dr_rollo
Mod Keyboards und Musik-Praxis
Da bin ich doch neulich im Musikladen auf der Suche nach einer neuen Akustik-6-Saiter auf eine LAG gestoßen. Auf den ersten Blick hing sie da unscheinbar auf einem Halter an der Wand, und da hab ich sie mir einfach mal gegriffen - ne LAG hatte ich soweit ich mich erinnerte noch nicht in der Hand gehabt. Lag gut in der Hand, klang angenehm und für ne Auditorium recht voll, ließ sich vom Hals und der Mensur gut spielen. Dann wollte ich sie stimmen - einen Tuner schien sie eingebaut zu haben, obwohl das Bedienfeld mit einem Poti-/Knopf Kombi, sowie einem Fader und drei Touch-Schaltern erst einmal ungewohnt anmutete. Intuitiv eine Sekunde auf den Poti Knopf gedrückt, gingen ein paar leicht blau leuchtende LEDs an und ein kleiner OLED Screen erschien. Wow - dachte ich, so was hab ich bei ner Gitarre noch nicht gesehen. Aber in dem Moment, wo die Elektronik aktiv war, klang die Gitarre selbst plötzlich ganz anders, ohne dass sie irgendwo angeschlossen war - sehr strange...
In dem Moment wird ein Verkäufer auf mich aufmerksam, erzählt mir was von absoluter Neuigkeit auf dem Markt, smartfähige Gitarre, mit lauter technischen Gimmicks, und eingebauten Effekten, sowie Bluetooth, was alles über Smartphone App gesteuert werden usw. Ok, also eigentlich nicht wirklich das, was ich suche, aber trotzdem nicht uninteressant, allerdings definitiv schwierig, das alles im Laden abzuchecken. Also Fühler ausgestreckt, und siehe da, der Vertrieb macht’s möglich und stellt mir eine Gitarre zur Verfügung, um das alles in Ruhe und ausgiebig unter die Lupe zu nehmen.
Die LAG mit Hyvibe-System gibt es in vier verschiedenen Modellbezeichnungen: 10, 15, 20 und 30, wobei die 15er eine Classic mit Nylonsaiten ist, und auch die 30er gibt es mit Nylonsaiten. Die Korpusformen sind Dreadnought, die 15er und 30er gibt‘s auch als Auditorium. HyVibe selbst bietet auch ein System zum Nachrüsten in eine Akustik-Gitarre an, wobei LAG die einzigen Gitarren sind, die von Werk aus mit dem System geliefert werden.
Das Modell, das ich zur Verfügung gestellt bekomme, ist eine THV30ACE (Tramontane, HV=HyVibe, A wie Auditorium, C wie Cutaway und E wie elektifiziert, also mit Tonabnehmer).
So wie es sich mir darstellt, liegt der Unterschied bei den 10, 20 und 30er in der Verwendung der Hölzer, was sich auch auf den Preis niederschlägt, wobei der Mahagonihals allen gemeinsam ist.
Die Gitarre hat eine Mensur von 650mm, eine Sattelbreite von 43mm und 20 Bünde. Sie kommt in einem stabilen, schwarzen, wertigen Koffer. Der LAG Schriftzug und das HyVibe Emblem ist dezent aufgeflockt. Im Lieferumfang befinden sich außerdem ein Schlüssel für eine etwaige Halsjustage, ein Manual, ein USB-C auf USB-A Kabel, sowie ein USB-C Ladegerät mit verschiedenen länderspezifischen Netz-Adaptern.
Optisch ist die Gitarre schon mal ansprechend, die Verarbeitung makellos. Wenn man ganz pingelig ist, sieht man, dass die Mechaniken nicht 100% symmetrisch eingebaut sind:
Was aber technisch natürlich keineswegs stört. Die Mechaniken arbeiten butterweich und sehr präzise.
Zur Ausstattung: wie oben schon beschrieben gibt es ein Poti mit Pushtaster-Funktion, über die man die Elektronik auch ein- und ausschaltet. Daneben gibt es einen Fader und drei Button für Menüwahl, Up- und down-Funktion. Über einen 30x15mm OLED Screen kann man sich durch das Menü steuern. Darüber wird auch der Batteriestatus angezeigt, und am rechten Rand gibt es eine Anzeige für die Gesamtlautstärke der Gitarre am Output.
