Stratspieler
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Vorab
2019 wurde der mit vollständigem Namen lautende Supro 1812R Bluesking 12 auf der NAMM vorgestellt und es gibt Fotos, Reviews und Tests zu diesem Amp im www zuhauf. Stellvertretend zu vielen Reviews sei hierher verwiesen.
Ich erspare mir, das Geschriebene zu wiederholen. Stattdessen möchte ich an dieser Stelle nur ergänzen.
Ein deutsches Musiker-Fachblatt verweist auf seinen Ahnen, den Supro Comet. Ich weiß nicht, wie das Fachblatt darauf kommt. Passender finde ich jedenfalls eher seine zumindest optischen Wurzeln im Supro Spectator, der offenbar ab 1951 auf dem amerikanischen Markt erschien.
Eigentlich bin ich kein Freund solcher kleinen Kistchen. Eigentlich spiele ich eher vergleichsweise Tweed-Boliden (Blues Deluxe, Blues DeVille 410 oder meinen Bassman 4x10 59' RI). Das sind andere Kaliber. Nun also doch so ein "Handtaschenköfferchen" mit der Gefahr der "Topigkeit" im Klang? Ich meine, worüber schreibe ich: Ich schreibe etwas über eine Minikiste, wie der Champ 12, den ich schon hatte (klang verhältnismäßig gut, hatte aber ganz schön heftiges Brummen), über den Laney Cub 10 (da schüttelt's mich heute noch), den Laney VC 15-110 (ganz brauchbar, aber für mich topfig), den Epiphone Electar (nee, nicht wirklich angesichts seines Nebengeräuschverhaltens), den Fender Excelsior (eine schöne Kiste, größervolumig, hatte ich lange Zeit und hier im Board oft genug beschrieben), den Blues Junior.
Ja, es hat mehrere Gründe, warum ich mich in diesen Blues King 12 verguckt habe. Ich finde diese kleine Kiste nämlich einfach sauschick.
Zum einen gefällt mir dieses oldscool Design. Insbesondere das aus meiner Sicht entsprechend gestaltete Bedienpanel:
Der Nachfolger des Blues King 12, der Delta King 12, hat ein schlichter gestaltetes Bedienpanel, ähnlich dem des Brunetti Singleman. Das gefällt mir schon nicht mehr so gut. Der weitere Grund ist, dass ich schon immer noch nach einem Eintakter Ausschau halte. Gegentakt-Amps habe ich. Und Grund Nummer drei ist die Umbaumöglichkeit des Amps - dazu komme ich am Schluß.
Hier also nun die Ergänzung.
Kleinigkeit nur, aber ich mag Amps, bei denen das Netzkabel fest installiert ist. Keine dieser lästigen Computerstrippen mit ihrem Normstecker. Die Verarbeitung des Supro ist erstklassig. Nirgendwo wurde am Bezug geschludert, beste Schnitte, sauberste Verklebung. Die Rückwand ist nicht nur mit Holzschrauben, sondern mit soliden Maschinenschrauben befestigt. Die Seiten rechts und links sind sogar mit einem Stück Moosgummi beklebt, so dass sie rappel- und schnarrfrei im Gehäuse sitzt.
Alle Regler laufen sahnig und schön schwergängig. Die Knöpfe sitzen nicht grackelig auf ihren Achsen. Das hinterläßt alles einen sehr positiver Eindruck. Ok, der Amp ist im Neupreis nicht ganz billig. Ich ergatterte meinen Blues King 12 per Zufall als einen Versandrückläufer, der im Dornröschenschlaf vor sich hin schlummerte. Hie und da ist so ein Blues King 12 noch im www zu ergattern - allerdings nicht gerade eben preisgünstig.
Das Innenleben macht einen soliden Eindruck. Grobe Schnitzer, wie z.B. wärmespendende Bauelemente, die zu dicht an wärmeempfindlichen sitzen, kann ich nicht erkennen.
Man erkennt diverse Halbleiter-Bauelemente. Klar: Ein Amp mit nur zwei Röhren und Federhall - da müssen diverse OPV werkeln, sonst funktioniert das nicht.
