Musiker als Beruf

  • Ersteller MoFa2013
  • Erstellt am
M
MoFa2013
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
03.09.21
Registriert
14.04.20
Beiträge
7
Kekse
0
Hallo ihr lieben ,
Ich spiele seit meinem Zwölften Lebensjahr (jetzt 24)
Schlagzeug , nach dem ich meine Realschule hinter mich gebracht habe, habe ich an einer privaten Musikschule angefangen Musik Fachrichtung Schlagzeug zu studieren, ich habe dieses Studium abgebrochen (nicht weil ich wiederholen musste oder ähnliches) und mich direkt in das Berufsleben als Musiker begeben .

Nun bin ich seit 3 Jahren im Beruf und Unterrichte Schlagzeug an 3 Verschiedenen Schulen und gebe Privatstunden (5 Tage die Woche voll)
Ich habe auch Musicals wie Festivals gespielt, DAS IST ABER LEIDER SELTEN

Ich fahre JEDEN Tag nach der Arbeit in den proberaum oder sitze bis tief in die Nacht am Übungspad.

Ich komme in den meisten Musik Richtungen klar und spiele Ok , nicht überagend , darum geht es aber auch nicht .

Ich merke jetzt schon seit einiger Zeit das ich die schnauze voll habe , Schüler die nicht üben , immer bei der Arbeit weil immer irgendwer was von einem will und dann noch der enorme drang an sich selbst zu arbeiten und nie mit sich selbst zufrieden zu sein .

Zu allem überfluß ist die Bezahlung an Musikschulen sehr schlecht , privat Schüler sind in Ordnung aber der Großteil meiner Einnahmen sind Musikschulen.

Ich möchte stand jetzt , mein Abitur nachholen, etwas anderes studieren und meinen jetzigen Job wieder als HOBBY und Nebenjob neber der Schule machen .
Ich möchte meine Projekte nicht aufgeben aber es etwas entspannter angehen lassen.


Meine Frage , sind hier Leute die ähnliches erlebt haben und habt ihr es im Nachhinein bereut oder war es ein guter und richtiger Schritt?
 
Ich weiß nicht, ob es Dir weiter hilft, aber ich habe mich irgendwann dagegen entschieden, mein Hobby (Schlagzeug) zum Beruf zu machen und habe es nie bereut.

Nach meinem Diplom habe ich eine ganze Weile intensiv Schlagzeug gespielt und mich umgeschaut, wie die Lokalgrössen (Berlin) so gelebt haben.
Die waren technisch besser als ich (das hätte ich aber aufholen können) und haben quasi nix anderes als Musik gemacht (da hatte ich schon Bedenken, ob das was für mich gewesen wäre).

Ihre Existenz hing an einer Kombination von:
  • Brotjob (oft irgendwas ausfahren oder so)
  • privat Musikunterricht geben
  • zwei, drei Bands, davon eine Top-40-Band
  • ab und an Studio- oder musikalische Aushilfsjobs.
Die hatten schon produzierte CDs, die sie vorzeigen konnten und haben halbwegs okay gelebt, aber mit 40+ war auch kein Durchbruch mehr zu erwarten.

Mein Fazit für mich: Top-40 wollte ich nicht und so viel Leidenschaft, mein Leben ausschließlich der Musik zu widmen, hatte ich nicht.

Das Ganze ist gute 20 Jahre her, wie es heute ist, kann ich nicht sagen, vermute aber, da hat sich nicht viel geändert. Mein Hinweis wäre: Schau Dich um, wie heute drummer leben, die davon leben können. Vergleich Dich mit ihnen und zieh Deine Schlüsse. Corona ist ja derzeit und in naher Zukunft nun auch nicht gerade ein Faktor, der die Aussichten verbessert.

Andersrum wird vielleicht ein Schuh draus: Stell Dich ausbildungdmässig auf solide Beine, betreibe Schlagzeug als Hobby und wenn sich ernsthaft was draus ergibt, ergreife die Chance.

just my 2,42 cent in dieser Angelegenheit

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Ich möchte stand jetzt , mein Abitur nachholen, etwas anderes studieren und meinen jetzigen Job wieder als HOBBY und Nebenjob neber der Schule machen .
Ich möchte meine Projekte nicht aufgeben aber es etwas entspannter angehen lassen.
Ich bin zwar kein Schlagzeuger und kenne Deine Situation nicht genau... aber pauschal ist das immer eine gute Idee ;)
Es sei denn Du machst Abi und studierst hinterher Philosophie.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich kann leider nur ein paar Fragen anbieten:

Was waren denn deine Erwartungen bzw. Vorstellungen, als du den Schritt zum Berufsmusiker gemacht hast?

