wolbai
R.I.P.
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Einleitung
Im Zusammenhang mit einer E-Bass Anschaffung für meine Home-Recording-Aktivitäten, habe ich mich letztes Jahr näher mit dem indonesischen Gitarrenhersteller Sire befasst, um dann schlussendlich bei einem Marcus Miller V7 Jazz Bass der selbigen zu landen. Als ehemaliger Bassist bin ich Stand heute vom überaus tollen Preis-/Leistungsverhältnis überzeugt.
Nun hat Sire, bekanntermaßen, das erfolgreiche E-Bass Vermarktungskonzept seit Herbst 2020 um einige E- und A-Gitarrenmodellreihen erweitert, u.a. die LP-Style L7-Modelle, die im Epiphone-Preissegment angesiedelt sind. Und Sire hat dafür mit Larry Carlton einen weiteren namhaften Vertreter der Gitarrenzunft, mit großer Strahlkraft gewinnen können.
Da zwei meiner Lieblingsrockgitarristen (Doug Aldrich, Barry Bailey) Les Paul Gold Tops spielen (bzw. spielten), habe ich schon seit längerem, immer einmal wieder, mit einer Les Paul-Style Gold Top geliebäugelt. Hinzu kam, dass ich als langjähriger Gibson Les Paul Deluxe (2010)-Spieler auch ein paar „Problemzonen“ einer klassischen LP kennen gelernt habe. Doch dazu im Folgenden noch weitere Details.
Vor diesem Hintergrund hat mich die Larry Carlton L7 Gold Top (GT) quasi magisch angezogen, weil sie sich im Vorfeld der Anschaffung, in der zu erwartenden Qualität, in der Optik und gemäß den Spezifikationen, für mich als überaus vielversprechend präsentiert hat. Und das Ganze noch zu einem Hammerpreis (549,-- EUR, Stand 6/2021)!
Ich spiele sie nunmehr seit etwa einem Monat und habe mit ihr auch ein erstes Songprojekt bestritten, bei der sie als Hauptgitarre eingesetzt wurde.
Hat sie nun meine Erwartungen erfüllt?
Dazu möchte ich im Folgenden auf einige, mir wichtige Details zur Gitarre näher eingehen, die für Euch, bei einer etwaigen Kaufentscheidung, eventuell hilfreich sein können.
Viel Spaß und Kurzweil beim weiteren Lesen!
Anlieferung / Setup
Die Bestellung erfolgte bei THOMANN. Sie wird standardmäßig ohne Gigbag/Koffer und einem Inbusschlüssel, zur Einstellung des Halsspannstabes, ausgeliefert. Die Anlieferung kam zeitlich wie vorab avisiert und in einem tadellosen Zustand; d.h. ich habe, nach einer ersten Sichtung keinerlei Transportschäden (Macken, Kratzer) feststellen können.
Die äußere Verarbeitung, insbesondere die Lackierung an Übergängen und am Binding, befinde ich als gut. Und das sollte meines Erachtens durch die beigefügten Bilder, aus verschiedenen Perspektiven, auch nachvollziehbar sein.
Die werksseitige Einstellung der Gitarre ist insgesamt sehr ordentlich. Die Gitarre ist, ungeachtet individueller Setup-Vorlieben, nach einem kurzen Stimmen, daher auch sofort spielbereit.
Hierzu im Einzelnen:
Die Halskrümmung ist, in Verbindung mit der Saitenlage und der Höheneinstellung der Tune-o-Matic Bridge, in einem gut aufeinander abgestimmten Zustand. Die Saitenlage liegt mit etwa 1,6 mm am 12. Bund der hohen E-Saite und etwa 1,8 mm bei der tiefen E-Saite in einem, für die meisten Gitarristen, akzeptablen Rahmen. In keinem Bund schnarrten gegriffene Saiten. (Ich habe die Saitenlage jedoch, im Rahmen meiner individuellen Setup-Einstellung auf 1,4-1,5 mm auf der hohen E-Saite und 1,6-1,7 mm auf der tiefen E-Saite, noch etwas reduziert).
