Stratomano
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Wenn man sich mit der Geschichte von Fender beschäftigt, gibt es so einige Meilensteine. Klar, jeder kennt die Geschichte von Leo Fender und jeder weiß, dass CBS Fender 1965 kaufte und 1985 wieder verkaufte. Aber was sonst noch? Okay, der Custom Shop 1987, klar…..und Beginn der Relics 1995…..
Ohne die 1987 vorgestellte American Standard jedoch würde es die Firma Fender wohl so, wie sie heute besteht, nicht geben.
Ich konnte ein wirklich top erhaltenes Exemplar aus der ersten Serie von 1987 in Torino Red ergattern und möchte Euch die Gitarre etwas näher erläutern.
Fender American Standard von 1987, Torino Red
Es gibt im MB bereits 3 Reviews (von Gammy89 über das Modell von 2013, von Schweeeeden über das Modell wohl von 2007 oder 2008 und von SoulAgent79 über das Model von 1991).
Ich möchte noch etwas mehr in die Tiefe gehen, denn sie hat es verdient.
Um die Geschichte richtig darstellen zu können, muss ich ein paar Jahre vorher einsteigen.
Ende der 70er Jahre litt der Ruf Fenders durch mangelnde Qualität der Gitarren. Die 1971 eingeführte 3-Punktbefestigung des Halses (nicht, dass das schlecht sein muss, nur die Ausführung war miserabel), der Bullet Trussrod (sicher eine gute Verbesserung des Handlings, nur die Durchführung und das Design ließen zu Wünschen übrig), Tilt-Neck (man brauchte die kleinen Holzstückchen (shims) nicht mehr um den Hals richtig einstellen zu können. Nur war die Ausfertigung schlecht, so dass der Hals ohne Probleme im angeschraubtem Zustand bewegt werden konnte), Veränderung des Vibratos (Tremolo) u.a. die Abschaffung des massiven Stahlblockes trugen dazu bei. Die Auswahl der Hölzer wurde unter Kostengesichtspunkten durchgeführt, Gewicht war eher sekundär.
Massenfertigung war angesagt. Ende der 70er Jahre wurden ca. 40.000 Gitarren pro Jahr gebaut. Der Umsatz verdreifachte sich im Vergleich zu Anfang der 70er Jahre, trotz der aufkommenden Probleme.
Die Qualität hatte von Mitte bis Ende der 70er deutlich nachgelassen. Die Stratocaster war mit ihrem 15-20 Jahre zuvor gebautem Vorgänger nicht mehr vergleichbar.
CBS registrierte Verluste. Zaghafte Rückbesinnungen wurden unternommen: Die 1979 erschienene 25th Anniversary hatte wieder eine 4-Punktbefestigung und kein Bullet Trussrod mehr. 1980 erschien „The Strat“ und die „Gold on Gold“ Stratocaster mit kleiner Kopfplatte (wenn auch nicht so wie in den 50er/60ern). Dennoch baute CBS die regulären Gitarren der 70er unverändert weiter.
Oben: 25th Anniversary, unten „The Strat“
1981 heuerte CBS William „Bill“ Schulz, John McLaren und Dan Smith von Yamaha an, um Fender wieder auf Vordermann zu bekommen.
Im gleichen Jahr wurde die von Dan Smith überarbeitete „Stratocaster“ vorgestellt, heute bekannt als „Dan Smith Stratocaster“. Eine eindeutige Rückbesinnung auf alte Tugenden, wenn auch der „small headstock“ immer noch nicht stimmte, aber eine 4-Punktbefestigung. Ein Bullet Trussrod gab es nicht mehr.….unmißverständlich: back to the roots.
Diese Gitarren (wie auch die Vintage Serie) werden heute mit relativ hohen Preisen gehandelt. Die Gitarre wurde bis Mitte 1983 gebaut.
Es folgte die Sparversion: Die „low budget two-knob“ Stratocaster. Der Rotstift strich alles zusammen, was nicht Niet und Nagel fest war: Ein Poti, ein Knopf, die Ausgangsbuchse auf das Pickguard (billiger zu produzieren und schneller zu montieren) und das unsägliche free flyte Tremolo (Vibrato), mit dem es Stimmprobleme gab. Zudem Fender untypisch: 12er Griffbrett-Radius. Schön für Gibson-Spieler, die man damals gewinnen wollte, aber eingefleischte Fender Spieler wollten das nicht. Es gab aber auch die Weiterentwicklung des Tilt-Neck, genannt „Neck Pitch Adjustment“, nun für die 4-Punkt Halsbefestigung und den Bi-Flex Trussod.
Die „two-knob“-Stratocaster wird von vielen Händlern und Verkäufern ebenfalls als „Smith Stratocaster“ feil geboten um höhere Preise zu erzielen. Nur die von 1981 bis Mitte 1983 gebaute Stratocaster ist die „Dan Smith“ Strat, die höhere Preise generiert. Die „two knob“-Strat wurde natürlich auch um das Team von Dan Smith entwickelt (so gesehen haben alle Recht), aber das rechtfertigt nicht die hohen Preise wie bei einer „echten Dan Smith“-Strat.
Links: Dan Smith Stratocaster (1982), rechts „two knob“ Stratocaster (1983)
1982 kam zusätzlich die „Vintage Stratocaster“ raus: Zum einen eine 57er Strat mit Maple Neck, zum anderen eine 62er Strat mit Rosewood Neck. Keine der beiden Gitarren war eine echte Kopie ihres Jahrganges, aber immerhin: Sie kamen dem „real thing“ schon sehr nahe.
Der Vintage-Markt fing an zu boomen. Das Problem war nur: „The real thing“ (Strats der 50er und 60er) konnte man noch recht günstig und häufig finden.
Heute sind diese Gitarren unter dem inoffiziellen Namen „AVRI“ (American Vintage Reissue) bekannt, entwickelt von Dan Smith und John Page. Preise erreichen Custom Shop Gitarren-Niveau.
All das und viele weitere Modelle, die den damals u.a. aktuellen „hair metal“-Markt bedienten, halfen nicht:
März 1985: CBS verkauft Fender an eine Investmentgruppe um William „Bill“ Schulz für 12,5 Mill. US Dollar. Daraus wurde die FMIC (Fender Musical Instrument Co.)
Der Deal implementierte jedoch nicht das Fabrikgelände in Fullerton und damit hatte Fender keine Produktionsstätte mehr.
Man konnte also nichts produzieren und es gab keine USA Fender Produktion von 02 - 10/1985.
Die verkauften Gitarren kamen aus Japan von Fuji Gen-Gakki (Fender Japan wurde 1982 gegründet) oder wurden mit Einzelteilen aus Japan hergestellt. Zusätzlich verkaufte man die Restposten aus den vergangenen Produktionen. Ein Misch-Masch aus Fender Japan, japanischen Einzelteilen und CBS-Produktionen.
Im Oktober 1985 wurde eine kleine Produktionsstätte in Corona, Kalifornien eröffnet und lediglich 7-10 Gitarren pro Tag aus der Vintage-Serie produziert. Im Verlauf nahm die Produktion wieder Fahrt auf.
Corona, Californien
Der Druck der Händler und Musiker wuchs jedoch. Man wollte wieder Fender Gitarren, made in USA, haben. Nicht nur ein paar Vintage Gitarren, sondern echte amerikanische Gitarren mit Innovationen. Einfach, weil Fender eine amerikanische Institution war. Die Unterhaltungselektronik, die Kameratechnik, alles ging nach Japan. Nun auch die Gitarren? Japanische Gitarren standen wegen ihrer Qualität hoch im Kurs. Bill Schultz: „No way!“
Das war die Geburt der
American Standard Stratocaster (Model: 010-7400 + Farbe / 010-7402+ Farbe)
Sie sollte eine Weiterentwicklung sein, keine weitere Reissue, kein Günstigteil, kein Import, kein Luxusteil. Alte Fehler wollte man eliminieren und eine gute Basis-Strat, made in USA, bauen.
