Hallo, auch auf die Gefahr hin, dass ich hier Wasser ans Meer trage ;-) schreibe ich mal was über meine Erfahrungen mit dem Amp:
Ich besitze den Amp sei Oktober 2019. Nachdem ich die Jahre zuvor zahlreiche (3-4) 68er Custom Deluxe Reverbs wegen unerträglich lautem Grundrauschen wieder zurück geschickt hatte, dachte ich, mit dem 64er Deluxe Reverb - da hand-wired - von diesem Problem verschont zu bleiben. In der Tat ist das Grundrauschen dieses Amps wesentlich leiser als bei allen neueren Fender Amp Varianten, die ich zuvor zuhause hatte. Aber es ist immer noch in ruhiger Umgebung hörbar! Natürlich - wenn man das Signal / Rauschverhältnis betrachtet, spielt das z.B. im Proberaum oder auf der Bühne überhaupt keine Rolle. Aber wenn man alleine probt und z.B. in einer Mietwohnung leise spielt, mit einem Mikro vor dem Amp (z.B. ein Sennheiser e906), dann hört man das Grundrauschen bei leisen Passagen schon deutlich. Abhilfe wäre hier natürlich LAUTER SPIELEN! und den Gain des Mikros reduzieren, und schon ist das Grundrauschen übers Mikro nicht mehr zu hören. Es gibt aber Situationen, da kann man nicht lauter spielen.... ;-)
Wie ist eure Erfahrung diesbezüglich? Ich hab den Amp noch nicht aufgeschraubt, könnte ja sein, dass das nur bei meinem Modell so ist, weil vielleicht irgendwo beim Löten gepatzt wurde. Vielleicht sollte ich mal einen Blick in den Amp werfen? Vom Klang und vom Handling her ist der Amp super! Klingt super, egal ob mit Strat, Tele, Gretsch oder Gibson LP und ES335 und ist eine Wucht was die Verträglichkeit mit Pedalen angeht! Ich hab neulich ein RB100 Ribbon Mikro mit Pre-Amp von meinem Lieblingsdealer (aus Burgebrach) davor gehangen und war begeistert von dem warmen Sound. Das Ribbon Mikrophon (Bässe jedoch komplett rausgedreht am Mischpult) fügt dem Amp quasi hinzu, was der Speaker bei leisen Einstellungen nicht liefert. Toll! Für aktuell insgesamt 129€ eine sehr überschaubare Anschaffung mit großem Gänsehautfaktor.
Was die Pedale angeht, so habe ich mit dem Amp sehr gute Erfahrungen mit der folgenden Reihenfolge gemacht:
1. Origin Cali 76 Compressor
2. Xotic RC Booster V2 (macht den Sound bei Strat, Tele und Gretsch mit moderatem Breakup, rotzig, leicht dreckig und frech, braucht man nicht mit LP und ES335)
3. Ibanez Tube Screamer 808 (leichter angezerrter Sound)
4. Friedman Dirty Shirley’s Overdrive (ZZ-Top / Santana Sound)
5. ISP Technologies Decimator Pedal V-II (unterdrückt das Rauschen beim Tube Screamer und Friedman Pedals)
6. Boss CE1 Chorus
7. BOSS CE-2w
8. TC Helicon Flashback Delay 2 x4
9. TC Helicon Hall of Fame 2x4
10. Volumen Pedal Ernie Ball MVP Most Valuable Pedal
11. LEHLE Dual SGoS
12. The GigRig
Ich spiele üblicherweise über den "Normal" Kanal. Der klingt für mich wärmer und runder. Da bei diesem Amp auch der Normal Kanal Vibrato und Reverb hat, ist das fantastisch!
