Wil_Riker
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Einleitung
Eine zuverlässige Aktivbox ohne viel Schnickschnack soll Mackies neue Thrash212 sein. Der Straßenpreis von +/- 300 € (Stand Mai 2022 - derzeit leider nicht bei Thomann erhältlich/vorbestellbar) macht sie interessant für Einsteiger und budgetbewusste Anwender. Ich hatte Gelegenheit, die Box auszuprobieren und herauszufinden, wie sie sich ins Mackie-Universum einfügt und ob der Slogan "Built to Rock" gerechtfertigt ist.Anmerkung: Die Fotos sind, um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, nur als Thumbnails eingebunden - zur kompletten Ansicht in voller Größe bitte einfach anklicken!
Lieferumfang, technische Daten
Die 16,5 kg schwere Thrash212 kommt in einem bedruckten Versandkarton ins Haus, und bereits der Thrash-Schriftzug erinnert an (Hard-) Rockbands. Neben dem Kaltgeräte-Netzkabel, das mit 1,35 m Länge für meinen Geschmack etwas zu kurz geraten ist, liegt noch das obligatorische Handbuch bei. Eine meiner beiden Testboxen war noch originalverschweißt, und nach dem Öffnen waberte mir ein penetranter Plastikgeruch entgegen, der erst nach ein paar Tagen halbwegs verflogen war .Optisch fügt sich die 67 x 37,5 x 31 cm große Kunststoffbox (Built-Like-A-Tank™) nahtlos ins Mackie-Lineup ein, wobei eine deutliche Verwandtschaft zur portablen Akku-Lautsprecherbox Thump GO direkt ins Auge springt:
Hinter dem Frontgitter ist eine zusätzliche dünne Gewebeschicht angebracht. Im unteren Bereich befindet sich der obligatorische Running Man - optisch hervorgehoben durch einen Mackie-grüne Umrandung und in 90°-Schritten drehbar. Eine Betriebs-LED besitzt die Thrash212 an der Vorderseite nicht.
An der hinteren Kante der Oberseite ist ein üppig dimensionierter Griff ins Gehäuse eingelassen. Er ist komplett in Grün gehalten und besitzt eine Lamellenstruktur, die eigentlich das Abrutschen beim Tragen verhindern soll. Leider drücken aber genau diese Lamellen bei längeren Transportstrecken unangenehm in die Innenseiten der Finger. Eine Gummierung wäre hier eine deutliche Verbesserung ...
Netterweise hat Mackie auf der Unterseite einen zweiten identischen Griff spendiert, so dass man die Box tatsächlich gut zu zweit tragen kann; dies kompensiert, dass der Griff nicht besonders bequem anzufassen ist. Ein Standard-Stativflansch ist mittig ins Gehäuse eingelassen, und er besitzt sogar eine Rändelschraube zum Fixieren der Thrash gegen Verdrehen auf einem Stativ bzw. einer Distanzstange. Die vier Gehäusefüße fallen dann leider wieder in die Kategorie "geht anders besser", denn sie bestehen aus dem selben harten Kunststoff wie das restliche Gehäuse - ohne Gummierung, die ein Verrutschen auf dem Boden zumindest leicht verhindern könnte .
Die beiden Seitenflächen sind identisch/symmetrisch aufgebaut und beherbergen jeweils mittig einen weiteren Tragegriff - zwar in Schwarze, aber bezüglich des Komforts "das selbe in Grün" wie oben und unten. Interessant sind die beiden aus der Gehäusefläche herausragenden kufenförmigen Füße an den Rändern der Griffschalen. Sie sorgen in Wedge-Aufstellung (45°) dafür, dass die Thrash212 nur auf ihnen aufliegt. Trotzdem hätte ich mir auch hier eine leichte Gummierung gewünscht, auch um hässliche Kratzer auf z. B. Holzfußböden zu verhindern.
Die Rückseite der Box zeigt sich minimalistisch aufgeräumt: Im unteren Bereich Kaltgerätebuchse, Netzschalter und Typenschild, oben dann Anschlüsse und Mixing-Sektion.
Reduziert aufs wesentliche besitzt die Mackie Thrash212 zwei XLR-Klinken-Combo-Inputs (CH1 und CH2), die beide sowohl Line- als auch Mikrofonpegel akzeptieren, aber keine Verriegelungsmöglichkeit besitzen. Die darüberliegenden Gain-Potis sind für meinen Geschmack etwas zu kurz und leichtgängig geraten, besitzen aber immerhin eine Raststellung bei 12 Uhr (Mackie empfiehlt für Line-Signale die 9-Uhr-Stellung).