In der Zarge gibt es eine Anschlussplatte mit je einer 6,35mm Klinkenbuchse für In- und Output und einer USB-C Buchse für Charging und Anschluss an einen Rechner.
Aber nun mal zum 'elektronischen Teil', der ja hier die Besonderheit der Gitarre darstellt, nämlich die 'Smart'-Funktion der Gitarre - dem HyVibe System. Hier hat LAG mit Adrien Mamou-Mani, Gitarrist und Doktor der Vibrationsphysik, zusammengearbeitet, der dieses System entwickelt hat. Im Grunde ein losgelöstes System, das man wie oben schon angesprochen in jede Akustik-Gitarre nachgerüstet werden kann, aber bei LAG in einer Serie von Werk aus angeboten wird.
Das System selbst besteht aus einer Elektronik, die ein Pedalboard ersetzt soll, das als fester Bestandteil in der Gitarre integriert ist. Unter dem Sattel sitzt der Piezo Pickup für die Abnahme, der in das AbnahmeSystem geht, hier dann mit Effekten versehen und über die Output-Buchse abgenommen wird. Das Besondere an diesem System ist sind aber zwei kleine Piezo-Speaker die unter der Brücke geklebt sind, und den Sound auch direkt über den Korpus abgegeben werden kann, d.h. die Effekte sind bereits auch direkt aus der Gitarre zu hören, ohne dass sie abgenommen wird. Bedient wird das ganze entweder an der Gitarre selber, oder über ein Bluetooth connectetes Device wie ein Smartphone (Android oder iOS App verfügbar).
Die Bedienung des Menüs an der Gitarre selbst ist relativ intuitiv, startet mit Tuner, der, wenn man ihn aktiviert, die Gitarre stummschaltet, ähnlich wie bei einem externen Pedal.
Als nächstes folgen die Effekte, wo man sich dann aus 9 Presets eins auswählen kann - dazu später noch mehr.
Dann gibt's einen Looper, der mehr oder weniger auch intuitiv genutzt werden kann: Aufnahme starten, es kommt ein Vorzähler in dem gewählten Tempo und Taktart, und dann nimmt man auf, stoppt manuell, oder gibt die Anzahl Takte vor, die der Loop lang sein soll, dann stoppt er selber. Start ist easy, manueller Stop etwas kompliziert, wenn man den Button an der Gitarre drücken will. Alternativ lässt sich aber auch ein Bluetooth Pedal für die Bedienung anschließen. LAG empfiehlt hier das
Als nächstes folgt ein Metronom - die Wiedergabe erfolgt über einen Lautsprecher im Korpus -, denn dafür ist ein Speaker verbaut, auch dazu später.
Im nächsten Menüpunkt kann der interne Speaker aktiviert werden. Der Korpus der Gitarre dient durch die verbauten Piezos quasi als BluetoothSpeaker für angebundene Devices, wie z.B. ein Macbook, iPhone oder iPad. Hierfür erstellt man eine zweite Bluetooth Connection, entweder am selben Device oder ein separates, sprich ich kann mein iPad oder Macbook für das Abpielen einer Audiodatei nutzen, und parallel über mein iPhone die App bedienen.
Die App:
Aus dem iTune Store oder Google Playstore installiert man die HyVibe App, je nachdem, welches Smartphone genutzt wird. Über diese App kann man die Effekte wählen, genau wie man es an der Gitarre selber könnte. Allerdings kann man nur in der App die Bank mit den neun Effekten zusammenstellen, die dann auch an der Gitarre selber zur Auswahl stehen. Auch nachdem man die Verbindung zur App wieder gelöst hat, bleibt dies an der Gitarre bestehen. D.h. hier erstellt man sich also die Auswahl der Effekte, die man nutzen möchte, wählt oder wechselt sie in der App, oder alternativ direkt an der Gitarre. In der App können die Effekte auch editiert werden oder neue erstellt werden. Bis zu vier Effekte können für eine Kette kombiniert und abgespeichert werden. Die üblichen Effekte wie Kompressor, Chorus, Phaser, Tremolo, Delay, Reverb, Pitch, aber auch Distortion und Overdrive kann man verwenden, einzeln oder in Kombination, dazu EQ Gate, Lowpass, Highpass, also eigentlich nichts, was fehlt. Jeweils einen Parameter pro Effekt, bzw. Effektkette kann man wählen, der auf den Fader an der Gitarre gelegt werden kann.