1986 wurde die Gitarre entwickelt und Ende des Jahres den Händlern vorgestellt. Es gibt also auch vereinzelt Exemplare von 1986, gesehen habe ich noch keine. Gelegentlich werden 1986er angeboten, wenn man dann aber nach den Poti-Daten oder dem Neck Date fragt, passiert nicht mehr viel……
Im Januar 1987 wurde sie schließlich auf der NAMM in Anaheim vorgestellt. Und damit kein Zweifel aufkam woher die Gitarre kam, wurde die Serie bewußt mit dem Wort „American“ versehen.
Boooom…..!!!!
Eine Befreiungsschlag für Fender: We are back!! American Standard in arctic white, gunmetal blue, black und torino red.
Die Specs:
Bauen wir die Gitarre doch einfach mal auseinander:
Zunächst Saiten runter, dann Hals ab:
Der Korpus ist aus Erle. Aufpassen! Da gab es verschiedene Variationen: In den ersten Jahren bis 1990 wurde Erle verbaut. Von 1990 bis ca. 1993/1994 (-1995) wurde Pappel für den Korpus verwendet. Das lag einfach an damaligen Umweltvorschriften in Kalifornien. Anschließend ging es wieder zurück zur Erle. In der 2. Hälfte der 90er Jahre wurden die natural- und blonde Gitarren aus Esche gebaut. Zudem gab es auch Alu-Bodies von 1994-1995 als Special Edition. Furniere kamen hinzu (s.u.).
Hier also ein Erlenkorpus.
Die Verarbeitung ist tadellos. Das Pickguard läuft schön um den Halsausschnitt und parallel zum Vibrato. Erfreulicherweise auch nicht so viel Lack im Halsausschnitt. Gut zu sehen, die 4 Punktbefestigung mit Micro-Tilt (dazu später mehr). Im Halsausschnitt ansonsten keine Besonderheiten.
Die Corona-Bodies wurden ab ca. 03/87 weniger gerundet als in der Fullerton-Zeit (bis 1985). Das führt zu einem etwas eckigerem Feeling. Es war dadurch kein Original Contour Body mehr.
Die ganz frühen American Standards (Ende 1986 und Anfang 1987) hatten möglicherweise auch noch den rundlicheren Korpus aus der Fullerton-Zeit, da zunächst Schablonen der Vintage-Gitarren genommen wurden.
Oben: Fullerton Body, unten Corona-Body (Courtesy of Francesco Palmitessa)
Lack:
Anfänglich benutzte Fender Polyurethan für Grundierung, Farbe und Klarlack. Dann gab es wegen Lackproblemen Reklamationen (Einsinken des Lacks in die Maserung und Linienbildung) und es wurde Polyester als Grundierung genommen. Später (ca. ab 1990) wurden Furniere appliziert und wieder Polyurethan-Lackierungen durchgeführt. Furniere vor allem bei durchsichtigen Lacken. Sunburst-Gitarren mit Funier haben typischerweise die schwarze Randlackierung auf der Rückseite über den ganzen Korpusausschnitt (bodyshape).
Bei meinem Exemplar besteht die Lackierung vermutlich aus Polyurethan (zeitlich gesehen). Man kann bei Lichteinfall in einem bestimmten Winkel die Korpusnaht des zweiteiligen Korpus anhand einer feinen Linie erkennen. Ansonsten ist bei diesem Exemplar die Oberfläche glatt.
Bevor wir das Pickguard abschrauben, zunächst:
Der Hals:
Es ist ein one piece-Maple Hals mit Skunk Stripe auf der Rückseite. Eingearbeitet ist ein Bi-Flex Trussrod damit man den Hals mit dem beiliegenden Inbusschlüssel sowohl konvex als auch konkav formen kann. Zugang zum Trussrod über die Kopfplatte. Damit sollte die Halseinstellung kein Problem mehr sein. Das Konzept existiert seit den frühen 80er Jahren und wird bis heute weiter verbaut.
Der Hals hat eine schöne Maserung (subjektiv), lackiert mit Polyurethan und wurde bis 1995 satiniert. Ab 1995 dann mit einer leichten Tönung versehen.
Er hat einen 9,5er Radius und ist als C-shape ausgelegt (damals getestet von James Burton und Steve Cropper). Das Profil wird bis heute als Standard verbaut. Die Bünde sind Medium Jumbos und der Anzahl 22. Der 22. Bund wurde als Verlängerung des Griffbrettes durch Überhang ausgestaltet. Somit wurde die Position des Neck-PU und der Halsausschnitt des Korpus nicht verändert.
22 Bünde durch Überhang-Verlängerung des Griffbretts
Halsbreite am Sattel: 43,2 mm, 12. Bund: 52,2 mm. Eigentlich ist in den Specs die Halsbreite am Sattel mit 42,6 mm angegeben. Daher habe ich 3mal nachgemessen, es bleibt dabei: 43.2 mm bei meinem Exemplar.
Der Hals wird mit 4 Schrauben befestigt (okay, das ist ja Standard, war aber eben damals nicht der Fall). Die Halsplatte wurde bis 1998 mit „Fender“ beschriftet, ab 1998 dann mit „Fender, Corona, California“
Dort ist auch der Zugang zum Micro-Tilt. Mit dem Inbus kann man die Neigung des ganzen Halses verstellen. Man löst die 4 Halsschrauben leicht und kann durch die Inbusschraube den Hals entweder nach hinten oder nach vorne kippen (je nach Ausgangslage). Danach werden die 4 Halsschrauben wieder angezogen. Im Normalfall wird das Micro-Tilt System nicht gebraucht. Die 4 Halsschrauben werden angezogen und anschließend die Micro-Tilt Schraube leicht gegen gezogen, damit nichts rappelt.
Wozu das ganze? In den 80ern wurde viel experimentiert und modifiziert. Es war die Zeit der Dive-Bombs. So konnte man auch auf ein anderes Vibrato (Tremolo) z.B. Kahler oder Floyd Rose umrüsten. Die bauartbedingte höhere Saitenführung konnte dann einfach durch das Micro-Tilt System kompensiert werden.
An der Kopfplatte findet man Mechaniken von Schaller mit dem Fenderschriftzug. Auf der Vorderseite ein CBS-Fenderlogo in silber (gab es seit der „two-knob“-Stratocaster 1983). Darunter die Seriennummer und „Made in USA“.
Ein wichtiges Detail, um den Hals korrekt datieren zu können (ohne das Halsdatum zu sehen) ist gerade bei den N9-Seriennummern, dass die Seriennummer nur bis 1995 auf der Vorderseite stand. Ab 1995 rutschte die Seriennummer auf die Rückseite. Findet man also ein N9-Nummer auf der Vorderseite der Kopfplatte, ist der Hals von 1990. Findet man sie auf der Rückseite, ist er von 1999 (unten dazu mehr).
Die Headstock-Form, welche damals viele Gitarristen beschäftigte, wurde wieder ziemlich nah an das Original herangebracht. Späterer Gitarren waren da großzügiger.
4 Headstocks meiner Strats. Referenz ist links, die 50th Annv. 1954 Masterbuilt (Kopie des Originals ohne Wenn und Aber):
v.l.n.r.: 50th Anniversary 1954 Masterbuilt (2004), American Standard (1987), 1960 Custom Shop Stratocaster (1995), Custom Shop Custom Classic (2010)
Um den Hals korrekt datieren zu können (und damit hoffentlich auch die ganze Gitarre) ist natürlich das mit Bleistift geschriebene Datum auf dem Halsfuss wichtig. Immer darauf achten, dass die amerikanische Schreibweise der Zahlen verwendet wurde. Man sieht so einiges….
