[Effekt] Montréal Assembly - Count To 5 (Delay/Sampler/Looper)

escarbian
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Montréal Assembly - Count To 5 (Delay/Sampler/Looper)


Vorgeschichte:


Dem Montréal Assembly Count To 5 geht seit Jahren der schon fast legendäre Ruf voraus, ein sehr komplexes und in der Bedienung kryptisches Pedal zu sein.
Einige Gitarristen sind begeistert von der kleinen blauen Wunderbox, andere sind frustriert und können gar nichts damit anfangen.
Erstmals auf den Markt kam das Pedal Ende 2014 und wurde in Schaltung, Design und Firmware über die folgenden Jahre weiterentwickelt.

Montréal Assembly aus (wer hätte es gedacht ;)) Kanada wurde 2007 von Scott Monk gegründet und ist mit seinem kleinen Portfolio von aktuell vier verschiedenen Pedalen mit recht obskurer Klanggebung eher etwas für die experimentell orientierten Gitarristen/Musiker.
Neben einer Reihe von "retired pedals" werden aktuell das Count To 5 (Delay/Sampler), das 856 for ZELLERSASN (Looper/Sampler), das PURPLL (Looper/Harmonizer) und das Your and You’re (Synth/Fuzz) im Shop angeboten.
Da es sich aber um eine Two-Men Pedal-Company handelt, sind die Pedale fast immer ausverkauft und werden auch auf dem Second Hand Markt selten gesehen.

Lange Zeit war ich hin und her gerissen, ob ich mir das mit dem Count To 5 antun soll, aber als sich bei Reverb eine günstige Gelegenheit ergab, habe ich dann zugeschlagen und das Pedal vom anderen Ende der Welt (Australien) gekauft.
Und da es bisher im Musiker-Board keinen richtigen Beitrag oder ein Review zum Count To 5 gibt, habe ich mich mal daran gewagt.

An anderer Stelle im Musiker-Board hatte ich bereits einmal dieses Foto gepostet mit dem Hinweis, beide, das Count To 5 und der Cube, hätten etwas gemeinsam.
Ohne besonders vorzugreifen möchte ich schon anmerken, daß ich inzwischen mit dem Count To 5 viel besser zurecht komme, als mit dem Rubik's Cube. :D


CT5-RubiksCube.jpg





Details und Ausstattung:

Das Count To 5 kommt in einem kleinen braunen bedruckten Karton. Da ich es Second Hand gekauft hatte, war kein Manual dabei. Es kann aber gut sein, daß das Standard ist, denn die Firmware und damit auch die Manuals erfahren immer mal Firmware-Upgrades. Diese Upgrades, und auch Informationen dazu, wie man ein Firmware-Upgrade aufspielt, kann man von der Webseite herunterladen.
Eine Übersicht zu den bisherigen Versionen des Count To 5 gibt es hier. Die aktuelle Firmware ist 0.963.
Zum fünfjährigen Jubiläum des Pedals gab es eine "Nightly"-Firmware (0.911). Sie verändert die Funktionen des Count To 5 grundlegend. Da mich bisher in erster Linie die "Standard"-Version des Count To 5 interessiert, habe ich die Nightly-Version bisher nicht getestet. Im Prinzip soll sich das Count To 5 im Nightly-Modus aber wie zwei serielle Count To 5 im urprünglichen Mode 1 verhalten.
Zum Aufspielen eines Firmware-Upgrades muss man einen PC mit einem Mini-USB-Slot im Inneren des Pedals verbinden und benötigt ein kostenloses Software-Tool (STM DfuSE).
Bei Second Hand-Kauf kann man die vorhandene Platinen-Version ("Rev") auf der Platine ablesen. Dies ist wichtig, da eventuell ältere Platinen die neueste Firmware nicht unterstützen.
Das Pedal selbst ist ein blau lackiertes Aluminium-Guss-Gehäuse in Standard-Größe mit eingeprägter schwarzer Beschriftung. Es gibt auch vereinzelt Versionen in surf-green und alternativer Bedruckung.
Auf der Bodenplatte des Pedals ist das Jahr der Produktion neben dem Count To 5 Logo eingeprägt. Die Anschlüsse für Ein- und Ausgang sowie für die Stromversorgung finden sich an der Stirnseite des Pedals.
An der rechten Seite steht noch ein Klinken-Eingang für ein Expression-Pedal zur Verfügung.
Aktiviert wird das Pedal mit dem rechten Fußtaster. Der linke Soft-Footswitch hat unterschiedliche Funktionen ja nach Mode 1/2/3.
Linksseitig befinden sich vier vertikal angeordnete weiße Poti-Regler für Mix, DIR 1, LEN B/LEN S/DIR 2 sowie FBK/RAND/DIR 3.
Zur weiteren Bedienung finden sich oben rechts horizontal drei Kipphebel-Schalter mit den Bezeichnungen M (Mode), Q (Quantize) und E (Expression).
Die zentrale Betriebs-LED hat mit ihren vier verschiedenen Farben (blau, grün, rot, weiß) eine wichtige Funktion zur Bedienung des Pedals mittels unterschiedlicher Farbcodes.
Die Verarbeitung des Pedals, auch im Inneren, ist einwandfrei.

