Nun: klar hört man diese Unterschiede!
Und das ist doch toll!
Sofern diese bewusst sind, kann man doch genau diese Unterschiede als Spieler/ Arrangeur beachten und bewusst einsetzen, wo immer möglich.
Aber Abstellen/ Beseitigen/Begradigen/Egalisieren?
-> Dann aber alle akustischen Instrumente auf den Scheiterhaufen und synthetische Musik gemacht..
Hier habe ich den Eindruck dass hier zwei grundsätzliche Dinge miteinander verwechselt werden!
Das eine ist, welchen Klang das Instrument abgibt. Also z.B. ob der 8´Chor über die gesamte Tonbreite ein gleiches Klangbild hat, oder ob die tiefen Töne eher ein Klangchrarakter haben, der einem Cello ähnelt, in den Mittenlagen nach Bratsche klingt und in den hohen Lagen den strahlenden Klang einer Violne hat.
Und der 16` knurriger erdiger als der 8`klingt.
Das sind Klangunterschiede die wünschenswert sind und die Sinn machen, dass danach gesucht wird und der Handwerksmeister versucht, die perfekt umzusetzen.
Und das andere ist, wenn im 8´ die unteren Töne etwas retardiert anlaufen, die e-Töne dumpf klingen, wie mit zugehaltener Nase gesungen, das folgende F offen und das G ein herrliches Tremolo mit der Oktave bildet, wenn man etwas Gas gibt, weil der Ton ziemlich stark wegdriftet im Gegensatz zum gekoppelten Ton, der hingegen tonstabil bleibt. ... Und im Mittenbereich die aufeinenanderfolgenden Töne der Tonleiter deutlich unterschiedlich ansprechen und entsprechend unterschiedlich früh oder spät einsetzen und lautstärkemäßig ungleich laufen.
Das möchte ich beim besten Willen nicht als "Klangcharakter bezeichen" - das sind in meine Augen und speziell Ohren ganz einfach technische Mängel!
Den Klangcharakter formen und individuell gestalten ist m.M.n ein erstrebenswertes Ziel, denn das nutzt das Potential des Akkordeons zur Klangformung aus und bereichert die Vielfalt.
Die völlige Ungleichheit einfach so belassen wie mans zusammengebracht hat mit dem Kommentar " iss halt so" und die Mängel hochhalten und als "individuellen Toncharakter darstellen, ist Kapitulation vor dem Gegner.
Ungleiche Ansprache, starke und ungleiche Tondrift... das kann man mechanisch beseitigen - diese Fehler kann man abstellen.
Dass mitunter das Abstellen eines Fehlerns bei gegebener Konstruktion nur mit klanglichen Veränderungen zu erreichen ist, habe ich ja schon mehrfach erwähnt - und da kann es durchaus sein, dass man an einen Punkt kommt, dass man abwägen muss, ob man diesen Klangcharakter beibehalten will und dann mit gewissen Mängeln der Klangkonstanz leben muss.
So hat man sich bei der Morino der M serie dafür entschieden den etwas knurrigen Charakter zu lassen und den Mangel hinzunehmen, dass zwischen Ganz und Halbtönen ein deutlicher Unterschied hörbar ist, der damit klanglich eine gewisse Unruhe ins Spiel bringt.
Bei der Dineta hingegen hat man sich dafür entschieden das eher ausgleichen zu wollen dass diese Unterschiede egalisiert sind und hat dafür einen anderen Klangcharakter erhalten als bei der Morino der M Serie. Das ist jetzt ganz einfach eine Frage der Priorisierung.
Soweit ich das mitbekommen habe, sind sich Akkordeonbauer dessen sehr bewusst.
Da würde ich mal sagen: Naja... Diese edlen Handwerkskünstler sind nach wie vor vor allem ausgebildete Handwerker und weniger ausgebildete Akustiker. Und wenn man jetzt zu den Handwerkünstlern hinginge und sagen würde: bau mir in die Kiste einen Chor , der wie ein Cembablo klingt, dann würden einen die aller-, allermeisten mit ganz großen Augen stumm anschauen... weil se ganz einfach selber nicht wissen, an welchen Stellschrauben man drehen muss um einen Klangcharakter bewusst zu verändern!
Die meisten sehr gut klingenden Akkordeons sind keine gezielte Entwicklung , sondern das Ergebnis einer längeren Evolution deren stetige kleine baulichen Veränderungen im Endeffekt den vorgefundenen Klang ergeben haben.
Alle Akkordeonbauer , die ich kenne sind sehr gut ausgebildet in mechanisch kniffligen Fragen, a la wie schaffe ich so und soviel Töne in bekanntem Bauraum unterzubringen, oder wie schaffe ich es noch einen 3. Chor ins Cassotto zu bauen, oder eine Oktavkoppel zu erfinden. Aber ich kenne keinen (jedenfalls nicht persönlich bekannt) der weiß wie man den Aufbau gezielt verändern muss, um ein Register mehr nach Oboe, Klarinette, Flöte oder Panflöte oder mehr nach Geige klingen zulassen.
Ich glaube, daß es ein großes Publikum mit gutem Gehör und mukilasischer Bildung, und großem Interesse auch am Akkordeon, gibt. Wie will man dem mit der Einstellung gerecht werden?
Da gibt es aber auch eine Klientel wo sich mir die Nackenhaare sträuben - es finden sich in diesen "gut gebildeten Kreisen" auch die, die nach jedem Haar im Suppenkessel buchstäblich suchen , um dieses dann ganz groß aufzubauschen. Ich habe es selber oft genug erlebt, wie diese Kenner der Materie einen Pianisten buchstäblich zerfetzt hatten, weil er es gewagt hatte zwei Akkorde in einer 20 minütigen Sonate falsch zu greifen.
Das Streben nach Perfektion ist das eine - und das andere ist die Toleranz gegenüber gewissen Imperfektionen bei Livevorträgen, die bei solchen Gelegenheiten auch einfach dazugehören und dann vom Publikum auch hingenommen werden sollten.
So extrem genaue, ja eigentlich schon pingelige Menschen, denen kann ich nur dazu raten,
nicht in ein Akkordeonkonzert zu gehen... Denn alle Saiteninstrumente werden direkt vor dem Konzert und mitunter auch zwischendurch gestimmt und nachgestimmt. Die Bläser können während Spiels den Ton in der Höhe korrigieren und anpassen, dem Pianisten wird vor Konzertbeginn der bereitgestellte Flügel vom Klavierstimmer perfekt gestimmt... ...und der Akkordeonist bringt sein Instrument mit, das er vemutlich das letzte Mal vor mindestens einem Jahr zum letzten Mal beim Stimmer hatte... Da brauch ich nicht viele Finger an der Hand um auszählen zu können, wie wahrscheinlich das Akkordeon nicht perfekt gestimmt ist! ... und die baulichen "Mängel" kommen dann ja noch on Top dazu!
Um nicht falsch verstanden zu werden:
Meine Instrumente sind zwar gut gepflegt, aber dennoch nicht perfekt und haben ihre diversen"Macken"... mit denen ich lebe und leben muss und versuche mich damit zu arrangieren, so gut es geht.. meist stört mich das nicht.. aber manchmal nervt s mich dann halt schon auch .. und dann habe ich volles Verständnis für die Personen, denen diese starken Streuungen ein Dorn im Ohr sind.