Das Wirtshaus

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Nein nicht @Balgseeles Wirtshäusel, sondern aus relativ aktuellem Anlass Schuberts raabenschwarzes Stück.
Mein geliebter Lehrer-Vater Eduard Wall ist vor einigen Wochen gestorben.
Auf seiner Beerdigung hatte ich allerdings seine Wunschstücke gespielt. Bach.
Die wirklich weitreichende Geschichte unserer Beziehung und sein relativ plötzlicher Tod ist sehr lang und persönlich und wahrscheinlich greife ich es nochmal gesondert auf.

Der Schubert hat damit eigentlich wenig zu tun, aber es passt in die Stimmung zur Zeit.
Wir hatten dieses Jahr Anfang März eine Aufführung der Winterreise im Gewandhaus. Dieses Stück war in unserer Fassung für Chor und Akkordeon allerdings rein vocal geblieben und deshalb ist es nur recht und billig, dass ich es nun privat auch ohne Solist und ohne Chor spiele.

Zudem gibt es ein Vergleichsvideo einer Kollegin. Mich hat einfach interessiert, wie es sich anfühlt dieses Stück zu spielen und ich wollte voller, dunkler, düsterer und emotional tiefer klingen.
Vielleicht wird es aber auch nur als mumpfig empfunden. Feedback ist hoch willkommen.

Nachdem ich das Stück jetzt hier im Ratespiel1 und Ratespiel 2 mehr oder weniger durch den Kakao gezogen habe würde mich von Euch außerdem sehr interessieren, ob ihr es von mir überhaupt noch glaubwürdig findet. Natürlich ist es im Moment wirklich ernst für mich, genau wie (zumindest mir) die Spaßversionen wirklich Laune gemacht haben. Aber geht das wenn auch in zeitlichem Abstand von ein und der selben Person irgendwie zusammen?

Bei der Toccata dm in D Dur habe ich keine Skrupel, aber hier ist es schon pietätlos.
Es ist für mich schwer, da eine klare Grenze zu finden und ähnelt irgendwie der Situation von Politikern: Eigentlich sollten sie Prinzipien haben, andererseits muss die Meinung auch flexibel mit der Zeit gehen. Ja was denn nun?

Na – ich komme ins Schwafeln - wäre schön wenn ihr etwas dazu beitragt. Danke fürs Anschauen - auch wenn es nicht jedermanns Sache ist.

 
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Hallo Uwe,
ich kannte das Stück bisher nicht, aber mich hat Deine Interpretation sehr berührt. Irgendwie wie "das Licht am Ende des Tunnels"
Bravo!
 
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Das ist ganz grosses Theater, Uwe.
Ich bin... weiss gar nicht, was ich sagen soll. (Und das kommt selten vor.)
Das Stück ist so authentisch und echt, dass du den Bildkanal gar nicht brauchst.
Ich glaube dir, was du spielst, und lasse mich gern von dir führen. Es ist, als ob du mich mitnimmst und mich woanders wieder absetzt.
Chapeau! Axel

- Besserwissermodus ein -
Die Grösse eines Künstlers misst sich nicht primär daran, dass er "lustig" oder "tragisch" ist. Das Wesen der Kunst ist es, zu berühren und die jeweilige Aussage und Stimmung eines Stückes durch grosse emotionale Tiefe und exzellente Beherrschung des Instruments und seiner Möglichkeiten auf den Hörer zu übertragen.
Die Grösse eines Künstlers entsteht, indem er daraus grosses Theater macht.
- Besserwissermodus aus -

... und natürlich ist dies nur eine Definition von vielen ...
 
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Dank Dir für den schönen und bewegenden Moment , Uwe !
Deine Bedenken sind alle unberechtigt, man ist sofort bei Dir und wird unvermittelt mitgenommen
in Deine sehr persönliche dunkle Gefühlslage . Das Akkordeon trägt diese emotionale Tiefe ,
machmal bricht der Ton leicht weg und wenn man die Augen schließt , möchte man sich gleich erheben
um sich diesem imaginären Trauerchor mit bebender Stimme anzuschließen !

Ludger
 
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Vor allem der Text hat mir geholfen, das Lied und deine Spielweise zu verstehen. Eine Texteinblendung in Form kompletter Vierzeiler wäre sinnvoll. Die Bilder fand ich eher nervig.
Klar ist Youtube vor allem für die einfachen Gemüter. Von daher sind wir keine typischen Hörer. Dein Einwand ist durchaus berechtigt.

Dein Lied wird heute in der Endlosschlaufe laufen. Es gefällt mir so gut, dass ich dasselbe Lied, gesungen mit dem Belcanto und Vibrato eines Tenors, inzwischen als weniger glaubhaft empfinde.
Uwe gegen Brendel, Fischer-Dieskau & Konsorten: 1:0.
Rein aus Interesse: du hast transponiert, richtig? Ist die Tonhöhenmodulation bei 2:30 durch Bending oder digital entstanden?
 
