Text und Notenzuordnung beim Blues

  • Ersteller Blueshunter
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Hätte er etwa zugeben sollen "sorry, aber ich kanns nicht besser"?
konnte er nicht, wollte er nicht, oder warf es ihm ganz einfach wurscht?

Genau genommen ist es bei einem aufgeschriebene Text nicht anders. Da stehen auch nur die Worte, aber nicht deren Sinn, Bedeutung, Betonung, etc.
stimmt.
guter vergleich.
bei einem gedicht ist das metrum ja auch vorgegeben, trotzdem trägt jeder es anders vor.
 
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Habe mir etliche gute Tabulaturen der Bluesklassiker (Blind Lemon, Big Bill Broonzy , Lightning Hopkins ....)
besorgt und in die gängigen Editoren (Tabledit, Musescore, Guitar Pro ...) eingetippt.
Im Moment versuche ich den Backwater-Blues (The mean Twister) von Lightning Hopkins zu erarbeiten. Da kann man nicht auf jede Note oder jeden rhythmischen Schlag eine Textsilbe setzen. Manchmal habe ich für eine Textpassage einen ganzen Takt "verbraucht", stelle aber fest dass Lightning mit dem Singen der Passage schon nach einem halben Takt fertig ist. Das kann auch umgekehrt laufen.
Ich behaupte mal ganz frech, daß man das alles Ton für Ton aufschreiben kann. :evil: Ob das sinnvoll ist, um so einen Song zu erlernen, ist eine andere Frage. Zu Studien- und Übungszwecken ist es auf jeden Fall sinnvoll, so etwas mal zu transkribieren.

Aber zuerst muß man die Eckdaten klären:

  1. Geht es um diesen Song?



  2. Welche Tabulatur hast Du? Kannst Du mal einen Ausschnitt davon hier posten? Möglichst den 2. Chorus, wo er mit dem Gesang beginnt.

  3. Gibt es irgendwo die richtigen Lyrics?

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hallo alle Interessierten.
Zunächst einmal bin ich begeistert, dass so viele Beträge zum Thema Bluesgesang und Notation
eingegangen sind. Ich hab mir vieles von dem was geschrieben wurde schon immer gedacht. Es gibt mir trotzdem Sicherheit wenn ich das auch von anderen lese und höre.
Speziell zum Backwater-Blues (the mean old twister) von Lightning Hopkins: Ich habe mir die Lektionen von Tom Feldmann gekauft und arbeite damit. Er macht das sehr gut was die Gitarrentechnik und den musikalischen Aufbau des Songs angeht. Aber wie viele viele Autoren verliert er kein Wort über den Gesang. Natürlich habe ich mir die Originalaufnahme angehört. Damit alle wissen, was gemeint ist, hänge ich den Text und eine Tabulaturpassage an diese Nachricht. Die Zuordnung von Noten und Textsilben hat mich schon
eine Weile beschäftigt. Aber das ist ja der Grund weshalb ich diese Thema zur Diskussion gestellt habe. Ich glaube, dass ich mich tatsächlich von einigem Notationsballast trennen sollte, wie es verschiedene Beitragsteilnehmer vorgeschlagen haben. Dennoch glaube ich dass dieses Thema noch heiß ist.

Danke an alle
Werner
 

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Ich habe mir die Lektionen von Tom Feldmann gekauft und arbeite damit.
Ich habe das vor allem deshalb gefragt, weil ich wissen wollte, ob in der Tabulatur die Taktwechsel eingezeichnet sind.

Ich beziehe mich hier auf die oben gepostete Youtube-Version und nehme den Chorus, der in den Lyrics als Chorus 2 markiert ist, also der mit dem Text: "I was sitting in my kitchen." Er beginnt bei 0:29. Der Chorus 1 scheint da zu fehlen.