On Top kann man für jeden Effekt den Gain, also die Gesamtlautstärke vor-definiert festlegen, und/oder einen SustainKiller aktivieren, ein quasi Auto Notch, der in weniger als 2 Sec bis zu 10 Frequenzen identifizieren und runterziehen soll, die ein Feedback verursachen.
Die Effekte:
Es gibt einige Presets, die von Werk aus mitkommen, die zum Teil direkt verwendet werden können. Einige, wie Fusion oder Vintage sind Geschmacksache. Den Versuch einer 12string-Simulation finde ich persönlich nicht ansprechend, ist mir auch durch Modifikation nicht besser gelungen. Über die Gitarre direkt ist es ok, nimmt man die Gitarre ab, ist das Hauptproblem, dass man beim Pitch keine Intensität einstellen kann, hier also das Verhältnis Grundklang/Effekt nicht justierbar ist.
Grundsätzlich muss man auch sonst bei den Effekten unterscheiden, ob man sie direkt über die Gitarre wiedergibt, oder man sie abnimmt. Über die Gitarre wiedergegeben, müssen die Effekte einen deutlich höheren Wet-Anteil, bis zu 100% haben, während man diesen Wet-Anteil deutlich verringern muss, wenn man die Gitarre abnimmt, mal abgesehen von Overdrive/Distortion. Schade, dass es nur eine Bank gibt, denn man kann sich zwar für jede Anwendung die Presets passend anlegen, aber wenn man von direkt- auf Abnahme wechselt, muss man sich diese eine Bank an der App mit den erforderlichen Presets jeweils neu zusammenstellen.
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Top oder Flop? Ist das jetzt ein Trend, dem auch andere Hersteller bald folgen werden? Oder ist das ne fixe Idee, die bald wieder in der Versenkung verschwindet?
Für welche Zielgruppe bzw. Anwendungsbereiche macht so eine Smart-Gitarre Sinn?
Ich hab mir das jetzt mal über 3 Wochen in aller Ruhe und in verschiedenen Situationen angeschaut, alles durchprobiert und hier jetzt mein persönlicher Eindruck:
Die Gitarre selbst ist ein Schmuckstück, top verarbeitet, super eingestellt, lässt sich gut spielen, klingt ausgewogen und voll.
Die Abnahme über das verbaute Tonabnehmer-System klingt grundsätzlich erst einmal absolut ok, wenn man das einfach mal direkt vergleicht. Ich habe hierfür einfach mal auf die Schnelle eine kurze Sequenz eingespielt, direkt vom Ouput über das Audiointerface in die DAW und parallel dazu über ein Rode NT USB auf eine zweite Spur. Hier jetzt die beiden Mixdowns zum Vergleich, ohne irgendwelche EQ Settings und Effekte, weder vom Hyvibe noch aus der DAW.
Piezo:
Mikro:
Ich hab mal versucht, die Bedienung der App in einem kurzen Video festzuhalten:
Mein Fazit:
Das HyVibe System find ich interessant, wobei ich für mich hadere, wie hoch der wirkliche Nutzen, und wie viel Spielerei dabei ist. Ich sehe definitiv noch etwas Verbesserungsbedarf, was die App angeht, auch wenn die Anzahl der Effekte und die editierbaren Parameter schon recht üppig sind. Wenigstens separate Bänken für die unterschiedliche Nutzung, ob mit oder ohne Abnahme müssen noch realisiert werden. Ansonsten muss jeder entscheiden, inwiefern die integrierten Optionen wie Effekte, Looper, Bluetooth-Speaker für ihn und den vorgesehenen Einsatz sinnvoll sind.