Warum bist Lehrer geworden, und nicht Musiker?

Wieviel Stunden bedeuten bei dir 5 Tage voll? Je nach Job hast du auch 40h plus beliebig viele Überstunden und durchgearbeitete Wochenenden.

Wenn du weiter so hart an dir arbeitest, wärst du mit mehr Beschäftigung als Musiker und weniger als Lehrer vielleicht schon glücklicher?

Oder liegt dir zwar das Unterrichten, nur du müsstest an eine Schule kommen, wo Schüler mit einem höheren eigenen Anspruch und Engagement sind?

Warum sollte man eine zusätzliche Qualifikation bereuen? Als Musiker kannst du doch parallel oder auch danach trotzdem weiter arbeiten? Außerdem kannst du so dein Studium finanzieren?

Hast du denn schon eine konkrete
Studien- und Berufsvorstellung?

Was genau soll denn durch den „richtigen“ Beruf anders werden?

Glaubst du, dass es gut bezahlte Berufe gibt, in denen nicht ständig etwas von einem erwartet wird oder in denen man es nicht auch mal mit Idioten zu tun hat, oder wo man sich nicht auch ständig weiter entwickeln muss?

Viel Erfolg bei deiner Entscheidung.

Gruß,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Warum bist Lehrer geworden, und nicht Musiker?
Wo liegt der Unterschied? ;)
Ich nehme an, mit Musiker meinst du Leute, die vor allem Live- und Studiojobs machen, statt zu unterrichten? Den wenigsten Musikern gelingt es, damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, es sei denn, die haben eine Festanstellung im Orchester. Und dafür brauchst du einen anerkannten Hochschulabschluss.

Also sorgt die Tätigkeit als Lehrer für die - schlecht bezahlte - Grundversorgung, die Live- und gelegentlichen Studioengagements sind ein Zubrot, wenn sie nicht (beinahe) umsonst sind. Auch der Feld-, Wald- und Wiesenprofi kommt nicht drumherum, regelmäßig bei rudimentärer Verpflegung gegen Hutgeld zu spielen .

Leider heißt Profi eben nicht, mit guten Gagen für große Stars tätig zu sein, das schaffen nur die allerwenigsten. Es heißt jeden Monat am Existenzminimum rumzukrebsen und sich irgendwann Exit-Strategien überlegen zu müssen. Die meisten, die ich kenne, sind entweder irgendwann ausgestiegen oder tragen sich wenigstens zeitweise mit dem Gedanken.
Insofern finde ich die Frage nur allzu verständlich und richtig. Bereuen wird man den Schritt möglicherweise dann, wenn man die Musik völlig aus dem Blick verliert, aber das kann man ja beeinflussen.

Ach ja, in einem Alter, in dem der Körper schon manchmal spürbar zwickt, gibt es zunehmend Tage, an denen die Schlepperei nicht mehr so viel Spaß macht. Und wenn man sich dann eine Rentenanwartschaft von 400 Euro monatlich erarbeitet hat, findet der Eintritt ins Rentenalter auch eher auf dem Papier statt, weil man munter weiter buckelt, um nicht zu verrecken. Ich glaube, da ist die Perspektive eines bürgerlichen Berufs mit Freiraum zur Hobbypflege nicht ganz verkehrt.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
@MoFa2013,

ich habe gerade gestern, vor einem Live Concert, darüber diskutiert, warum zum Beispiel die amerikanischen Musiker ihre Shows so professionell, musikalisch ausgefuchst und mindestens solide spielen, dass man kaum mehr eine semiprofessionelle deutsche Band anschauen möchte. Und selbst wenn man in Canada oder den Staaten die Bands in den Bars am Wochende sieht, können hier so manche Profis einpacken... Das ist natürlich überspitzt dargestellt, entbehrt jedoch nicht einer gewissen Wahrheit.

