Blademage
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Auf der Suche nach einer Semi Hollow im ES335 Format, mit schlankem und vor allem flachen Hals, bin ich über den Umweg der Viking Gold Top auf die Ultra Max Special gestoßen.
Ich hatte ja schon früher eine Gitarre mit der Kombination aus normalen und Minihumbucker, oder in Verbindung mit P90 gesucht, die dann aber im Sand verlaufen ist, bzw. bei einer Pacifica 611 mit P90 am Hals erstmal endete.
Nun war der Händler so nett, mir für eine der letzten Specials in Rot, seinem letzten Aussteller mit seiner Ansicht nach perfektem Setup (darüber lässt sich streiten) einen guten Preis zu machen. € 699,- inkl. Formkoffer und einem Satz frischer Saiten, frisch aufpoliert und gestimmt waren absolut nicht zu widerstehen. Da sieht man auch, dass die Händler ab gewissen Preisen doch "überlebensfähige" Margen haben dürften, was auch absolut wichtig ist.
Zur Ultra Max Special:
Eigentlich ist die Ultra Max eine Ultra Swede mit langem Hals, also kleinerer Paula-Korpus mit Belly-Cut, auch etwas dünner als eine Paula, dafür wohl ohne Käselöcher im Inneren. Ergebnis: 3,7kg. Durchaus angenehm und komfortabel.
Das "Special" ist dann der Mini Humbucker in der Mittelposition. Sie ist in dieser Ausführung (derzeit) auf 180 Stk. weltweit limitiert, 60 pro Farbe:
Gylden Burst, ein ins Orange gehendes Honiggold,
Mystique Purple Burst, ein tiefes, intensives Purpur-Violett
und wie meine
Sanguine Red Burst, ein ebenfalls sehr kräftiges, aber auch dunkles Rot.
Alle drei Farben sind elegant und stimmig. Die Frage nach der Farbwahl war für mich anfangs nicht leicht. Nun blieb mir nur die Rote, deren Finish dunkler ausfällt als auf den Pressefotos.
Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, auch fünfmal so teure Gitarren sind leider oft nicht besser verarbeitet. "Mängel" habe ich nur am unteren Griffbrettende in Form eines Farbschattens im Halsbinding und, ebenfalls auf der Unterseite, beim Sattel in Form minimaler Kleberspuren feststellen können.
Sie hat die 648mm „Strat Mensur“, einen schlanken und recht flachen "Slim D" Hals mit 15" Radius (nein, er unterscheidet sich im Handling nicht vom Ultraslim der Swede, er hat das gleiche Profil, ist eben nur um die 2cm länger und heisst daher anders).
Das Profil würde ich als dem der Ibanez Artists und deren Derivaten sehr ähnlich beschreiben, wenn es nicht sogar identisch ist. Einziger merklicher Unterschied ist hier nur das Fehlen einer Halsverstärkung unterhalb des Kopfplattenansatzes.
Der Halsstab ist wie üblich bei Hagstrom als H ausgeführt was es bringt, weiß wohl der Erfinder
Die Tailpieces sind, ebenfalls typisch für Hagsrom unter einer Abdeckung versteckt und als einzelne "Sustainblöcke" ausgeführt. Die Idee von Ibanez damals, einen Messingblock unter dem Tailpiece in den Korpus einzulassen fand ich auch sehr gut, diese Machart ist vom Ergebnis aber nicht schlechter.
Das "Resinator" Griffbrett mit 15" Radius, ein sehr dunkles, technisch wohl optimiertes Kunstharz+Holz-Gemisch, finde ich sehr gelungen. Optisch schön, man muss es nicht ölen, durchgehend gleichbleibende Festigkeit mit einer errechneten Resonanzfrequenz außerhalb der relevanten Bereiche verspricht hier viel Gutes. Der Hersteller verspricht, dass es keine Deadspots gibt, was ich auf Anhieb auch bestätigen kann, wenngleich ich da meine eigenen Gedanken zu deren Ursprung habe.