Was ich unbedingt unter "Vertrauensbildende Maßnahme" abhaken kann: Fühlt man auf die Oberseite des Chassis, so findet man dort nicht nur die Röhren, sondern zwei vergleichsweise wirklich mächtige Transformatoren und kein Mini-Spielzeug. Das verheißt per se erst einmal Gutes!
Wie klingt er?
Schaltet man den Amp ein, Boost und Gain sind deaktiviert, so ist - Ruhe. Nebengeräusche? Fremdwort! Es sei an den doch recht auffällig brummenden Fender Champ 12 erinnert und an die generellen Aussagen, die man immer wieder liest, dass Eintakt-Verstärker so ihre Probleme hätten hinsichtlich der Brummkompensation im Gegentakt-Ausgangsübertrager, den ein Eintakter ja nun mal nicht hat. Hier im Supro jedenfalls ist Stille. Sehr gut! Das ist studiotauglich! Ok, schaltet man Gain und Boost hinzu, so kommen Nebengeräusche unweigerlich dazu, aber auch das hält sich gut in erträglichen Grenzen. Was habe ich da teilweise bei anderen solcher Kiste schön hören müssen!
Wer mich kennt, weiß, dass ich clean teste. Also alle Regler auf 12, Reverb etwas zurück. "Gain" und "Boost" sind aus. Ran mit der guten, alten Classic 50s Strat und ihren Texas Special Pickups:
Hm, so dolle bluesk(l)ingt das nicht. Irgendwie sehr künstlich bassbumsig - kommt hier schon die gefürchtete Topfigkeit und wird versucht, das durch ein klangliches Tiefabstimmen einfach zu kompensieren? Jein!
Der Amp ist nicht geeignet für den Fußboden, sich die Waden damit zu fönen. Es ist kein großvolumiges Gehäuse. Die Physik dieser kleinen Kiste lässt sich auch hier nicht überlisten. Steht er einfach nur so auf dem Boden und bedient man die Klangregler in üblicher Fender-Manier eines klassischen Tone-Stacks, so wird das nichts. Dieser Amp ist schlichtweg elektrisch klanglich sehr tief abgestimmt. Das hört man. Da kommt kein satter Bass aus einem großvolumigen Gehäuse. Also wird das Kistchen erst einmal etwas vom Boden entkoppelt, nämlich einfach durch Filzgleiter, die man unter seine Füße klebt. Der Bass wird schon etwas strammer, ist aber immer noch zu künstlich hohl. Wie weiter?
Tja, und nun kommt der Lerneffekt, nämlich der Tone-Stack: Der Mittenregler des Supro regelt nämlich nicht nur die Mittenfrequenzen, sondern auch einen gehörigen Bassanteil mit dazu, sobald man ihn aufdreht. Also Obacht: Man bediene den Höhenregler ganz nach Wunsch und Anschlagschmatz, lasse den Bassregler auf Null und regele mit Gefühl mit dem Mittenregler die Mitten UND den Baßanteil.
Und jetzt geht die Sonne auf.
Das klingt richtig gut, das hätte ich so nicht erwartet. Schnell zum Vergleich den Blues Junior hinzugezogen - der muss zum Teil passen, da kommt er nicht mit. Von seiner Gehäusegröße schon, ja. Aber nicht hinsichtlich seiner Dynamik.
Der Supro hat ein fantastisches Vermögen, überaus sensibel auf den Anschlag der rechten Hand zu reagieren. Die obengenannten Fender-Tweed-Arbeitstiere, die ich vergleichsweise zur Verfügung da habe (und so auch der Blues Junior), sind dafür bekannt, den Ton eher glattzubügeln und im Ansprech- und Wiedergabeverhalten ziemlich träge zu sein. Nicht so der Supro. Er reagiert augenblicklich auf die Anschlagstärke und -art, wie ich das bislang nur von meinem Marshall JTM-45 oder vom Bassman 4x10 kannte und kenne. Wer unkontrolliert in die Saiten ballert, wird am Bluesking 12 keine Freude haben, denn der deckt gnadenlos Schwächen der rechten Hand auf.
