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Deleted member 291993
Guest
Wie schätzt Du den Effekt eines abgeschlossenen Studiums für den Zugang zu Privatschülern ein?
Ich will hier dem Kollegen @der dührssen nicht vorgreifen, habe aber vergleichbare Erfahrungen - bis auf den Unterschied, dass ich Musikschuljobs grundsätzlich abgelehnt, und vom ersten Tag an ausschießlich Privatunterricht gegeben habe.
Nach meinen Erfahrungen wird die Qualifikation von Unterrichtenden insgesamt relativ selten hinterfragt - was ich zeitweise sogar als durchaus frustierend wahrgenommen habe. Allerdings muss man hier dahingehend differenzieren, dass ein abgeschlossenes Studium umso eher vorausgesetzt (und auch nachgefragt) wird, je höher das Bildungs- und Einkommensniveau der Kunden ist, d.h.:
Ob ein abgeschlossene Studium in der Unterrichtstätigkeit relevant wird, richtet sich in erster Linie nach der jeweiligen Klientel bzw. Zielgruppe.
Auf Grundlage meiner Erfahrungen möchte ich daher behaupten, dass Kunden, denen meine Qualifikation offensichtlich egal war, sich im Verlauf des Unterrichts meist insgesamt als leistungsschwächer und weniger motivierbar erwiesen haben, und zugleich die Gruppe mit der höchsten Fluktuation darstellten.
Ich habe daher aus dieser Beobachtung die Konsequenz gezogen, durch eine klare Zielgruppendefinition und gezielte Selektion im Vorfeld (insbesonders durch den Honorarrahmen und die Art der Internetpräsenz) nur noch auf eine leistungs- und qualitätsorientierte Klientel mit bereits hoher intrinsischer Motivation zu setzen.
Zum Aufbau und Erhalt eines solchen Kundenstammes ist dann natürlich nicht nur ein Studienabschluss von Vorteil, sondern es bedarf auch der permanenten Bereitschaft, ein erwartetes Qualitätsniveau sowohl zu halten, als auch auszubauen.
Letzteres ist allerdings mit einer 40-Stunden-Woche weder qualitativ vertretbar, noch realisierbar, insbesonders, wenn man Schüler hat, die berufsvorbereitenden oder berufsergänzenden Unterricht erhalten - da fällt einfach viel Vorbereitungsarbeit an, die nicht immer vom Honorar abgedeckt ist, selbst wenn dieses bereits höher als der Durchschnitt angesetzt ist. Finanziell ist ein selektierter Kundenstamm also nicht unbedingt einträglicher, insgesamt habe ich aber diesen Schritt nie bereut:
Ich habe mich auf max. 20 Unterrichtsstunden/Woche, bei max. 32 Unterrichtswochen (Musikschulen gehen in der Kalkulation meist von 36 Wochen aus) eingependelt, dadurch verblieb ausreichend Zeit für Vorbereitungsarbeiten und die eigene Fortbildung.
Der für mich wichtigste Aspekt: Weniger ist mehr, denn erst dann ist ein individuelles Arbeiten möglich, das diesen Anspruch auch zu erfüllen vermag.
Mein Fazit: Mehr Klasse als Masse macht vielleicht nicht reich, es macht aber glücklicher! Und mein Studium habe ich dabei nicht nur als unverzichtbare Voraussetzung empfunden, sondern auch als qualitativen Orientierungsrahmen - und als Verpflichtung.
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