Auch das ist aber bei allen Hagstroms inzwischen so üblich.
Die schlichten, abgerundeten Inlays sind sehr ordentlich eingesetzt, die Bundierung bei meinem Instrument tadellos, da als Vorführer schon eingespielt, spiegelglatt und an den Kanten fein geschliffen, sauber ins Binding eingelassen und somit besser als bei manchem anderen Markenprodukt in dieser Preisklasse.
Der Sattel ist ein „normaler“, guter GraphTech Black Tusq XL, gut eingepasst und sehr gut gekerbt.
Die Mechaniken arbeiten sehr gut. Es sind zwar wohl nicht mehr, wie in den 60ern, Schaller, aber sie sind sehr präzise und mit den weiten Flügeln für die Hand ganz praktisch, für meinen "Winder" aber leider zu breit. Die Gehäuse haben die selben Maße wie bei Ibanez, was mich erwarten lässt, dass ich die Flügel auch 1:1 ersetzen kann, sollte es mal zu sehr stören.
Die Longtravel TOM unterscheidet sich nicht merklich von den aktuell bei Ibanez eingesetzten "Gibraltar Performer", Breite Einstellbereich, etc. sind ebenso gleich wie das Aussehen. Eine gute Wahl.
Der 5-W Schalter ist ebenfalls von der gleichen Machart wie bei den chinesichen Ibanez Modellen mit dem etwas raueren, präzisen Lauf, die Potis laufen sehr gut rund, sind präzise und perfekt in die gewölbte Decke eingepasst. Schade, dass die schönen Knöpfe mit einer Madenschraube fixiert werden, die sich gerne lockert Im Laden ist mir der Tone-Knopf schon davon gerollt...
Auch die Gurtpins und die Klinkenbuchse sind von der gleichen Machart wie bei Ibanez, also kein Grund für Kritik.
Optisch finde ich die mehrlagigen Glitzer-Perloid-Bindings etwas dick auftragend, sie passen aber gut zum extravaganten Gesamtauftritt des Intruments.
Zum Sound:
Unverkabelt klingt sie wie die meisten Solidbodies ihrer Machart recht unscheinbar (im Vergleich z.B. zu einer Strat die viel resonanter ist).
Im direkten Vergleich zu anderen Marken fallen der leicht metallische Grundton auf, der wohl auf die Messingblöcke zurückzuführen ist, sowie das Sustain, was wohl auch daran, sowie vielleicht auch am Griffbrett liegen könnte.
Streife ich mit den Fingern im Laden über die Saiten der Hagstrom, einer Epiphone und dann einer Gibson Paula, sind letzere schon wieder ausgeklungen, da vibrierts an der Ultramax noch immer. Bei mir zu Hause schenken sich Ultra Max und Ibanez AR 520H nichts, wobei die Ibanez eine Semi-Hollow ist.
Am Amp wirds dann aber richtig interessant.
Die Ultra Max hat drei Humbucker, wobei der mittlere ein "knackiger" Mini ist. Die Positionen 2 und 4 Splitten die äußeren Humbucker und schalten sie jeweils mit der nächstgelegenen Mini-Spule, wohl parallel zusammen. Das erzeugt da zwar leichte Nebengeräusche, aber dafür sehr perligen, lebendigen, mehr als nur gut brauchbaren Sound. Auch hier fühle ich mich an Ibanez erinnert. Die HSH Zwischenpositionen dort haben den gleichen Charakter, jedoch mit noch mehr Störanfälligkeit.
Das besondere an den Schwedinnen ist aber der Basscut Tone-Regler. Hier werden nicht die Hochton-, sondern die Bassanteile rausgenommen und das macht mehr als nur eine gute Figur, wenn man mehr und mehr Gain in tiefen Lagen matschfrei halten möchte. Ggf. kann man dann am Amp wieder etwas dazu drehen, was ich aber nur in den Mittelstellungen für sinnvoll halte. Funky geht extrem gut, hier bekommt man eine breite Palette von Soundangeboten mal mit mehr mal mit weniger Fundament oder mehr oder weniger Spritzigkeit. Nur für bedeckteren Jazz-Sound ist die Konstellation vielleicht dann doch ungeeignet, bietet aber dadurch auch avantgardistische Möglichkeiten, die sonst kaum eine Gitarre im Jazz bietet.