Meine persönliche Meinung: Tolle Gitarre, was Optik, Sound und Bespielbarkeit angeht. Ich habe dank der Teststellung ausreichend Zeit gehabt, mich mit der Gitarre zu beschäftigen, war schon kurz davor, mich für diese Gitarre zu entscheiden. Aber am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich so ein System für mich nicht lohnt. Ohne Abnahme nutze ich sie so gut wie gar nicht, außer für mich selbst zum Spielen, und da brauche ich solche Features nicht. Abgenommen mag vielleicht hier und dort ein Chorus ganz nett sein. Der Looper - wenn ich ihn denn nutzen würde - hätte mir zu wenig Optionen. Ohne das HyVibe System wäre sie bei meiner Suche definitiv in die engere Wahl gekommen. Leider hat mein lokaler Dealer keine 'standard' LAG auf Lager, die ich mir alternativ anschauen könnte. Also geht meine Suche jetzt weiter.
In dem Moment wird ein Verkäufer auf mich aufmerksam, erzählt mir was von absoluter Neuigkeit auf dem Markt, smartfähige Gitarre, mit lauter technischen Gimmicks, und eingebauten Effekten, sowie Bluetooth, was alles über Smartphone App gesteuert werden usw. Ok, also eigentlich nicht wirklich das, was ich suche, aber trotzdem nicht uninteressant, allerdings definitiv schwierig, das alles im Laden abzuchecken. Also Fühler ausgestreckt, und siehe da, der Vertrieb macht’s möglich und stellt mir eine Gitarre zur Verfügung, um das alles in Ruhe und ausgiebig unter die Lupe zu nehmen.
Die LAG mit Hyvibe-System gibt es in vier verschiedenen Modellbezeichnungen: 10, 15, 20 und 30, wobei die 15er eine Classic mit Nylonsaiten ist, und auch die 30er gibt es mit Nylonsaiten. Die Korpusformen sind Dreadnought, die 15er und 30er gibt‘s auch als Auditorium. HyVibe selbst bietet auch ein System zum Nachrüsten in eine Akustik-Gitarre an, wobei LAG die einzigen Gitarren sind, die von Werk aus mit dem System geliefert werden.
Das Modell, das ich zur Verfügung gestellt bekomme, ist eine THV30ACE (Tramontane, HV=HyVibe, A wie Auditorium, C wie Cutaway und E wie elektifiziert, also mit Tonabnehmer).
So wie es sich mir darstellt, liegt der Unterschied bei den 10, 20 und 30er in der Verwendung der Hölzer, was sich auch auf den Preis niederschlägt, wobei der Mahagonihals allen gemeinsam ist.
Die Gitarre hat eine Mensur von 650mm, eine Sattelbreite von 43mm und 20 Bünde. Sie kommt in einem stabilen, schwarzen, wertigen Koffer. Der LAG Schriftzug und das HyVibe Emblem ist dezent aufgeflockt. Im Lieferumfang befinden sich außerdem ein Schlüssel für eine etwaige Halsjustage, ein Manual, ein USB-C auf USB-A Kabel, sowie ein USB-C Ladegerät mit verschiedenen länderspezifischen Netz-Adaptern.
Optisch ist die Gitarre schon mal ansprechend, die Verarbeitung makellos. Wenn man ganz pingelig ist, sieht man, dass die Mechaniken nicht 100% symmetrisch eingebaut sind:
Was aber technisch natürlich keineswegs stört. Die Mechaniken arbeiten butterweich und sehr präzise.
Zur Ausstattung: wie oben schon beschrieben gibt es ein Poti mit Pushtaster-Funktion, über die man die Elektronik auch ein- und ausschaltet. Daneben gibt es einen Fader und drei Button für Menüwahl, Up- und down-Funktion. Über einen 30x15mm OLED Screen kann man sich durch das Menü steuern. Darüber wird auch der Batteriestatus angezeigt, und am rechten Rand gibt es eine Anzeige für die Gesamtlautstärke der Gitarre am Output.
In der Zarge gibt es eine Anschlussplatte mit je einer 6,35mm Klinkenbuchse für In- und Output und einer USB-C Buchse für Charging und Anschluss an einen Rechner.
Aber nun mal zum 'elektronischen Teil', der ja hier die Besonderheit der Gitarre darstellt, nämlich die 'Smart'-Funktion der Gitarre - dem HyVibe System. Hier hat LAG mit Adrien Mamou-Mani, Gitarrist und Doktor der Vibrationsphysik, zusammengearbeitet, der dieses System entwickelt hat. Im Grunde ein losgelöstes System, das man wie oben schon angesprochen in jede Akustik-Gitarre nachgerüstet werden kann, aber bei LAG in einer Serie von Werk aus angeboten wird.