Wir haben versucht Gründe dafür zu ermitteln und ob wir die richtigen Schlüsse gezogen haben, steht natürlich nicht fest. Hier die kurze Zusammenfassung:

1. Für die meisten Musiker ist es IHR Job. Damit wollen und müssen sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Viele können auch nichts anderes, müssten dann Aushilfsjobs annehmen, was noch prekärer wäre.
2. Wenn sie es nicht drauf haben, unvorbereitet sind oder sich nicht unterordnen/einfügen in die Band, werden sie gnadenlos entfernt (hire and fire - Mentalität). Man kann sein Instrument spielen und ist musikalisch flexibel.
3. Damit hängt zusammen, dass sie der Band oder dem Bandleader "dienen" und das nicht als Unterwerfung verstehen.
4. Es existiert eine Härte gegen sich selbst, wenn es um Krankheit oder persönliche Befindlichkeiten geht. Aufgeben ist keine Option.
5. Trotz aller genannten Punkte, ist man offen für konstruktive Kritik und schmollt nicht, sondern versucht sich zu verbessern, das Problem aus der Welt zu schaffen.
6. Für Geld ist es egal, ob sie in der Wunschmusikrichtung unterwegs sind oder nicht. Sie geben trotzdem ihr Bestes.
7. Der Ton untereinander ist (meistens), freundlich, umgänglich und auch bei zu äußernder Kritik positiv und konstruktiv. Wer nicht passt, geht...
8. Um einen Job zu bekommen, gibt man alles, weil es eben dafür Geld gibt.

Im Grunde ist es die Einstellung, dass man die Pflicht hat, für den Job als Musiker immer das Maximum zu geben, das Ego zurückzustellen, nicht herumzujammern und auch zu so gut wie möglich zu spielen, wenn es vielleicht auch schwer fällt. Dabei ist es eben egal, ob es einen Hochzeitsband, Worship Band, Jazz- oder Rockband ist.

Einen Punkt habe ich natürlich noch vergessen: Die Selektion erfolgt natürlich aus einem viel größeren Pool an potentiellen Musikern als in Deutschland.

Vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluß, aber bestimmt bedenkenswert.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wo liegt der Unterschied? ;)
Ich nehme an, mit Musiker meinst du Leute, die vor allem Live- und Studiojobs machen, statt zu unterrichten?
Das war bewusst etwas überspitzt formuliert. Ich sehe aber schon einen klaren Unterschied zwischen musikalischem Schaffen und dem schwerpunktmäßigen Lehren für Anfänger. Ab einem gewissen Level von Schüler und Lehrer geht das dann wieder Hand in Hand. Klar machen die meisten auch beides, aber das anteilige Verhältnis macht den Unterschied (Musiker + nebenbei Lehrer oder Lehrer + ganz selten Musiker)
 
na ja, amerikanische Verhältnisse sind hier undenkbar!
Die Amis verstehen sich zu 100% als Dienstleister, hier ist man "Künstler" und die Dienstleistung unter der Würde.
Realistisch ist die amerikanische Variante!


Zum Ausgangspost:
Ich hab Schlagwerk studiert (Hochschulabschluß) und danach noch Maschinenbau um die Firma von Opa/Vater zu übernehmen.
Mein ganzes Leben habe ich hochklassige Musik gemacht (immer gegen gutes Geld!!!), war aber keinen Tag auf dieses Einkommen angewiesen, das wurde meistens wieder in "Musik" investiert (Instrumente, LPs/CDs, viele Konzerte besucht, etc.)

Ich hab nix gegen Dienstleistung sofern die meinen musikal. Geschmack trifft, aber mit meinem Brotjob konnte ich deutlich mehr selektieren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich kenne viele, die Musik machen. Allerdings nur ein paar handvoll, die das beruflich tun und auch davon leben können.
Schlagzeuger ist da allerdings keiner dabei. Es sind Musiker mit "Melodie-Instrumenten".

Der Großteil davon verdient, wie schon gesagt wurde, als Musiklehrer(innen) (in welcher Form auch immer) den Lebensunterhalt.
Ein studierter Tastenmann ist einer von ganz wenigen, der zwar als "Dienstleister" aber in Eigenregie Musik für PC-Games, Filme, Werbung, etc... schreibt und davon ganz gut leben kann. Selbst die Corona-Krise machte ihm nicht viel aus, da er ja nicht auftritt, sondern im "stillen Kämmerlein" seine Musik kreiert.

