Ein MIDI-Keyboard ist auch ein analoges Signal oder? Aber was ist dann ein Hardware-Synthesizer, analog oder digital?
Um das mal zu erklären anhand von Sachen, die du vielleicht kennst:
MIDI ist wie das Kabel von der Tastatur zum PC. Das sendet nur Steuerbefehle. Digitale Steuerbefehle. Taste runter, Taste hoch, solche Sachen.
Hardware-Synthesizer gibt's sowohl analog (also wirklich alles nur analoge Schaltkreise, manchmal sogar ganz ohne Chips) als auch digital (im Prinzip ist die ganze Kiste ein mehr oder weniger kleiner Computer) als auch hybrid als Zwischenstufe (erzeugt/abgespielt werden die Klänge digital, dann werden sie nach analog gewandelt, dann werden sie wie in einem Analogsynthesizer nachbearbeitet).
Es gibt aber mehr als genug Möglichkeiten, einen entsprechenden Sound zu gestalten.
Muss man halt vor dem Samplen erledigen... zB mit guten analogen Eingängen, „speziellen“ Wandlern, Effektgeräten etc.
Aha....bitte um Elaboration. Hört sich interessant an!
Das heißt zum Beispiel, du samplest nicht ins MPC, sondern in den Computer.
Aber nicht durch die eingebaute Mikrofonbuchse, sondern durch ein USB-Audio-Interface für ein paar 1000 Euro.
Vor das Interface schaltest du noch einen analogen Kanalzug für nochmal ein paar 1000 Euro.
Dann schaltest du noch den einen oder anderen Effekt dazwischen, vielleicht sogar auch da was echtes Analoges. Bandecho. Federhall meinetwegen. Krautrockmäßige Phaser-Tretmine. Eigenbau-Stereo-Delay aus zwei alten Bandmaschinen. Oder du jagst alles durch eine Röhrenvorstufe, bevor du samplest.
So in der Art.
Eine MPC sieht nur einfach aus, die Teile erfordern schon Einarbeitung, alle...
Denke ich mir, ist ja kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Im Gegenteil, ich denke je besser man sich damit auskennt, desto mehr Spaß entsteht dabei.
Kann passieren.
Aber aktuelle MPCs mit Farbdisplays sind weniger komfortabel zu bedienen als ein PC. Und ältere MPCs sind nochmal weniger komfortabel zu bedienen.
Die einzigen MPCs die „fett klingen“ sind MPC60 und evtl noch MPC3000
Kann ich diese beiden Typen an eine DAW anschließen? Auf direkte oder indirekte Weise? Oder soll ich mir eine von den beiden für fette Klänge kaufen, dann alles was sie hervorbringen können absamplen und dann eine MPC Live oder MPC X kaufen?
Du hast also nicht reflexartig gegooglet, was MPC60 und MPC3000 eigentlich sind, oder? Du bist davon ausgegangen, daß du die Dinger neu von Thomann kriegst?
Tja, das sind gaaaanz alte Kisten. Das MPC60 ist 35 Jahre alt. Das ist Vintage, das ist Kult, das ist sogar altgebraucht noch sauteuer. Und wie Telefunky schon schrieb, das ist Lichtjahre von dem entfernt, was heute MPCs sind, haben und können.
wenn du das nötige Kleingeld hast... eine gut funktionierende MPC60 oder MPC3000 gibt‘s kaum unter 3k €
Das M stand seinerzeit übrigens für Midi (nicht wie heute Music) und in dem Bereich liegt ein guter Teil der Legende begründet - als „Studio Zentrale“ wurden damit auch externe Sounderzeuger angesteuert.
Ein MPC60 hatte maximal 2MByte Speicher, 12bit Sampling, ein MPC3000 32MByte 16bit Sampling. (iirc)
16 Bit und 32 MB RAM war meines Wissens erst das MPC2000 oder MPC2000XL.
Um dich noch weiter zu schocken, Anfängerkopf: MPC60 und MPC3000 waren lange vor USB, lange vor modernen Flash-Speicherkarten, lange vor SATA. Da braucht man noch entweder Floppy-Disks, oder man hängt ein oder mehrere externe SCSI-Laufwerke dran. (MPC60, MPC3000, MPC2000 und MPC2000XL haben alle nur SCSI. USB kam erst mit der nächsten Generation, also MPC500, MPC1000, MPC2500, MPC4000 und MPC5000. Und auch da ist es nicht für die DAW-Einbindung, auch nicht für Audio, sondern nur zum Hin- und Herschubsen von Daten.)
An einen Computer anschließen kann man die: Audio-Ausgänge vom MPC an Audio-Eingänge vom Computer. Umgekehrt kann man auch, aber wie sinnvoll das ist, da bin ich mir nicht sicher.
Direkt in eine DAW einbinden, das kannst du vergessen. 1987 sah eine "DAW" so aus: Hardware-MIDI-Sequencer + mannshohes 19"-Rack voll mit Akai-S1000-Samplern. Oder wenn man mehr Geld hatte, ein digitales Harddisk-Recording-System, das auch mit einem PC nichts zu tun hatte.
Bei älteren MPC's wie MPC60, 3000, 2000 war/ist die Klangerzeugung auf Drum-/Sample-Kits spezialisiert, ist nicht multitimbral und nicht zur Erzeugung von melodischen oder Akkord-Klängen wie Flächen etc. geeignet.
Das waren im Prinzip reine Drum-/Percussion-Sampler. Wenn man damit Melodien machen wollte, Bässe, Flächen etc., dann hat man da über MIDI andere Synthesizer angeschlossen.
Bei Geräten wie MPC500, 1000, 2500, 5000 sind interne Effekte nicht gut – sie verschlechtern den Klang.
Wenn man da z.B. eine MPC2500 nimmt, dann lieber per Einzelausgängen mit externen Effekt-Geräten oder mit einem guten digitalen Mischpult mit guten Effekten verbinden.
Die eingebauten Effekte sind reine Rechenzeitverschwendung. Die versauen einem sogar noch das Timing der ganzen Kiste, weil es keinen separaten Effektprozessor gibt.
Vom MPC1000 könnte man externe Effekte einschleifen. Ist aber wieder eine Tüftelei für Fortgeschrittene.
Eine DAW wird klanglich immer überlegen sein, weil man dort viel besser klingende Effekte und virtuelle Instrumente verwenden kann.
Vor allem hat man sehr viel mehr Möglichkeiten und sehr viel mehr Komfort für sehr viel weniger Geld. Ist zwar nicht jedermanns Sache, Musik komplett (oder überhaupt) im Computer zu machen, aber ist so.
Martman