Gigs auf Hut - Erfahrungen und Meinungen

Wie ich gehört habe, wird es unter Veranstaltern immer mehr Mode, die GEMA auf die Musiker abzuwälzen, selbst bei regulären Auftritten. Und wer Musikfolgen nur auf Anfrage einreicht, veruntreut die Einnahmen der Kollegen Komponisten und Textdichter. Welcher Kneipenwirt fragt denn bei einem Gig auf Hut nach einer Musikfolge?
Solange der Kneipenwirt der Veranstalter ist, ist er für die Einreichung einer Musikfolgeaufstellung zuständig, wenn also jemand die Einnahmen veruntreut, dann der Veranstalter. Außerdem wird auch ohne eingereichte Musikfolgeaufstelung abgerechnet (mit Aufschlag) - sofern der Veranstalter der GEMA die Veranstaltung überhaupt meldet.
Aber was mich spontan interessieren würde: ist bei einem Hut-Konzert (oder wenn der Kartenverkauf nicht über die Kneipe sondern über die Band erfolgt) eigentlich der Kneipenwirt rechtlich der Veranstalter, weil er ja zumindest der Band immer noch den Veranstaltungsort zur Verfügung stellt??? Oder gilt die Band dann als Veranstalter mit allen zugehörigen Pflichten?
 
Also ich lass mir selbst bei Hut Gigs die Rahmenbedingungen unterschreiben. Und da steht drin, dass ich nicht für GEMA/AKM aufkommen.
Unter anderem auch was passiert wenn mir ein Gast was kaputt macht usw....
 
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Pffffff.... ein sehr schwieriges Thema finde ich...

Die Möglichkeiten auftreten zu können werden halt immer rarer und es gibt nach wie vor viele Bands, die (unbedingt) auftreten wollen. In der Konsequenz können die paar Veranstalter, wo Live Musik noch ein Thema ist, die Bedingungen fast diktieren und der "Markt" wird kontinuierlich immer schlechter.
Da für "Hut" zu spielen, ist schon eine Möglichkeit wenigstens überhaupt und nicht ganz für umme zu spielen.
Wie wohl ich mich dabei fühle ist letztlich aber auch fallabhängig. Der Kompromis, dass ein Club-/Kneipenbesitzer wenigstens für eine kleine Gage und für Essen/Trinken sorgt und dann zusätzlich noch mal ein Hut rumgeht, ist für mich ok, wenn der Laden klein und wirklich nicht so viel Leute kommen. Aber die Erwartung, dass eine Band 3-5h in einem brechend vollen Biergarten für gute Stimmung sorgt und dann selbst für die Vergütung verantwortlich ist, ist IMO einfach nur frech und dreist.

Von Glück kann man sprechen, wenn man jemanden, hat der (oder sorry, besser noch die...), für die Band die Sammlung macht und darin auch noch etwas Talent hat.
Für sich selbst sammeln zu gehen, ist zumindest mir sehr unangenehm...
 
Das klingt ja so als wär mal als Musiker unerwünscht.

Es kommt halt drauf an wie man sich präsentiert. Wer nicht zumindest etwas FB publicity macht, oder Insta und Youtube, braucht nicht zu erwarten, dass man ihn überall spielen lässt.

Das gehört heute dazu.

Ich versende Angebote mit einer 3-5 Seitigen Info Powerpoint wo 2-3 preislich Optionen drin stehen, netten Text dazu und Hörproben.

Die Arbeit muss man sich schon machen.

Ich spiele auch jetzt alle 2-3 Wochen mal in einer Hotelbar. Trotz Corona.

Ich will jetzt niemanden zu nahe treten, aber wenn die Mucke passt und man sympathisch ist, gibt's immer jemanden der für dich bezahlt. Wenn nicht, passt das Konzept nicht zur Zielgruppe. Immer nett und freundlich sein und auch bei Hut Gigs professionell wirken.

Ich wohne entlang der österreichischen B55. Also nenne ich die nächste Gig Serie B55 Tour. Und der Kleine Wirt um die Ecke hat die Chance, Teil der B55 Tour zu sein.
Ordentlich Werbung auf FB und die Sache pfeift.
 