Das hätte ich bei dem kleinen Amp so nie erwartet. Überhaupt ist hier der Spagat zwischen Kleingehäuse und guter großvolumiger Wiedergabe gut getroffen. Kompliment! Viel zu diesem Klang muss offensichtlich auch der Speaker dazu beitragen. Angeblich wurde er ja speziell für diesem Amp entworfen. Er klingt nicht nach Keramik-Magnet-Speaker, er geht klanglich grob in die Richtung eines AlNiCo-Speakers. Das finde ich richtig gut, was die Konstrukteure da gezaubert haben.
* Boost
legt dem cleanen Ton des Amps eine gute Schippe zu, macht ihn voller im Sound, lässt den Amp mit entsprechenden Reglereinstellungen förmlich singen. Überhaupt ist der Supro auch ohne aktivierte Zusatzschalter schon unglaublich musikalisch. Sein Ton ist nie kühl oder steril. Er könnte wohl selbst meiner damaligen PRS S2 Vela einen Hauch Charakter abgewinnen, hehe.
Je nach Reglereinstellungen und insbesondere je nach Stellung des Volumereglers der Gitarre kommt jetzt erster Schmutz in den Ton. Das klingt klasse, ich bin verblüfft. Vorausgesetzt, man übertreibt es aus meiner Sicht nicht mit zwei Dingen:
* Reverb:
Vergleicht man mit dem des Blues Junior, so klingt der des Supro etwas blechern. Auch die Abklingphase gefällt mir beim Blues Junior besser, dort klingt der Hall natürlich aus, während er beim Supro etwas abgewürgt klingt. Ich habe nicht nachgeschaut, was für ein Reverb-Tank verbaut ist. Denn das alles ist nämlich nur "Meckern auf hohem Niveau." Generell sollte man es mit dem Hall nicht übertreiben. Ähnlich wie beim BJ kann er schnell allzu aufdringlich wirken.
* Gain
ist der (Fet-getriebene) Overdrive-Modus des Amps. Hm, hier bin ich verwöhnt: Zum einen klingen mir bei solchen kleinen Kisten die amp-internen Overdrives schnell zu bröselig. Und zum anderen höre ich da eben meinen Hermida-Zendrive an einem meiner großen Amps und da schreibe ich jetzt einfach mal "Da ist für mich das Thema gegessen". Diese Brösel-Zerren bei solchen weitaufgedrehten Kleinamps mögen ja authentisch klingen, das vermag ich nicht zu beurteilen, das ist wohl Geschmacks- und Gewohnheitssache. Mein Ding ist so eine ampinterne Zerre jedenfalls nicht. Brauche ich auch nicht. Der Schmutz im Ton, dieses Angezerrte, das ist für mich schon klasse genug.
Erstaunlich auch etwas, was ich nur von höherwertigen Amps kenne: Günstige Amps lassen zumindest in meinem Ohren viele Gitarren gleichgut klingen. Hat man jedoch einen höherwertigen Amp, so stellt der auch sofort unterschiedliche Pickups unterschiedlich gut dar. Machen zum Beispiel die Hot-Noiseless-Pickups an Blues Junior, Blues Deluxe oder Blues DeVille eine ganz gute Figur, so klingen sie am 4x10er Bassman und eben auch am Supro nur so lala. Sind hingegen die Texas Specials, Yosemite oder Kloppmans dran, dann fühlt sich der Supro damit sowas von wohl, während sie an den anderen Fender-Tweed-Amps (Bassman wieder ausgenommen) eher wieder unter ihren klanglichen Möglichkeiten spielen.
Fazit
Der Supro Blues King 12 hängt unheimlich gut am Ton; schnell ist ein Sweet Spot gefunden. Er ist unglaublich musikalisch. Zweistimmig gespielte Töne mit etwas Strat-Vibrato dazu z.B. lassen ihn regelrecht singen. Kein Glattbügeln, keine sterile Wiedergabe, kein "Nur Lautmacher", sondern ein kleines Kistchen mit bei Bedarf herrlich schmutzigem Charakter, welches tonal Back To The Roots katapultiert. Er stellt die Stärken und Schwächen unterschiedlicher (bei mir Strat-) Pickups bestens heraus bei einem insgesamt sehr gut getroffenen Kompromiß zwischen Gehäusegröße und Wiedergabe. Chapeau!