Die oben genannten Musiklehrer mussten sich in der Krise auch mal mit anderen Jobs über Wasser halten. Wer noch was anderes konnte, war da fein raus.

Letzteres wäre auch mein Rat: Schauen, dass man noch ein zweites Standbein hat. Alleinig von Musik machen zu leben, ist sehr hart.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein studierter Tastenmann ist einer von ganz wenigen, der zwar als "Dienstleister" aber in Eigenregie Musik für PC-Games, Filme, Werbung, etc... schreibt und davon ganz gut leben kann. Selbst die Corona-Krise machte ihm nicht viel aus, da er ja nicht auftritt, sondern im "stillen Kämmerlein" seine Musik kreiert.
Zu dieser Spezie gehöre ich und ich kann dem TS daher nur aus diesem Umfeld berichten.

Die Einnahmen durch lukrative Exklusivaufträge großer Konzerne sind ohnehin etwas seltener und das eigentliche Brot&Buttergeschäft wird größtenteils über Unternehmen/Agenturen aus dem Klein&Mittelstand bestritten, ob Werbung, Filme, Games usw.
Da diese Unternehmensschichten durch Corona gebeutelt sind, leiden auch wir unter mangelnder Auftragslage, bzw. unterliegen unrentabler Preiskämpfe.
Insbesondere die geschlossenen Kinos machen zu schaffen, da etwaige Werbeschaffende und am Rattenschwanz hängenden Dienstleister wie ich auch dieser Brot&Butter-Ast abgesägt wurde.

Corona, bzw. ein Lockdown ist insgesamt schon ein sehr spürbares Thema, aber selbst unabhängig von Corona ist ein "gutes Leben" eine doch sehr relative Auffassung als selbstständiger Musiker in (nicht nur) dieser Branche.

Es fängt schon bei ganz wesentlichen Dingen wie z.B. der Krankenversicherung an.
Viele Selbstständige, vornehmlich in Kreativberufen, können sich die KV und etwaige SV nicht leisten.
Krank zu werden, kann für das eigene Geschäft nicht nur zu erheblichen Ertragseinbußen, sondern auch zum generellen Abspringen von Kunden führen.
Insgesamt betrachtet, ist unter diesem Aspekt die Selbstständigkeit insoweit ein labiles und sehr risikobehaftetes Unterfangen.

Es ist ein kompletter Irrtum zu glauben, man wäre sein eigener Herr, denn man ist durch und durch Dienstleister und abhängig vom Markt und Auftraggebern.
Viel Arbeit- und in der Relation in gewissen Phasen mal runtergerechnet für einen oder teils gar unter Mindestlohn... und Urlaub ist ebenfalls ein seltenerer Luxus.
Auch in meiner Branche gibt es Seasons- und insbesondere ist zumeist nur die Hälfte eines Jahres ein ertragreiches.
Die anderen einkommensschwachen Monate/Quartale müssen nicht selten überbrückt werden, was wiederum eine Rücklagenbildung bedeutet.
Daher ist das Thema Urlaub auch immer etwas schwierig, ganz zu schweigen von Rücklagenbildungen für die Zukunft und andere Dinge, wie z.B. das kaputte Auto in der Werkstatt und andere Neuanschaffungen, weil Waschmaschine und Kühlschrank sich zeitnah verabschiedeten.

Viele meiner Kollegen bejahen eine Teilhabe an einem "gute Leben"... sofern man Single ist und für niemanden sorgen muss, außer für sich selbst.
Dieses gute Leben bezieht sich nicht selten auf den Umstand, seine Miete bezahlen zu können, den Kühlschrank halbwegs voll zu machen und sich ab und an mal mit Kumpels zu treffen und seine Bierchen bezahlen zu können.
Ganz anders sieht es aus, wenn da eine Partnerschaft, Kind und etwaige Gedanken an z.B. eine Eigenheimfinanzierung etc. anstehen.
Da trennt sich dann wiederum ganz ganz schnell die Spreu vom Weizen hinsichtlich "ein gutes Leben" finanzieren zu können.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Dein Leben wird sorgenfreier in einem Anstellungsverhältnis, bzw. gut bezahlten Beruf laufen.
Eine Selbstständigkeit- insbesondere in Kreativberufen wie Musik&Kunst mit Hinblick einer in einer Partnerschaft geteilten Zukunft und Plänen, erfordert eine solide und konstant betuchte Auftragslage, bzw. eine jeweils unabhängig voneinander gut verdienende Partnerschaft.
In jeder Selbstständigkeit wirst du aber immer mit dem Thema "Freizeit und Urlaub" konfrontiert sein, weil du als Dienstleister- zumindest anfänglich, dir diesen Luxus zunächst nicht gönnen kannst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 7 Benutzer
Ich glaube in Deutschland ist die populärste Form für Berufsmusiker das philharmonische Orchester. Diese werden tatsächlich - soweit mir bekannt - in einer Art Angestelltenverhältnis beschäftigt.

