Ich halte das für nicht ganz richtig.
Ich kann da aus eigener Erfahrung und nunmehr fast 40 Jahren Schlagzeug berichten.
Ich habe in einer Zeit Schlagzeug autodidaktisch gelernt, in der es nur die Möglichkeit gab aus Büchern Wissen zu entnehmen bzw. sich an der Musik von Bands zu orientieren oder einen Schlagzeuger zu befragen oder zu beobachten. Und natürlich zum Lehrer oder in die Musikschule zu gehen.
Selbst da war es so, dass man ein Instrument am besten selbst erlernt hat, denn da kommt man sowieso nicht drumrum. Ein guter Lehrer kann da wirklich was beitragen, aber ist keineswegs ein Garant dafür, dass man weiter kommt.
Das Thema Sitz- und Stockhaltung spürt man irgendwann selbst, wenn man nach 1 Stunde üben Schmerzen im Rücken oder in den Armen hat, oder in der Geschwindigkeit einfach nicht vorankommt. Dann liest man halt und kommt selbst drauf, was man tun muss.
Und mit etwas Eigenbeobachtung entwickelt man dann auch eine vernünftige Stockhaltung, die sowieso anatomisch individuell ist. Der eine kommt gut mit dem Matchgripp hin und der nächste spielt lieber Standard grip. Der nächste steht auf German grip und der andere entwickelt was ganz eigenes. Hängt ja auch davon ab was man für Musik spielt und wie man körperlich konstituiert ist.
Alleine da glaube ich, das von 100 Lehrern 1 in der Lage ist dem Schüler so gut zu beobachten und ihm Tipps zu geben welche Stockhaltung zu ihm, seiner Anatomie und Musik passt.
Na klar muss man als Schüler erstmal vom Standard grip und Match grip erfahren. Aber da gibt es heute mit YouTube und so, mehr Informationen als man sich jemals reinziehen kann.
Da gibt es so viele Videos, die sich speziell mit den Keypoints, wie man heute so schön neudeutsch sagt, beschäftigen.
Da geht es ja nicht nur um Stockhaltung sondern auch um: Stimmen des Sets, die Stockwahl, die Reihenfolge in der man was üben soll, Aufwärmübungen, Spieltechniken, Rhythmusarten und so weiter.
Wenn man da nicht ganz stumpf ist und eine gewisse Fähigkeit zur Eigenbeobachtung hat, die aus meiner Sicht beim Erlernen eines Instrumentes ohnehin eine der Grundvoraussetzungen ist, findet man da das meiste selbst raus.
Und ich glaube im Gegenteil, das viele Lehrer nicht in der Lage sind auf all dieses Themen zu schauen und gute Tipps zu geben.
Natürlich ist es eine ideale Situation wenn man anfängt, findet ein Lehrer der didaktisch richtig gut ist, die richtigen Übungen zur richtigen Zeit empfehlen kann, einen total guten Blick für das Amatonische hat und die Stockhaltungs Techniken alle kennt, beherrscht und was viel wichtiger ist, auch lehren kann.
Und man auch noch genug Geld investiert und mindestens zwei eher dreimal die Woche zum Lehrer geht kann das entscheidend weiterbringen und Fehler vermeiden.
Aber das ist aus meiner Sicht eine idealisierte Vorstellung, aber leider nicht die Realität.
Sondern Lehrer sind oft selbst Musiker, die sich ein bisschen Kohle dazu verdienen müssen und nicht unbedingt die Fähigkeit zum Lehren haben. Das ist nicht böse gemeint, lehren ist eine Kunst die nicht jedem gegeben ist.
Und meistens gehen die Leute dann auch nur alle zwei Wochen für eine Stunde, weil man es sich ja auch leisten können muss. Und das ist einfach zu wenig.
Und wenn dann bei vielen noch diese, zutiefst menschliche, Haltung dazu kommt: "Ich habe ja einen Lehrer, der wird mir schon sagen, was ich zu tun habe", dann bremst das den einen oder anderen mehr, als wenn er keinen Lehrer bemüht.
Ich finde ohnehin dass das Wichtigste ist, dass man versteht, wie man ein Thema selbst lernt. Denn da gehört immer die theoretische Beschäftigung mit dazu, damit man überhaupt erstmal versteht, worum es geht. Aber die Praxis, also das üben und auch das "mit anderen musizieren" ist mindestens genauso und später umso wichtiger. Und wenn man das mal verstanden hat, muss man die richtigen Dinge üben. Und das muss man einfach fühlen. Wenn man beispielsweise am Anfang versucht Paradiddles mit Metronom und in 8teln, 16teln oder triolen zu spielen und kommt damit nicht klar, weil man den Stock schon gar nicht richtig bewegen kann, dann ist es vielleicht besser erstmal rlrlrlrl oder rrllrrllrrll von langsam nach immer schneller zu spielen. Und das einzeln mit Händen und auch Füßen.
Und wenn man später übt und stellt fest, dass einem die Unabhängigkeit hindert oder man schlecht Triolen spielen kann oder keinen Shuffle hinbekommt, dann muss man eben das gezielt üben. Und dazu brauche ich keinen Lehrer der mir das sagt. Das merke ich selber.
Aber Menschen sind natürlich individuell.
Es sei denn natürlich Unterricht bei so einen Typen wie Thomas Lang. Bei dem würde ich natürlich auch tierisch was lernen.
Aber genau das ist der Punkt. Wer sich Thomas Lang Videos anschaut, der lernt zu viel über Bassdrum Techniken oder lineare Koordination oder was auch immer. Wie viele Lehrer in der Praxis gibt es, die das so gut rüberbringen können? Als dass man es nicht sich selbst besser anschauen kann?
Aber natürlich sind nicht alle wie ich und manchen hilft es mehr wenn einer neben ihnen steht und sagt was sie tun sollen.
Aber ich finde es einfach nicht richtig zu sagen, dass das "nur" mit einem Lehrer geht.
Ich würde sagen viel wichtiger ist es, dass man sich selbst erstmal klar macht, wie man ein Instrument lernt. Sich dann auf den Weg macht, anfängt zu spielen, sich sehr gut selbst zu beobacht, jeden Tag lernt und übt und sich dann entsprechende Tutorials zur Gemüte führt und diese zur Übungs Grundlage macht.
Ich habe z.b. irgendwann einen Thomas Lang Video entdeckt, wo es um lineare Koordination geht und habe dann mal angefangen vor dem Spielen mit einer Hand und einem Fuß 8el, 16el, 32el, Triolen und so weiter zu spielen. Ich habe gemerkt dass mich das in meiner Koordination und Unabhängigkeit so voran gebracht hat, wie jahrelanges üben von Paradiddlen.
Und dann, nicht weniger wichtig, muss man anfangen mit anderen Musikern zu spielen. Denn erst da lernt man Musik. Denn es geht ja darum ein Rythmusfundament mit einem Bassisten zu legen auf dem ein Gitarrist Rhythmus und oder, Solo spielen kann, so dass erbauliche Musik herauskommt und ein Lied so zu konstruieren, dass da auch noch Platz ist, das ein Sänger sich ausdrücken kann.
Das kann einem kein Lehrer außer in vielen hundert Stunden beibringen.
Wenn das begleitet wird von einem guten Lehrer, Umso besser.
Aber wer das selbst geregelt bekommt, der kriegt das auch ohne Lehrer hin.
Und wer das nicht geregelt bekommt, der wird auch mit Lehrer kein guter Musiker.
P.S. Jetzt bin ich aber ins labern gekommen.
Ich glaube, ich kriege langsam einen Corona Koller...