Ein Netzteil befindet sich nicht im Lieferumfang. Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.

Größe: 128 x 65 x 60 mm (BxHxT)
Gewicht: 320 g
Stromversorgung: 9 V DC 130 mA (2.1 mm center negative)



Bilder:


MA-CT5-1.jpg



MA-CT5-2.jpg
MA-CT5-3.jpg
MA-CT5-4.jpg



MA-CT5-5.jpg


(rechts unten auf dem letzten Bild ist die Kennzeichnung der Platine erkennbar, hier rev. l von 2016. Der Mini-USB-Anschluß zum Firmware-Upgrade ist links unten zu sehen)




Bedienung und Klang:

Wie soll ich anfangen?
Am einfachsten mit dem Mix-Knopf. Der regelt den Anteil von Dry und Wet von 100% Dry CCW bis 100 % Wet CW.
Das war es dann aber auch schon ziemlich gewesen mit "einfach".
Man würde diesem kleinen blauen Kistchen mit den wenigen Knöpfen und Schaltern nicht zutrauen, welch komplexe Funktionen sich unter der Haube verbergen. Bevor man über das Pedal spielt, ist ein Blick in's Manual eigentlich unverzichtbar, sofern man nicht gleich frustriert aufgeben will. Dieses Manual von Montréal Assembly liest sich aber leider sehr trocken.
Es gibt eine Quick-Reference-Card (für rev k und l) von Nick Gill, die das ganze etwas "übersichtlicher" zu vermitteln versucht.
Am hilfreichsten finde ich für mich den von Rob Evans erstellten "Visual Guide", der ebenfalls auf der Webseite von Montréal Assembly abgerufen werden kann.
Durch unterschiedliche Farbgebung für die drei Modes ist das wirklich sehr übersichtlich darfestellt, soweit das überhaupt möglich ist.

Die Beschriftung der Knöpfe und Schalter am Pedal ist auch nicht gerade dazu angetan, mehr Klarheit über die Funktionen zu verschaffen, Nun gut, es ist auch nicht wirklich viel Platz für Beschriftungen auf der Front.
Aber das Ganze sieht schon etwas kryptisch aus.

Manual und User-Interface führen also dazu, daß am Anfang die Bedienung des Pedals nicht wirklich intuitiv erscheint. Insbesondere wenn man die etwas mühsamer auffindbaren speziellen Modulations-Möglichkeiten und Sekundär-Funktionen nutzen will, ist eine gewisse Einarbeitung und Lernkurve erforderlich. Wenn man das aber mal gepackt hat, ist es wirklich gar nicht so schwer und die Möglichkeiten sind faszinierend.

Nach der initialen Begeisterung, endlich ein Count To 5 zu haben, hat also die in den darauf folgenden Tagen einsetzende Ernüchterung durch die Bedienung dazu geführt, daß erste Gedanken aufkamen, das Count To 5 wieder auf die Verkaufsliste zu setzen. Dann sah ich auf der nochmaligen Suche nach einem Demo-Video die unten verlinkten drei Videos von Aaron Rusch Guitar, je eines zu einem der drei Modes. Diese Videos erklären die komplexen Funktionen des Count To 5, und wie man Zugang zu ihnen findet, sehr gut und anschaulich. Dann noch ein paar Mal den Visual Guide studieren, und meine Gedanken an einen Verkauf waren wie weggeblasen. Ich bin insbesondere von den Looping/Sampling-Möglichkeiten im Mode 2 und Mode 3 richtig begeistert und würde auf das Count To 5 nicht mehr verzichten wollen.

Zu Bedienung und Klang will ich mich gar nicht groß äußern. Am besten die unten verlinkten Videos von Aaron Rusch anschauen und dazu den Visual Guide studieren.
Es gibt einige andere Videos zum Count To 5, aber diese finde ich manchmal eher abschreckend.

In aller Kürze nur folgendes:
Der M-Schalter wählt zwischen drei verschiedenen Modes.
Die Komplexität und auch die Schwierigkeit im Verständnis des Pedals ergibt sich daraus, daß im Prinzip fast jedes Poti und jeder Schalter in jedem der drei Modes unterschiedliche Funktionen hat.
In Mode 1 kann man das Count To 5 wie ein Delay nutzen, oder auch ein Reverse Delay, mit Pitch-Modulation.
Das kann man aber bestimmt auch mit einfacher bedienbaren Pedalen machen. Doch das, was wohl die meisten User am Count To 5 so fasziniert, sind die Looper/Sampler Funktionen in Mode 2 und Mode 3 sowie die vielen versteckten Funktionen des Q-Kipp-Schalters.
Im Mode 2 kann man bis zu 4 Sekunden sampeln, in Mode 3 bis zu 8 Sekunden. Die Samples kann man dann mit den drei unteren Potis modulieren und durch die Mangel drehen.
Damit man beim Wechsel der Modes von 2 nach 3, oder umgekehrt, nicht den gesampelten Sound verliert, empfehle ich das Pedal im so genannten Transcendence-Mode zu betreiben. Hierbei wird der Zwischenspeicher des Samplers beim Umschalten nicht gelöscht.

So einfach, wie der M-Schalter ist, um die Modes 1-3 zu wählen, so komplex hat es der Q-Schalter in sich. Ich will hier gar nicht in die vielen Details gehen. Eine Hauptfunktion ist jedenfalls die Vorwahl einer Quantifizierung der Pitch-Modulationen. Für den Anfang wählt man hier vielleicht am besten die "Perfect Fifth and Octaves". Daneben steuert man mit dem Q-Switch aber noch vielerlei Sekundär-Parameter.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß der E-Schalter die Funktionen des Expression-Eingangs wählt. Hier kann man ein Expression-Pedal anschließen, oder irgendein anderes Expression-Tool, wie zum Beispiel von El Garatge den Expression Knob und Echo Knob, oder von Old Blood Noise Endeavors den neuen Expression Ramper. Gerade letzterer ermöglicht es, mit seinem LFO recht dynamische Samples/Loops zu erzeugen. Die Nutzung des Expression-Eingangs kann also nur wärmstens empfohlen werden, wenn man sich mit den "Basis-Sounds" des Count To 5 vertraut gemacht hat.

Hier die noch die Abbildung des wirklich sehr anschaulichen Visual Guide von Rob Evans:


MA-CT5-visual-manual.jpg



Nun aber Schluß mit Text, rein in die Videos:




Demo-Videos und Soundbeispiele auf YouTube:


Aaron Rusch Guitar















Knobs (Scott Harper)






Noise Generator






Und ein Video zur Nightly-Firmware von Pedalboard of the Day

https://youtu.be/23tbSTtuFsQ





Fazit:

Der ambivalente Ruf des Montréal Assembly Count To 5 ist in jeder Hinsicht gerechtfertigt. Die etwas obskure und verschachtelte Bedienung erfordert Einarbeitung und Gewöhnung.
Die vielfältigen Delay-, Sample- und Looping-Möglichkeiten mit optionaler Expression-Modulation sind eine faszinierende Fundgrube für Soundbastler und Ambient-Musiker.
Kein anderes Pedal bietet diese vielfältigen Funktionen auf so kleinem Raum. Wer gerne mit Sounds und Samples experimentiert, der sollte diese kleine blaue Wunderkiste unbedingt mal testen.
Trotz all der Komplexität der Bedienung ist mir das Count To 5 schnell ans Herz gewachsen und wird mein Ambient-Pedalboard nicht mehr verlassen.
Der Preis (sofern sich denn eine Neukauf-Gelegenheit ergibt) ist für das Gebotene absolut angemessen.



Pro:
  • faszinierende Delay/Sampler-Sounds mit vielfältigen Modulations-Optionen
  • Expression-Modulations-Eingang
  • sehr gute Verarbeitung
  • Möglichkeit der Firmware-Upgrades
  • angemesssener Preis (aber Second Hand manchmal überteuert)

Contra:
  • sehr gewöhnungsbedürftiges User-Interface
  • etwas komplexe Bedienung über Schalter-/Knopf-Interaktionen
    (beides relativiert sich mit zunehmender Übung)


Preis: 250,00 USD (auf der Webseite des Herstellers), derzeit "Sold Out" (Stand 06/2021)



Links zur Hersteller-Webseite und zu weiteren Infos:

https://mtlasm.com/product/count-to-5/#tab-additional_information
http://mtlasm.blogspot.com/p/count-to-5-manual-0963-firmware.html
http://mtlasm.blogspot.com/p/count-to-five-versions.html
https://mtlasm.com/nightly/
https://mtlasm.com/support/
https://www.st.com/en/development-tools/stsw-stm32080.html
https://delicious-audio.com/montreal-assembly/



Conflicts of Interest: keine

Vielen Dank für's Lesen.
Fragen und Anmerkungen sind wie immer sehr gerne willkommen.

Gruß, Helmut
:hat:
 
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.. .. .. und hier noch drei eigene bescheidene kurze Smartphone-Recordings mit Beispielen, was man mit dem Count To 5 und Expression-Modulation so anstellen kann
(sorry für die verbesserungsbedürftige Sound-Qualität):








 
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