Musiker, die ihr Geld durch Produktionen verdienen können, sind in Deutschland - je nach Sparte - eher rar gesäht. In letzter Zeit beschäftige ich mich Projektbedingt mit Mittelalterrock und wenn ich in diese sparte Blicke, ist glaube ich keine der vertretenden Bands wirklich in der Lage, ihren kompletten Lebensunterhalt nur durch Musik zu verdienen.. höchstens vielleicht Ben Metzner, wobei er ja auch noch D'Artagnan am Laufen hat.

Bands, die in den 80ern und vll. in den 90ern schon groß waren, sowas wie Edguy oder Rammstein - vor Allem aber auch die Toten Hosen und die Ärzte muss man hier mal außen vor lassen. Die waren bereits zu Zeiten aktiv, in denen Raub von Musik noch kein Thema und Tonträgerverkäufe noch eine echte Einnahmequelle waren. Plus man ist eher geneigt, die Tonträger auch heute noch zu kaufen. Feuerschwanz z.B. ist vollständig bei Prime Music vertreten. Da kommt mit Sicherheit nicht viel an Tantiemen bei herum.

Dinge die ich bei dir gerade herauslese, die dir etwas im Weg stehen, ist deine Erwartungshaltung gegenüber den Schülern als auch gegenüber dir. Vor allem wenn jemand nicht übt und darum keine Fortschritte macht, darfst du dir das nicht sonderlich zu Herzen nehmen. Das ist eine Sache, die man lernen muss, wenn man als Dienstleister Arbeitet.

Ich selbst bim im Öffentlichen Dienst und muss permanent Seitenlange Verfügungen und Bescheide schreiben. Würde jetzt mein Herz an meinen Ausführungen hängen wäre es schon längst zerrissen. Ich muss permanent Dinge so abändern, dass der Inhalt der selbe ist, aber sprachlich mehr dem Stil meiner Vorgesetzten entspricht. Weil sie ja unterschreibt. Ist halt so. Genau so muss ich immer wieder Gerichtsentscheidungen hinnehmen, die teils hahnebüchende Ausführungen enthalten. So ist das Leben in ner Grundsatzsachbearbeitung. Dass du Herzblut hineinsteckst, zeigt zwar, dass es dir nicht egal ist, aber gewisse Dinge muss man - gerade als Dienstleister - leider ab können.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
ol
Das war bewusst etwas überspitzt formuliert. Ich sehe aber schon einen klaren Unterschied zwischen musikalischem Schaffen und dem schwerpunktmäßigen Lehren für Anfänger.
Ich wollte nur nochmal nachschieben, dass ich den Job als Musiklehrer in keiner Weise diskreditieren will. Ganz im Gegenteil, motivierte, engagierte und pädagogisch qualifizierte Lehrer, die individuell auf ihre Schüler eingehen können und wollen, sind meiner Meinung extrem wichtig um junge und auch erwachsene Menschen für Musik zu begeistern, sie bei der Stange zu halten und auf den richtigen Weg zu setzen. Das erfordert Erfahrung und Eignung, ist aber mehr Knochenjob, als musikalische Erfüllung. Ich habe das Glück, so einen Lehrer fürs Klavier gefunden zu haben. Und er hat das Glück, neben seiner Musikschule noch eine Agentur und eine Band zu haben…

Gruß,
glombi
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
...Ich glaube in Deutschland ist die populärste Form für Berufsmusiker das philharmonische Orchester. Diese werden tatsächlich - soweit mir bekannt - in einer Art Angestelltenverhältnis beschäftigt...
WDR/HR/NDR leisten sich noch eine Big Band, aber ob da noch Nachfolger eingestellt werden für Musiker, die ausscheiden, ist nicht unbedingt sicher.