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Titel "Wirtshaus"
da wäre es vielleicht taktisch klüger gewesen, den Clip nicht nur "Wirtshaus", sondern z.B. "Winterreise (Schubert) - Wirtshaus" zu nennen. Dann weiß auch ein Unbedarfter, dass er keine Walzerseligkeit zu erwarten hat.

Meine Aussage,
Selbst den Liedtext hätte ich weggelassen
nehme ich zurück, der stört nicht und hilft wahrscheinlich vielen.
 
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:biggrinB: Wow - da hört aber jemand genau hin!! Toll!!!

Also ursprünglich ist es für Tenor geschrieben, wir hatten aber einen Bariton und einige Lieder sind dann tiefer.
Und ich empfinde Es Dur auch von der Farbe her tatsächlich passender, es hat so etwas Friedliches.

Die Tonhöhenmodulation ist kombiniert. Basisbreite und Reverb wechseln mit Chor/Solitst Parts und mit der Dramatik.
Der Chorus ist hauptsächlich durch halbgedrückte Register hervorgerufen, bei dem der eine Chor stabil Luft bekommt und stabil intoniert, der andere nur so ein wenig Luft bekommt und entweder garnicht, gerade oder verstimmt klingt.

An manchen Stellen (2:30) habe ich aber auch am Azimuth Regler einer Bandsimulation gedreht. Das klingt über Kopfhörer super, ich habe mich aber schon geärgert, weil es über Handy doch recht künstlich klingt. Aber mir ist es manchmal total wichtig, Modulationen und Leben rein zu bekommen, auch wenn es künstliches Leben ist.


@polifonico - eigene Filmerei werde ich das nächste mal machen - dieses Bilderfastfood ist leider einfach so bequem und man muss aus Zeitmangel nehmen was man kriegt.

Den Titel "auszublenden" halte ich allerdings für keine gute Idee.
Ohne den Text hätte ich es selbst nicht so gespielt! Der macht eine Menge aus, gibt quasi die Interpretation vor!
 
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Ja, die Transposition ist ein weiterer Genistreich.
Ich kann über das Klangideal des Romantikers nur mutmassen, für den vielleicht damals der hohe, stark modulierenden Tenor als Ausdruck grosser Gefühlstiefe, gepaart mit emotionaler Beeinflussbarkeit und unstetigem Wesen galt - Schubert in seinen letzten, syphilitischen Jahren. Du hast das Lied durch Es-Dur in unsere modernen Hörgewohnheiten übersetzt. Und die Modulationen sind das Tüpfelchen auf dem "i".
Nochmal Chapeau und Dank! Axel
 
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Meine Antwort stelle ich bewusst in diesen Thread ein, da es nicht um Musik und Video allgemein geht, sondern sich unmittelbar auf den Ursprungsbeitrag von @Klangbutter - und zwar Musik mit Video. Das ist an dieser Stelle m.E. nicht zu trennen.

Meine Einschätzung ist an dieser Stelle komplett anders, als von den meisten Mitforisten.

Ich finde die musikalische Interpretation zusammen mit dem ersten/ursprünglichen Video sehr, sehr gelungen!

Zweieinhalb Gründe zu meiner positiven Einschätzung:
Erster Grund: Diese Art ist für dich Uwe sehr authentisch; als exzellenter Musiker, der nicht nur Stücke nachspielt, sondern gestaltet, oft kreativ, im besten Sinne etwas verrückt, ein Künstler durch und durch, der auch sein Empfinden einbringt.
(Und hier wundert es mich, dass das angesichts der Diskussion neulich zu Auftritten ( https://www.musiker-board.de/thread...r-auftrittsknigge-fuer-akkordeonisten.732039/ ) hier nicht mehr Anklang findet)

Anderthalbter Grund: In der Breite der Art von Musikvideos ist ein Stil der vorkommt - vielleicht sind Musikvideos für viele Akkordeonisten weniger geläufig?!?
Das zeigt mir das hier:
Klar ist Youtube vor allem für die einfachen Gemüter. Von daher sind wir keine typischen Hörer.
Zweiter Satz: Ja. (aber leider nicht, weil wir so viel geschulter wären) Erster Satz: Das ist viel zu pauschal. YT ist ein Medium mit einer enormen Bandbreite an Niveau.

Zweiter Grund: Meine fachliche Einschätzung.
Nicht aus fachlicher Sicht, was Foto und Video angeht, da bin ich im Gegensatz zu @polifonico und anderen Laie (Soviel weiß ich immerhin: "Hin- und Hergezoome" und Schwenks gehen meistens daneben und wirken laienhaft, manches Amateur-Video würde ohne sowas schon professioneller wirken. Zudem gibt das oft die Technik nicht her, da zu leicht für ruhige Bewegungen und viele Zoomobjektive nicht genügend ruckelfrei laufen. Das ist auch das einzige, was mir in dem Video auffällt, dass beim rauszoomen von Uwe das Bild etwas ruckelt; das ist aber m.E. zu verschmerzen.)