Als nächstes habe ich in verschiedenen Bünden die Oktavreinheit überprüft. In den ersten drei Bünden verfügt die Larry Carlton L7 GT über eine wohlklingend gute Intonation. Der Abstand zwischen Saite und 2. Bund, bei gedrückter Saite im 3. Bund, ist minimal und damit so wie es standardmäßig sein sollte. Das deutet für mich daraufhin, dass der, in diesem Preissegment ungewöhnliche Knochensattel optimal eingesetzt ist. Auch die Überprüfung der Oktavreinheit im 12. Bund war überraschend „stimmig“.
Als kleines Manko habe ich jedoch beim werksseitigen Setup folgendes festgestellt: die tiefe E-Saite berührt das Ende der Tune-o-Matic Bridge und wird daher nicht freischwingend von den Saitenböcken zum Stop Tail geführt. Diesen zweiten Reibungspunkt der Saite will man in aller Regel vermeiden, weil dadurch die Saite nicht optimal schwingen und es darüber hinaus einen zweiten potenziellen Punkt gibt, an dem eine Saite reißen kann (insbesondere dann, wenn der Abknickwinkel zum Stop Tail groß ist).
Das lässt sich jedoch recht einfach durch eine leichte Erhöhung des Stop Tail korrigieren. Das Stop Tail ist bei der Larry Carlton LT 7 standardmäßig direkt am Korpus justiert. Manche Spieler sind der Meinung, dass dadurch das Sustain der Gitarre erhöht wird. Ich sehe bzw. empfinde das nicht so und genieße durch ein erhöhtes Stop Tail und dem daraus resultierenden flacheren Winkel der Saitenführung, die etwas geringere Saitenspannung, die mir beim Bending/Vibrato weniger Kraftaufwand abverlangen.
Beim ersten Anspielen der Gitarre fällt mir auf, dass die mitgelieferten Ernie Ball Saiten (ich vermute einen 9er Satz) beim Lagenwechsel sehr schlecht rutschen. Bei Bending/Vibrato, ist darüber hinaus ein Schaben/Kratzen auf den Bünden zu hören, so dass ein konstantes Bending/Vibrato erst einmal nicht gut gelingen will. Aber auch das sind für mich keine Spaßverderber, da sie sich einfach beheben lassen. Ich habe erst einmal die Ernie Ball Saiten durch meine Standardsaiten ausgetauscht. (Es ist ein Mischsatz aus 8er-9er-10er. Das hatte allerdings auch zur Folge, dass ich auch den Halsspannstab etwas lockern musste, weil Teile der Saiten in den ersten 3 Bünden schnarrten).
Das raue Spielgefühl bzw. Kratzen beim Bending/Vibrato führe ich auf nicht komplett blank polierte Jumbo-Bünde zurück. Auch das lässt sich sehr einfach beheben. Entweder man poliert die Bünde mit entsprechendem Werkzeug beim nächsten Saitenwechsel nach. Oder - so habe ich es gemacht - man spielt einfach in verschiedenen Lagen viele Bendings/Vibrati und poliert damit die Bünde quasi auf natürliche Weise mit den Saiten.
Die ursprüngliche Höheneinstellung der beiden Humbucker-Pickups habe ich mir nicht notiert. Ich habe jedoch auch diese werksseitige Voreinstellung klanglich als absolut okay empfunden. (Auch die Pickuphöhen und die Höhe der einzelnen Pole-Pieces stelle ich Rahmen meines individuellen Setups etwas anders ein).
Abschließend wurden von mir noch die verschiedensten Schrauben und Muttern an der Gitarre überprüft bzw. nachgezogen. Dabei stellte ich fest, dass die Köpfe der Schrauben, mit denen die Klinkenbuchse im unteren Teil des Korpus befestigt sind, etwas zu klein sind. Bei einer kräftigeren Berührung des in der Gitarre eingesteckten Klinkenkabels hat sich bei mir dann die Plastikhalterung der Klinkenbuchse vom Korpus gelöst. Das hört sich jetzt erst einmal dramatisch an. Aber vier neue Schrauben mit größeren Köpfen haben diesen Makel schnell behoben.
Erster Eindruck
Doch nun zur Optik der Sire Larry Carlton L7 GT Gold Top, die ich bei einer Gitarre ebenfalls ziemlich wichtig finde. Denn auch die rein optische Freude an einem Instrument sorgt mitunter schon dafür, dass sie nicht in einem Koffer in Vergessenheit gerät, sondern sie auch regelmäßig gespielt wird. Daher möchte ich in diesem Abschnitt nun im Wesentlichen meine, dem Review beigefügten Bilder „sprechen“ lassen!
