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[Review] Harley Benton D-120CE NT - günstige Dreadnought mit Cutaway und Tonabnehmer
Vorgeschichte
Ich startete letzte Woche am 4. Mai bei uns in der Gemeinde eine Kleingruppe "Gitarren-(Re-) Starter", in der ich Grundakkorde und -Schlagtechniken beibringen werde, damit die Teinehmer am Ende des Trimesters 10 Lobpreislieder begleiten können.Da nicht jeder Interessierte bereits eine Gitarre hatte und ich bisher nur eine Anfängergitarre mit Nylonsaiten besitze, habe ich bei Thomann nach einer günstigen Westerngitarre geschaut, welche den Ansprüchen eines Anfängers genügen könnte.
Die Harley Benton D-120CE NT
Also schaute ich bei "Dreadnought Gitarren" mit "Günstigste zuerst" und fand die Harley Benton D-120CE NT. Sie ist nicht die günstigste, hat aber einen Cutaway und sogar einen Tonabnehmer und Vorverstärker mit 4-Band EQ an Bord:Harley Benton D-120CE NT
Es gibt sie auch noch in anderen Farben für 85€ , aber in Natur kostet sie tatsächlich nur 79€.
Ich hörte mir die Soundbeispiele an, laß die Rezensionen, schaute ein paar Videos und entschied mich sie zu bestellen und vorab zu testen.
Unboxing
Am 21.04.22 kamen zwei Pakete an, da die Bestellung noch etwas größer war. Ich packte zuerst den langen Karton auf und stellte fest, dass Thomann mittlerweile Papier und nicht mehr "mit Treppendorfer Luft gefüllte Luftkissenfolie" zum Auffüllen des Kartons verwendet. Das vermeidet natürlich den Kunststoff-Müll, füllt allerdings die Papiertonne etwas stärker als die aufgeschlitzte Kissenfolie. Ich denke es ist aus Umweltgesichtspunkten trotzdem besser.Der erste Eindruck
Die Gitarre kam in einem schlichten Karton. unter ihrem Hals war eine (leider umgefallene) Styropor-Halsauflage und sie steckte in dieser etwas dickeren, gepolsterten Kunststofffolie. Die aufgezogenen Saiten waren in Ölpapier eingeschlagen und sahen tatsächlich dadurch noch sehr "frisch" aus! Das gefiel mir echt gut!Die Gitarre sah sauber gebaut aus, die Bundstäbchen standen nicht über, alles war sehr sauber, sie war gut lackiert, lediglich der Bereich der Decke zwischen Griffbrettende und Schalloch hatte etwas weniger Lackdicke und an der Unterkante war der Ansatz einer kleinen Lacknase. Ansonsten war das wirklich gut!
Die Saiten waren nur aufgezogen und hatten wenig Spannung. Das macht absolut Sinn, da die Gitarre dadurch beim Transport viel weniger gefährdet ist!
Leider riss mir die dünne E-Saite beim Stimmen kurz vor Erreichen der Stimmung, aber die anderen Saiten ließen sich problemlos stimmen. Die Mechaniken sind natürlich nichts besonderes, erledigten ihren Job aber einwandfrei und ließen sich gut und sanft drehen.
Die ersten Töne
Ich holte schnell eine neue E-Saite, zog sie auf, stimmte die Gitarre durch, dehnte die Saiten, stimmte sie wieder und spielte dann die ersten Akkorde.Sie klang wirklich nicht schlecht! Sie war höhenreich, differenziert, brachte bei abgedämpften Saiten auch durchaus Volumen im Bassbereich zustande und spielte sich gut.
Der Hals war gerade, also stellte ich am Halsspannstab erstmal noch nichts ein.
Der Abstand der Saiten am ersten Bund war (wie zu erwarten) etwas größer mit ca. 0,6mm. Hier würde ich also die Kerben des Sattels etwas vertiefen wenn ich sie behalte und wahrscheinlich auch den Steg etwas flacher feilen, da die Saitenlage insgesamt etwas höher ist, als ich das gerne hätte.
Das ist aber durchaus normal und bedeutet nicht, dass die Qualität hier nicht stimmt. Diese Dinge sind bei fast allen neuen Gitarren so, egal welche Preisklasse.