Neck date 10 - 87
Die Hälse blieben damals nicht lange im Lager liegen. So liegt das Datum des Halses sehr nahe am ausgewiesen Datum des Inspektion-Schildes der Gitarre.
Inspection tag mit Datum der Gitarre: 04.11.1987
So, nun zurück zum Korpus. Schrauben wir das 3-lagige Pickguard mal ab und schauen darunter:
Oouuhhhh.., das oft verpönte „swimming pool routing“.
Die Blockfräsung wurde bei der American Standard von 1987 bis 1998 durchgeführt, dann tauchte die HSH-Konfiguration auf.
Die Blockfräsung ist natürlich einfacher und kostengünstiger als die Einzelfräsung, wie man sie heute bei Fender sieht. Aber sie kam auch wieder der Experimentierfreudigkeit entgegen. Man konnte sehr einfach die Single Coils gegen Humbucker austauschen ohne Holz ausstemmen zu müssen. Einfach Pickguard mit PUs komplett austauschen und fertig. Kritiker bemängeln einen Einfluss auf den Klang. Weniger Mitten, mehr scooped. Wie dem auch sei…Gewicht wurde damit reduziert.
An Pickups wurden ….nun… Pickups verbaut…3 Single Coils, die einfach als American Standard PUs benannt wurden. Sprich, sie hatten keinen speziellen Namen. Flat poles, nicht staggered, AlNiCo V-Magnete. Auf der Unterseite steht mit relativ großen Zahlen: 016730. Das ist die Part-Nummer der Plastik-Bobbins und hat keine weitere Bedeutung. Der mittlere Pick up ist Reverse Wound Reverse Polarity (RWRP) um Einstreugeräusche in der Position 2 und 4 zu verhindern. Und damit ist auch klar: Es wurde ein 5 Weg-PU-Wahlschalter verbaut.
Widerstände der Pickups meines Exemplars (mit kurzem Patch-Kabel an der Ausgangsbuchse gemessen):
Neck: 6,24 kOhm (recht hoch)
Middle: 5,60 kOhm => TBX von Mittelstellung auf 10 => 5,95 kOhm
Bridge: 5,68 kOhm => TBX von Mittelstellung auf 10 => 6,05 kOhm
Ab 1997 änderten sich die PUs (Bridge PU mit high output) und der TBX (wurde zu no load tone control)
Die Schaltung bringt uns einen Master-Volumen und ein Standard-Tone-Poti für den Hals-PU. Der Mittel- und der Bridge-PU haben das TBX-Tone Control spendiert bekommen.
Der TBX (Treble Bass Xpander) wird mit einem CTS-Doppel-Poti gesteuert. Zum einen ein 250 kOhm Ton-Poti, zum anderen ein 1 MegOhm Poti, welches sich aber nicht korrekt logarithmisch verhält….. Der Regler hat seine „Normalstellung“ bei 5 (eigentlich 5,5, da die Nummerierung von 1-10 geht und nicht von 0-10.…). Dort rastet der Regler ein.
Dreht man nun Richtung 1 agiert die Schaltung, als ob ein normales Tone Poti eingebaut wäre, natürlich mit kürzerem Regelweg (Höhenbedämpfung). Dreht man von Rasterstellung gegen 10 agiert das 2. Poti, welches mit einem 22 nF Kondensator und einem 82 kOhm Widerstand gegen Masse geschaltet ist. Das 2. Poti hat einen Kennwert von 1MOhm. Es verringert die Last des Pickups und verändert die Resonanz. Es resultiert ein Höhen-Shift (Zunahme).
Eine rein passive Schaltung, es wird nichts aktiv geboostet, es ist keine Batterie notwendig. Fender hat sich die Schaltung patentieren lassen. Somit eine Ton-Regelung für alle 3 PUs.
Der hörbare Effekt ist scheinbar von den Eingangsstufen der Amps und weiteren externen Faktoren abhängig. Ich habe einen 71er Princeton Reverb und mit diesem Amp ist der Effekt sehr deutlich wahrnehmbar. Man meint sogar, dass Präsenzen dazu kommen (wenn ich das mal so Salopp sagen darf). Gerade in den Stellungen 2 und 4 des PU-Wahlschalters wird der Sound sehr detailreich und crisp. Gut für cleane und angezerrte Sounds.
Mit dem Jim Kelley Reverb Amp ist der Effekt deutlich weniger ausgeprägt, eher subtil. Der Jim Kelley hat aber eine andere Eingangsstufe als der Fender, anderen Speaker, etc…
Die Potis unterlagen im Laufe der Zeit wohl Änderungen, sei es bauartbedingt oder durch Korrosion oder was weiß ich.
Hier Messungen von 2 Potis, eins von 1994 und eins von 2010/2011 (aus YT-Video von „phostenix“: Anatomy of a Fender TBX tone pot, Part 1 und 2):
2010/11. vs. 1994
1 MOhm Poti
Regler-
Stellung 1 => 150 Ohm vs. 50 Ohm
Stellung 5,5, (Raster) => 1,2 kOhm vs. 350 Ohm
Stellung 10 => 950 kOhm vs. 920 kOhm
Ton-Poti (250 kOhm), no load
Stellung 1 => no load vs. no load
Stellung 5 => 220 kOhm vs. 270 kOhm
Stellung 5,5 (Raster) => no load vs. no load
Einstellung 1 - 5,5 (Raster) sollte möglichst keinen Einfluss durch das 1 Meg Poti haben. Das ältere Poti bewerkstelligt das besser als das neue. Warum auch immer.
Bitte keine Diskussionen über Alt vs. Neu.
Leider sind sämtlich Poti-Codes meines Exemplars zum Datieren überlötet, so dass ich dazu nichts sagen kann.
Schauen wir uns das Vibrato an (von Leo Fender immer Tremolo genannt). Auffällig für damalige Verhältnisse die 2-Punkt Aufhängung. Hat sich durchgesetzt und wird bis heute verbaut.
Die ersten American Standards hatten die beiden Bolzen für das Tremolo direkt ins Holz geschraubt (ähnlich dem ABR1 bei Gibson). Das hat man schnell geändert. Bei Nutzung des Vibratos wird es wohl zur Lockerung der Bolzen im Holz gekommen sein. Ab etwa 2. Quartal 1987 wurden die Bolzen in Hülsen geschraubt, die im Holz sitzen (wie auch hier):
Die Materialien der 70er Jahre Tremolos/Vibratos wurden über Bord geworfen. Die Grundplatte wurde wieder aus Stahl gefertigt, die einzelnen Brücken aus pulverisiertem Metal, welches unter Hochdruck in Form gebracht wurde, der Vibrato-Block wieder aus Stahl. In den ersten Jahren vernickelt, dann lackiert und schließlich ab Mitte der 90er Jahre pulverbeschichtet.
Das Vibrato wird klassisch mit Federn zwischen Block und einem Federblech verankert. 3 Federn sind verbaut, 2 zusätzliche Federn liegen der Gitarre bei. Ich blockiere das Tremolo mit 4 Federn, da ich das Vibrato/Tremolo nicht benutze.
Gewicht: 3,8kg.
Schließlich noch das Case: Ein sogenanntes „molded case“. Nichts außergewöhnliches, aber funktionell und im US Kaufpreis inbegriffen.
Seriennummern:
Da Fender anfänglich für ihre nun neu gebauten Gitarren noch keine Seriennummern hatten, wurden einfach die letzten Seriennummern (Decal) aus der CBS-Zeit verwendet. So haben die frühen American Standards eine E4xxxxx Nummer. Sie sind natürlich nicht 1984 gebaut worden, sondern 1987/1988. Einige wenige Exemplare mag es auch von 1986 geben (neck date, Tremolobolzen ohne Hülsen, rounded Body…).