Fachliche Einschätzung bezieht sich darauf, dass ich im Schnitt drei (kirchliche) Beerdigungen im Monat halte und dazu die Trauergespräche führe.
Die Musik mit dem Text und dem Video trifft das, was ich bei vielen Trauernden, Trauerprozessen und Trauerfeiern mit Beisetzungen erlebe. Das Leben ist so bunt, konkret und greifbar und vergeht im nächsten Moment, nicht festzuhalten.
Noch vielmehr die Trauer - Endültiges fliegt vorüber, Zeit nehmen für Entscheidungen, Abschied gestalten - und doch ist da keine Zeit, kaum vorbereitet, äußerlich - innerlich, ist alles schon vorüber. Kaum beim Bestatter, kaum beim Pastor, noch nicht im Gespräch angekommen, geht es vom Friedhof schon zurück nach der Trauerfeier.
Eindrücke - viel zu viele Eindrücke für die wenigen Augenblicke - blieben, werden stärker, verblassen, vermischen sich.
Trauer, Tod, Abschied - so wenig greifbar wie das Leben. Was ist mit dem Verstorbenen geworden - wo ist sein Platz, gibt es da noch einen Platz? Was ist mit uns, den Hinterbliebenen?
Der Friedhof - ein Ort in Stein gehauen, so endgültig, so beständig, besteht Jahrzehnte, Jahrhunderte und doch zerrinnt dort alles, mal schneller, mal langsamer.

Und genau das, diese starken Eindrücke, die beeindrucken und doch nur von kurzer Dauer sind, spiegelt das Video in Verbindung mit Text und Musik wider.
U.a. fand ich die Szene sehr passend, in der du die vielen Kreuze einblendest, als es im Text ist heißt "Sind denn in diesem Hause Die Kammern all’ besetzt?" Dazu die Lichteindrücke: Nacht, Schatten, Sonnenstrahlen, Dunkelheit, Wolken, Nebel, der sich lichtet, reale Farben, dabei so unwirklich.

Würde ich ein Trauerhaus, einen Trauergarten, eine Trauerausstellung oder Kunstausstellung zum Thema Tod, Sterben und Abschied gestalten, könnte ich mir genau so ein Musikvideo als Installation in einem kleinen Raum vorstellen.


Gruß, Tobias
 
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Die Stelle mit den Kriegsgräbern war genau so gedacht. Alles voll, Du darfst nicht sterben.

Der Zoom... ja gut, sieht billig aus,
Aber irgendwie musste ich weg.
Ausblendungen gab es schon genug.

Aber es stimmt schon, sieht albern aus.

Bei diesem Thema muss man da besonders sensibel sein.
Auch beim Abendsegen zoome ich mich am Ende weg...
Wahrscheinlich ähnlich ungeschickt.
Aber mir fällt nix besseres ein...

Danke @Tobias R.
Gut zu wissen, dass es doch eine Geschmacksfrage ist und kein absoluter Fehltritt.
 
Oh, das muss ich noch richtig stellen:

Die Bemerkung auf den Zoom war nur darauf bezogen, dass mir bekannt, dass dieser leider viel versauen kann - kann; aber keine Regel ohne Ausnahme (oh - was für ein Satz)

Bezogen auf dein Video hier passt das Zoomen aber inhaltlich und von der Machart her gut. Denn das drückt genau das aus, dass man in solchen Momenten nah dran ist und im nächsten Augenblick weit weg.
 
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Ich finde das Stück toll gespielt. Sehr tief gehend, sehr eingehend, sehr berührend.
Das Einzige was mich stört am Video sind die immer wieder kehrenden Spiegelungen deiner Brille. Die Texteinblendungen fand ich gut, da ich das Stück nicht kannte.
 
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Ich habe mir das Stück heute noch einmal angehört. Vor ein paar Monaten ist ein guter Freund jung verstorben, Dein Stück ist traurig und doch tröstlich. Danke fürs Veröffentlichen. Es ist eine sehr berührende Interpretation.
 
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Oh, das rührt mich auch.


Am 6.12. spielen wir das ganze Werk in Leipzig mit Bariton und Chor.
Eine "CD Release Party"
Das Wirtshaus ist im Zyklus ein reines Chorstück geblieben.
Deshalb sollte es auch für Akk solo verfügbar sein.

Alles Liebe!
 
Das klingt interessant. Ist das öffentlich?

Ich selbst schaffe es an dem Tag wahrscheinlich nicht, aber dann könnte ich ein-zwei Bekannten Bescheid geben.
 
Schon öffentlich, aber bereits überfüllt. Wir kommen im Frühjahr aber auch nach Monheim.
 
Hier gibts alle Infos, außer, dass da Akkordeon dabei ist... :rolleyes:
 

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