Für mich ist sie ein echter Hingucker und insgesamt eine gelungene Synthese aus traditionellem Gibson Les Paul Look und einer moderneren Single Cut-Ausführung.
Ganz besonders ansprechend empfinde ich den Sparkling-Effekt auf dem Gold Top-Korpus, den man auf Bildern nicht immer so gut erkennen kann, mit der sich die L7 GT jedoch auch von der Original Les Paul Gold Top-Lackierung unterscheidet. Aber - wie so Vieles bei der Optik - ist das natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Kopfplatte / Locking Tuners
Die Diskussionen zum Design der unterschiedlichen Kopfplatten werden bei Les Paul Style-Gitarren bekanntermaßen gerne kontrovers und mitunter sehr emotional geführt (siehe zu diesem Abschnitt insbesondere L7-22 bis L7-24). Ich kann das gut nachvollziehen, da ich der Kopfplatte einer LP-Style nicht nur einen wichtigen optischen Aspekt für das gesamte Erscheinungsbild der Gitarre beimesse. Vielmehr hat das Design der Kopfplatte meines Erachtens auch einen Einfluss auf die Stimmstabilität und auf die potenzielle Wahrscheinlichkeit eines Kopfplattenbruches, sollte die Gitarre einmal unglücklich auf den Boden fallen.
Die Kopfplatte der L7-GT empfinde ich rein optisch als sehr gelungen und stimmig zum gesamten Design. Und sie sieht mit dem Sire- und Larry Carlton-Logo einfach auch wertig(er) aus. Mit 17,3 cm hat die Kopfplatte die gleiche Länge wie meine Gibson Les Paul Deluxe (2010). Im Vergleich zu einer Gibson LP verfügt sie jedoch über einen etwas flacheren Neigungswinkel. Und dieses kleine Detail hat meines Erachtens eine nicht unerhebliche Bedeutung: der flachere Kopfplattenwinkel kann gravierende Bruchschäden abmildern und sorgt für eine insgesamt verbesserte Stimmstabilität.
Der typische Neigungswinkel einer Gibson LP-Kopfplatte weist eine bekannte Gefahrenstelle beim direkten Übergang von Hals zur Kopfplatte aus. Gerade an diesem Punkt kommt es gerne (und deutlich häufiger als z.B. bei Fender Stratocaster-Modellen) beim Sturz der Gitarre zum Durchbruch von Hals und Kopfplatte - zur regelmäßigen Freude der Gitarrenbauerzunft. Ich möchte jetzt nicht so weit gehen, dass der geringere Kopfplattenwinkel der Sire Larry Carlton L7 gravierende Bruchschäden beim Sturz vermeidet. Er kann jedoch das Ausmaß des Schadens in manchen Fällen etwas abmildern.
Der aus meiner Sicht deutlich wichtigere Aspekt des etwas geringeren Kopfplattenwinkels der Larry Carlton L7 ist jedoch eine, aus meiner Sicht, verbesserte Stimmstabilität:
Durch den geringeren Neigungswinkel entschärft sich die grundsätzlich problematische Saitenführung der Les Paul-Gitarre bei der D- und (insbesondere) G-Saite. Im Gegensatz z.B. zu einer Fender Stratocaster, wird die Saitenführung nicht nur um eine Ecke am Sattel geführt, sondern zusätzlich auch noch nach unten. Dieses bekannte und damit typische Problem tritt bei Les Paul-Gitarren bei der D- und (insbesondere) G-Saite auf, weil hier die Knickwinkel am größten sind.
Sind ein paar wenige Millimeter bzw. ein paar Grad geringerer Kopfplattenwinkel nun so entscheidend für eine verbesserte Stimmstabilität bei Les Paul-Style Gitarren?
Ich meine, ja. (Man denke nur einmal an einen 1-2 Millimeter zu hoch eingesetzten Sattel und dessen Auswirkung auf die Intonation, insbesondere in den ersten 3 Bünden).