Was auch noch feste Jobs sind, sind Orchester bei der Bundeswehr und Polizei.
Bei der Polizei weiß ich nicht, ob es eine Zweitverwendung gibt, bei der Bundeswehr sind die Musiker im Ernstfall als Sanitäter mit vorne dabei.
 
Oder im Stabsdienst.
ok, ist seeehr lange her, als ich beim Luftwaffenmusikkorps war, in dieser Zeit gab es keine so ranghohen Musiker, daß die im Stab hätten sein können.

Da war der Chef auch nur HFW.
 
Es ist ein kompletter Irrtum zu glauben, man wäre sein eigener Herr, denn man ist durch und durch Dienstleister und abhängig vom Markt und Auftraggebern.
Wer meint das würde Selbständigkeit grundsätzlich bedeuten, war es noch nie. Egal in welcher Branche, da muss man öfter Kröten schlucken, die einem ganz und gar nicht schmecken.
Aber man braucht ein Dach über den Kopf und noch so andere Dinge auch.
Die 40 Stundenwoche ist da auch schon mal am Mittwoch Abend vorbei und die Buchführung muss ja auch noch gemacht werden.
Wer sich das antun will, ich nicht.

Mein Fazit für mich: Top-40 wollte ich nicht und so viel Leidenschaft, mein Leben ausschließlich der Musik zu widmen, hatte ich nicht.
Die Zeiten, mit denen man als gut gebuchter Top-40-Musiker noch einen guten "Neben"-verdienst hatte, sind auch lange vorbei.
 
Ich glaube in Deutschland ist die populärste Form für Berufsmusiker das philharmonische Orchester.

Das glaubst du aber auch nur. Die Fakten sehen anders aus: Unter den knapp 70.000 Musikern/Sängern mit einem entsprechenden Berufsabschluss (dazu kommen noch ca. 52.000 Musikpädagogen), gibt es nur knapp 10.000 Orchestermusiker in den 130 öffentlichen Orchestern (Statistisches Bundesamt, Spielzeit 2013/14) - Tendenz sinkend.
 
Die Zeiten, mit denen man als gut gebuchter Top-40-Musiker noch einen guten "Neben"-verdienst hatte, sind auch lange vorbei.
Ja, das Geschäft ist fast vollständig an die DJs gegangen. Als ich in den 1990ern in so einer Truppe spielte (ich war jung und brauchte das Geld), konnte man die Entwicklung schon spüren.
 
Moin @MoFa2013

Ich kann dich durchaus verstehen. Ich habe Schlagzeug studiert und bereits während meines Studiums angefangen, mir einen Schülerstamm aufzubauen weil für mich persönlich schon damals klar war, dass ich rein mit Auftritten nicht überleben können werde, zumal ja auch Studiojobs eher seltener werden und ich auch producing- und songwritertechnisch nicht stark genug bin, um mir dort ernsthaft ein zweites Standbein aufzubauen.

Gerade anfangs, so in den ersten drei, vier Jahren, habe ich auch ausschließlich an Musikschulen unterrichtet und absolut: Die Situation dort ist gelinde gesagt suboptimal. Du wirst zwar zugeballert mit Schüler*innen, aber dann meistens junge Kinder, die von den Eltern reingeworfen werden und eher selten wirklich langfristig Interesse haben. Grade was Übefortschritt angeht kenne ich nur zu gut die Frustration, die aufkommt, wenn man nach Monaten noch am selben Inhalt hängt. Macht ja auch dem Lehrenden irgendwann keinen Spaß mehr. Was natürlich nicht heißt, dass es an Musikschulen nicht auch motivierte Schüler*innen gibt. Ich habe dort einige meiner besten und nettesten Kids, die seit über fünf Jahren dabei sind.

