Hallo,
Vor einigen Monaten hatte ich Max Weber aufgrund eines Posts bei Bassic gefragt, ob er mir einen Mywatt 400 bauen könnte. Er antwortete sofort, bat um Konversation per Email und machte mir das Sonderangebot, mir für 1100€ einen 400er zu bauen (kostet sonst 1800€). Aufgrund der Coronoa-Situation, die mich wirtschaftlich relativ verschont hat, machte ich ihm das Gegenangebot, ihm 1300€ zu zahlen, was er akzeptierte.
Nach ein paar mal Nachfragen kam dann ein roter Mywatt 400 bei mir an (das Tolex hatte ich mir gewünscht und extra bezahlt).
Auf den ersten Blick fiel die ungenaue Tolexverarbeitung auf, Max hatte mich aber vorgewarnt, das könne er nicht so gut. Ist ja auch hier im Forum schon Thema gewesen, sei es drum.
Wie es meine Art ist, messe ich die Amps immer einmal durch und schaue mir an, wie sie funktionieren. Also den Mywatt angeschmissen, alle sechs 6550 glühen, die Vorstufenröhren auch, Stand By ausgeschaltet und gemessen. Totale Ernüchterung: Nach meiner Methode (Beginn der Einstauchung des Endstufensignals an einem dicken Lastwiderstand) habe ich knapp über 22V RMS gemessen. Das sind ca. 120W, darüber harte Begrenzung.
Daraufhin habe ich ihn aufgemacht und war geschockt. Dazu ein paar Fotos:
Das Chassis hatte nur 4 Löcher für Endstufenröhren, da hat Herr Weber dann mal zwei weitere "eingebaut". Scharfkantig, viel zu geringer Abstand der Hochvoltleitungen zum Chassis, alles irgendwie verdreckt.
Den Netztrafo hat er so eingebaut:
Kabel wurden, statt mit Kabelbindern oder ähnlich, mit Klebemasse befestigt, Hochlastwiderstände liegen nicht fixiert herum:
Und die 230V-Anschlüsse noch mal kurz warm zu machen, damit sie schrumpfen, war auch nicht mehr drin:
Alle sechs Bananenbuchsen, die dem BIAS-Abgleich dienen, sind lose, lassen sich frei drehen, nur ein Frage der Zeit, bis die Muttern nach hinten rutschen und ggf. Kurzschlüsse machen:
Eine Rechnung habe ich trotz mehrfacher Aufforderung nicht erhalten. Eine Rückgabe schloß Herr Weber aus, er sei Rentner und könne das Geld nicht zurückzahlen. Der Mailverkehr ist von mir archiviert.
Nach vielen Irrungen und Wirrungen, Telefonaten, Drohungen mit Anwalt etc. reparierte Herr Weber den Amp, er kam nach mehreren Monaten (!) so wieder bei mir an (gestern habe ich ihn wieder angefasst, durchgemessen und fotografiert):
Neben der tollen Tolex-Verarbeitung fällt der schiefe Trafo auf. Da hat DHL offensichtlich ganze Arbeit geleistet, das sieht nach Transportschaden aus. Angeblich lag die Minderleistung an einem defekten Impedanzwahlschalter, den er getauscht hat.
Beim Ausbauen des Chassis fiel auf, dass eine Chassis-Mutter nicht mehr am Metall festsitzt:
Wie ich das löse, weiss ich noch nicht.
Ich wollte ihn noch mal durchmessen, leider passten meine SpeakOn-Stecker nicht mehr in die eingebauten Buchsen. Da ich, zumindestens für Messungen, sowieso die grünen Kombi-SpeakOn/Klinken-Buchsen von Neutrik einbauen wollte, habe ich mir die Ecke etwas genauer angesehen.
An der oberen/rechten Buchse ist der Masse-Draht gar nicht mit der Buchse verlötet! Ich bin nur etwas mit dem Schraubendreher gegen den Draht gekommen, da entstand dieser Spalt. Der massive Kupferdraht ist auch gar nicht verzinnt, wie man sieht. Hat der AT deshalb einen Schaden? Der Amp muss ja auch im Leerlauf gelaufen sein, ein guter Kontakt war das nicht.
So sieht der Amp in dieser Ecke bei näherem Hinsehen aus (der Rest ähnlich):
Die Masseleitung lag auf 1+ und der Ausgang vom AT/Impedanzschalter auf 1- der SpeakOn-Buchsen!! Das bedeutet, dass am Gehäuse eines Klinkensteckers, wenn man eine Box mit Klinkeneingang an die SpeakOn anschliesst, das volle Ausgangssignal anliegt!
Es ist sicherlich gefährlich, wenn an einem berührbaren Metall-Teil einer Lautsprecherleitung bis zu 80 V des 16 Ohm-Ausganges anliegen können!
Gemessen am 4 Ohm Ausgang und 4 Ohm Lastwiderstand bringt der Amp nun 19 V, das sind ca. 90 W, wie mein alter Dynacord Eminent II. Erwarten würde ich 35-40V. Der AT scheint einen falschen Raa zu haben. Wenn ich am 4 Ohm-Ausgang einen 8 Ohm-Lastwiderstand anschliesse, kommen statt 80 W ca. 120 W raus. Das spricht für eine ordentliche Fehlanpassung und kann die Minderleistung erklären.
Im gleichen Thread bei bassic.de offenbarte ein Member, vor kurzem einen Mywatt 50 neu bei Max Weber gekauft zu haben, der ebenfalls schlecht verarbeitet ist, brummt und rauscht und nicht zu gebrauchen ist.
Möge jeder seine Schlüsse ziehen...
So long
Chr.