Denke teilweise, es ist doch eine Typ, Mutsache.
Ich hätte keine Problem damit einen wissenschaftlichen Vortrag vor zigtausend Leuten zu halten, aber vor 10 Leuten Theater zu spielen, fänd ich grausam.
Noten kann man richtig spielen oder falsch. Das finde ich einfacher. Beim Improvisieren hätte ich Angst mich zum Deppen zu machen.
Versteht ihr was ich meine?
Ja, verstehe ich.
Mal dumm gefragt: Kannst Du sprechen? - Ich vermute "Ja". Es ist ja ein ähnlicher Entwicklungsprozess:
- als Babys haben wir gelernt, was Sprache ist, irgendwie entschlüsselt
- dann erste Worte ge-"sprochen"
- später dann Sprache neu entdeckt
- heute ... haben wir einen Gedanken (den wir meist gar nicht mehr bemerken) und drücken ihn per Sprache aus
Beim Musizieren ist es so ähnlich. Ich schlage für Deine Situation vor:
- spiele zunächst nur für Dich alleine, auch abgeschottet
- bleibe zunächst in dem Rahmen, den Du bereits kennst UND den Du magst (Slide, Hammer, Pull ...)
- spiele Vertrautes (Passage, Übung, was öfter in den Sinn kommt)
- betrachte "Fehler" als Quelle: richtig kultiviert liegt da oft viel drin (Dank ans Unterbewusste)
- gehe also in diesem Sinne ruhig hier und da über Deinen vertrauten Rahmen hinaus und erweitere so nach und nach Deinen instrumentellen und musischen Horizont
Im Laufe der Zeit wird es dann eher so, als ob man auf einem vertrauten Weg spazieren geht, und hier und da auch mal einer anderen Biegung folgt, zu neuen (musischen) Lichtungen, Bächen, Wiesen ...
Ob, wann und wie Du dann Deine "einsamen Stunden" verlässt und vor Leuten spielst, ist eine andere Geschichte. Vielleicht nie, vielleicht schon bald. Ist ja auch nicht wirklich wichtig. // Ich habe aber den Verdacht, dass auch in Dir so eine "kleine Rampensau" schlummert (Vorträge halten). Ist Dein neues Spiel-Zeug Dir erst vertraut genug wie Dein Sprech-Zeug, dann wird auch dort der musische Gedanke bald hörbar werden. Nenne es "improvisieren" oder einfach "sich ausdrücken", oder "sich mitteilen mit anderen Mitteln".
Was auch auf diesem Weg hilft:
- versuche, Deine innere Musik wahrzunehmen ...
- und später, sie auch hörbar zu machen,
- gerne ohne Gitarre (beatboxen, murmeln, klatschen, tanzen, ...) und auch mit ("murmeln auf der Git")
Das mit den Noten verstehe ich: Sie geben Sicherheit. Aber ... sobald man sie als "Serviervorschläge" versteht, und hier und da abweicht (mehr/weniger Noten spielen, Rhythmik ändern, andere Begleitakkorde ...) ... beginnt eine weitere Freude.
In diesem Sinne