Gebühren wie GEMA auf die Musiker abzuwälzen ist nicht rechtens, und habe ich noch nie erlebt, außer das der eine oder andere gerne rumheult, was er doch für Ausgaben hat. Es sei denn, Ihr seid selbst der Veranstalter, und der Wirt stellt Euch seine Räumlichkeiten zur Verfügung, was einige hin und wieder machen, indem sie dann an den Getränken verdienen.
Wenn ein Veranstalter solche Touren fährt, ist das genauso ein hoffnungsloser Fall, wie ein Ebay Verkäufer, der Ebay-, PayPal- oder sonstige Gebühren dem Käufer aufdrücken will, was zum Glück laut der Ebay-Abwicklung technisch nicht funktioniert, sondern höchstens über eine separate Sonderrechnung.
Und was die Musikfolge angeht, gehe ich davon aus, dass der Wirt immer eine Musikfolge einreichen muss, egal, ob Eintritt, ob Hut, ob Pauschale GEMA Abgabe oder einzeln angemeldet.
Zu dem Punkt, wer Veranstalter ist, wenn auf Hut gespielt wird, bin ich der Meinung, dass dies der Wirt ist, zumindest war das bei uns bislang immer der Fall, ohne dass wir da diskutieren mussten, bzw. war das auch nie die Frage.
 
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der Wirt immer eine Musikfolge einreichen muss
tja, ich erlebe immer öfter (wenigstens bei uns in der Gegend) dass die Veranstaltungen offiziell als Jam-Session deklariert werden.
Auch wenn nur eine Band spielt
Ich glaube es ist eine neue Masche um GEMA umzugehen
 
GEMA wäre mir eigentlich egal. Aber die Künstlersozialkasse bekommt auch keinen Cent, weil die Abgabe ein Prozentsatz, nämlich 4,2% auf die Gage beträgt. Auf welche Gage, wenn der Hut herumgeht? Offiziell zahlt der Wirt ja keine Gage.
Und werden nicht auch bei einer Jam Session Songs gecovert, bzw. gerade, weil man ja Songs spielt, die jeder kennt, um mitspielen zu können? Blues E ist ja wohl out, oder?
 
Außerdem wird auch ohne eingereichte Musikfolgeaufstelung abgerechnet (mit Aufschlag) - sofern der Veranstalter der GEMA die Veranstaltung überhaupt meldet.
Dann kriegen aber nicht die Urheber gesungenen Stücke das Geld (und wenn man deren Lieder spielt, hat man doch irgendwie einen Bezug zu ihnen), sondern es wandert in den Ausfall und erhöht den Anteil aller GEMA-Mitglieder (bei ordentlichen Mitglieder landet es im Topf, mit denen deren Rente finanziert wird).

tja, ich erlebe immer öfter (wenigstens bei uns in der Gegend) dass die Veranstaltungen offiziell als Jam-Session deklariert werden.
Auch wenn nur eine Band spielt
Ich glaube es ist eine neue Masche um GEMA umzugehen
Nö, zahlen muß der Veranstalter trotzdem (da gibt es ja die GEMA-Vermutung, daß IMMER mindestens ein geschütztes Werk gespielt wird), aber erkann sich bezüglich der Musikfolge rausreden. Die müssen eigentlich die Musiker erstellen, woher soll der Veranstalter wissen, was da gespielt wurde.
 
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Wir spielen grundsätzlich nur auf Festgage oder Eintritt. Bei kleineren Gigs in Kneipen steht eigentlich schon vorher fest das dort der Bär toben wird und der Wirt den Umsatz seines Lebens macht. Und davon wollen wir auch einen ordentlichen Teil abhaben. Bei Stadtfesten oder Festivals sowieso nur auf Festgage incl. Catering.
Jetzt in Coronazeiten haben wir für unseren Fanclub einige Unplugged-Garten-Grillkonzerte gratis gespielt wo natürlich doch ein Hut rumging. Waren nette Nebeneinnahmen.
Zum Thema GEMA: Alle Nebenkosten sind für uns grundsätzlich Sache des Veranstalters.
 
teilweise ja, aber man weiß vorher nicht was gespielt wird, ...
Die Musikfolge wird doch auch erst nach der Veranstaltung eingereicht, also wäre das kein Problem.

