nur symbolisch gesprochen
dann spiele ich meine eigene Version und nicht die jemand anderen
Ja,
@lil, ich spiele hier auch meine Irish-Folk-Versionen. Wenn man nun der Kultur noch näher kommen möchte, die dahinter steckt, gibt es Interpretationen, über die man sagen würde: "Das ist näher dran an der irischen Kultur" oder im Gegenteil: "Das ist ein bisschen weiter weg." Wenn man eine "originale Interpretation" haben möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten, das auf dem chromatischen Akkordeon umzusetzen:
Eine radikale Idee, wie sie
@Be-3 in diesen Thread ziemlich zu Anfang beschrieben hatte war: "Übernimm die Spieltechnik der H/C- oder C#/D-Diatoniker und rudere mit dem Balg ziemlich flott hin und her, obwohl das auf deinem Instrument nicht notwendig ist. Eine technische Idee, die ähnliche Tonansätze erzeugt, die für mich aber nicht funktioniert, weil mein Konverter auf der Bass-Seite ja ordentlich was wiegt und ich dabei mehr und mehr verkrampfe. Bin halt kein Bankdrücker. Aber für leichtere chromatische Instrumente ist das ein Tipp, den man in Erwägung ziehen kann.
Eine zweite Idee: Überlass Deinem Instrument die Gestaltung. Das hatten wir z.B. beim Balgworkshop bei den Bellow-Shakes. Die erste Übung von
@Klangbutter bestand darin, zu spüren, dass sich die Bass-Seite gewichtsbedingt von selber aufzieht, wenn man den Balg fallen lässt. Man muss ihn also nur zurückschieben. Sorgt die Bauweise der diatonischen Instrumente automatisch für die richtige Tongebung, Tongestaltung und Tonlängen? Ja, bei den Cuts beschreiben das viele. Denn die gehen am besten, wenn man mit dem Finger auf einem Knopf bleibt und ruckzuck den Balg des diatonischen Akkordeons hin und her schiebt, wodurch zwei VERSCHIEDENE Töne entstehen. Geht bei unseren chromatischen Instrumenten bauartbedingt nicht. Dennoch glaube ich, dass die flotte Spielweise geradezu nach einem diatonischen Instrument schreit. Kein Wunder, wenn mich
@diatoner fragt: "Willst Du nicht Diatonische lernen?" Nö, bisher habe ich diesen Wunsch nicht. Mein Hirn habe ich so gepolt: Tasten=Klavier, Knöpfe=chromatisches Akkordeon.
Eine dritte Idee: Hör genau hin - also Youtube-Aufnahmen. Das ist mit Sicherheit richtig, freilich hört man nicht alles raus, weil man nicht weiß, worauf man achten soll. Dennoch eine wichtige Voraussetzung wie
@chnöpfleri sagt. Das Hirn lernt, indem es etwas hört. Daraus bilden sich Gehirnmuster. Die werden dann immer wieder mit weiteren Tönen und Stücken verbessert. Meine irische Gehirnmuster sind noch im Kindesalter. Aber sie werden besser, denke ich. Man müsste es auch spüren können, wenn man meine ersten Einspielungen mit den späteren vergleicht. Musikalische Weiterentwicklung ist eine Frage der Zeit.
Eine vierte Idee: Such Dir eine Lehrerin oder einen Lehrer aus dem irischen Kulturkreis. Da bin ich gespalten. Auf der einen Seite fühlen und wissen die, wie's richtig geht. Auf der anderen Seite trainieren die Leute aus ihrem Kulturkreis, die wissen, was Irish Folk ist. Sie wissen aber nicht, mit was ich mich herumschlage. Ich komme mit Voraussetzungen und musikalischen Fähigkeiten, die bei manchen Stücken angemessen und gut sind, beim Irish Folk nicht so erwünscht. Das erzeugte in diesem Thread natürlich Kopfschütteln. Leider nicht zu vermeiden. Mein Gedanke: Ein Deutschlehrer für Deutsche braucht andere Fähigkeiten als ein Deutschlehrer für Ausländern, wenn ich mal in der Schulwelt bleiben darf.
Eine fünfte Idee:
@Wil_Riker und
@Malineck haben immer wieder darauf hingewiesen, sich zunächst einmal mit den Tänzen selber und den geforderten Tanzbewegungen zu beschäftigen. Das scheint mir ein hervorragender Tipp zu sein. Freilich bin ich kein Tänzer. Ich kann mir zwar mühevoll Schritte merken, kann mich aber bei Bewegungen nicht so einfach von meinem kontrollierenden Verstand verabschieden und komme nicht in den notwendigen Flow. Es sieht so aus wie ein Storch im Salat. Ein bisschen ruckartig. Wenn man
die von mir oben genannten Körperübungen tatsächlich durchführt und sich dabei beobachten lässt, wird man merken, dass die Übung 2 immer zu ruckartigen Bewegungen führt, was an der langen Feedbackschleife über das Gehirn liegt. Zarte, langsamere, fließende Bewegungen ermöglicht nur Übung 3, wenn ich mich durch eine Vorstellung leiten lasse. Als Tanz-Muffel habe ich Schwierigkeiten, den Weg über die Tanzbewegungen zu nehmen. Das ändert aber nichts daran, dass dieser Weg bestimmt für viele gangbar und der richtige Tipp ist.
Eine sechste Idee, die gerade bei mir entsteht: Suche nach der Leitvorstellung, die den irischen Reels oder auch den irischen Jigs zugrunde liegt. Das ist der Weg, den ich gerade beschreiten möchte und der meiner Meinung nach schon in diesen Thread gehört. Was ist die Idee hinter den Stücken? Bei den Musette-Begleitungen war es ein "Schwungrad", an das wir gemäßg
@Klangbutter denken sollten. Ich habe lange Jahre Musettes gespielt, merkte aber, dass da etwas noch nicht so ganz in Ordnung ist, aber die Vorstellung "Schwungrad" machte die Tür dazu auf. Meinem Sohnemann wurde bei einem Rachmaninov-Stück gesagt, er solle sich vorstellen, in einer Eisenbahn zu sitzen und die Schwellen zu spüren. In der Tat veränderte das die Darbietung erheblich.
Meine Frage also: Gibt es Leitvorstellungen hinter den Jigs und Reels, die einem süddeutschen Akkordionisten hilft, weiter in die irische Welt einzutauchen?