Meine Setting für die Einstellung sind typisch Lautstärke zw. 3-4, Treble 5, Bass 5, Reverb 3, Vibrato nach Geschmack. Zuhause stecke ich das Gitarrenkabel meistens in den um
6db leiseren 2. Eingang des Normal- oder Bright Kanals. Man kann übrigens beide Kanäle des Amps (Normal und Bright) mit einem Signalsplitter oder Y-Kabel auch gleichzeitig
betreiben, (die Kanäle sind nicht gegeneinander phasenverschoben), was einen runden, volleren und wärmeren Klang liefert. Kann ich unbedingt empfehlen! Ich benutze dazu
das LEHLE Dual SGoS das sogar noch eine galvanische Trennung der Ausgänge bietet! Letztlich noch erwähnenswert ist das Gewicht des Amps. Natürlich trägt dazu der leichte
Speaker bei! Aber mit ca. 17 kg kann man dafür den Amp ohne große Anstrengung überall mit hin nehmen, ohne dass man sich einen Bruch hebt! Wer damit liebäugelt einen
anderen Lautsprecher einzubauen der könnte z.B. mal den "Eminence GA-SC59 George Alessandro 12"" ausprobieren, oder den hier schon erwähnten "Scumback Greenback".
Ist letztlich Geschmacksache. Ich selber hab schon einmal einen "Weber Vintage Series Ceramic 12″, 1.5″ Voice Coil, 8Ohm, Light Doping, Green Basket " ausprobiert,
der vorher 24h eingespielt wurde. Persönlich fand ich das keine Verbesserung und bin letztlich beim Jensen C12Q geblieben.
Meine Erfahrungen mit anderen Amps:
1974 war mein erster Amp ein Vibrolux Reverb. Den hatte ich damals verkauft, da ich als Jugendlicher damals der Ansicht war, dass es mindestens 100Watt sein müssen
Danach kam ein AMPEC 100W Verstärker, der war aber nur schwer und laut... und danach ein Acoustic G100T Amp der an und für sich sehr vielseitig war, einen sehr Fender ähnlichen
Clean-Sound hatte, aber mit 32kg unerträglich schwer! und letztlich auch lauter gespielt werden wollte. Er hatte einen EVM12L Speaker von ElectroVoice.
Im Vergleich dazu macht der 64er Deluxe Reverb eine sehr gute Figur! Er liefert mir mit den Pedalen davor für alle meine Gitarren genau die Sounds die ich brauche.
Zudem ist so ein Hand-wired Amp auch Wertstabil! Ein Faktor den man nicht unterschätzen sollte. Der aktuelle Preis geht meines Erachtens dafür in Ordnung. 2019 war
er noch ca 200€ günstiger wie Mitte 2021, und die Preise werden in den nächsten Jahren weiter steigen, schon wegen er Inflationsrate. Ein hand-wired Amp klingt IMMER anders wie solche die innen nur gedeckte Schaltungen haben. Das muß einfach so sein (ist Physik! oder Elektrotechnik). Bei den dünnen Leiterbahnen der gedruckten Schaltungen kommt es zu einem übersprechen zwischen den Leiterbahnen, die Kapazitäten der Leiterbahnen sind anders wie z.B. einem Punkt-zu-Punkt verdrahteten Amp und das führt letztlich zu einem anderen Klang. Ob der günstige Jensen C12Q nun das Maß aller Dinge ist kann man, glaube ich, nicht pauschal beantwortet. Das ist 1. Geschmacksache, wobei auch mitentscheiden ist, welche Art von Musik man mit dem Amp machen will.
Noch was: Ich habe den Amp 2019 auch in USA in mehreren Musikgeschäften angespielt und hatte subjektiv den Eindruck, dass diese überhaupt kein Grundrauschen hatten! Ob das nun speziell nur bei meinem Model so ist, der ein leicht (helles) Grundrauschen hat, oder generell bei Export Amps die ja ein anderes Netzteil haben wie in USA (andere Netzspannung, andere Frequenz der Wechselspannung wie in der EU), weiß ich nicht. Hinweise dazu sind willkommen!