Die beiden "normalen" Humbucker, am Hals ein Alnico Lundgren Desing "Model 2", am Steg ein "Model 5", liefern in allen Gain-Bereichen den zu erwartenden Sound. Poti voll auf, gibts klassischen Paula-Sound, wie man ihn erwartet, will man es kratziger, rauher oder weniger komprimiert, kann man am Tone-Poti drehen. Einfach genial.
Der Mini-Humbucker ist dann genau das, was ich so lange gesucht habe: Ein frecher Rotzlöffel, der Seinesgleichen sucht (ich kenne ihn nur aus einer wohl 76er LP Deluxe "Special", die am Hals einen P90, in der Mitte einen Mini HB und am Steg einen DP100 hat und da hat er mich in den Bann gezogen).
Clean ein universeller Sound, der zwar im Grunde dem der Paula-Mittelstellung ähnelt, aber nochmal kräftiger, offener und vor allem "sauberer", schneller, präziser ist. Mini Humbucker eben. Nimmt die Zerre langsam zu, wird er erstmal sehr "50s" und dann schnell frech, sehr schnell in der Ansprache, mit viel Attack und knackig, einfach herrlich.
In allen fünf Stellungen reagieren die Pickups ganz hervorragend auf das Volume-Poti. Am DSL40 bekomme ich im "3." Kanal - OD1, perlig Clean (hier brauchts das Tone-Poti aber auch) bis brutal Gain alles geboten. Das ist, in dieser Preisklasse, ein Alleinstellungsmerkmal der Schwedinnen, das man, wenn man‘s nicht hat, nicht oft vermissen wird, das aber bei so manchem Amp klar von Vorteil ist. Die Niedrigen Frequenzen sind nun mal die Energiereichsten und mit ein wenig weniger Bass lassen sich viele sonst nur mit Single Coils halbwegs Clean zu betreibende Amps schön perlig genießen. Der DSL hat ja einen schönen Clean Kanal, der Classic 30, den ich mit einem Powersoak versehen habe, um die Endstufenzerre nutzen zu können, ist so ein Kandidat, der mit einer Strat gerade noch Clean geht, mit einer Paula nicht mehr. Hier kann ich jetzt einfach an den Potis drehen und von Clean bis in den mittleren Gainbereich mit voller Dynamik die Zerre des Amps steuern ohne dass es dabei unübersichtlich undifferenziert und mulmig wird.
Und optisch sind die Pickups, bzw. ihre „Sieb-Cover“ sowieso echte Hingucker.
Das Sustain, das sich trocken schon angekündigt hat, ist auch am Amp natürlich vorhanden, aber dann in Wirklichkeit nicht ganz so extrem ausgeprägt wie erhofft.
Im Vergleich zur ähnlich leicht und flach konstruierten Ibanez ARX 300 aber schon ein deutlicher Zugewinn mit einer natürlichen Leichtigkeit im Ton. Noch mehr Sustain haben allerdings die Performer sowohl von 1978, als auch von 1994 zu bieten.
Vielleicht ist das hier der Punkt, wo der H-förmige Halsstab zum Tragen kommt. Beim Sustainvergleich fiel mir auf, dass meine anderen Gitarren nach einer gewissen, unterschiedlichen Zeit die offenen Saiten mit anschwingen lassen. Das tut die Schwedin erst sehr, sehr spät. Da steht ein A schon 20 Sekunden ehe sich der Rest zu rühren beginnt. Feedback ist übrigens, wie bei eigentlich allen Gitarren der letzten ~30 Jahre, kein Thema. Natürlich kann man es provozieren und die stehenden Noten herrlich in ihre Obertöne kippen lassen, aber es passiert nicht unkontrolliert.