Ich war dann zwischendurch, gerade weil das Honorar an einer MS meistens recht niedrig ist, während des letzten Studiumdrittels schon bei 40 Schüler*innen an insgesamt fünf Tagen, was kombiniert mit Bands und Proben deutlich zu viel war.
Daher habe ich kurz nach meinem Studium an einer der beiden gekündigt und mit Abschluss sowie einigen Jahren Erfahrung in der Tasche angefangen, mir einen Privat-Schülerstamm aufzubauen. Denn wie du schon selber sagst: Das lohnt sich einfach mehr.
Umgerechnet bleibt privat mehr als das Doppelte für die identische Leistung hängen und ich kann mir noch mal mehr meine eigenen Kunden aussuchen. Zumal ich das Gefühl habe, dass man als "studierter Privatlehrer" nochmal ein anderes Image hat als eine Musikschule und anteilig wirklich eher engagierte Leute anfragen, die gezielt nach dem passenden Lehrer suchen. Man hat natürlich mehr mit der Aquise zu tun und sollte grundlegend fit im Umgang mit Social Media und Bildbearbeitung sein, um sich effektiv eigenzuvermarkten, aber das geht bei mir soweit ganz gut, schätze ich.

Gleichzeitig spiele ich natürlich auch in diversen Bands und hatte mir damals vorgenommen, Unterricht/Gigs etwa 50/50 zu splitten, so dass ich an 3-4 Tagen unterrichte und die Wochenenden regelmäßig unterwegs bin.
War dann natürlich durch Corona erstmal für die Füße, aber sowas in der Art strebe ich auch wieder an.
Top-40-Bands habe ich bis dahin bewusst versucht zu vermeiden, weil das für mich so das Pendant zum nicht zufrieden stellenden Unterricht wäre. Jede Woche fünf Stunden Festzelt und Hulapalu vor Betrunkenen? Nee...muss dann auch nicht sein (für mich persönlich nicht - ohne hier jemandem auf die Füße treten zu wollen!)
Wichtig hierbei wäre glaube ich, dass du offen und vielseitig bist (was ich deinem Ursprungsbeitrag ja auch entnehme). Ich hatte so jetzt neben meinen eigenen Bands Jobs für mehrere Coverbands, Jazz-Bands, Bigbands oder auch mal für's Theater, vorletztes Jahr noch ne UK-Tour, in der ich spontan eingesprungen bin. Ist zwar etwas stressiger als eine routiniert eingespielte Band, aber dafür erlebt man auch immer mal wieder was Neues.

Mittlerweile habe ich wieder knapp über 40 Schüler*innen (was auch ohne Studium wieder hart an der Belastungsgrenze ist), dabei mittlerweile aber knapp die Hälfte privat, Tendenz steigend, so dass ich gegen Ende des Jahres vermutlich einen Tag an der Musikschule reduziere, wieder auf eine 4-Tage-Woche gehe und (so die Pandemie denn irgendwann vorbei ist) wieder mehr Zeit für Gigs bleibt. Ist irgendwo halt auch einfach ein stetiger Wandel, den du vielleicht immer an deine jeweilige Situation anpassen musst. Wie bei anderen Berufen eben auch.

In den letzten Jahren hatte ich für mich die angenehmste Zeit bei knapp 30 Schüler*innen, einem freien Freitag und bei knapp 3-4 Konzerten im Monat.

Ist natürlich alles recht individuell, aber ich würde dir empfehlen, mal in dich zu gehen und zu überlegen, was genau dich unzufrieden macht, was du von deinem Beruf erwartest und wie du diese Erwartungen erfüllen kannst.
Vermutlich wird es darauf hinauslaufen, deine Zeit effektiver zu nutzen. Also eben mehr privat unterrichten, von Musikschulen weg (die dich langfristig sowieso nicht gut über die Runden kommen lassen); im Zweifelsfall solltest du dich nicht davor scheuen, Schülern die nicht üben und bei denen du wenig Motivation siehst, eine klare Ansage zu machen (bzw. natürlich den Eltern), und dich ggf. von ihnen zu trennen.


Wenn du natürlich bereits beschlossen hast, es mit dem Unterricht ganz sein zu lassen und umzusatteln, ist das natürlich auch völlig in Ordnung und dein Gutes Recht.
Die Priorität sollte immer lauten, dass es dir persönlich gut geht und dass du Spaß an dem hast, was du machst.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 9 Benutzer
Hi @der dührssen
superinformativer post. Wie schätzt Du den Effekt eines abgeschlossenen Studiums für den Zugang zu Privatschülern ein?
Würde das auch ohne klappen?

x-Riff
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben