Hallo zusammen,
witzig, genau über das Thema habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht sowie einiges an Test-Equipment ausprobiert.
Vor ca. 15 Jahren habe ich mit einem Setup nur mit Masterkeyboard und VSTis in Bands angefangen. Grund: Kohle für gute Keyboards hatte ich nicht, aber einen schnellen Laptop. Ist ja auch eine Kostenfrage. Damals mit Windows und Brainspawn Forte als Host, NI Classic Keys (Piano, Rhodes, Wurli und B3) sowie Steinberg Hypersonic. Da ging sound-technisch schon sehr viel.
Problem war immer die (externe) Soundkarte und Latenz sowie auch Hänger und Abstürze. Zum Schluss lief es dann mit SSD und abgespeckter Windows-XP Version, externer Soundkarte via PCMCIA-Karte und Notstrombatterie (für Stromausfälle während des Gigs) auch sehr zuverlässig und rund.
Was mich aber am meisten genervt hat: Mit jedem Update von VSTi Host, Windows, schnelleren und größeren SSDs, neuen Laptop etc. war immer jede Menge Arbeit verbunden und irgendwann hatte ich keinen Bock mehr und wollte einfach eine Kiste, die funktioniert.
Die Reise ging dann von einem Kurzweil PC7 über Nord Elektro 3 + Yamaha MX49, dann Nord Stage 2 HP76 + Midi-Keyboard bis zum Yamaha CP88 Midi-Keyboard. Dabei seit dem Nord Elektro ein iPad, von dem eine B3-x kommt, seit ich den Stage 2 gegen einen Yamaha CP88 getauscht habe.
Ich hatte mir kurz einen Yamaha YC61 zugelegt. Eine super Kiste, im Piano-/E-Piano-Bereich aber nichts anderes als mein CP88 und die Orgel finde ich aus der iPad-App genauso gut, zumal ich die Zugriegel-Kombis dort auch per Tastensteuerung abrufen kann.
Da ich vor ca. 2 Jahren noch ein gewichtetes 73er Masterkeyboard (Studiologic SL73) supergünstig erstanden habe und mittlerweile die Korg Module Pro App kennen gelernt habe, die für wenig Geld qualitativ hochwertige Sounds bietet, kam ich auf die Idee, für "kleine" Proben den Versuch zu starten, alle benötigten Sounds aus dem iPad zu nehmen + das SL73 sowie mein 61er Oxygen Pro Midikeyboard.
Erste Frage: Welche Soundkarte? Da ich noch eine Halion 6 Lizenz habe, bei der auch der Halion Sonic 6 dabei ist, dachte ich daran, iPad und Windows/Halion gleichzeitig zu nutzen und habe mir ein iConnectivity Audio4c gekauft, der einzige Audiointerface-Hersteller, bei dessen Soundkarten man 2 Geräte parallel nutzen kann. Funktioniert toll, Latenz nicht spürbar.
Aber: Die Sounds in Korg Module Pro sind so gut, dass die Idee mit Halion aufgegeben habe und nur das iPad nutzen möchte (ist ja auch weniger zu schleppen).
Als Soundkarte kommt meine vorhandene Roland UA-22 zum Einsatz, Latenz und Quali ebenfalls sehr gut und kaum ein Unterschied zu dem iConnectivity-Interface.
Als Host auf dem iPad kommt AUM zum Einsatz, in dem man wirklich alles midi-routing-technisch umsetzen kann. Ladezeiten im iPad (Air2020) von "Session" zu Session (=Soundset) sind verschmerzbar mit ca. 4-5 Sekunden. Das Konfigurieren der ganzen Midi-Controls (Fader für Drawbars, Presetsteuerung via Pads auf dem Masterkeyboard, Zugriegel-Kombi-Presets etc.) war zwar etwas aufwändig, funktioniert aber eigentlich sehr schnell mittels guter "Midi-Learn" Funktion in AUM.
Erstes Fazit nach dem langen Pfingstwochenende und stundenlanger Einrichtung und Test: keine Abstürze, Quali und Bedienbarkeit super.
Also auf zur ersten Probe, die dann gestern Abend war.
1. Stromversorgung war mit einem 500mA USB-Ladestecker für iPad und 2 Masterkeyboards (Soundkarte hat ein eigenes Netzteil) zu knapp dimensioniert, sodass ich eine Art Lichterorgel auf dem SL73-Display hatte
Ein vorhandenes 5Watt-iPad-Netzteil hat dann Abhilfe geschaffen
2. Mein Schwellerpedal funktionierte nicht mehr. Muss ich noch testen, ob das Pedal im Eimer ist oder die Buchse am SL73. Midi-Daten kamen an (super Midi-Analyse Tool für iOS: MIDI Wrench!), aber total random. Konfig war unverändert zum Wochenende. Da war der Frust beim Orgeln ohne Schweller natürlich schon mal groß :-(
3. Durchsetzungsfähigkeit der Sounds: Vom Gefühl her waren die Sounds aus dem Korg Module im Bandkontext nicht so klar und prägnant wie vom CP88. Allerdings hatte ich den CP88 auch nicht zwecks Direktvergleich dabei und die Tastatur an sich spielt dabei m.E. auch eine gewisse Rolle.
4. Live-Steuerung der Sounds: der Punkt, den ich bei meinen Überlegungen total vergessen habe. Mal schnell ein bisschen mehr Hall, beim Rhodes ein bisschen Tremolo oder Drive dazu, oder oder oder, das wird natürlich am iPad selbst nix auf die Schnelle. Dafür muss man sich am Masterkeyboard dann schon allerhand Knöpfchen konfigurieren. Das ist - je nach Masterkeyboard - natürlich möglich, aber übersichtlich ist das dann irgendwann nicht mehr.
Und da punkten dann eben wieder Keyboards wie ein Stage oder CP oder YC mit ihren tollen Bedienkonzepten.
Ich werde der iPad-Lösung noch den einen oder anderen Versuch geben, aber ich freue mich trotzdem schon sehr auf die nächste Probe mit meinem CP ;-)
Viele Grüße
HD