Auf meiner Ausstellerin war noch der werkseitige Satz 10-46 dran. In dem Fall schon etwa zwei Jahre drauf und durch zahlreiche Hände gegangen. Ich habe hier nach der ersten Eingewöhnung und ersten Ton-Proben gleich in die Vollen gegriffen und 10-60 aufgezogen, auf Drop-C gestimmt und damit nun drei Stunden gespielt und kann sagen, dass die Gitarre dafür bestens geeignet ist. Da macht dann der Bass-Cut erst recht Sinn. Nicht nur des Matschens wegen im High-gain Bereich. Man glaubt ja gar nicht, wie brutal ein sauberes tiefes C einer 60er Saite clean mit voller Dynamik rüberkommt. Aber auch 2 weitere Halbtöne runter sind mit einer 60er möglich, da bieten sich dann aber doch schon eher Bariton Modelle oder 7+Saiter an. Muss ja nicht sein.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass es eine sehr, sehr gute Gitarre ist, die Ihr Geld mehr als wert ist. Sie erinnert in vielen Aspekten wie Halsprofil, Brücke, Schalterhaptik, etc. stark an Ibanez, was mich vermuten lässt, dass beide Firmen im gleichen Werk in China fertigen lassen oder zumindest die gleichen Zulieferer haben. Auch die Preisregionen sind ja die gleichen. Was bei Ibanez dann Prestige ist, war hier „Northern“, derzeit gibt es aber wohl nur Made in China im Programm.
Einziger Wermutstropfen aus meiner Sicht ist: Sie ist zu schlank für meine Ständer, so dass, wenn das Klinkenkabel steckt, sie so weit nach links gekippt ist, dass der Hals nicht mehr aufliegt. Die paar Euro für einen einstellbaren Ständer werde ich auch noch finden.
Hagstrom (ich muss mir erst die ö-Punkte abgewöhnen) hat hier ein charmantes Nischenprodukt mit äußerst viel Potential herausgebracht: Single-Cut mit langer Mensur, Bass-Cut und mittigem Mini-Humbucker, was die Gitarre extremst flexibel macht.
Ich hatte ja schon früher eine Gitarre mit der Kombination aus normalen und Minihumbucker, oder in Verbindung mit P90 gesucht, die dann aber im Sand verlaufen ist, bzw. bei einer Pacifica 611 mit P90 am Hals erstmal endete.
Nun war der Händler so nett, mir für eine der letzten Specials in Rot, seinem letzten Aussteller mit seiner Ansicht nach perfektem Setup (darüber lässt sich streiten) einen guten Preis zu machen. € 699,- inkl. Formkoffer und einem Satz frischer Saiten, frisch aufpoliert und gestimmt waren absolut nicht zu widerstehen. Da sieht man auch, dass die Händler ab gewissen Preisen doch "überlebensfähige" Margen haben dürften, was auch absolut wichtig ist.
Zur Ultra Max Special:
Eigentlich ist die Ultra Max eine Ultra Swede mit langem Hals, also kleinerer Paula-Korpus mit Belly-Cut, auch etwas dünner als eine Paula, dafür wohl ohne Käselöcher im Inneren. Ergebnis: 3,7kg. Durchaus angenehm und komfortabel.
Das "Special" ist dann der Mini Humbucker in der Mittelposition. Sie ist in dieser Ausführung (derzeit) auf 180 Stk. weltweit limitiert, 60 pro Farbe:
Gylden Burst, ein ins Orange gehendes Honiggold,
Mystique Purple Burst, ein tiefes, intensives Purpur-Violett
und wie meine
Sanguine Red Burst, ein ebenfalls sehr kräftiges, aber auch dunkles Rot.
Alle drei Farben sind elegant und stimmig. Die Frage nach der Farbwahl war für mich anfangs nicht leicht. Nun blieb mir nur die Rote, deren Finish dunkler ausfällt als auf den Pressefotos.
Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, auch fünfmal so teure Gitarren sind leider oft nicht besser verarbeitet. "Mängel" habe ich nur am unteren Griffbrettende in Form eines Farbschattens im Halsbinding und, ebenfalls auf der Unterseite, beim Sattel in Form minimaler Kleberspuren feststellen können.
Sie hat die 648mm „Strat Mensur“, einen schlanken und recht flachen "Slim D" Hals mit 15" Radius (nein, er unterscheidet sich im Handling nicht vom Ultraslim der Swede, er hat das gleiche Profil, ist eben nur um die 2cm länger und heisst daher anders).
Das Profil würde ich als dem der Ibanez Artists und deren Derivaten sehr ähnlich beschreiben, wenn es nicht sogar identisch ist. Einziger merklicher Unterschied ist hier nur das Fehlen einer Halsverstärkung unterhalb des Kopfplattenansatzes.
Der Halsstab ist wie üblich bei Hagstrom als H ausgeführt was es bringt, weiß wohl der Erfinder
Die Tailpieces sind, ebenfalls typisch für Hagsrom unter einer Abdeckung versteckt und als einzelne "Sustainblöcke" ausgeführt. Die Idee von Ibanez damals, einen Messingblock unter dem Tailpiece in den Korpus einzulassen fand ich auch sehr gut, diese Machart ist vom Ergebnis aber nicht schlechter.
Das "Resinator" Griffbrett mit 15" Radius, ein sehr dunkles, technisch wohl optimiertes Kunstharz+Holz-Gemisch, finde ich sehr gelungen. Optisch schön, man muss es nicht ölen, durchgehend gleichbleibende Festigkeit mit einer errechneten Resonanzfrequenz außerhalb der relevanten Bereiche verspricht hier viel Gutes. Der Hersteller verspricht, dass es keine Deadspots gibt, was ich auf Anhieb auch bestätigen kann, wenngleich ich da meine eigenen Gedanken zu deren Ursprung habe.
Auch das ist aber bei allen Hagstroms inzwischen so üblich.
Die schlichten, abgerundeten Inlays sind sehr ordentlich eingesetzt, die Bundierung bei meinem Instrument tadellos, da als Vorführer schon eingespielt, spiegelglatt und an den Kanten fein geschliffen, sauber ins Binding eingelassen und somit besser als bei manchem anderen Markenprodukt in dieser Preisklasse.
Der Sattel ist ein „normaler“, guter GraphTech Black Tusq XL, gut eingepasst und sehr gut gekerbt.
Die Mechaniken arbeiten sehr gut. Es sind zwar wohl nicht mehr, wie in den 60ern, Schaller, aber sie sind sehr präzise und mit den weiten Flügeln für die Hand ganz praktisch, für meinen "Winder" aber leider zu breit. Die Gehäuse haben die selben Maße wie bei Ibanez, was mich erwarten lässt, dass ich die Flügel auch 1:1 ersetzen kann, sollte es mal zu sehr stören.
Die Longtravel TOM unterscheidet sich nicht merklich von den aktuell bei Ibanez eingesetzten "Gibraltar Performer", Breite Einstellbereich, etc. sind ebenso gleich wie das Aussehen. Eine gute Wahl.
Der 5-W Schalter ist ebenfalls von der gleichen Machart wie bei den chinesichen Ibanez Modellen mit dem etwas raueren, präzisen Lauf, die Potis laufen sehr gut rund, sind präzise und perfekt in die gewölbte Decke eingepasst. Schade, dass die schönen Knöpfe mit einer Madenschraube fixiert werden, die sich gerne lockert Im Laden ist mir der Tone-Knopf schon davon gerollt...
Auch die Gurtpins und die Klinkenbuchse sind von der gleichen Machart wie bei Ibanez, also kein Grund für Kritik.
Optisch finde ich die mehrlagigen Glitzer-Perloid-Bindings etwas dick auftragend, sie passen aber gut zum extravaganten Gesamtauftritt des Intruments.
Zum Sound:
Unverkabelt klingt sie wie die meisten Solidbodies ihrer Machart recht unscheinbar (im Vergleich z.B. zu einer Strat die viel resonanter ist).