So habe ich das typische Pling-Geräusch beim Stimmen der D- und G-Saite, wie man sie von herkömmlichen Les Paul-Gitarren kennt, nicht bemerkt. (Natürlich ist das auch von einer ordentlichen Saitenkerbung des Sattels abhängig. Das besagte Geräusch ist ein Indiz dafür, dass die Saite nicht reibungslos in der Sattelkerbe geführt ist und sie dadurch bei Bendings/Vibrato zum Verstimmen neigt, weil sie sich danach verhakt und nicht mehr in die Ausgangsposition zurückgeht.) Und wenn ich dann bei Aufnahmen mit vielen Bendings und Vibrati häufiger einmal nachstimme, so scheint mir die Larry Carlton L7 da einen Ticken robuster in der Stimmstabilität zu sein.
Die Sire eigenen Locking Tuner gehören in diesem Preissegment auch nicht zur Standardausstattung. Für mich sind sie überaus bequem beim Aufziehen neuer Saiten. Allerdings habe ich gewisse Zweifel, ob Locking Tuner auch zu einer Verbesserung der Stimmstabilität beitragen. (Die deutlich größere Rolle spielt bei einer LP-Style Gitarre da ein korrekt eingesetzter Sattel, mit passend gefeilten Saitenkerben.)
Hals / Griffbrett
Hals und Griffbrett sind bei einer Gitarre für mich das alles Entscheidende. Bei der Larry Carlton L7 habe ich mich da sofort „zu Hause“ gefühlt (siehe hierzu im Folgenden insbesondere L7-7, L7-8, L7-21, L7-22).
Der Mahagoni-Hals in Gibson Les Paul-Mensurlänge und dem 12 Zoll Griffbrettradius in Ebenholzausführung, fühlt sich beim Spielen einfach wunderbar an. Die komplett satinierte Halsrückseite (meines Wissens ein gemeinsames Merkmal aller Sire-Modellreihen) sorgt für ein reibungsloses Spielgefühl beim Lagenwechsel.
Die Medium-Jumbo-Bünde kommen mir (gefühlt) etwas höher und auch etwas breiter als auf meiner Gibson Les Paul Deluxe (2010) vor. Ich komme mit ihnen sehr gut klar. Für Gitarristen mit einem (noch) starken Fingerdruck kann eine höhere Bundstäbchenvariante allerdings zu (anfänglichen) Intonationsproblemen führen. Die Form der Bundstäbe sollte man bei einer Gitarrenneuanschaffung daher immer mit berücksichtigen. Die Bundstäbchen sind auf der gesamten Gitarre sehr schön abgerundet. Da steht am Griffbrettrand keine einzige Bundstäbchenkante ab.
Sofern man die Bundstäbchen etwas nachpoliert oder die Gitarre einfach ein wenig eingespielt hat, empfinde ich Bending und Vibrato fast so schön geschmeidig und reibungsarm wie auf meinen anderen Gitarren mit Edelstahlbünden. Das harte Ebony-Griffbrett fühlt sich ebenfalls sehr angenehm beim Bending/Vibrato-Spiel an.
Die Halsrückseite der Larry Carlton L7 Modelle haben eine tendenziell flache C-Shapeform. Gleichwohl ist der Hals nicht so schmal wie bei meiner Gibson Les Paul Deluxe (2010) mit einem 60s Slim Taper Neck, sondern etwas dicker. Auch wenn ich tendenziell eher schlanke Gitarrenhälse bevorzuge, komme ich mit dieser Form super zu recht.
Die ordentlich ausgeführten Sattelkerbungen im Knochensattel und der bereits erwähnte passgenaue Sattel tragen zu einer insgesamt guten Intonation und Stimmstabilität dieser Gitarre bei (soweit das bei Instrumenten mit geraden Bundstäbchen eben möglich ist).
Korpus
Die Larry Carlton L7 verfügt über das charakteristische Les Paul Singlecut-Design, mit einem Korpus aus Mahagoni, auf dem eine gewölbte Ahorndecke und ein Riegelahornfurnier aufgeleimt sind.
Das Horn ist erkennbar spitzer als bei einer klassischen Gibson Les Paul und zahlt damit in das moderne Design der Gitarre ein (siehe zu diesem Abschnitt insbesondere L7-5 bis L7-20).
Mit einem Gesamtgewicht von ca. 4 kg liegt sie im Rahmen klassischer Gibson LP-Modelle. Korpus und Hals sind ziemlich gut ausbalanciert.