Dann kam E8xxxxx für 1988. Die Nummern wurden nicht akkurat für die Jahrgänge getrennt, so dass auch die E8xxxxx in 1989 verwendet wurde. E5, E6 und E7 gab es bei dieser Gitarre nicht.
Dann passierte ein faux pas: Zum Jahrzehntwechsel brauchte man N-Nummern. Es wurden fälschlicherweise N9xxxxx-Nummern produziert und auf den Gitarren angebracht. Somit haben einige Gitarren ein N9xxxxx-Nummer, sind aber von 1990. Die N9xxxxx wurde im Jahr 1999 erneut verwendet. Und da greift die o.g. Regel, dass bis 1995 die Seriennummer vorne am Fender Decal stand, ab 1995 jedoch auf die Rückseite der Kopfplatte angebracht wurde. Damit lassen sich die N9xxxxx-Gitarren leicht zuordnen. Neben anderen Details, wie oben erwähnt, die veränderte Halsplatte oder auch das 1995 eingeführte „Spaghetti-Logo“ helfen ebenso.
Hier aber haben wir eine EExxxxxx-Nummer.
Die im Internet zu 99% vertretene Meinung ist, dass es sich um Modelle für den Export auf den europäischen Markt handelte (sozusagen Eighty Export). Aber: Warum???
Ich habe bisher keinen eigentlich Grund gefunden, warum Fender für Europa ein eigenes Decal mit einer speziellen Seriennummer produzieren sollte. Das kostet Geld und was ist der tiefere Sinn? Man hätte ja auch, wie die Jahrzehnte vorher und auch danach, die Seriennummern benutzen können, die es auf der ganzen Welt gab….
Und vor allem: Zeitgleich wurden für den außereuropäischen Markt die alten E4er Nummern verwendet!!! Irgendwie merkwürdig. Vielleicht weiß es ja hier jemand.
Zudem gibt es gelegentlich die Meinung, dass diese speziell für den Export gedachten Gitarren besonders gut gefertigt wurden um der Welt zu zeigen: Hey, we’re back!. Halte ich für wenig wahrscheinlich. Der größte und wichtigste Markt war sicherlich das eigene Land. Warum also dorthin schlechtere Qualität verkaufen? Auch trifft man auf Aussagen, dass diese Gitarren z.Teil aus dem Custom Shop kamen, der 1987 eröffnet wurde. Na ja, behaupten kann man viel um den Verkaufspreis zu steigern. In keinem Interview mit John Page, Michael Stevens (die ersten CS-Mitarbeiter) oder mit Dan Smith oder Bill Schultz habe ich je gelesen, dass im Custom Shop American Standards gebaut wurden.
Die EE-Nummern findet man in Europa allerdings recht häufig (ist nichts seltenes, wie so mancher Verkäufer behauptet). Alle haben gemein, dass sie nach dem EE eine 10 haben. Dann folgen 4 Zahlen von 1 bis 9. Eine Systematik oder Bezug zwischen Alter der Gitarren und Höhe der letzten 4 Zahlen kann ich nicht feststellen.
Eine Auswahl:
Preise:
Um es kurz zu machen: Die Gitarre war beim Erscheinen günstig. Sie lag etwas über den Japangitarren, was natürlich Absicht war. Anfänglich (03/87) lag die Gitarre bei 589,99 USD. Damit war der Ausverkauf der MIJ Gitarren beschlossene Sache. In der Folge wurden MIJ Gitarren von den Händlern zu Discount-Preisen angeboten, kein Wunder: Kostete ein Standard Stratocaster MIJ um 500,- USD und damit nur unwesentlich weniger als die American Standard „Made in USA“. Und der Käufer wollte USA. Und diese Gitarre hatte kein Problem sich in puncto Qualität mit den japanischen Gitarren zu messen.
Im Januar 2000 und damit am Ende der ersten Serie wies die Preisliste die American Standard Stratocaster mit 1049,99 USD aus.
Farben
In der ersten Serie von 1987 bis 2000 gab es insgesamt 33 Farben. Natürlich nicht gleichzeitig….
Beim Erscheinen der Gitarre 1987 gab es 6 Farben: Black, Brown Sunburst, Pewter, Torino Red, Gunmetal Blue und Arctic White.
Torino Red
Was ist Torino Red?
Wahrscheinlich, wie so oft, aus der Automobil-Branche übernommen. Das Wort „Torino“ stammt von der italienische Stadt „Turin“. Henry Ford II nannte Turin das „italienische Detroit“, wohl wegen FIAT. Und somit ist es irgendwie logisch, dass Ford eine Auto baute, natürlich mit einer roten Farbe, benannt nach der italienisches Stadt: Torino (Die rote Farbe bekam bei Ford den Code: „T“ wie Torino)
Ford baute von 1968 bis 1976 den „Torino“ und den „Gran Torino“. Bekannt sind die Fahrzeuge aus der Serie „Starsky & Hutch“ (Serienstart 1975).
Der rote Wagen der beiden Polizisten wurde extra für die Serie mit einem weißen Streifen lackiert. 1976 wurde wegen der erfolgreichen Serie ein Gran Torino in rot mit weißen Streifen von Ford in einer Stückzahl von 1000 aufgelegt. Heute zahlt man für einen „echten 1976er“ in dieser Farbkombination (Starsky & Hutch Auto) 5-stellige Summen (wenn denn einer zu bekommen).
„The Dude“ (rechts unten) hat nix mit Starsky und Hutch zu tun. Zwar fuhr er auch einen Ford Torino, aber nicht in rot. Aber ich finde das Bild mit John Goodman gut..der übrigens schuld daran war, dass für „The Big Lebowski“ ein Torino benutzt wurde.
Auch in anderen Filmen kommt der Gran Torino vor wie im gleichnamigen Film von Clint Eastwood (ein 1972er Model), auch „The Dude“ Jeff Bridges in „The big Lebowski“ (1973er Model) und Jason Statham in „Wild card“ (1969er Model) fuhren Torinos.
Fender wird die Farbe wohl von Ford übernommen haben und nannte sie demnach „Torino Red“.
Die American Standard Stratocaster wurde in dieser Farbe nur von 1987 bis Juni 1989 lackiert. Es folgte ab Juli 1989 „Frost Red“.
Sound:
Der Grundsound (unverstärkt) der Gitarre ist ausgewogen, eigentlich so, wie man sich eine Strat vorstellt. Gutes Sustain, detailliert, nicht mumpfig, nix zu meckern.
Am Amp blüht der Neck-PU richtig auf. Diesen Sound mag ich. Recht bluesig. Gut im cleanen- und angezerrten Sound.
Der mittlere PU und der Bridge-PU sind Standard. Da macht man nix falsch. Sehr gut finde ich die Position 2 (Neck- und Middle PU). Das ist schon sehr SRV like, wenn er clean spielt. Durch den TBX geht es noch crisper, man hört förmlich das „Quietschen“ der Bundstäbchen und das Reiben der Finger auf dem Griffbrett….… In Position 4 (Middle- und Bridge PU) ist einem der Knopfler Sound gewiss. Auch hier kann man sehr schön den Ton nochmal mit dem TBX „puschen“.
Aber nochmal: Es hängt doch sehr deutlich davon ab, was nach der Gitarre noch so kommt. Ich rede in diesem Falle von Gitarre => Kabel => Fender Princeton Reverb (alter Silverface von 1971).
Wie oben beschrieben, am Jim Kelley Reverb Amp (Version von 1981) ist der Effekt des TBX weniger ausgeprägt vorhanden. Gelesen habe ich, dass der Effekt am Marshall mit 4x12er enttäuschend sein soll.
Im nächsten Video werde ich die Gitarre zum Einsatz bringen. Mal sehen, wie es sich mit dem Kemper verhält…..
Fazit:
Ein gelungenes come back von Fender „Made in USA“. Top Verarbeitung, gut umgesetzte Innovationen, schöner Strat-Sound, gepaart mit einem attraktiven Preis.
