.?
Hab gestern irgendwas mit Differenztönen gesehen, die man wohl zur Orientierung nutzen kann.

(Und leiden Zuhörer mit absolutem Gehör (tonhöhenbedingt) denn nicht bei Orchestermusik? :D
Nicht ganz erst gemeint natürlich, Gitarren sind bspw. auch nicht ganz genau intoniert gebaut - sofern keine true temperament Bünde verbaut sind)

VG
 
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Echt? Wow... liegt das an der kürzeren Rohrlänge oder hauptsächlich an der Mensur?
Wie teilst Du dich dann ein? Zb. zw. c und g - drückst Du das e vom c rauf oder vom g runter?
 
Für den TE ein kurzer Vorspann: der natürlich leicht spielbare tiefste Ton ohne Ventile (Grundton) ist auf der Trompete bereits der zweite Naturton, also die Oktav des physikalischen Grundtons. Schuld daran ist die Mensur, so nennt man das Verhältnis von Rohrlänge zum Verlauf der Weite bzw. das Verhältnis von zylindrischem zu konischem Verlauf nach dem Mundstück.

Ohne Ventile spricht das eingestrichene c (2. Naturton, klingend b) leicht an, das d und das e werden durch gut koordinierten Ansatz und Stütze nach oben getrieben. Das f kann man mit etwas Übung ganz gut nach unten biegen. So etwas gibt es ausgehend von Naturtönen auch als eigene Übung, also von einem Ton erst einen Halbton und bei mehr Übung Ganztöne nach unten "biegen" und wieder zurück. Das eingestrichene g ist der dritte Naturton, das folgende a muss dann wieder getrieben werden, das h wird vom zweigestrichenen c (4. Naturton) aus nur einen Halbton durch locker lassen des Ansatzes bei gutem Luftfluss erzeugt.

Die echte Herausforderung dieser Übung der C-Dur Tonleiter ohne Ventile sind damit also nur das d, e und a. Auf dem Flügelhorn oder der Posaune habe ich das nie probiert. Vom Flügelhorn spielen weiß ich aus Erfahrung nur, dass sich dank der anderen Mensur der "echte Grundton" alias 1. Naturton deutlich leichter spielen lässt als der mit einiger Übung erzwungene 1. Naturton auf der Trompete, den man vielleicht durch Übungen von Stamp, Colin, Cichowicz oder Smiley kennt.
Diese Übungen zielen allesamt auf die (unbewusst) optimierte Koordination und Stärkung von Ansatz und Stütze. Sollte man dabei das Konzept Stütze missverstehen als schiere Kraftanstrengung wird es ungesund, der "Trick" ist das Erlernen einer dynamischen Balance.

Gruß Claus
 
Grund: Kleine Umformulierung
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Ok also bisher:
- Alterierte Töne (bzw. mit dem Zusatz "Hoch-" oder "Tief-")
- Versetzte Töne
- Erhöhte/Erniedrigte Töne
- Alterationen
(- Akzidentien - leider gleiches Problem wie im Englischen)
(- "Vorzeichentöne" - Eigenkreation)
(-"Umlaute" - Eigenkreation)
Ich sage dazu immer "chromatische Stufen" oder eingedeutscht "gefärbte Stufen".
https://de.wikipedia.org/wiki/Chromatik

Bei allen Instrumenten die du stufenlos spielen kannst wie die genannten Streichinstrumente sind eben in dieser Hinsicht flexibler. Vermutlich sind das auch die einzigen Instrumente mit denen man heute noch alter Noten spielen kann in der Form wie sie ursprünglich klingen sollten.
Nein, das sind nicht die einzigen.
Auf allen Instrumenten, die nicht mit fest gestimmten Tönen ausgestattet sind, könen die Töne mit Hilfe bestimmter Spieltechniken mehr oder weniger "gebogen" bzw. fein abgestuft intoniert werden.
Das heißt: Ich verwende für fis und für ges den gleichen Griff, kann aber durch die Intonation den Ton ein ganz kleines bisschen höher oder tiefer spielen, ...
Je nach Blockflöte kann die Intonation auch durch Griffvariationen geändert werden.

Beim Okarinaspiel ist die Intonation ganz extrem vom Blasdruck, der Formung des Mundraums und unter Umständen sogar von der Haltung der Okarina abhängig. Am unteren Ende der Tonleiter kann der Intonationsspielraum durchaus eine Terz umfassen. Nach oben hin wird der Intonationsspielraum immer kleiner. Die Spieleigenschaften von Okarinas unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. Okarinabauer mit langer Historie entwickeln ihre Instrumente immer weiter. Das kann dazu führen, dass man Instrumente von ein und demselben Hersteller findet, die verschiedene Blasdruckkurven aufweisen und sich dadurch ganz unterschiedlich spielen (intonieren) lassen.

Gruß
Lisa
 
Also ich fasse nochmal zusammen:

- Alterierte Töne (bzw. mit dem Zusatz "Hoch-" oder "Tief-")
- Alterationen
- chromatische Töne
- Erhöhte/Erniedrigte Töne
- Versetzte Töne
(- Akzidentien - leider gleiches Problem wie im Englischen)
(- "Vorzeichentöne" - Eigenkreation)
(-"Umlaute" - Eigenkreation)
(- "chromatische/gefärbte Stufen")

Mir gefällt "Alterierte Töne" am besten. Danke für die rege Diskussion! : )
 
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