[Review] Funkmikro: t.bone free solo HT

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Ich mische derzeit relativ viele Veranstaltungen mit Livesound.
Auf diversen Veranstaltungen mit vielen Beteiligten wird immer wieder nach einem drahtlosen Mikrophon gefragt. Ich habe Zugriff auf relativ gute Funkstrecken, habe mich nun aber entschlossen, zusätzlich ein günstiges Funkmikro anzuschaffen. Für die gefürchteten Anlässe nach dem Motto "Oh, können wir schnell noch ..." ;) Da wollte ich zumindest eine Funkstrecke haben, die gut genug funktioniert, die aber nicht so weh tut, wenn das Mikro vom Notenständer fällt oder irgendwo verschwindet.

Mit Funkmikros habe ich generell nicht sonderlich gute Erfahrungen gemacht und ich nutze lieber Kabel. Selbst mittelgute Funken sind im Vergleich mit kabelgebundenen Mikros klanglich tendenziell immer etwas verhangen und je nach örtlichen Gegebenheiten störempfindlich. Erst die richtig guten (und teuren) Profifunken haben mir klanglich gefallen. Aber manchmal muß es eben ohne Kabel sein.
Insoweit waren meine Ansprüche an diese Funkstrecke nicht wirklich hoch: sie soll leicht handhabbar sein, passabel klingen und relativ günstig sein.

Meine Wahl fiel auf t.bone free solo. Mit einigen t.bone-Mikros habe ich durchaus gute Erfahrungen gesammelt, daher war mein Vertrauen relativ hoch.

tbone_free_solo_set.jpg

Foto mit 19-Zoll-Einbaurahmen und Shure SM58 als Größenvergleich. Das SM58 gehört nicht zum Lieferumfang :cool:


Spezifikationen

Frequenzbereich: 823 bis 832 MHz, die LTE-Mittenlücke. Dort sind typischerweise bis zu 8 Systeme gleichzeitig betreibbar, auch in vielen Ländern Europas.

Mikrophon:
  • Gewicht 400 g (mit 2 AA-Akkus)
  • Sendeleistung schaltbar zw. 5, 10 und 20 mW
  • Ein-/Ausschalter mit Mute-Funktion bei kurzem Antippen

Empfänger:
  • Breite 21,2 cm, mit Einbaurahmen für 19-Zoll-Rack
  • True diversity mit zwei Antennen
  • XLR- und unsymmetrischer Klinkenausgang
  • externes Netzteil
  • Anzeige des Batteriestands des Mikrophons
Sound

Klanglich schneidet das t.bone schlechter ab als Vergleichssysteme, ist aber passabel. Ich habe in einem halligen Raum getestet gegen eine Shure-Funke (SM58 Beta) und einem billigen t.bone MB85 Beta (ein 58-Beta-Clone für damals 39€).
Sowohl das Shure-Funkmikro als auch das billige Kabelmikro klingen freier und unverfärbter. Man kann das t.bone Funkmikro mit dem EQ etwas präsenter machen, dann ist es gut nutzbar. Es erfordert ein wenig mehr Einstellungsarbeit als die anderen Mikros, um im Vergleich nicht abzufallen.

Beim Sprechen ist ein leichtes Rauschen vernehmbar, immer nur, wenn Signal anliegt. Sonst scheint es gut weggefiltert zu werden. Bei lauten, mittelhohen Stimmen fällt es nicht auf. Bei leisen, tiefen Stimmen stört es ein wenig. Es ist eben immer ein leichtes Störsignal mit dabei.
Leider kenne ich das auch bei etwas teureren Systemen, Funkverbindungen sind nicht trivial. Gute Funken haben dieses Verhalten aber nicht.
Damit kann ich leben. Ansagen auf einem Openair-Gelände oder ähnliches sind auf jeden Fall gut machbar. Da ist typischerweise viel Hintergrundgeräusch.
Für eine anspruchsvollere Solodarbietung würde ich aber lieber eine bessere Funke nehmen.

Der eingebaute Ploppschutz ist schlechter als bei anderen Mikros. Beim Einsatz an der frischen Luft oder bei ungeübten Sprechern würde ich einen extra Schaumstoff drüberziehen. Zufälligerweise habe ich einen, der ziemlich gut paßt, ich habe aber keine Ahnung mehr, woher ich den habe.
Dafür ist die Empfindlichkeit von der Seite geringer. Das Mikro hat Nierencharakteristik, aber reinblasen von der Seite ist weniger problematisch als z.B. beim klassischen SM58.
Handgeräusche finde ich angenehm gering, da gibt es schlechtere Kandidaten.

Eine ausgeprägte Neigung zu Feeback konnte ich nicht feststellen. Durch die etwas mangelnde Präsenz im Sound kann man verleitet sein, die Höhen stärker anzuheben, was dann zu mehr Feedbackgefahr führen kann. In Maßen angehoben pfeift das Mikro etwas mehr, aber nicht auffällig mehr, als andere. Ich habe zum Test Feedback absichtlich provoziert.

tbone_free_solo_mikro.jpg

Handhabbarkeit

Eingesetzt ist die Funkstrecke schnell. Im Grunde nur einschalten und loslegen. Ich fand sie im Handling recht unproblematisch.
Will man Frequenzen ändern, kann man das entweder bei Sender und Empfänger gleichzeitig tun. Oder man stellt die Frequenz am Empfänger um und synchronisiert das Mikro per Infrarot (bei aufgeschraubtem Mikrophonunterteil). Syncen per Infrarot hat bei mir meist funktioniert, allerdings war mir nicht immer klar, was gerade passiert und ich habe eher zu oft auf den passenden Knopf gedrückt. Da fand ich das Feedback der Anzeige nicht maximal geglückt.