Dieses Modell hat sicher mitgeholfen, Fender nach der CBS-Zeit neu zu etablieren.
Ohne die 1987 vorgestellte American Standard jedoch würde es die Firma Fender wohl so, wie sie heute besteht, nicht geben.
Ich konnte ein wirklich top erhaltenes Exemplar aus der ersten Serie von 1987 in Torino Red ergattern und möchte Euch die Gitarre etwas näher erläutern.
Fender American Standard von 1987, Torino Red
Es gibt im MB bereits 3 Reviews (von Gammy89 über das Modell von 2013, von Schweeeeden über das Modell wohl von 2007 oder 2008 und von SoulAgent79 über das Model von 1991).
Ich möchte noch etwas mehr in die Tiefe gehen, denn sie hat es verdient.
Um die Geschichte richtig darstellen zu können, muss ich ein paar Jahre vorher einsteigen.
Ende der 70er Jahre litt der Ruf Fenders durch mangelnde Qualität der Gitarren. Die 1971 eingeführte 3-Punktbefestigung des Halses (nicht, dass das schlecht sein muss, nur die Ausführung war miserabel), der Bullet Trussrod (sicher eine gute Verbesserung des Handlings, nur die Durchführung und das Design ließen zu Wünschen übrig), Tilt-Neck (man brauchte die kleinen Holzstückchen (shims) nicht mehr um den Hals richtig einstellen zu können. Nur war die Ausfertigung schlecht, so dass der Hals ohne Probleme im angeschraubtem Zustand bewegt werden konnte), Veränderung des Vibratos (Tremolo) u.a. die Abschaffung des massiven Stahlblockes trugen dazu bei. Die Auswahl der Hölzer wurde unter Kostengesichtspunkten durchgeführt, Gewicht war eher sekundär.
Massenfertigung war angesagt. Ende der 70er Jahre wurden ca. 40.000 Gitarren pro Jahr gebaut. Der Umsatz verdreifachte sich im Vergleich zu Anfang der 70er Jahre, trotz der aufkommenden Probleme.
Die Qualität hatte von Mitte bis Ende der 70er deutlich nachgelassen. Die Stratocaster war mit ihrem 15-20 Jahre zuvor gebautem Vorgänger nicht mehr vergleichbar.
CBS registrierte Verluste. Zaghafte Rückbesinnungen wurden unternommen: Die 1979 erschienene 25th Anniversary hatte wieder eine 4-Punktbefestigung und kein Bullet Trussrod mehr. 1980 erschien „The Strat“ und die „Gold on Gold“ Stratocaster mit kleiner Kopfplatte (wenn auch nicht so wie in den 50er/60ern). Dennoch baute CBS die regulären Gitarren der 70er unverändert weiter.
Oben: 25th Anniversary, unten „The Strat“
1981 heuerte CBS William „Bill“ Schulz, John McLaren und Dan Smith von Yamaha an, um Fender wieder auf Vordermann zu bekommen.
Im gleichen Jahr wurde die von Dan Smith überarbeitete „Stratocaster“ vorgestellt, heute bekannt als „Dan Smith Stratocaster“. Eine eindeutige Rückbesinnung auf alte Tugenden, wenn auch der „small headstock“ immer noch nicht stimmte, aber eine 4-Punktbefestigung. Ein Bullet Trussrod gab es nicht mehr.….unmißverständlich: back to the roots.
Diese Gitarren (wie auch die Vintage Serie) werden heute mit relativ hohen Preisen gehandelt. Die Gitarre wurde bis Mitte 1983 gebaut.
Es folgte die Sparversion: Die „low budget two-knob“ Stratocaster. Der Rotstift strich alles zusammen, was nicht Niet und Nagel fest war: Ein Poti, ein Knopf, die Ausgangsbuchse auf das Pickguard (billiger zu produzieren und schneller zu montieren) und das unsägliche free flyte Tremolo (Vibrato), mit dem es Stimmprobleme gab. Zudem Fender untypisch: 12er Griffbrett-Radius. Schön für Gibson-Spieler, die man damals gewinnen wollte, aber eingefleischte Fender Spieler wollten das nicht. Es gab aber auch die Weiterentwicklung des Tilt-Neck, genannt „Neck Pitch Adjustment“, nun für die 4-Punkt Halsbefestigung und den Bi-Flex Trussod.
Die „two-knob“-Stratocaster wird von vielen Händlern und Verkäufern ebenfalls als „Smith Stratocaster“ feil geboten um höhere Preise zu erzielen. Nur die von 1981 bis Mitte 1983 gebaute Stratocaster ist die „Dan Smith“ Strat, die höhere Preise generiert. Die „two knob“-Strat wurde natürlich auch um das Team von Dan Smith entwickelt (so gesehen haben alle Recht), aber das rechtfertigt nicht die hohen Preise wie bei einer „echten Dan Smith“-Strat.
Links: Dan Smith Stratocaster (1982), rechts „two knob“ Stratocaster (1983)
1982 kam zusätzlich die „Vintage Stratocaster“ raus: Zum einen eine 57er Strat mit Maple Neck, zum anderen eine 62er Strat mit Rosewood Neck. Keine der beiden Gitarren war eine echte Kopie ihres Jahrganges, aber immerhin: Sie kamen dem „real thing“ schon sehr nahe.
Der Vintage-Markt fing an zu boomen. Das Problem war nur: „The real thing“ (Strats der 50er und 60er) konnte man noch recht günstig und häufig finden.
Heute sind diese Gitarren unter dem inoffiziellen Namen „AVRI“ (American Vintage Reissue) bekannt, entwickelt von Dan Smith und John Page. Preise erreichen Custom Shop Gitarren-Niveau.
All das und viele weitere Modelle, die den damals u.a. aktuellen „hair metal“-Markt bedienten, halfen nicht:
März 1985: CBS verkauft Fender an eine Investmentgruppe um William „Bill“ Schulz für 12,5 Mill. US Dollar. Daraus wurde die FMIC (Fender Musical Instrument Co.)
Der Deal implementierte jedoch nicht das Fabrikgelände in Fullerton und damit hatte Fender keine Produktionsstätte mehr.
Man konnte also nichts produzieren und es gab keine USA Fender Produktion von 02 - 10/1985.
Die verkauften Gitarren kamen aus Japan von Fuji Gen-Gakki (Fender Japan wurde 1982 gegründet) oder wurden mit Einzelteilen aus Japan hergestellt. Zusätzlich verkaufte man die Restposten aus den vergangenen Produktionen. Ein Misch-Masch aus Fender Japan, japanischen Einzelteilen und CBS-Produktionen.
Im Oktober 1985 wurde eine kleine Produktionsstätte in Corona, Kalifornien eröffnet und lediglich 7-10 Gitarren pro Tag aus der Vintage-Serie produziert. Im Verlauf nahm die Produktion wieder Fahrt auf.
Corona, Californien
Der Druck der Händler und Musiker wuchs jedoch. Man wollte wieder Fender Gitarren, made in USA, haben. Nicht nur ein paar Vintage Gitarren, sondern echte amerikanische Gitarren mit Innovationen. Einfach, weil Fender eine amerikanische Institution war. Die Unterhaltungselektronik, die Kameratechnik, alles ging nach Japan. Nun auch die Gitarren? Japanische Gitarren standen wegen ihrer Qualität hoch im Kurs. Bill Schultz: „No way!“
Das war die Geburt der
American Standard Stratocaster (Model: 010-7400 + Farbe / 010-7402+ Farbe)
Sie sollte eine Weiterentwicklung sein, keine weitere Reissue, kein Günstigteil, kein Import, kein Luxusteil. Alte Fehler wollte man eliminieren und eine gute Basis-Strat, made in USA, bauen.
