Um eine auch nur annähernd ähnliche Reibungsarmut zu erzeugen wäre es nötig alle sechs Schrauben exact auf die gleiche Höhe zu bringen wie die sechs Messerkanten. Wie soll das gehen frage ich mich?
Mit einem Lineal an der Unterkante der Schraubenköpfe und ein bisschen Augenmaß - macht PRS so, hab ich mit den Göldo-Schrauben ebenso gemacht.
Wir reden ja hier von Holzschrauben. Befindet sich nur eine Rille einen zehntel Millimeter höher oder tiefer tritt hier zusätzliche Reibung auf. Und dies ist dann tatsächlich Reibung da das System nicht mehr "abrollen" kann.
Wenn Du Dir die Rille bei den Schrauben ansiehst, hat die doch einen ziemlich großen Radius. Schon richtig, dass man im Holz wohl kaum 1/10 mm Toleranzen einhalten kann, aber nach meiner Erfahrung wären solche Anforderungen auch stark übertrieben. Wie Du ganz richtig schreibst, ist die "Messerkante" in den Löchern der Grundplatte ja auch keineswegs so scharf, wie es diese Bezeichung suggeriert.
Dass es bei richtiger Montage eine Verminderung der Reibung gibt, liegt auch gar nicht an einer reduzierten Auflagefläche an den Schrauben - die ist theoretisch sogar eine Winzigkeit größer, da die (rundliche) Messerkante nicht mehr tangential auf eine gerade Fläche trifft, sondern sich in eine Rundung schmiegt.
Das PRS-Prinzip basiert vielmehr darauf, dass a) die Reibung zwischen dem unteren Winkel der Basisplatte und dem Holzkorpus entfällt und b) aus der Gleitreibung zwischen System und Schrauben weitgehend eine (prinzipbedingt immer niedrigere) Haftreibung wird, indem aus einer Gleit- eine Kippbewegung gemacht wird.
Denn beim Fender Vintage-Trem - in leicht schwebender Einstellung, wie es Leo vorgesehen hatte -
liegt die Drehachse des Systems gar nicht an den Schrauben. Vielmehr liegt die Kante zur vorderen Abschrägung auf dem Body auf und bildet
dort die Achse, im Querschnitt wie eine Kinderwippe. Die Schrauben bilden nur den vorderen Anschlag, um die Zugkräfte nach vorne (von Saiten und Federn) aufzunehmen. Betätigt man das Trem,
rutschen die "Messerkanten" der Löcher
an den Schrauben rauf und runter.
Diese Reibung wird bei PRS/Göldo wie beschrieben verringert, indem die Drehachse an den gleichen Punkt verlegt wird, der schon als Anschlag dient. Kippen um eine Achse bewirkt weniger Reibung als ein Entlanggleiten. Diese Verlegung dient aber vor allem auch dazu, den Kontakt zwischen Grundplatte und Holz zu eliminieren, denn die Platte schwebt jetzt immer ein Stück drüber. Diese zusätzliche Reibung der Grundplatte spart man komplett ein. Das Prinzip halt also geometrisch und physikalisch sehr wohl solide Grundlagen.
Dabei will ich Deinem Einwand ausdrücklich nicht widersprechen, dass auch ein klassisch montiertes Fender-Trem sehr gut funktionieren kann. Neben exakt montierten Schrauben und der richtigen Einstellung muss dafür aber auch die Grundplatte sauber gefertigt sein und die Schräge relativ zu den Löchern an der richtigen Stelle sitzen, was leider auch nicht bei allen Gitarren bzw. Tremolos so ist.
Mit den Rillenschrauben kann man solche Problemgitarren halt oft entschärfen, ohne gleich das ganze Trem zu wechseln. Ein anderer Ansatz ist übrigens (wie zB bei Wudtone) eine dünne Metallplatte als Zwischenlage, die ein Eindrücken der unteren "Wipp-Kante" ins Holz verhindert.
Ach ja, und natürlich die Soundfrage - mindestens in der Theorie ist mit dem Abheben der Grundplatte vom Body natürlich nicht nur die Reibung an dieser Stelle weg, sondern auch eine Menge Kontaktfläche zur schwingungstechnischen Ankopplung. Die muss danach alleine über die Schrauben und die Federn erfolgen. Wie immer in komplexen schwingenden Systemen hat jede Änderung Einfluss auf den Ton. Etwas ganz anderes ist dann die Frage, ob es stark genug ist, um es zu hören und falls ja, ob man es als nachteilig wahrnehmen kann.
Um den Bogen zum Eingangspost zu schlagen: Das ist halt ähnlich wie beim Block. Auch hier verändern das Material und dessen Umfang schwingungstechnische Parameter des Systems, das ist physikalisch zwingend. Ob es gefällt oder fürs eigene Ohr schlicht zu unbedeutend ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich selber habe nie einen besonders großen Zuwachs an Höhen durch einen Stahlblock wahrgenommen, eher finde ich sie angenehmer und transparenter. Auch im Bassbereich matscht es nicht so leicht wie bei (vor allem dünnen) Zinkblöcken, weil ich mit einem fetten Block mehr Punch bekomme, den ich dann nicht mehr ( und idR vergebens) in der Klangregelung des Amps herbeizudrehen versuche. Das muss aber nicht jeder so wahrnehmen.
Gruß, bagotrix