Das System selbst besteht aus einer Elektronik, die ein Pedalboard ersetzt soll, das als fester Bestandteil in der Gitarre integriert ist. Unter dem Sattel sitzt der Piezo Pickup für die Abnahme, der in das AbnahmeSystem geht, hier dann mit Effekten versehen und über die Output-Buchse abgenommen wird. Das Besondere an diesem System ist sind aber zwei kleine Piezo-Speaker die unter der Brücke geklebt sind, und den Sound auch direkt über den Korpus abgegeben werden kann, d.h. die Effekte sind bereits auch direkt aus der Gitarre zu hören, ohne dass sie abgenommen wird. Bedient wird das ganze entweder an der Gitarre selber, oder über ein Bluetooth connectetes Device wie ein Smartphone (Android oder iOS App verfügbar).
Die Bedienung des Menüs an der Gitarre selbst ist relativ intuitiv, startet mit Tuner, der, wenn man ihn aktiviert, die Gitarre stummschaltet, ähnlich wie bei einem externen Pedal.
Als nächstes folgen die Effekte, wo man sich dann aus 9 Presets eins auswählen kann - dazu später noch mehr.
Dann gibt's einen Looper, der mehr oder weniger auch intuitiv genutzt werden kann: Aufnahme starten, es kommt ein Vorzähler in dem gewählten Tempo und Taktart, und dann nimmt man auf, stoppt manuell, oder gibt die Anzahl Takte vor, die der Loop lang sein soll, dann stoppt er selber. Start ist easy, manueller Stop etwas kompliziert, wenn man den Button an der Gitarre drücken will. Alternativ lässt sich aber auch ein Bluetooth Pedal für die Bedienung anschließen. LAG empfiehlt hier das
Als nächstes folgt ein Metronom - die Wiedergabe erfolgt über einen Lautsprecher im Korpus -, denn dafür ist ein Speaker verbaut, auch dazu später.
Im nächsten Menüpunkt kann der interne Speaker aktiviert werden. Der Korpus der Gitarre dient durch die verbauten Piezos quasi als BluetoothSpeaker für angebundene Devices, wie z.B. ein Macbook, iPhone oder iPad. Hierfür erstellt man eine zweite Bluetooth Connection, entweder am selben Device oder ein separates, sprich ich kann mein iPad oder Macbook für das Abpielen einer Audiodatei nutzen, und parallel über mein iPhone die App bedienen.
Die App:
Aus dem iTune Store oder Google Playstore installiert man die HyVibe App, je nachdem, welches Smartphone genutzt wird. Über diese App kann man die Effekte wählen, genau wie man es an der Gitarre selber könnte. Allerdings kann man nur in der App die Bank mit den neun Effekten zusammenstellen, die dann auch an der Gitarre selber zur Auswahl stehen. Auch nachdem man die Verbindung zur App wieder gelöst hat, bleibt dies an der Gitarre bestehen. D.h. hier erstellt man sich also die Auswahl der Effekte, die man nutzen möchte, wählt oder wechselt sie in der App, oder alternativ direkt an der Gitarre. In der App können die Effekte auch editiert werden oder neue erstellt werden. Bis zu vier Effekte können für eine Kette kombiniert und abgespeichert werden. Die üblichen Effekte wie Kompressor, Chorus, Phaser, Tremolo, Delay, Reverb, Pitch, aber auch Distortion und Overdrive kann man verwenden, einzeln oder in Kombination, dazu EQ Gate, Lowpass, Highpass, also eigentlich nichts, was fehlt. Jeweils einen Parameter pro Effekt, bzw. Effektkette kann man wählen, der auf den Fader an der Gitarre gelegt werden kann.
On Top kann man für jeden Effekt den Gain, also die Gesamtlautstärke vor-definiert festlegen, und/oder einen SustainKiller aktivieren, ein quasi Auto Notch, der in weniger als 2 Sec bis zu 10 Frequenzen identifizieren und runterziehen soll, die ein Feedback verursachen.