Das t.bone-Mikrophon ist von der Größe her vergleichbar mit anderen Funken und wiegt ca. 400 Gramm. Ein SM58 als Vergleich liegt alleine bei 320 Gramm (laut meiner Waage), da sollte man aber auch grob 100 Gramm vom XLR-Kabel mit draufrechnen. Das t.bone liegt also nicht wirklich schwer in der Hand, ist nur klobiger als ein Kabelmikro, wie eben andere Funken auch.

Der Ein-/Ausschalter liegt relativ nah an den Fingern, was einerseits gut ist, um ihn zu bedienen. Andererseits kann man damit das Mikro auch unabsichtlich ausschalten. Oder es animiert, während Gesangspausen auszuschalten ... und es dann im rechten Moment nicht wieder einzuschalten. Ein mehr versteckter Schalter, wie ich sie bei Sennheiser kenne, wäre mir lieber gewesen.
Der Schalter steht nicht über und ist relativ klein. Im Ernstfall werde ich einfach ein kleines Stück Pappe mit Gaffa drüberkleben, dann ist weniger Fehlbedienung möglich.

Das kleine Display am Mikrophon zeigt Batteriestand, Sendestärke, Gain und Frequenz an. Gute Informationen, gut lesbar, aber auch nicht wirklich grell. Ich finde das Display gut, werde aber beobachten, ob es im Livebetrieb auch mal stören kann. Eventuell lenkt die Anzeige optisch etwas ab. Auch in diesem Falle sollte mit etwas Pappe und schwarzem Gaffa leicht Abhilfe geschaffen werden können.

Mitgeliefert werden zwei einfache, aber ordentliche Blechwinkel für den Einbau in ein 19-Zoll-Rack. Der Empfänger sitzt dann mittig im Rack. Die Blechwinkel haben jeweils ein Loch, um die Antennen vorne am Rack anbringen zu können. Der passende BNC-Antennenumsetzer ist nicht dabei, man kann aber einen dazu kaufen.

Der Empfänger ist mit 21,2 cm etwas schmaler als die Hälfte eines 19-Zoll-Racks. Es können also zwei Empfänger auf eine Höheneinheit passen, wenn man sich selbst eine Lösung mit z.B. einer Rackwanne bauen will. Dann ist aber kein Platz mehr für die Antennen auf der Frontblende.

Reichweite/Störungen

Die Reichweite des Senders habe ich nicht in Metern gemessen, aber dafür einen Härtetest in meinem Wohnblock durchgeführt.
Eingestellt waren 5 mW als Sendeleistung und ich hatte immer noch relativ guten Empfang, als das Mikrophon im Keller, der Empfänger dagegen im dritten Stock lag. Und das bei viel Beton und relativ dicken Stockwerksdecken mit Fußbodenheizung. Die Anzeige der Signalstärke war deutlich geringer, aber ich konnte z.B. vorbeifahrende Züge im Kopfhörer gut hören.
Jedenfalls war da bei einer knapp 20 Jahre alten Shure-Funke im ähnlichen Frequenzbereich schon längst keine Verbindung mehr vorhanden.
Da hat mich das t.bone positiv überrascht. Ich konnte auch sonst noch keine Verbindungsabbrüche feststellen.

Rauschen/Knacksen

Der Empfänger rauscht grundsätzlich ein wenig, auch wenn das Mikrophon aus ist. Allerdings ist das Rauschen etwas leiser als bei der erwähnten alten Shure-Funke. Da schneidet das t.bone also auch gar nicht so schlecht ab.
Schaltet man das Mikro ein, oder wird es kurz gemutet, dann hört man ein leichtes Klacken. Nicht wirklich laut, aber während einer Show würde ich das nicht hören wollen. Wenn ich den Ausschalter mit Pappe "gesichert" habe, sollte es aber damit kein Problem geben.
Im Vergleich mit anderen Funksystemem ist es aber auch nicht schlechter.

Haltbarkeit Akku

Ich habe bislang nur mit Akkus getestet, da reicht eine Ladung durchaus mehrere Stunden. Soweit ich sehen kann, ist es aber auch kein ausgesprochener Langläufer.

Der Empfänger zeigt den Batteriestand des Mikros an. Bei Akkus bringt das allerdings manchmal wenig, weil die Spannung in Akkus ziemlich schnell zusammenbrechen kann. Da bekommt man das Ende des Akkus über die Anzeige einfach nicht rechtzeitig mit.
Bei Betrieb mit Batterie kann es aber ein hilfreiches Feature sein. Eine solche Anzeige kenne ich auch eher von den teureren Systemen.
Es war für mich auch mit ein Grund, mich für diese Funke zu entscheiden.

Fazit

Ja, das t.bone ist relativ günstig. Es ist kein Wunderding, aber entspricht meinen Erwartungen und es wird in nächster Zeit auch zum Einsatz kommen. Insoweit alles gut.
Im Vergleich schneidet es in manchen Punkten mal schlechter ab, manchmal besser. Ein guter Schnitt, würde ich sagen.
Billiger würde ich aber nicht kaufen wollen.

Ich warte mal den ersten Echt-Einsatz ab und werde vermutlich noch den BNC-Antennenumsetzer besorgen.
 
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Ja - blöd gelaufen:

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