Im direkten Vergleich zu anderen Marken fallen der leicht metallische Grundton auf, der wohl auf die Messingblöcke zurückzuführen ist, sowie das Sustain, was wohl auch daran, sowie vielleicht auch am Griffbrett liegen könnte.
Streife ich mit den Fingern im Laden über die Saiten der Hagstrom, einer Epiphone und dann einer Gibson Paula, sind letzere schon wieder ausgeklungen, da vibrierts an der Ultramax noch immer. Bei mir zu Hause schenken sich Ultra Max und Ibanez AR 520H nichts, wobei die Ibanez eine Semi-Hollow ist.
Am Amp wirds dann aber richtig interessant.
Die Ultra Max hat drei Humbucker, wobei der mittlere ein "knackiger" Mini ist. Die Positionen 2 und 4 Splitten die äußeren Humbucker und schalten sie jeweils mit der nächstgelegenen Mini-Spule, wohl parallel zusammen. Das erzeugt da zwar leichte Nebengeräusche, aber dafür sehr perligen, lebendigen, mehr als nur gut brauchbaren Sound. Auch hier fühle ich mich an Ibanez erinnert. Die HSH Zwischenpositionen dort haben den gleichen Charakter, jedoch mit noch mehr Störanfälligkeit.
Das besondere an den Schwedinnen ist aber der Basscut Tone-Regler. Hier werden nicht die Hochton-, sondern die Bassanteile rausgenommen und das macht mehr als nur eine gute Figur, wenn man mehr und mehr Gain in tiefen Lagen matschfrei halten möchte. Ggf. kann man dann am Amp wieder etwas dazu drehen, was ich aber nur in den Mittelstellungen für sinnvoll halte. Funky geht extrem gut, hier bekommt man eine breite Palette von Soundangeboten mal mit mehr mal mit weniger Fundament oder mehr oder weniger Spritzigkeit. Nur für bedeckteren Jazz-Sound ist die Konstellation vielleicht dann doch ungeeignet, bietet aber dadurch auch avantgardistische Möglichkeiten, die sonst kaum eine Gitarre im Jazz bietet.
Die beiden "normalen" Humbucker, am Hals ein Alnico Lundgren Desing "Model 2", am Steg ein "Model 5", liefern in allen Gain-Bereichen den zu erwartenden Sound. Poti voll auf, gibts klassischen Paula-Sound, wie man ihn erwartet, will man es kratziger, rauher oder weniger komprimiert, kann man am Tone-Poti drehen. Einfach genial.
Der Mini-Humbucker ist dann genau das, was ich so lange gesucht habe: Ein frecher Rotzlöffel, der Seinesgleichen sucht (ich kenne ihn nur aus einer wohl 76er LP Deluxe "Special", die am Hals einen P90, in der Mitte einen Mini HB und am Steg einen DP100 hat und da hat er mich in den Bann gezogen).
Clean ein universeller Sound, der zwar im Grunde dem der Paula-Mittelstellung ähnelt, aber nochmal kräftiger, offener und vor allem "sauberer", schneller, präziser ist. Mini Humbucker eben. Nimmt die Zerre langsam zu, wird er erstmal sehr "50s" und dann schnell frech, sehr schnell in der Ansprache, mit viel Attack und knackig, einfach herrlich.
In allen fünf Stellungen reagieren die Pickups ganz hervorragend auf das Volume-Poti. Am DSL40 bekomme ich im "3." Kanal - OD1, perlig Clean (hier brauchts das Tone-Poti aber auch) bis brutal Gain alles geboten. Das ist, in dieser Preisklasse, ein Alleinstellungsmerkmal der Schwedinnen, das man, wenn man‘s nicht hat, nicht oft vermissen wird, das aber bei so manchem Amp klar von Vorteil ist. Die Niedrigen Frequenzen sind nun mal die Energiereichsten und mit ein wenig weniger Bass lassen sich viele sonst nur mit Single Coils halbwegs Clean zu betreibende Amps schön perlig genießen. Der DSL hat ja einen schönen Clean Kanal, der Classic 30, den ich mit einem Powersoak versehen habe, um die Endstufenzerre nutzen zu können, ist so ein Kandidat, der mit einer Strat gerade noch Clean geht, mit einer Paula nicht mehr. Hier kann ich jetzt einfach an den Potis drehen und von Clean bis in den mittleren Gainbereich mit voller Dynamik die Zerre des Amps steuern ohne dass es dabei unübersichtlich undifferenziert und mulmig wird.