Die Effekte:
Es gibt einige Presets, die von Werk aus mitkommen, die zum Teil direkt verwendet werden können. Einige, wie Fusion oder Vintage sind Geschmacksache. Den Versuch einer 12string-Simulation finde ich persönlich nicht ansprechend, ist mir auch durch Modifikation nicht besser gelungen. Über die Gitarre direkt ist es ok, nimmt man die Gitarre ab, ist das Hauptproblem, dass man beim Pitch keine Intensität einstellen kann, hier also das Verhältnis Grundklang/Effekt nicht justierbar ist.
Grundsätzlich muss man auch sonst bei den Effekten unterscheiden, ob man sie direkt über die Gitarre wiedergibt, oder man sie abnimmt. Über die Gitarre wiedergegeben, müssen die Effekte einen deutlich höheren Wet-Anteil, bis zu 100% haben, während man diesen Wet-Anteil deutlich verringern muss, wenn man die Gitarre abnimmt, mal abgesehen von Overdrive/Distortion. Schade, dass es nur eine Bank gibt, denn man kann sich zwar für jede Anwendung die Presets passend anlegen, aber wenn man von direkt- auf Abnahme wechselt, muss man sich diese eine Bank an der App mit den erforderlichen Presets jeweils neu zusammenstellen.
Und jetzt mal Butter bei die Fische: Top oder Flop? Ist das jetzt ein Trend, dem auch andere Hersteller bald folgen werden? Oder ist das ne fixe Idee, die bald wieder in der Versenkung verschwindet?
Für welche Zielgruppe bzw. Anwendungsbereiche macht so eine Smart-Gitarre Sinn?
Ich hab mir das jetzt mal über 3 Wochen in aller Ruhe und in verschiedenen Situationen angeschaut, alles durchprobiert und hier jetzt mein persönlicher Eindruck:
Die Gitarre selbst ist ein Schmuckstück, top verarbeitet, super eingestellt, lässt sich gut spielen, klingt ausgewogen und voll.
Die Abnahme über das verbaute Tonabnehmer-System klingt grundsätzlich erst einmal absolut ok, wenn man das einfach mal direkt vergleicht. Ich habe hierfür einfach mal auf die Schnelle eine kurze Sequenz eingespielt, direkt vom Ouput über das Audiointerface in die DAW und parallel dazu über ein Rode NT USB auf eine zweite Spur. Hier jetzt die beiden Mixdowns zum Vergleich, ohne irgendwelche EQ Settings und Effekte, weder vom Hyvibe noch aus der DAW.
Piezo:
Mikro:
Ich hab mal versucht, die Bedienung der App in einem kurzen Video festzuhalten:
Mein Fazit:
Das HyVibe System find ich interessant, wobei ich für mich hadere, wie hoch der wirkliche Nutzen, und wie viel Spielerei dabei ist. Ich sehe definitiv noch etwas Verbesserungsbedarf, was die App angeht, auch wenn die Anzahl der Effekte und die editierbaren Parameter schon recht üppig sind. Wenigstens separate Bänken für die unterschiedliche Nutzung, ob mit oder ohne Abnahme müssen noch realisiert werden. Ansonsten muss jeder entscheiden, inwiefern die integrierten Optionen wie Effekte, Looper, Bluetooth-Speaker für ihn und den vorgesehenen Einsatz sinnvoll sind.
Meine persönliche Meinung: Tolle Gitarre, was Optik, Sound und Bespielbarkeit angeht. Ich habe dank der Teststellung ausreichend Zeit gehabt, mich mit der Gitarre zu beschäftigen, war schon kurz davor, mich für diese Gitarre zu entscheiden. Aber am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich so ein System für mich nicht lohnt. Ohne Abnahme nutze ich sie so gut wie gar nicht, außer für mich selbst zum Spielen, und da brauche ich solche Features nicht. Abgenommen mag vielleicht hier und dort ein Chorus ganz nett sein. Der Looper - wenn ich ihn denn nutzen würde - hätte mir zu wenig Optionen. Ohne das HyVibe System wäre sie bei meiner Suche definitiv in die engere Wahl gekommen. Leider hat mein lokaler Dealer keine 'standard' LAG auf Lager, die ich mir alternativ anschauen könnte. Also geht meine Suche jetzt weiter.
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