1986 wurde die Gitarre entwickelt und Ende des Jahres den Händlern vorgestellt. Es gibt also auch vereinzelt Exemplare von 1986, gesehen habe ich noch keine. Gelegentlich werden 1986er angeboten, wenn man dann aber nach den Poti-Daten oder dem Neck Date fragt, passiert nicht mehr viel……
Im Januar 1987 wurde sie schließlich auf der NAMM in Anaheim vorgestellt. Und damit kein Zweifel aufkam woher die Gitarre kam, wurde die Serie bewußt mit dem Wort „American“ versehen.
Boooom…..!!!!
Eine Befreiungsschlag für Fender: We are back!! American Standard in arctic white, gunmetal blue, black und torino red.
Die Specs:
Bauen wir die Gitarre doch einfach mal auseinander:
Zunächst Saiten runter, dann Hals ab:
Der Korpus ist aus Erle. Aufpassen! Da gab es verschiedene Variationen: In den ersten Jahren bis 1990 wurde Erle verbaut. Von 1990 bis ca. 1993/1994 (-1995) wurde Pappel für den Korpus verwendet. Das lag einfach an damaligen Umweltvorschriften in Kalifornien. Anschließend ging es wieder zurück zur Erle. In der 2. Hälfte der 90er Jahre wurden die natural- und blonde Gitarren aus Esche gebaut. Zudem gab es auch Alu-Bodies von 1994-1995 als Special Edition. Furniere kamen hinzu (s.u.).
Hier also ein Erlenkorpus.
Die Verarbeitung ist tadellos. Das Pickguard läuft schön um den Halsausschnitt und parallel zum Vibrato. Erfreulicherweise auch nicht so viel Lack im Halsausschnitt. Gut zu sehen, die 4 Punktbefestigung mit Micro-Tilt (dazu später mehr). Im Halsausschnitt ansonsten keine Besonderheiten.
Die Corona-Bodies wurden ab ca. 03/87 weniger gerundet als in der Fullerton-Zeit (bis 1985). Das führt zu einem etwas eckigerem Feeling. Es war dadurch kein Original Contour Body mehr.
Die ganz frühen American Standards (Ende 1986 und Anfang 1987) hatten möglicherweise auch noch den rundlicheren Korpus aus der Fullerton-Zeit, da zunächst Schablonen der Vintage-Gitarren genommen wurden.
Oben: Fullerton Body, unten Corona-Body (Courtesy of Francesco Palmitessa)
Lack:
Anfänglich benutzte Fender Polyurethan für Grundierung, Farbe und Klarlack. Dann gab es wegen Lackproblemen Reklamationen (Einsinken des Lacks in die Maserung und Linienbildung) und es wurde Polyester als Grundierung genommen. Später (ca. ab 1990) wurden Furniere appliziert und wieder Polyurethan-Lackierungen durchgeführt. Furniere vor allem bei durchsichtigen Lacken. Sunburst-Gitarren mit Funier haben typischerweise die schwarze Randlackierung auf der Rückseite über den ganzen Korpusausschnitt (bodyshape).
Bei meinem Exemplar besteht die Lackierung vermutlich aus Polyurethan (zeitlich gesehen). Man kann bei Lichteinfall in einem bestimmten Winkel die Korpusnaht des zweiteiligen Korpus anhand einer feinen Linie erkennen. Ansonsten ist bei diesem Exemplar die Oberfläche glatt.
Bevor wir das Pickguard abschrauben, zunächst:
Der Hals:
Es ist ein one piece-Maple Hals mit Skunk Stripe auf der Rückseite. Eingearbeitet ist ein Bi-Flex Trussrod damit man den Hals mit dem beiliegenden Inbusschlüssel sowohl konvex als auch konkav formen kann. Zugang zum Trussrod über die Kopfplatte. Damit sollte die Halseinstellung kein Problem mehr sein. Das Konzept existiert seit den frühen 80er Jahren und wird bis heute weiter verbaut.
Der Hals hat eine schöne Maserung (subjektiv), lackiert mit Polyurethan und wurde bis 1995 satiniert. Ab 1995 dann mit einer leichten Tönung versehen.
Er hat einen 9,5er Radius und ist als C-shape ausgelegt (damals getestet von James Burton und Steve Cropper). Das Profil wird bis heute als Standard verbaut. Die Bünde sind Medium Jumbos und der Anzahl 22. Der 22. Bund wurde als Verlängerung des Griffbrettes durch Überhang ausgestaltet. Somit wurde die Position des Neck-PU und der Halsausschnitt des Korpus nicht verändert.
22 Bünde durch Überhang-Verlängerung des Griffbretts
Halsbreite am Sattel: 43,2 mm, 12. Bund: 52,2 mm. Eigentlich ist in den Specs die Halsbreite am Sattel mit 42,6 mm angegeben. Daher habe ich 3mal nachgemessen, es bleibt dabei: 43.2 mm bei meinem Exemplar.
Der Hals wird mit 4 Schrauben befestigt (okay, das ist ja Standard, war aber eben damals nicht der Fall). Die Halsplatte wurde bis 1998 mit „Fender“ beschriftet, ab 1998 dann mit „Fender, Corona, California“
Dort ist auch der Zugang zum Micro-Tilt. Mit dem Inbus kann man die Neigung des ganzen Halses verstellen. Man löst die 4 Halsschrauben leicht und kann durch die Inbusschraube den Hals entweder nach hinten oder nach vorne kippen (je nach Ausgangslage). Danach werden die 4 Halsschrauben wieder angezogen. Im Normalfall wird das Micro-Tilt System nicht gebraucht. Die 4 Halsschrauben werden angezogen und anschließend die Micro-Tilt Schraube leicht gegen gezogen, damit nichts rappelt.
Wozu das ganze? In den 80ern wurde viel experimentiert und modifiziert. Es war die Zeit der Dive-Bombs. So konnte man auch auf ein anderes Vibrato (Tremolo) z.B. Kahler oder Floyd Rose umrüsten. Die bauartbedingte höhere Saitenführung konnte dann einfach durch das Micro-Tilt System kompensiert werden.
An der Kopfplatte findet man Mechaniken von Schaller mit dem Fenderschriftzug. Auf der Vorderseite ein CBS-Fenderlogo in silber (gab es seit der „two-knob“-Stratocaster 1983). Darunter die Seriennummer und „Made in USA“.
Ein wichtiges Detail, um den Hals korrekt datieren zu können (ohne das Halsdatum zu sehen) ist gerade bei den N9-Seriennummern, dass die Seriennummer nur bis 1995 auf der Vorderseite stand. Ab 1995 rutschte die Seriennummer auf die Rückseite. Findet man also ein N9-Nummer auf der Vorderseite der Kopfplatte, ist der Hals von 1990. Findet man sie auf der Rückseite, ist er von 1999 (unten dazu mehr).
Die Headstock-Form, welche damals viele Gitarristen beschäftigte, wurde wieder ziemlich nah an das Original herangebracht. Späterer Gitarren waren da großzügiger.
4 Headstocks meiner Strats. Referenz ist links, die 50th Annv. 1954 Masterbuilt (Kopie des Originals ohne Wenn und Aber):
v.l.n.r.: 50th Anniversary 1954 Masterbuilt (2004), American Standard (1987), 1960 Custom Shop Stratocaster (1995), Custom Shop Custom Classic (2010)
Um den Hals korrekt datieren zu können (und damit hoffentlich auch die ganze Gitarre) ist natürlich das mit Bleistift geschriebene Datum auf dem Halsfuss wichtig. Immer darauf achten, dass die amerikanische Schreibweise der Zahlen verwendet wurde. Man sieht so einiges….
Neck date 10 - 87
Die Hälse blieben damals nicht lange im Lager liegen. So liegt das Datum des Halses sehr nahe am ausgewiesen Datum des Inspektion-Schildes der Gitarre.