Der Regler für Main Volume besitzt ebenfalls eine Mittelstellung (lt. Handbuch +4 dBu). Daneben ist das einzige Anzeigeelement der Box, eine mehrfarbige LED: Grün signalisiert Betrieb, Rot den aktivierten Limiter - dann sollte man etwas Dampf herausnehmen.
Darunter befindet sich der Mix Out zum Weiterschleifen des Summensignals.
Zusätzlich zum Peak-/RMS-Limiter besitzt die Mackie Thrash212 einen Subsonic-Filter sowie einen Überhitzungsschutz für die integrierte Class-D-Endstufe. Diese ist komplett konvektionsgefühlt und liefert insgesamt 1300 W - 1000 W für den 12"-Tieftöner und 300 W für den 1"-Titan-Hochtontreiber (Trennfrequenz 2,4 kHz). Der Frequenzgang ist mit 52 Hz - 20 kHz (-10 dB) angegeben. Lt. Handbuch wird ein Maximalpegel von 125 dB erreicht. Der Abstrahlwinkel beträgt 90° x 60°.
Auf Flugpunkte, Bluetooth, einen Miniklinkeneingang in Stereo und weitergehende Bedienoptionen/App-Steuerung verzichtet Mackie bei der Thrash-Serie - die Box will einfach nur rocken .
Praxistest, Fazit
Ran an den Speck bzw. an die Konserve: Mangels Stereoeingangs für Zuspieler füttere ich eine einzelne Thrash212 zunächst über einen Monoweg meines Allen&Heath Qu-16 mit dem obligatorischen Testtrack. 2 Sekunden nach dem Umlegen des Netzschalters ertönt ein etwas unschönes Knacksen und der Hochtöner fängt merklich an zu rauschen - da die Box nicht für den Studioeinsatz gedacht ist, ist letzteres im Live-Betrieb zu vernachlässigen. Der erste Soundeindruck überrascht mich - "Thrash" hätte ich eher mit der mittenbetonten "Marshall Schneise" assoziiert. Stattdessen ertönen satte Bässe bereits bei niedriger Lautstärke; Mackie nennt dies dynamische Bassanhebung. Etwas präziser könnte der Tieftöner an manchen Stellen reagieren, und ein klein wenig Brillanz fehlt mir in den Höhen, die speziell bei höheren Pegeln gegenüber dem Bass den kürzeren ziehen. Insgesamt trotzdem eine runde Sache, die ich so nicht erwartet hätte . Kleiner Kritikpunkt: Minimaler Output auch bei Linksanschlag von Main Volume ... Das o. g. Knacksen entsteht dann auch wieder beim Ausschalten der Thrash.Als Verstärker für Akustikgitarre und Mandoline (beide direkt angeschlossen) gibt die 12"-Aktivbox ebenfalls kein schlechtes Bild ab; die kleinen Defizite in der Brillanz sind schnell mit dem Preamp der Gitarre ausgeglichen, und mit der Klangcharakteristik des (einfachen) Mandolinen-Pickups harmoniert die Thrash212 tatsächlich sehr gut - wäre da nur nicht die Problematik, dass dessen Output etwas schwach ist. Also muss der Gainregler des entsprechenden Inputs ziemlich hochgedreht werden, was beim Proben in moderater Lautstärke etwas mehr Rauschen produziert. Auch das dürfte aber wie gesagt beim Bühneneinsatz nicht weiter ins Gewicht fallen.
Mit Akkordeon bzw. Steirischer Harmonika betätigen sich meine bisherigen Eindrücke. Das EQ-Preset meines Mikrofonsystems (2x AKG C416) zügelt beim Einsatz am Qu-16 die Höhen ohnehin etwas, und so funktioniert der Stand-Alone-Betrieb an der Thrash prima . Etwas kritisch ist die kräftige Basswiedergabe, wenn man die Box als Bodenmonitor verwenden möchte (eine "Basskopplung" findet trotz minimalen Kontakts über die "Kufen" statt) - hier ist eine Zügelung/Entzerrung des Monitorwegs meiner Meinung nach unerlässlich.
Alles in allem gibt die Mackie Thrash212 angesichts des Preises und trotz der kleinen Minuspunkte eine richtig gute Figur ab und sollte sich in dem Preisbereich zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für die dort angesiedelten Platzhirsche entwickeln. Ein Pärchen dieser Aktivboxen stellt meiner Meinung nach eine gute Grundausstattung für Einsteiger-Bands dar, die ihren Sound gerne "laut und deutlich" hätten - egal ob im Proberaum oder bei kleinen Gigs. Wer also auf weitergehende Features wie EQ, Display und Steuerung via App verzichten kann, sollte sich die Thrash212 mal anschauen/-hören.