In diesem Chorus befinden sich jede Menge Taktwechsel, 5/4, 2/4 und 4/4-Takte kommen vor. Die muß man zunächst mal auf dem Schirm haben, wenn man transkribieren will.

|5/4 E |2/4 A |5/4 E |4/4 E |
| A | A E | E | E |
| B7 |2/4 C7 |4/4 E | E |

Ich habe jetzt mal eine Zeile aufgeschrieben, nur damit man mal sieht, wie das aussehen würde. Das ist eine Fleißarbeit, und zu mehr fehlt mir die Zeit. Ich habe allerdings erst nach dem Transkribieren festgestellt, daß Tom Feldman die 12/8-Notation verwendet. Ich habe die 4/4-Notation gewählt und Swing drüber geschrieben. Muß man sich dann halt entsprechend umdenken. Wobei das mit dem Swing beim Gesang in diesem kurzen Ausschnitt mehr oder weniger vernachlässigt werden kann.

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Viele Grüße,
McCoy
 
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... wenn man schon keine exakte Zuordnung von Text und Noten angeben kann ...
Die Schwierigkeit liegt oft im melismatischen Gesang (ein Vokal geht über mehrere Noten) oder dem Gegenteil, auf einer Note liegen mehrere Vokale.
Zunächst muss die Melodie, wie hier von den Kollegen schon mehrfach erwähnt, auf das Notwendigste reduziert werden. Dann musst Du Dir Stück für Stück Schwerpunkte in der Melodie suchen und Dir merken welcher Vokal auf diesen Downbeat (Schwerpunkt) fällt um dann die vorangegangene Anzahl der Vokale auf die vorangegangenen Noten zu beziehen. Unter anderem ist dann auch Rückwärtsdenken angesagt.


Beim Raushören von portugisischen Texten habe ich so manche Zeit verbracht bis alles irgendwie stimmig war. ;-)

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Beim Raushören von portugisischen Texten habe ich so manche Zeit verbracht bis alles irgendwie stimmig war. ;-)

Die italienische Sprache ist da auch nicht ohne - die strotzt nur so vor Melismen und es hat mich schon so manches Mal an den Rand der Verzweiflung gebracht, italienische Leadsheets zu erstellen.
Da bin ich ja froh, dass es anderen auch so geht. :)
 
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zum Thema Bluesgesang

Zum Thema Gesang ... hier 2x die selbe Person im selben Stück. Akustisch singt Eric vergleichsweise straight, in der elektrischen (und älteren) Version hingegen deutlich "freier". Ich poste es ...

a) damit man mal die Bandbreite hören kann ...
b) Ich teile mir mit meinem Sänger den Text (er ist auch hier im Thread) ... und am Anfang wollte er gerne mal meine Strophe singen, weil er dachte, von mir käme nix mehr :) (jeweils der zweite Teil eines "Textblocks")





Gruß
Martin
 
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Man darf getrost davon ausgehen, dass die "Väter des Blues" zumindest musikalische Analphabeten waren. Alles wurde durch Zuhören, Mit- und Nachspielen weitergegeben.
Das stimmt nur teilweise, und wird den "alten" Bluesern nicht gerecht. Leute wie Lonnie Johnson, "Georgia Tom" Dorsey, Tampa Red (und es gibt noch Weitere...) wussten sehr genau, was sie da taten, und waren auch in der Lage mit Notation umzugehen. Gilt ebenso für viele Vertreter des "Hot Jazz", irgendwie musste es in der Band ja zusammenlaufen. Will sagen - das sich hartnäckig haltende Bild vom ungebildeten Landstreicher-Blueser ist romantisch, aber viele waren halt doch Vollprofis. Blues ist nicht so einfach, wie er oft hingestellt wird. ;)

Auf der anderen Seite hast du natürlich vollkommen Recht, es gibt die Beispiele der "Analphabeten"! Gerade diejenigen, die akustischen "Country" Solo-Blues gespielt haben, waren eben wirklich sehr frei unterwegs. Blind Lemon ist wie genannt ein gutes Beispiel, aber auch der sehr fähige Robert Johnson hat mal 5 Viertel in einem Takt anstatt 4. In der Generation danach sind Lightnin' Hopkins und John Lee Hooker oder auch meinetwegen Mississippi Fred McDowell so Beispiele die sehr ihr "eigenes Ding" machen. Dann gibt es so Klassiker wie "Sittin' on Top Of the World" (9 Takte), Blues ohne Akkordwechsel, etc. - ich hatte das ja mal aufgeschrieben, Blues ist halt nicht "so" oder "so", da gibt es ein weites Spektrum.