Inspection tag mit Datum der Gitarre: 04.11.1987
So, nun zurück zum Korpus. Schrauben wir das 3-lagige Pickguard mal ab und schauen darunter:
Oouuhhhh.., das oft verpönte „swimming pool routing“.
Die Blockfräsung wurde bei der American Standard von 1987 bis 1998 durchgeführt, dann tauchte die HSH-Konfiguration auf.
Die Blockfräsung ist natürlich einfacher und kostengünstiger als die Einzelfräsung, wie man sie heute bei Fender sieht. Aber sie kam auch wieder der Experimentierfreudigkeit entgegen. Man konnte sehr einfach die Single Coils gegen Humbucker austauschen ohne Holz ausstemmen zu müssen. Einfach Pickguard mit PUs komplett austauschen und fertig. Kritiker bemängeln einen Einfluss auf den Klang. Weniger Mitten, mehr scooped. Wie dem auch sei…Gewicht wurde damit reduziert.
An Pickups wurden ….nun… Pickups verbaut…3 Single Coils, die einfach als American Standard PUs benannt wurden. Sprich, sie hatten keinen speziellen Namen. Flat poles, nicht staggered, AlNiCo V-Magnete. Auf der Unterseite steht mit relativ großen Zahlen: 016730. Das ist die Part-Nummer der Plastik-Bobbins und hat keine weitere Bedeutung. Der mittlere Pick up ist Reverse Wound Reverse Polarity (RWRP) um Einstreugeräusche in der Position 2 und 4 zu verhindern. Und damit ist auch klar: Es wurde ein 5 Weg-PU-Wahlschalter verbaut.
Widerstände der Pickups meines Exemplars (mit kurzem Patch-Kabel an der Ausgangsbuchse gemessen):
Neck: 6,24 kOhm (recht hoch)
Middle: 5,60 kOhm => TBX von Mittelstellung auf 10 => 5,95 kOhm
Bridge: 5,68 kOhm => TBX von Mittelstellung auf 10 => 6,05 kOhm
Ab 1997 änderten sich die PUs (Bridge PU mit high output) und der TBX (wurde zu no load tone control)
Die Schaltung bringt uns einen Master-Volumen und ein Standard-Tone-Poti für den Hals-PU. Der Mittel- und der Bridge-PU haben das TBX-Tone Control spendiert bekommen.
Der TBX (Treble Bass Xpander) wird mit einem CTS-Doppel-Poti gesteuert. Zum einen ein 250 kOhm Ton-Poti, zum anderen ein 1 MegOhm Poti, welches sich aber nicht korrekt logarithmisch verhält….. Der Regler hat seine „Normalstellung“ bei 5 (eigentlich 5,5, da die Nummerierung von 1-10 geht und nicht von 0-10.…). Dort rastet der Regler ein.
Dreht man nun Richtung 1 agiert die Schaltung, als ob ein normales Tone Poti eingebaut wäre, natürlich mit kürzerem Regelweg (Höhenbedämpfung). Dreht man von Rasterstellung gegen 10 agiert das 2. Poti, welches mit einem 22 nF Kondensator und einem 82 kOhm Widerstand gegen Masse geschaltet ist. Das 2. Poti hat einen Kennwert von 1MOhm. Es verringert die Last des Pickups und verändert die Resonanz. Es resultiert ein Höhen-Shift (Zunahme).
Eine rein passive Schaltung, es wird nichts aktiv geboostet, es ist keine Batterie notwendig. Fender hat sich die Schaltung patentieren lassen. Somit eine Ton-Regelung für alle 3 PUs.
Der hörbare Effekt ist scheinbar von den Eingangsstufen der Amps und weiteren externen Faktoren abhängig. Ich habe einen 71er Princeton Reverb und mit diesem Amp ist der Effekt sehr deutlich wahrnehmbar. Man meint sogar, dass Präsenzen dazu kommen (wenn ich das mal so Salopp sagen darf). Gerade in den Stellungen 2 und 4 des PU-Wahlschalters wird der Sound sehr detailreich und crisp. Gut für cleane und angezerrte Sounds.
Mit dem Jim Kelley Reverb Amp ist der Effekt deutlich weniger ausgeprägt, eher subtil. Der Jim Kelley hat aber eine andere Eingangsstufe als der Fender, anderen Speaker, etc…
Die Potis unterlagen im Laufe der Zeit wohl Änderungen, sei es bauartbedingt oder durch Korrosion oder was weiß ich.
Hier Messungen von 2 Potis, eins von 1994 und eins von 2010/2011 (aus YT-Video von „phostenix“: Anatomy of a Fender TBX tone pot, Part 1 und 2):
2010/11. vs. 1994
1 MOhm Poti
Regler-
Stellung 1 => 150 Ohm vs. 50 Ohm
Stellung 5,5, (Raster) => 1,2 kOhm vs. 350 Ohm
Stellung 10 => 950 kOhm vs. 920 kOhm
Ton-Poti (250 kOhm), no load
Stellung 1 => no load vs. no load
Stellung 5 => 220 kOhm vs. 270 kOhm
Stellung 5,5 (Raster) => no load vs. no load
Einstellung 1 - 5,5 (Raster) sollte möglichst keinen Einfluss durch das 1 Meg Poti haben. Das ältere Poti bewerkstelligt das besser als das neue. Warum auch immer.
Bitte keine Diskussionen über Alt vs. Neu.
Leider sind sämtlich Poti-Codes meines Exemplars zum Datieren überlötet, so dass ich dazu nichts sagen kann.
Schauen wir uns das Vibrato an (von Leo Fender immer Tremolo genannt). Auffällig für damalige Verhältnisse die 2-Punkt Aufhängung. Hat sich durchgesetzt und wird bis heute verbaut.
Die ersten American Standards hatten die beiden Bolzen für das Tremolo direkt ins Holz geschraubt (ähnlich dem ABR1 bei Gibson). Das hat man schnell geändert. Bei Nutzung des Vibratos wird es wohl zur Lockerung der Bolzen im Holz gekommen sein. Ab etwa 2. Quartal 1987 wurden die Bolzen in Hülsen geschraubt, die im Holz sitzen (wie auch hier):
Die Materialien der 70er Jahre Tremolos/Vibratos wurden über Bord geworfen. Die Grundplatte wurde wieder aus Stahl gefertigt, die einzelnen Brücken aus pulverisiertem Metal, welches unter Hochdruck in Form gebracht wurde, der Vibrato-Block wieder aus Stahl. In den ersten Jahren vernickelt, dann lackiert und schließlich ab Mitte der 90er Jahre pulverbeschichtet.
Das Vibrato wird klassisch mit Federn zwischen Block und einem Federblech verankert. 3 Federn sind verbaut, 2 zusätzliche Federn liegen der Gitarre bei. Ich blockiere das Tremolo mit 4 Federn, da ich das Vibrato/Tremolo nicht benutze.
Gewicht: 3,8kg.
Schließlich noch das Case: Ein sogenanntes „molded case“. Nichts außergewöhnliches, aber funktionell und im US Kaufpreis inbegriffen.
Seriennummern:
Da Fender anfänglich für ihre nun neu gebauten Gitarren noch keine Seriennummern hatten, wurden einfach die letzten Seriennummern (Decal) aus der CBS-Zeit verwendet. So haben die frühen American Standards eine E4xxxxx Nummer. Sie sind natürlich nicht 1984 gebaut worden, sondern 1987/1988. Einige wenige Exemplare mag es auch von 1986 geben (neck date, Tremolobolzen ohne Hülsen, rounded Body…).
Dann kam E8xxxxx für 1988. Die Nummern wurden nicht akkurat für die Jahrgänge getrennt, so dass auch die E8xxxxx in 1989 verwendet wurde. E5, E6 und E7 gab es bei dieser Gitarre nicht.