Und optisch sind die Pickups, bzw. ihre „Sieb-Cover“ sowieso echte Hingucker.
Das Sustain, das sich trocken schon angekündigt hat, ist auch am Amp natürlich vorhanden, aber dann in Wirklichkeit nicht ganz so extrem ausgeprägt wie erhofft.
Im Vergleich zur ähnlich leicht und flach konstruierten Ibanez ARX 300 aber schon ein deutlicher Zugewinn mit einer natürlichen Leichtigkeit im Ton. Noch mehr Sustain haben allerdings die Performer sowohl von 1978, als auch von 1994 zu bieten.
Vielleicht ist das hier der Punkt, wo der H-förmige Halsstab zum Tragen kommt. Beim Sustainvergleich fiel mir auf, dass meine anderen Gitarren nach einer gewissen, unterschiedlichen Zeit die offenen Saiten mit anschwingen lassen. Das tut die Schwedin erst sehr, sehr spät. Da steht ein A schon 20 Sekunden ehe sich der Rest zu rühren beginnt. Feedback ist übrigens, wie bei eigentlich allen Gitarren der letzten ~30 Jahre, kein Thema. Natürlich kann man es provozieren und die stehenden Noten herrlich in ihre Obertöne kippen lassen, aber es passiert nicht unkontrolliert.
Auf meiner Ausstellerin war noch der werkseitige Satz 10-46 dran. In dem Fall schon etwa zwei Jahre drauf und durch zahlreiche Hände gegangen. Ich habe hier nach der ersten Eingewöhnung und ersten Ton-Proben gleich in die Vollen gegriffen und 10-60 aufgezogen, auf Drop-C gestimmt und damit nun drei Stunden gespielt und kann sagen, dass die Gitarre dafür bestens geeignet ist. Da macht dann der Bass-Cut erst recht Sinn. Nicht nur des Matschens wegen im High-gain Bereich. Man glaubt ja gar nicht, wie brutal ein sauberes tiefes C einer 60er Saite clean mit voller Dynamik rüberkommt. Aber auch 2 weitere Halbtöne runter sind mit einer 60er möglich, da bieten sich dann aber doch schon eher Bariton Modelle oder 7+Saiter an. Muss ja nicht sein.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass es eine sehr, sehr gute Gitarre ist, die Ihr Geld mehr als wert ist. Sie erinnert in vielen Aspekten wie Halsprofil, Brücke, Schalterhaptik, etc. stark an Ibanez, was mich vermuten lässt, dass beide Firmen im gleichen Werk in China fertigen lassen oder zumindest die gleichen Zulieferer haben. Auch die Preisregionen sind ja die gleichen. Was bei Ibanez dann Prestige ist, war hier „Northern“, derzeit gibt es aber wohl nur Made in China im Programm.
Einziger Wermutstropfen aus meiner Sicht ist: Sie ist zu schlank für meine Ständer, so dass, wenn das Klinkenkabel steckt, sie so weit nach links gekippt ist, dass der Hals nicht mehr aufliegt. Die paar Euro für einen einstellbaren Ständer werde ich auch noch finden.
Hagstrom (ich muss mir erst die ö-Punkte abgewöhnen) hat hier ein charmantes Nischenprodukt mit äußerst viel Potential herausgebracht: Single-Cut mit langer Mensur, Bass-Cut und mittigem Mini-Humbucker, was die Gitarre extremst flexibel macht.