Notation von Popsongs ist immer so eine Sache. Wenn zu meiner Schulzeit so ein Song wie "California Dreaming" im Musikunterricht angestimmt werden sollte, hat sich bei mir immer alles zusammengezogen - ich hatte die Versionen von den Mamas&Papas im Ohr, oder noch besser die geniale von Bobby Womack ... das ging nicht mit dem nach Notation gespielten "Beat", den der Musiklehrer vorgelegt und den die Noten vom Gesang verlangt haben. Findet sich heute nach wie vor bei Noten zu allen möglichen Pop-Songs ... die Gesangsnotation ist eine grobe Orientierung, mehr aber auch nicht.

Die Wissenschaft tut sich auch schwer - hier eine gute Abhandlung zu Geeshie Wiley, schaut mal auf Seite 118 wie man versucht hat sich der Gesangslinie zu "Last Kind Words Blues" zu nähern.

Jetzt kann man lange drüber streiten, ob es sinnvoll ist, den Gesangspart möglichst korrekt auszunotieren. Vielleicht gibt gewissen Leuten eine gewisse Orientierung, aber gerade beim Akustik-Blues ersetzt nichts das immerwährende Reinhören, Wiederhören und damit irgendwann Reinfühlen.

Zusammengefasst an den TE - JA es ist schwer, JA es ist oft nicht korrekt aufgeschrieben. Die Gegenfrage ist aber - was hast du davon, es möglichst genau zu notieren, bzw. was versprichst du dir davon?
Wenn es um besseres Verständnis bzw. Nachsingen geht... dann wage ich zu behaupten, dass nicht das Aufschreiben sondern das Mitsingen dich eher zum Ziel bringen.

Nachtrag - wo Nachfrage ist, da gibt's auch mehr. Bei "Robert Johnson - The New Transcriptions" ist die Gesangslinie halbwegs brauchbar ausnotiert:
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Schön. Und je exakter das notiert wurde (wie das einmal gesungen wurde), desto unleserlicher wird das dann.
Beim nächsten Mal müsste man hier und da ein 32-tel anders notieren ...
Dann doch lieber der Real-Book Ansatz, der weiter oben (#12) ja schon beschrieben wurde.
Ich würde es tatsächlich vereinfacht und auf Schlag notieren, der Rest ist Sache des Vortragenden.

Schlimmer sind tatsächlich spanische, portugiesische(brasilianische) Texte, bei denen Silben ganz komisch verteilt werden bzw. veschluckt oder rübergebunden werden. Das kostet manchmal richtig Zeit, den notierten Text singbar zu verteilen.
 
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Das stimmt nur teilweise, und wird den "alten" Bluesern nicht gerecht. Leute wie Lonnie Johnson, "Georgia Tom" Dorsey, Tampa Red (und es gibt noch Weitere...) wussten sehr genau, was sie da taten, und waren auch in der Lage mit Notation umzugehen.

Ich wollte auch niemandem zu nahe treten und auch (musikalischer) "Analphabet" war nicht abwertend gemeint.
Die Geschichte des Jazz/Blues ist lang und komplex und Blues ist nicht gleich Blues.

Meine Formulierung "Väter des Blues" war einerseits nicht politisch korrekt, weil ich die Mütter des Blues wieder mal völlig ignoriert habe und ich meinte auch eher die Anfangsphase - also den Gesang der Sklaven bei der Feldarbeit: da wurden garantiert nie Noten aufgeschrieben.


Und je exakter das notiert wurde (wie das einmal gesungen wurde), desto unleserlicher wird das dann.

Das ist der springende Punkt!
Und es geht nicht nur um Unleserlichkeit, sondern um den kursiven Einschub "wie das einmal gesungen wurde".
Denn beim nächsten Mal war es wieder leicht anders. Und beim übernächsten mal nochmal anders usw.