Das cremefarbene Binding, welches den Korpus umschließt, ist bei meiner Gitarre, mit Ausnahme zwei sehr kleiner Unsauberkeiten (im Bereich der Klinkenbuchse und am Cutaway), gut verarbeitet.
Ein ergonomisches Highlight, welches aus meiner Sicht eine weitere Problemzone traditioneller Gibson Les Paul-Modelle kompensiert, ist der toll und tief ausgearbeitete Hals-Korpusübergang (siehe hierzu L7-9, L7-19, L7-20). Die Möglichkeit, damit komfortabel auch in höheren Lagen zu Solieren, war für mich einer der Hauptgründe für eine Kaufentscheidung.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die chromfarbene Aluminium Tune-o-Matic Bridge, inklusive Stopbar, mit deren Hilfe sich sehr gut die individuelle Saitenlage einstellen lässt.
Schließlich möchte ich noch einmal den schönen Sparkling-Effekt des Gitarren-Korpus in’s Zentrum der Betrachtung rücken: Er gibt dem Instrument einen besonderen Touch, der mich, neben anderen Features, auch noch nach 1 Monat dazu motiviert, die Gitarre täglich in die Hand zu nehmen.
Pickups
Die beiden Humbucker-Tonabnehmer sind Alnico 5 Typen und werden auf der Sire Webseite als „Larry Carlton Modern Humbucker Set“ ausgewiesen. Sie wurden speziell nach den Vorgaben von Larry Carlton gewickelt. Mit einer Impedanz von 7,8 kOhm in der Hals- und 8,05 kOhm in der Stegposition sind sie nicht besonders „heiß". Sie liegen damit allerdings im Rahmen der meisten Les Paul-Style Gitarren.
Was mir beim ersten Anspielen sofort auffällt: sie sind extrem gut in der Lautstärke und vor allem klanglich aufeinander abgestimmt. Beim Wechsel mit dem LP-typischen 3-Wege Kippschalter ergeben sich gut hörbare, aber nicht zu extreme Klangunterschiede. Die Middle-Position ist vor allem schön differenziert und für Rhythmusparts mit dem LP-typischen Honk-Sound prima geeignet.
Im eingangs erwähnten Songprojekt habe ich mit der L7 Gitarrenparts in unterschiedlichen Gain Stages aufgenommen. Ich finde sie macht dabei von Clean bis High Gain Leadparts eine gute Figur: Da matscht nichts in den Bässen, sie klingt nicht zu spitz in den Höhen und komplexere Akkorde kann man auch mit etwas mehr Gain noch differenziert wahrnehmen.
Die Tonabnehmerschaltung verfügt über keinen Single Coil-Split. Ich vermisse dadurch absolut nichts an Klangvariationen. Single Coil Splits an Humbucker-Gitarren (insbesondere bei einer mäßigen Impedanz von rd. 8 kOhm) klingen für mich leider nur anders, aber eben nicht nach einem klassischen Single Coil-Gitarrensound.
Für welche Stilrichtungen ist die Larry Carlton L7 nun am besten geeignet?
Auch wenn ich die Frage nun selbst gestellt habe, muss ich bei dieser Standardfrage zu Gitarren immer wieder schmunzeln. Die meisten Gitarren kann man in einer großen Anzahl an Genres einsetzen. Die Einsatzlimitierung wird meines Erachtens im Wesentlichen durch die Person (und deren Spielvermögen/Spieltechnik) bestimmt, die in die Saiten greift und nicht durch die Gitarre selbst. Am Ende gilt eben die alte Gitarristen-Weisheit: „Der Sound kommt aus den Fingern“, der ich mich mit zunehmender Spielerfahrung irgendwann entlang meiner eigenen Gitarrenreise auch angeschlossen habe.
Auch die Sire Larry Carlton L7 ist daher für mich eine prima Allrounder-Gitarre. Eine Ausnahme würde ich da lediglich bei extremem und ausschließlichem Metal sehen. Da könnten „heißere“ Pickups für noch mehr Straffheit in den Bässen und bei High Gain Sounds sorgen. (Aber auch da würde ich erst einmal die Möglichkeiten ausloten, die sich durch unterschiedliche Tonabnehmer- und Pole Pieces-Höhen ergeben, als vorschnell die vorhandenen Tonabnehmer auszuwechseln.)
