Dann in Orchesterkreisen (zumindest bei den "Landdudelorchestern" hier im Süden Deutschlands, die ich kenne) ist die Morino in den Köpfen der Spieler nach wie vor das "Non-Plus-Ultra". Außerdem sind die Orchesterspieler (Einschränkung wie zuvor) nicht so intensiv mit dem Instrument befasst, dass sie sich groß im Netz informieren würden
In den beiden Orchestern, in denen ich spiele, ist auch die Hohner Morino deutlich vorherrschend (weit überwiegend S, sporadisch M, N und +).
Der einzige Grund dafür ist aber, dass kaum eine neu gekauft wurde und von den Morinos ein unerschöpflicher Gebrauchtmarkt vorhanden ist.
Vergleichbare Konkurrenzinstrumente sind sehr viel seltener und man müsste sich bei jedem Angebot informieren, ob diese Modellreihe etwas taugt, was kaum einer macht.
Von non plus ultra würde ich da nicht sprechen, sondern von anerkannt brauchbar.
Warum sollte jetzt Hohner diesen Brot & Butter - Artikel aus dem Programm nehmen?
Weil anerkannt brauchbar nur bis zur Baureihe S reicht.
Am Anfang der 2000er Jahre hatte die Morino 120 und Hohner bei Händlern und Lehrern einen dermaßen miesen Ruf, dass bei mir in der Gegend sogar noch in den 2020er bei einem besseren Gebrauchtinstrument meist nach Morino S oder vergleichbaren Modelle von anderen Herstellern gesucht wird.
Auch hier im Forum wird nach allen möglichen Modellen gefragt, aber für die Morino 120 oder + interessiert sich kein Mensch.
Übrigens: Ich kenne die späteren Morino Modelle kaum, kann und will also nichts über die tatsächlichen Qualitäten der Modelle sagen.
Ich war in den 2000ern noch technologie- und fortschrittsgläubig und echt verwundert, wie ein Nachfolgemodell so viel unbeliebter sein kann:
Ein HZIM hat mich Anfang der 2000er zu meiner Morino S beglückwünscht, weil diese sicher im Wert steigt, jetzt wo es von Hohner nichts vergleichbares mehr gibt.
Ein anderer HZIM hat um diese Zeit aufgehört, Hohner zu verkaufen, weil er "das seinen Kunden nicht zumuten kann." (Zitat).
Bei den Lehrern und Orchesterleitern war um diese Zeit ein Generationenwechsel vom Morino mit oder ohne vorgelagertem MIII-spielenden Lehrer zum Converter von Beltuna, Bugari, Pigini oder Sette Zero-spielenden Lehrer.
Und diese späteren Lehrer haben bei Gebrauchtinstrumenten wegen ihrer guten Verfügbarkeit weiter zu alten Morinos geraten, Kinderinstrumente von Hohner wegen guter Provisionen vom Händler sogar selber verkauft, bei großen Neuinstrumenten jedoch strikt von Hohner abgeraten.
Die Monopolstellung von Hohner ist in meiner Gegend jedenfalls endgültig vorbei, und der Name Morino zumindest teilweise verbrannt.
Ich stelle mir auch die Frage, was leichter ist: den Ruf der Morino aufzuwerten oder einem komplett neuen Modell einen Ruf zu schaffen.
Die Frage ist schwer.