[Zubehör] Tru Oil Finishing - eine Lack-Alternative?!

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Gast174516
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Tru Oil ist trotz des irreführenden Namens kein Öl im klassischen Sinn, sondern ein Oil varnish, also eine filmbildende, lackähnliche Oberflächenbeschichtung, die unter anderem Tungoil sowie verschiedene Lösungsmittel enthält.
Die Rezeptur trocknet nach kurzer Zeit und härtet, je nach Anzahl der aufgetragenen Schichten, zu einer transparent- bernsteinfarbenen, harten Beschichtung aus.
Tru Oil erhält offene Poren des Holzes und feuert massiv die Maserung an.
Entwickelt wurde das Produkt zum finishen von Gewehrschäften, die nach der Behandlung wetterfest und oberflächengeschützt sind.

Auf Gitarren findet Tru Oil ebenfalls schon länger Verwendung, da es einen edlen Look hat, die Holzmaserung/Poren nicht verschließt, zudem leicht zu verarbeiten ist und selbstnivellierend auftrocknet. Es wird mittels Baumwolltuch dünn aufgerieben und muss in mehreren Schichten verarbeitet werden, je nach gewünschtem Finish. Ein Gitarrenbody sollte, falls Hochglanz gewünscht ist, durchaus 10-20 dünne Schichten erhalten.
MusicMan verwendet zum Beispiel nur eine dünne Schicht Tru Oil auf der Halsrückseite von unbehandelten Hälsen.

Tru Oil lässt sich nach einer finalen Härtungszeit von ca. einer Woche analog zu Lack bis zu einem perfekten Hochglanz polieren.

Erhältlich ist Tru Oil im Waffenbedarfshandel auch in kleinen Gebinden, 70ml kosten um die 15€, preiswert also!
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Eine Kopfplatte nach 7 Schichten, auspoliert.

Verarbeitung:
Kinderleicht. Tru Oil kann auf unbehandeltes oder auch lasiertes bzw. gebeiztes Holz aufgetragen werden. Es zieht tief ein und trocknet bei Raumtemperatur innerhalb von 2-3 Stunden, danach kann eine weitere Schicht aufgetragen werden.
Das Produkt wird hauchdünn in kreisenden Bewegungen mittels eines fusselfreien Baumwolltuchs aufgebracht.
Erwaige Schlieren/Streifen ziehen sich von selbst glatt.
Tru Oil riecht angenehm und kann in Innenräumen verwendet werden,

Finish:
Tru Oil trocknet zu einem glänzenden Finish auf, dass durch die leichte Bernsteintönung einen gewissen vintage Look hat.
Dabei erinnert die Oberfläche an Schellack oder auch alten Nitrolack und wirkt ausgesprochen edel- kein Vergleich zu einem „dipped in plastic“ Polyfinish!
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Mit 3M-pads oder Stahlwolle lässt sich umgekehrt auch ein seidenmattes Finish erzielen.

Die behandelten Oberflächen zeigen auch nach Jahren keine Abnutzungsspuren, wenngleich die Oberfläche nicht die Härte einer Nitrolackierung oder gar einer Polybeschichtung erreicht. Dabei dunkelt Tru Oil ähnlich Nitrolack leicht nach.

Fazit:
Eine fantastische Alternative zum Lackieren!
Tru Oil erzielt, dünn und sorgfältig aufgetragen, professionelle und ästhetisch sehr ansprechende Oberflächen. Da kein nennenswertes Equipment benötigt wird, ist Tru Oil auch für den Heimgebrauch absolut empfehlenswert!

By the way:
Es empfiehlt sich, Tru Oil direkt nach dem Öffnen in ein Glasfläschchen umzufüllen und kopfüber aufzubewahren.
 
Eigenschaft
 
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70ml kosten um die 15€, preiswert also!

Das wäre ein Literpreis von 214,- € für ein Produkt das im wesentlichen aus gekochtem Leinöl besteht welches pro Liter höchstens 8,- € kostet.

.
 
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Toller Bericht! Danke! Ich habe Tru Oil bei zwei meiner Ukulelen benutzt, die ich gebaut habe. Lässt sich sehr gut verarbeiten und sieht super aus.

Allerdings frage ich mich, warum dieser Thread im E-Gitarren Forum gelandet ist...
 
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Toller Bericht! Danke! Ich habe Tru Oil bei zwei meiner Ukulelen benutzt, die ich gebaut habe. Lässt sich sehr gut verarbeiten und sieht super aus.