Um mich beim Thema Klang nicht in ausufernder Verbalakrobatik zu verlieren, möchte ich hinsichtlich der klanglichen Eigenschaften einer L7 nun auf den Abschnitt „Klang“ verweisen.
Volumen- / Tonpotis
Die Sire Larry Carlton L7-Modellreihe verfügt über eine Les Paul-artige Ausstattung mit zwei Volumen- und zwei Tonreglern.
Ein schönes Detail ist die Abschirmungs-Lackierung im Elektronikfach auf der Korpusrückseite, inklusive einer Folienabschirmung auf dem rückseitigen Gehäuse-Cover.
Beim Öffnen des Elektronikfaches kommen vier Standard Alpha-Pontentiometer (Widerstandswert: 500 kOhm) zum Vorschein. Des Weiteren kann man auch zwei Treble Bleed-Schaltungen an den Volumenpotis erkennen, die jeweils aus einem kleinen Kondensator und einem Parallelwiderstand bestehen. Auf diesen Umstand bin ich über ein YouTube-Review gestoßen (und ich gehe davon aus, dass dies bei den Larry Carlton-Modellen H7 und S7 in gleichem Maße zutrifft).
Nun ist eine Treble Bleed-Schaltung an und für sich keine schlechte Idee, wenn man bei geringerer Lautstärke einen nahezu identischen Höhenanteil im Sound beibehalten will, wie dies bei einem voll auf gedrehtem Volumenpoti der Fall ist. Im besagten YouTube-Video wurde jedoch auch auf den ganz schlecht ausbalancierten Sweetspot der Treble Bleed-Schaltung hingewiesen, den ich bei meinem Exemplar leider auch feststellen musste:
Zwischen Lautstärke 0 bis 1 am jeweiligen Volumenpoti erzeugt man nahezu die komplette Lautstärke des Tonabnehmers. D.h. ab Lautstärke 1 bis 10 findet fast keine Volumenveränderung mehr statt. Dieser extrem verkürzte Regelungsweg der beiden Volumenpoti ist für „Old School Spieler“, die gerne über die Volumenregler ihren Gitarrensound UND die Lautstärke regeln, so nicht zu gebrauchen. (Anders sieht es natürlich aus, wenn man ohnehin immer das Volumenpoti der Tonabnehmer komplett aufgedreht hat.)
Da ich selbst auch eine Gitarre mit einer Treble Bleed-Schaltung besitze, weiß ich, dass man den individuellen Sweet Spot einer solchen Schaltung durchaus besser einstellen kann. Ich hatte den Sweet Spot damals mit meinem Gitarrenbauer zusammen festgelegt, der dann die entsprechenden Werte für den Kondensator und den Parallelwiderstand verwendet hat.
Da ich persönlich schon ab und zu gerne (insbesondere bei Crunchsounds) das Volumenpoti auf 5-6 runterdrehe, habe ich hierfür eine Lösung gefunden. In meinem Fall bin ich da der Empfehlung des besagten YouTube-Videos gefolgt und habe die beiden Treble Bleed-Schaltungen durch Abzwicken (siehe hierzu L7-25) entfernt. Damit verhalten sich die beiden Volumenpoti wie man es ansonsten auch gewohnt ist.
Wenn einem dieser nahezu nicht vorhandene Regelweg für das Tonabnehmervolumen nicht stört, dann sollte man die Treble Bleed-Schaltungen auch da belassen wo sie sind. Ich habe die abgezwickten Treble Bleed-Schaltungen erst einmal aufgehoben, da man sie später oder ggf. ein Käufer wieder einfach anlöten könnte.
Die Grundsatzfrage ist natürlich auch, ob man eine Treble Bleed-Schaltung tatsächlich benötigt.
Meine Haltung hat sich da über die Jahre von ursprünglich „Ja“ zu nunmehr „Nein“, geändert.
Nach langjähriger Erfahrung mit dem Recording und Mixing u.a. von Gitarrenspuren, bin ich der Meinung, dass Rhythmusgitarrenparts in aller Regel über weniger Höhenanteile verfügen sollten als dies bei Leadgitarrenparts der Fall ist, die sich ja naturgemäß im Gesamtsound abheben wollen. Und genau das erfolgt u.a. auch durch mehr Höhenanteile im Sound.