Die Oktavreinheit (also der Vergleich zwischen Flageolet und gegriffenem Ton am 12. Bund) war wirklich gut!
Insgesamt hätte ich nicht gedacht, das man eine so gut klingende und gut eingestellte Gitarre zu solch einem Preis bekommen könnte!
Das ist echt krass! Es machte richtig Spaß auf ihr zu spielen! Natürlich hatte sie nicht die Lautstärke und den voluminösen Bass, wie das meine Lowden hat, aber sie klang auch nicht "billig", nein, im Gegenteil, sie klang definitiv "teurer" als ihr Preis. ich hätte sie gefühlt eher im Bereich um die 300€ eingestuft.
Der Tonabnehmer
Ich schaute mir das "Zargenradio" "EQ-7545R" mal etwas genauer an: Es gab ein nach oben herausnehmbares Batteriefach, in welchem auch vorbildhaft eine noch in Folie verpackte 9V-Block-Batterie steckte. Es ließ sich gut herausnehmen und auch einsetzen. Der Verpolungsschutz funktioniert mechanisch: Man kann die Batterie nur richtig herum einlegen und das Batteriefach einschieben.Der Lautstärke-Poti war ein Drehpoti. Er wackelte, versah seinen Dienst aber problemlos.
Die vier Equalizer-Regler (Bass, Mid, High, Presence) waren Schieberegler und hatten laut Aufschrift einen Regelbereich von +/- XXdB. Eine Mittenrastung gibt es leider nicht.
Ich habe mal bissl recherchiert und hier eine Bedienungsanleitung gefunden. Laut ihr sind das die technischen Daten des Zargenradios:
Features:
3Band EQ
Input Impedance: 2.2MΩ
Frequency Response: 20Hz~20KHz
Control Range:
Bass:【±12dB at 60Hz】
Middle:【±12dB at 600Hz】
Treble:【±12dB at 10KHz】
Battery Check S/W
Battery Life: Over 700Hours
Power Supply: 9V Alkaline Battery
Pick-up: Piezo ceramic pick-up
Der Klang-Test am Marshall AS50D
Ich schloss die Gitarre an meinen Marshall AS50D an und war echt gespannt, wie der Klang wohl sein würde:Und ich muss sagen, er war besser als erwartet!
Der Bass-Regler wirkt vor allem auf die A-Saite. Die tiefe E-Saite ist etwas leiser und weniger voluminös. als die A-Saite.
Die restlichen Saiten sind etwa gleich laut und die Regler regeln effektiv den Klang.
So fand ich den Klang eigentlich wirklich gut, wenn ich den Bass-Regler leicht anhob und den Mittenregler etwas absenkte, während die Höhen- und Presence-Regler auf Mittelstellung bleiben.
Die Augangslautstärke der Gitarre ist etwas leiser im Vergleich zum passiven K&K FanTaStick Stereo in meiner Lowden, aber absolut ausreichend und es gab kein störendes Rauschen.
Auch hier ist es absolut erstaunlich, was man für diesen Preis der Gitarre geboten bekommt!
Ich war gespannt, wie meine Gitarren-Anfänger mit ihr zurecht kommen würden.
Anspielen beim Gitarrenkurs
Ich legte jedenfalls letzten Mittwoch insgesamt drei A-Gitarren von mir und drei von der Gemeinde bereit um auch diejenige mit einer Gitarre ausstatten zu können, die keine eigene mitbringen konnten.Dann stellte ich die verschiedenen Gitarrentypen vor und spielte auch auf jeder kurz etwas an. Auch dabei schlug sich die Harley Benton echt gut, obwohl sie von den Westerngitarren die günstigste war.
Ich gab sie dann auch einem vierzehnjährigen Schüler in die Hand, damit er seine ersten Akkorde auf ihr probieren konnte und er war echt begeistert. Ich gab sie ihm danach auch mit, damit er üben kann und bin gespannt was er morgen erzählt.
Falls er sie, oder ein anderer übernehmen möchte, werde ich sie noch etwas besser einstellen, die Bundenden nacharbeiten, die Sattelkerben vertiefen und einen neuen, besseren Saitensatz aufziehen. Die Entscheidung, die Erfahrungen und die angedachten Modifikationen, falls sie bleiben darf, werde ich natürlich hier im Thread posten.