Dann kriegen aber nicht die Urheber gesungenen Stücke das Geld (und wenn man deren Lieder spielt, hat man doch irgendwie einen Bezug zu ihnen), sondern es wandert in den Ausfall und erhöht den Anteil aller GEMA-Mitglieder (bei ordentlichen Mitglieder landet es im Topf, mit denen deren Rente finanziert wird).
Wenn ich ehrlich bin, ist es mir bei den meisten Künstlern, die ich covere ziemlich egal, ob oder was sie bekommen, wenn ich ihre Songs spiele, und einen Bezug? Klar Mick Jagger ist ein guter Kumpel, den besuch ich jede Woche mal zum Bier ;)
Spaß beiseite: Das was die Künstler wirklich von den GEMA-Gebühren abbekommen, die durch einen Auftritt von mir entstehen, dürften marginal sein. Nichtsdestotrotz habe ich eine Zeit lang immer Songs von Bands auf meiner Liste angegeben, die ich wirklich persönlich kenne, um ihnen was zukommen zu lassen, auch wenn wir diese Songs weder gespielt, noch je spielen würden. Die Liste überprüft eh kein Mensch.
Und dass die GEMA die Rente der ordentlichen Mitgliedern finanziert, wage ich zu bezweifeln. Nur die wirklichen großen bekannten Bands bekommen noch Geld, wenn sie in 'Rente' sind, weil ihre Songs noch gespielt werden. Hier greift wieder die Künstlersozialkasse, soweit die Künstler dort versichert sind, wobei die auch keine Rente auszahlt, aber wie bei Arbeitgebern, die Hälfte zum Beitrag in die gesetzliche Rentenversicherung beisteuert.
 
Die Liste überprüft eh kein Mensch.

Oh doch. Jedenfalls in einem Orchester, bei dem ich mal ausgeholfen habe. Nach einem Jahreskonzert kam ein Schreiben der Gema, dass der Titel ABC von XYZ nicht angegeben wurde und um eine Stellungnahme gebeten wurde...

Ob wirklich bei jedem Kneipengig auf Hut ein Gema-Spitzel sitzt wage ich aber tatsächlich auch zu bezweifeln.
 
Das was die Künstler wirklich von den GEMA-Gebühren abbekommen, die durch einen Auftritt von mir entstehen, dürften marginal sein.
Das ist mehr als viele denken. Neben meinen zahlreichen Liedern, die ich nur selber aufgeführt habe (und das seit Jahren nicht mehr), gibt es eines, das ich für ein Comedy-Duo geschrieben habe und das seit acht Jahren 100–200 € im Jahr abwirft.

Und dass die GEMA die Rente der ordentlichen Mitgliedern finanziert, wage ich zu bezweifeln. Nur die wirklichen großen bekannten Bands bekommen noch Geld, wenn sie in 'Rente' sind, weil ihre Songs noch gespielt werden.

Vielleicht mal informieren:
https://www.gema.de/fileadmin/user_...t_Alterssicherung_Komponisten_Textdichter.pdf

Dafür zahlen die ordentlichen Mitglieder ja jährlich ein: Der "Ausfall" (GEMA-Einnahmen aus gemeinfreien oder nicht zuordenbaren Werken) fließen bei angeschlossenen oder außerordentlichen Mitgliedern in den Gesamttopf und erhöhen so die Ausschütttung pro Aufführung um ein paar Cent, der Anteil der ordentlichen Mitglieder wird in den Topf für die Alterssicherung eingezahlt. Und das Geld kriegen natürlich nicht nur Leute, die aktuell viel gespielt werden, sondern eben auch Urheber, bei denen das nicht oder auch seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall ist.

Und Urheber sind ja nicht immer die bekannten Stars, sondern oft und bei einigen Acts (etwa Elvis Presley) ausschließlich mehr oder weniger unbekannte Autoren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir hatten einen Gig, bei dem eine feste Gage ausgemacht war. Eintritt war kostenlos. Zwischendrin ist dann der Veranstalter durch das Publikum gelaufen und hat „für die Musik“ einen Hut rumgereicht. Von diesem Geld hat „die Musik“ jedoch nie etwas gesehen, sondern lediglich die vereinbarte Gage erhalten. Wie seht ihr diesen Sachverhalt?
 
Moralisch oder juristisch?
 
Ich weiß nicht, genau, worauf du hinaus willst, lese zwischen den Zeilen, dass Du möglicherweise meinst, dass das GEld aus dem Hut der Musik zusteht, zusätzlich zu der vereinbarten Gage?
Letztlich obliegt das doch dem Veranstalter, wenn er meint, mit dem Hut herumzugehen, um Geld zu sammeln. Ob er damit die Musik bezahlt, oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.
'Auf Hut spielen' bedeutet für mich, dass für die Musik keine feste Gage ausgemacht ist, sondern das Geld bekommt, was die Gäste in den Hut, Gitarrenkoffer, Büchse, Eimer oder was auch immer werfen. Ob nun ein Hut oder ein Gitarrenkoffer vor der Bühne liegt, oder ob jemand herum geht (die Musiker, jemand vond er Musik Beauftragter oder der Wirt) ist häufig unterschiedlich.
Wir spielen regelmäßig im Biergarten, wo auch Eintritt frei ist, und die Vereinbarung mit dem Wirt ist, dass wir auf Hut spielen. Da er nach den ersten Gigs Bedenken hatte, dass wir auf unsere Kosten gekommen sind, weil wir auch nicht wirklich herumgegangen sind, bzw. die Gäste großartig animiert hatten, ist er dazu übergegangen, dass er mit dem Hut herumgeht, oder einen seiner Mitarbeiter damit beauftragt hat. Er garantiert uns 200€, wenn mehr zusammenkommt, gibt's natürlich mehr.
Meines Wissens ist das eher eine rechtliche Geschichte, weil Hut so eine Grauzone ist. Nimmt er Eintritt, sind die GEMA Gebühren höher als wenn er Eintritt frei hat. Was dann am Ende im Hut landet, kann ja niemand kontrollieren.
 