Allerdings frage ich mich, warum dieser Thread im E-Gitarren Forum gelandet ist...
…weil ich es ganz einfach bisher nur bei Electrics angewendet habe ;-)

@Bassturmator: klar, ist ja bei allen konfektionierten Waren so- kaufe ich Stoff und Faden wird die Hose auch billiger. Aber wer hat schon Zeit und Lust, ALLES selber zu machen?
 
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Danke für deinen Bericht!
Ich selbst habe vor ca. einem Jahr das erste Mal True oil benutzt und einen Tele-Body damit behandelt.
Dabei musste ich erst mal meine Erfahrungen machen. Anfangs trug ich das Öl viel zu dick auf, so dass sich sogar Nasen bildeten. die musste ich dann wieder abschleifen. Auc gelang es mir imer wieder irgendwelche Fusseln oder Haare mit einzuarbeiten. Auch da musste ich immer wieder schleifen.
Das beste Ergebnis erzielte ich dann mit dem sehr dünnen Auftragen des Öls mit den (einmalbehandschuhten) Fingern!
Ich werde True Oil bestimmt demnächst wieder benutzen, ein Projekt ist schon in Planung!
 
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Ich habe es mit einem Ballen, bestehend aus Wattepads in einem Baumwolllappen, aufgetragen.
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Ja, gibt diverse Methoden. Aber das Wichtigste ist: DÜNN.
Dünne Schichten trocknen schneller, Staubeinschlüsse lassen sich leichter ausschleifen (oder entstehen erst gar nicht) und mit sanften Zwischenschliffen entstehen so viele hauchdünne Lagen, von denen jede das Licht unterschiedlich bricht. Das sieht nach der ganzen Mühe am Ende unfassbar gut aus!

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^ übrigens lässt sich TO auch zweckentfremden- auf mattgeschliffenem Kunststoff (oder wie hier Bakelit) lässt es sich ebenfalls dünn auftragen. Hier genügen drei Schichten völlig. Agen lässt sich das Ganze zudem auch.
 
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Aber das Wichtigste ist: DÜNN.

Das kann ich für alle Produkte die auf Leinölfirnis basieren bestätigen.

Ich habe es mit einem Ballen, bestehend aus Wattepads in einem Baumwolllappen, aufgetragen.

Interessant. So trägt man normalerweise Schellack auf, aber ich finde das bei kleinen Flächen auch für Leinölbasierte Produkte geeignet. Auftragen, vertreiben und abtragen in einem Arbeitsgang und mit einem Ballen. (y)
 
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Mache ich auch gerne bei Leinöl. Man kann damit kaum "Überdosieren", sprich die Verteilung wird sehr homogen.

Nen prima Ballen (auch für Schellack) kann man auch mit 2 Baumwollsocken realisieren. Einen eng zusammengewickelt als Füllung und einen als Hülle. Diesen muss man dann 1-2 mal umstülpen und kann dann mit dem Rest den Ballen gut auf Spannung halten.
 
Diesen muss man dann 1-2 mal umstülpen und kann dann mit dem Rest den Ballen gut auf Spannung halten.

Dazu musst Du zur Anschauung mal ein Video einstellen... ;)

Baumwolle als Außenlage für den Ballen ist jedenfalls wichtig. Füllmaterial kann dann auch der kümmerliche Rest von einem guten alten Schurwollsocken sein.
 
Ich kämpfe noch mit dem Body und den TO-Coats.
Der Anspruch ist ja hinsichtlich Widerstandskraft deutluch höher ggü. einem rein kosmetischen Auftrag auf einer Kopfplatte zum Beispiel. Ist nicht ohne: deutlich mehr Schichten und ein ständiger Kampf gegen Staubeinschlüsse und Fusseln :mad:
Auch mit dem Auspolieren bin ich unsicher- die Coatings sind so dünn, dass man mit Micro Mesh Pads erst ab frühestens 3200 beginnen kann. Vielleicht sind auch Poliervliese die bessere Idee, und anschließend eine Nitropolitur???
 
ich nutze selbst auch gerne TruOil und kann es ebenfalls absolut empfehlen.
Wichtig ist wirklich das dünne Auftragen und man benötigt auch wirklich 10 Schichten für ein gutes Ergebnis.
Aber wer sich als Laie mal am Lackieren mit Spraydosen o.ä. versucht hat, wird es lieben.
Kühl und dunkel aufbewahren - ist zudem extrem ergiebig, erstaunlich was man aus so einen kleinen Fläschchen herausholt (meine wird und wird nicht leer)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

.. und nächste Schicht erst nach Trocknung beginnen, auch wenn die Ungeduld ruft.
Ich habe pro Tag immer 2 Schichten gemacht - keine Probleme mit Fusseln o.ä.
 
Bei Thema Tru-Oil verweise ich immer gern auf dieses Video:

 
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