Und wenn man sich nun einmal auf die grundsätzliche Logik des „Old School Gitarrenspiels“, mit einem maßvoll komprimierten Gitarrensounds besinnt, und wo man mit Hilfe des Gitarren-Volumenreglers zwischen Rhythmus und Lead wechselt, dann sollte man dabei auch immer berücksichtigen, dass durch das erhöhte Volumen eben nicht nur die nachgelagerten Effekte und die Vorstufe des Verstärkers den Sound verändern, sondern auch die vermehrten Höhenanteile, die damit einhergehen, und die schließlich dann, alles in allem, für eine gute Durchsetzung im Gesamtmix sorgen.
Letzten Endes sind das aber alles auch persönliche Sichten und Präferenzen, wo jeder seinen eigenen Weg finden muss und der für sich genommen auch sinnvoll sein kann.
Klang
Ich habe für das vorliegende Review keine eigenen Hörbeispiele erstellt.
Vielmehr verweise ich in diesem Zusammenhang auf das nachfolgende YouTube-Video von Bonedo.de. Es ist aus meiner Sicht deshalb sehr gut, weil es komplett ohne Worte auskommt und der Test sehr schön die einzelnen Sounds, von Clean bis High Gain, veranschaulicht:
Sobald ich das erwähnte Songprojekt an anderer Stelle im MB-Forum vorgestellt habe, bei der man die Sire Larry Carlton L7 GT Gold Top dann zusätzlich noch in einem Songkontext hören und sehen kann, werde ich nachträglich noch eine entsprechende Verlinkung in dem vorliegenden Review hierzu einfügen.
Zusammenfassung
Die Larry Carlton L7 Modellreihe ist eine Humbucker-Allrounder-Gitarre in Singlecut-Bauweise, die die klassischen Eigenschaften einer Gibson Les Paul, mit modernen Klang- und Designelementen auf überzeugende Art zu kombinieren weiß. Die Qualität und Ausstattung der Gitarre entspricht nach meinem Dafürhalten Gitarren in vergleichbarem Leistungsumfang, mit einem doppelten bis dreifachen Preis. Anders ausgedrückt: ich hätte diese tolle Gitarre auch für den doppelten Preis gekauft und wäre auch dann noch davon überzeugt gewesen, dass dies eine gute Anschaffung gewesen wäre.
Sie kann insbesondere für diejenigen Gitarristen interessant sein, die weniger „The Real Thing“ benötigen, um sich zu Hause oder auf der Bühne wohl zu fühlen und die dennoch keinerlei Abstriche in der Qualität an ihrem Instrument machen möchten.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist schließlich auch das positiv aufgeladene Image/Branding der Gitarre mit dem Namen Larry Carlton und der damit einhergehenden Strahlkraft. Auf diesen nicht unerheblichen Kaufaspekt bin ich durch ein weiteres YouTube-Video gestoßen. Und ich teile diese Meinung:
Auch wenn meine Live-Bandzeiten vorbei sind, würde ich mich mit einer L7 GT jederzeit auf die Bühne stellen. Würde ich das mit einer Epiphone? Ich denke, nein (einmal davon abgesehen, dass ich auch eine Gibson Les Paul habe). Und in all den Live-Bandjahren kann ich mich auch nicht an einen Live-Band-Gitarristen mit einer Epiphone erinnern.
Abschließend fasse ich noch einmal in Kurzform die, aus meiner Sicht vorhandenen Vor- und Nachteile einer Sire Larry Carlton L7 GT Gold Top wie folgt zusammen:
Pros:
- Großer Leistungsumfang
- Sehr gute Verarbeitungsqualität
- Klanglich sehr ausgewogene Allrounder-Gitarre
- Attraktive LP-Style Gitarre in modernem Design
- Positives Markenimage
- sehr preiswert
Cons:
- Werksseitige Polierung der Bünde suboptimal
- Saitensatz (subjektiv)
- Halterungsschrauben der Klinkenbuchse nicht optimal
- Unzureichender Regelweg der Volumenpotis (schlechte Umsetzung Treble Bleed-Schaltung)
Fragen?
Ich hoffe, das vorliegende Review zur Sire Larry Carlton L7-Modellreihe hat Euch einen guten Überblick über diese, aus meiner Sicht, sehr interessante Les Paul-Style Gitarre verschafft.
Etwaige Fragen hierzu beantworte ich gerne.
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