Kurzum: Noten entsprechen nicht dem Wesen des Blues, der auf Improvisation und auch bei "festen" Bestandteilen auf extrem freiem Vortrag beruht.

Noten können allenfalls eine Gedächtnisstütze sein, dann aber aus genannten Gründen nur ein einer Real-Book-Form, die nur den groben Rahmen vorgibt und nicht alles bis ins letzte i-Tüpfelchen festschreibt.
Oder eben als Einstiegshilfe für Schüler (m/w/d aller Altersklassen), die einen Zugang über Noten bevorzugen, weil sie nicht gelernt haben, nach Gehör zu spielen. Wobei der Blues dann doch ein perfekter Einstieg ins Spielen nach Gehör und Improvisieren wäre.

Viele Grüße
Torsten
 
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Noch ein Aspekt:

Es gibt ja so "Story Blues" mit Fokus auf eher Geschichten/Narrativ, und dann gibt es schon eher feststehende Nummern.

Nehmt mal "Baby Please Dont' Go"

Big Joe Williams im Jahr 1935 (!)


Lightnin' Hopkins in den 1960ern


Muddy Waters live 1976


Das sind 3 unterschiedliche Versionen, mit unterschiedlicher Instrumentalisierung, von unterschiedlichen Interpreten. Trotzdem gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten... und in der Summe dieser Versionen wird halt ein Schuh draus, indem man seine eigene Version davon strickt. Das ist bei sowas einfacher als z.B. bei John Lee Hooker mit "Hobo Blues"

 
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wenn man schon keine exakte Zuordnung von Text und Noten angeben kann und dies vielleicht auch nicht sinnvoll ist.
Die Silbe ist der Ton und die Note. Wenn man das trennt, wird natürlich auch die Notation nahezu unmöglich. Ich bin nun musiktheoretisch nicht so versiert, aber ich hab echt noch nie gehört, dass einer bei einer Gesangsmelodie die Silbe/das Wort von der Note abzieht. Ich weiß gar nicht, wie das geht. Aber wenn man es schafft, hat man sicher auch Probleme, die Einheit wieder zusammenzufügen.
Klar muss man manchmal schneller singen, Silben auslassen und manchmal ziehen usw. Aber das ändert ja nix daran, ein gesungener Ton ist ein gesungener Ton ist ein gesungener Ton.
 

In meiner Sognatur … Blues - Best Lick Used Extracted & Stolen …

Es soll sich also gegenseitig beerbt werden … und dann scheint die eigene Persönlichkeit in der Ausführung (Phrasierung, Betonung, Verzierung, Auflösung) durch …

Gruß
Martin
 
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Lieblungszitat mal wieder, Grußwort von Ron Carter zum New Vocal Real Book (legal) : "How great to see the original melodies and changes now. Good for beginners to play, as well as for those who have played this by ear (like yours truly!" ).
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Nein, die Silbe ist nicht immer der Ton und die Note. Es gibt syllabischen und melismatische Silbenzuordnung.
Beitrag automatisch zusammengefügt:
 
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Servus,

vielleicht hilft es ja noch jemandem weiter auf der Suche nach notiertem +TAB Blues mit Text und Begleitung bzw. Break .

Bosworth The Blues Bag


Autor: Happy Traum, Original aus 1968!!!, hier die deutsche Ausgabe.

M.M.n. was der TE anfangs gesucht hat.

Habe ich gestern zufällig bei meinem Ausflug zum T entdeckt. Mitgenommen. Gestern Abend damit angefangen (Good morning -, Boogie-Woogie- und Kansas City Blues) und für mich für gut befunden. Den Schwierigkeitsgrad würde ich von mittel auf leicht-mittel reduzieren. Mit den einfachen, offenen Standardakkorden ist hier schon viel machbar.

Interessanterweise war meine Ausgabe 1€ günstiger, aber auch 12 € halte ich für einen guten Preis. Insbesondere im Vergleich zu den anderen Angeboten, die ich dort in der Hand hatte.

Gruß hermanson
 

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