Was glaubt ihr? Bin ich einfach unfähig oder habe ich falsche Vorstellungen?
Ich denke, deine Ansprüche passen nicht mit den Möglichkeiten des Equipments zusammen. Dein Urteil ("kratzig") kann ich in gewissem Maße nachvollziehen. Als ich das Iridium mit meinen InEars (Sennheiser IE 400 Pro) getestet habe, war mein Eindruck ganz ähnlich. Der Clean-Amp klang super, aber sobald Verzerrung dazu kam, wurde es eher unschön und etwas dünn. Im Grunde war das genau gegensätzlich zu den Erwartungen, die ich durch diverse Demos gewonnen hatte. Dazu sei erwähnt, dass die InEars eher auf der höhenbetonten Seite liegen. Mit den direkten Reglern lässt sich das auch nicht beheben. Man müsste dazu vermutlich mit anderen Impulsantworten für die Lautsprechersimulation arbeiten. Das ist beim Iridium möglich, artet dann aber schnell in sehr viel Rumprobieren aus.
Mit dem Simplifier habe ich weniger Erfahrung, ein Kollege hat den und wir haben mal zusammen ein bisschen dran rumgeschraubt. Mein Eindruck ist, dass auf Grund der rein analogen Technik zwar alles recht einfach zu bedienen ist, aber dadurch auch keine großen Soundveränderungen drin sind. Wenn dir also der Grundsound nicht passt, hast du wenig bis keine Möglichkeiten, ihn drastisch zu verändern.
Aus meiner Sicht ist gerade über InEar die Lautsprechersimulation der entscheidende Faktor für das Klangempfinden. Es gibt eine große Anzahl an Nutzer*innen, die mit den Boardmitteln von Iridium und Co. wunderbar zurechtkommen. Es gibt aber auch einige, die damit nicht glücklich werden. Wenn das der Fall ist, dann muss man tiefer in die Parameter einsteigen, sofern möglich. Ich habe mich aus diesem Grund für eine Modelling-Lösung entschieden, bei der ich wesentlich mehr Parameter der Lautsprechersimulation beeinflussen kann. Das muss man aber auch wollen und bedienen können, ansonsten wird das Probieren schnell endlos.
Der zweite, schon angesprochene Punkt ist der richtige Hall. E-Gitarre trocken über Kopfhörer klingt meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend. Auch hier bewegt man sich schnell im Dilemma zwischen einfacher Einstellbarkeit, die dann entweder passt oder halt nicht und quasi endlosen Parametern, die man beherrschen muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Was gäbe es für eine Alternative? Ein Amp kommt Lautstärke technisch nicht in Frage. Ich wohne im Mehrparteienhaus. Und recording sollte möglich sein.
Wenn du auch mit einem Kemper nicht vollständig glücklich geworden bist, bleibt aus meiner Sicht nur noch die Option echter Amp plus LoadBox mit guter Lautsprechersimulation. Aus eigener Erfahrung kann ich das UA Ox sehr empfehlen. Aber das ist natürlich preislich eine ganz andere Liga.
Ansonsten könntest du noch den neuen UA-Pedalen (Dream, Ruby, Woodrow) eine Chance geben. Allerdings scheint es mir, dass du daran den Kopfhörer nicht direkt anschließen kannst, du brauchst also noch einen Kopfhörerverstärker oder Interface mit Kopfhörerausgang.