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Klingt jetzt erstmal zwielichtig, aber wenn ich so darüber nachdenke, finde ich das eigentlich grundsätzlich ok. Ob er jetzt Eintritt nimmt oder den Hut rumgehen lässt, ist ja einerlei. Euch nimmt er nichts weg, da er euch ja bezahlt. Und das Geld muss er ja wieder reinbekommen, entweder durch erhofften Getränkemehrverkauf oder eben eine Form von Musikentgelt. „Für die Musik“ ist ja noch nicht mal betrügerisch, das Geld IST ja als Wertschätzung für die Musik - und die Musik "schenkt" ER ja den Gästen, nicht IHR - also ist das Geld eine Wertschätzung der Gäste an IHN, weil er (zunächst einmal auf SEINE Kosten), den Gästen ein Konzerterlebnis bietet.

Wenn er das den Gästen beim Einsammeln anders kommuniziert hat ("das Geld kommt der Band zugute"), DANN wird es natürlich betrügerisch.

Ich persönlich finde es nur immer belästigend, wenn auf einem Flyer explizit "Eintritt frei" steht und dann jemand mit dem Hut rumgeht (auch wenn "Eintritt frei" natürlich trotzdem stimmt, da die Hutgabe ja freiwillig ist). Wir schreiben dann immer Hutkonzert auf den Flyer. Dann weiß jeder, was auf ihn zukommt.
 
Wie seht ihr diesen Sachverhalt?

Ganz einfach: Ihr habt eine Gage vereinbart. Für die Gage habt Ihr gespielt. Das Risiko, dass Ihr nicht genug Publikum zieht, um Eure Gage mit Verzehr oder ähnlichem zu kompensieren, trug dabei der Veranstalter. Um auf seine Kosten zu kommen, geht er bei kostenfreiem Eintritt mit dem Hut rum ("cutting your losses"). Vom Hut steht Euch in diesem Fall überhaupt nichts zu, da Ihr Euch für das risikofreie Modell "feste Gage" mit vollem Risiko beim Veranstalter entschieden habt. Wenn Ihr was aus dem Hut abhaben wollt, müsst Ihr auch etwas vom Risiko tragen (zwischen 1 und 100%).

Da ist moralisch, juristisch und betriebswirtschaftlich keine Frage.
 
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Das ist jetzt vielleicht auch etwas ungünstig/schräg vom Wirt/Veranstalter gemacht/kommuniziert worden.
Wir hatten kürzlich im Grunde, eine etwas ähnliche Situation, allerdings:
Der Wirt/Veranstalter hat zu Konzertbeginn eine schöne Ansage gemacht und Background/Organisation der Veranstaltung dem Publikum erklärt: Kunst/Kulturverein; Ehrenamtliche Helfer; Corona Vergangenheit/Belastung; blabla …—> …und es wäre schön, wenn das beim Trinkgeld berücksichtigt wird…“.
So formuliert, hatte ich keinerlei Begehrlichkeiten, etwas von diesem „Trinkgeld“ auch abzubekommen. Wir waren ja für eine feste (ok’e) Gage gebucht (die allerdings aufgrund unseres Einsatzes und Leistung im Nachhinein doch noch aufgestockt wurde…). Wenn der Veranstalter neben den Gastronomieumsatz, noch zusätzlich Einnahmen generieren kann, ist das halt sein „Verdienst“.

Schwierig wird es natürlich, wenn erst die Gage unter die Schmerzgrenze niedergedrückt wird, weil „das ja alles kaum noch finanzierbar ist“ und dann die Hut Aktion, wo das Publikum wegen der Band etwas gibt, der Band aber vorenthalten wird.
…aber unter den Gastronomen gibt es halt solche und solche…
 
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