Dann passierte ein faux pas: Zum Jahrzehntwechsel brauchte man N-Nummern. Es wurden fälschlicherweise N9xxxxx-Nummern produziert und auf den Gitarren angebracht. Somit haben einige Gitarren ein N9xxxxx-Nummer, sind aber von 1990. Die N9xxxxx wurde im Jahr 1999 erneut verwendet. Und da greift die o.g. Regel, dass bis 1995 die Seriennummer vorne am Fender Decal stand, ab 1995 jedoch auf die Rückseite der Kopfplatte angebracht wurde. Damit lassen sich die N9xxxxx-Gitarren leicht zuordnen. Neben anderen Details, wie oben erwähnt, die veränderte Halsplatte oder auch das 1995 eingeführte „Spaghetti-Logo“ helfen ebenso.
Hier aber haben wir eine EExxxxxx-Nummer.
Die im Internet zu 99% vertretene Meinung ist, dass es sich um Modelle für den Export auf den europäischen Markt handelte (sozusagen Eighty Export). Aber: Warum???
Ich habe bisher keinen eigentlich Grund gefunden, warum Fender für Europa ein eigenes Decal mit einer speziellen Seriennummer produzieren sollte. Das kostet Geld und was ist der tiefere Sinn? Man hätte ja auch, wie die Jahrzehnte vorher und auch danach, die Seriennummern benutzen können, die es auf der ganzen Welt gab….
Und vor allem: Zeitgleich wurden für den außereuropäischen Markt die alten E4er Nummern verwendet!!! Irgendwie merkwürdig. Vielleicht weiß es ja hier jemand.
Zudem gibt es gelegentlich die Meinung, dass diese speziell für den Export gedachten Gitarren besonders gut gefertigt wurden um der Welt zu zeigen: Hey, we’re back!. Halte ich für wenig wahrscheinlich. Der größte und wichtigste Markt war sicherlich das eigene Land. Warum also dorthin schlechtere Qualität verkaufen? Auch trifft man auf Aussagen, dass diese Gitarren z.Teil aus dem Custom Shop kamen, der 1987 eröffnet wurde. Na ja, behaupten kann man viel um den Verkaufspreis zu steigern. In keinem Interview mit John Page, Michael Stevens (die ersten CS-Mitarbeiter) oder mit Dan Smith oder Bill Schultz habe ich je gelesen, dass im Custom Shop American Standards gebaut wurden.
Die EE-Nummern findet man in Europa allerdings recht häufig (ist nichts seltenes, wie so mancher Verkäufer behauptet). Alle haben gemein, dass sie nach dem EE eine 10 haben. Dann folgen 4 Zahlen von 1 bis 9. Eine Systematik oder Bezug zwischen Alter der Gitarren und Höhe der letzten 4 Zahlen kann ich nicht feststellen.
Eine Auswahl:
Preise:
Um es kurz zu machen: Die Gitarre war beim Erscheinen günstig. Sie lag etwas über den Japangitarren, was natürlich Absicht war. Anfänglich (03/87) lag die Gitarre bei 589,99 USD. Damit war der Ausverkauf der MIJ Gitarren beschlossene Sache. In der Folge wurden MIJ Gitarren von den Händlern zu Discount-Preisen angeboten, kein Wunder: Kostete ein Standard Stratocaster MIJ um 500,- USD und damit nur unwesentlich weniger als die American Standard „Made in USA“. Und der Käufer wollte USA. Und diese Gitarre hatte kein Problem sich in puncto Qualität mit den japanischen Gitarren zu messen.
Im Januar 2000 und damit am Ende der ersten Serie wies die Preisliste die American Standard Stratocaster mit 1049,99 USD aus.
Farben
In der ersten Serie von 1987 bis 2000 gab es insgesamt 33 Farben. Natürlich nicht gleichzeitig….
Beim Erscheinen der Gitarre 1987 gab es 6 Farben: Black, Brown Sunburst, Pewter, Torino Red, Gunmetal Blue und Arctic White.
Torino Red
Was ist Torino Red?
Wahrscheinlich, wie so oft, aus der Automobil-Branche übernommen. Das Wort „Torino“ stammt von der italienische Stadt „Turin“. Henry Ford II nannte Turin das „italienische Detroit“, wohl wegen FIAT. Und somit ist es irgendwie logisch, dass Ford eine Auto baute, natürlich mit einer roten Farbe, benannt nach der italienisches Stadt: Torino (Die rote Farbe bekam bei Ford den Code: „T“ wie Torino)
Ford baute von 1968 bis 1976 den „Torino“ und den „Gran Torino“. Bekannt sind die Fahrzeuge aus der Serie „Starsky & Hutch“ (Serienstart 1975).
Der rote Wagen der beiden Polizisten wurde extra für die Serie mit einem weißen Streifen lackiert. 1976 wurde wegen der erfolgreichen Serie ein Gran Torino in rot mit weißen Streifen von Ford in einer Stückzahl von 1000 aufgelegt. Heute zahlt man für einen „echten 1976er“ in dieser Farbkombination (Starsky & Hutch Auto) 5-stellige Summen (wenn denn einer zu bekommen).
„The Dude“ (rechts unten) hat nix mit Starsky und Hutch zu tun. Zwar fuhr er auch einen Ford Torino, aber nicht in rot. Aber ich finde das Bild mit John Goodman gut..der übrigens schuld daran war, dass für „The Big Lebowski“ ein Torino benutzt wurde.
Auch in anderen Filmen kommt der Gran Torino vor wie im gleichnamigen Film von Clint Eastwood (ein 1972er Model), auch „The Dude“ Jeff Bridges in „The big Lebowski“ (1973er Model) und Jason Statham in „Wild card“ (1969er Model) fuhren Torinos.
Fender wird die Farbe wohl von Ford übernommen haben und nannte sie demnach „Torino Red“.
Die American Standard Stratocaster wurde in dieser Farbe nur von 1987 bis Juni 1989 lackiert. Es folgte ab Juli 1989 „Frost Red“.
Sound:
Der Grundsound (unverstärkt) der Gitarre ist ausgewogen, eigentlich so, wie man sich eine Strat vorstellt. Gutes Sustain, detailliert, nicht mumpfig, nix zu meckern.
Am Amp blüht der Neck-PU richtig auf. Diesen Sound mag ich. Recht bluesig. Gut im cleanen- und angezerrten Sound.
Der mittlere PU und der Bridge-PU sind Standard. Da macht man nix falsch. Sehr gut finde ich die Position 2 (Neck- und Middle PU). Das ist schon sehr SRV like, wenn er clean spielt. Durch den TBX geht es noch crisper, man hört förmlich das „Quietschen“ der Bundstäbchen und das Reiben der Finger auf dem Griffbrett….… In Position 4 (Middle- und Bridge PU) ist einem der Knopfler Sound gewiss. Auch hier kann man sehr schön den Ton nochmal mit dem TBX „puschen“.
Aber nochmal: Es hängt doch sehr deutlich davon ab, was nach der Gitarre noch so kommt. Ich rede in diesem Falle von Gitarre => Kabel => Fender Princeton Reverb (alter Silverface von 1971).
Wie oben beschrieben, am Jim Kelley Reverb Amp (Version von 1981) ist der Effekt des TBX weniger ausgeprägt vorhanden. Gelesen habe ich, dass der Effekt am Marshall mit 4x12er enttäuschend sein soll.
Im nächsten Video werde ich die Gitarre zum Einsatz bringen. Mal sehen, wie es sich mit dem Kemper verhält…..
Fazit:
Ein gelungenes come back von Fender „Made in USA“. Top Verarbeitung, gut umgesetzte Innovationen, schöner Strat-Sound, gepaart mit einem attraktiven Preis.
Dieses Modell hat sicher mitgeholfen, Fender nach der CBS-Zeit neu zu etablieren.
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