Oder so: Es muss nicht ein absolut perfekt klingender Amp sein. Er muss klanglich einfach nur stimmen - und das tut der Supro mit seinem Sound verdammt gut. Wenn man es mit dem Baß und Reverb vielleicht nicht so übertreibt.
- -
Was nun den Grund Nummer drei angeht, so hole ich spaßenshalber etwas aus: Nämlich bittesehr, hier die Ähnlichkeit des Designs zu meinem Cabinet, welches immerhin hier im Board 2017 erschien. Also zwei Jahre vor dem Erscheinen des Supro. Ich folgere also messerscharf: Supro hat bei mir gekupfert.
Das Geniale - und hier kommt nun bei mir wieder der Bastler durch: Man kann den Amp zum Top umbauen, denn die beiden Röhren liegen waagerecht im Combo und somit - wie ich bereits schon oben schrieb - zusammen mit dem "Eisen" auf der Oberseite des Chassis. Ein stehendes Chassis hätte somit nicht nur automatisch ein richtig stehendes Bedien-Panel, sodern auch stehende Röhren. Somit gewinnt der Gedanke durchaus an Attraktivität, ein passendes, d.h. größeres Cabinet zu bauen, was sich klanglich sicherlich vorteilhaft auswirkt.
Aber erst einmal wird die kleine Kiste gefiedelt.
2019 wurde der mit vollständigem Namen lautende Supro 1812R Bluesking 12 auf der NAMM vorgestellt und es gibt Fotos, Reviews und Tests zu diesem Amp im www zuhauf. Stellvertretend zu vielen Reviews sei hierher verwiesen.
Ich erspare mir, das Geschriebene zu wiederholen. Stattdessen möchte ich an dieser Stelle nur ergänzen.
Ein deutsches Musiker-Fachblatt verweist auf seinen Ahnen, den Supro Comet. Ich weiß nicht, wie das Fachblatt darauf kommt. Passender finde ich jedenfalls eher seine zumindest optischen Wurzeln im Supro Spectator, der offenbar ab 1951 auf dem amerikanischen Markt erschien.
Eigentlich bin ich kein Freund solcher kleinen Kistchen. Eigentlich spiele ich eher vergleichsweise Tweed-Boliden (Blues Deluxe, Blues DeVille 410 oder meinen Bassman 4x10 59' RI). Das sind andere Kaliber. Nun also doch so ein "Handtaschenköfferchen" mit der Gefahr der "Topigkeit" im Klang? Ich meine, worüber schreibe ich: Ich schreibe etwas über eine Minikiste, wie der Champ 12, den ich schon hatte (klang verhältnismäßig gut, hatte aber ganz schön heftiges Brummen), über den Laney Cub 10 (da schüttelt's mich heute noch), den Laney VC 15-110 (ganz brauchbar, aber für mich topfig), den Epiphone Electar (nee, nicht wirklich angesichts seines Nebengeräuschverhaltens), den Fender Excelsior (eine schöne Kiste, größervolumig, hatte ich lange Zeit und hier im Board oft genug beschrieben), den Blues Junior.
Ja, es hat mehrere Gründe, warum ich mich in diesen Blues King 12 verguckt habe. Ich finde diese kleine Kiste nämlich einfach sauschick.
Zum einen gefällt mir dieses oldscool Design. Insbesondere das aus meiner Sicht entsprechend gestaltete Bedienpanel:
Der Nachfolger des Blues King 12, der Delta King 12, hat ein schlichter gestaltetes Bedienpanel, ähnlich dem des Brunetti Singleman. Das gefällt mir schon nicht mehr so gut. Der weitere Grund ist, dass ich schon immer noch nach einem Eintakter Ausschau halte. Gegentakt-Amps habe ich. Und Grund Nummer drei ist die Umbaumöglichkeit des Amps - dazu komme ich am Schluß.
Hier also nun die Ergänzung.
Kleinigkeit nur, aber ich mag Amps, bei denen das Netzkabel fest installiert ist. Keine dieser lästigen Computerstrippen mit ihrem Normstecker. Die Verarbeitung des Supro ist erstklassig. Nirgendwo wurde am Bezug geschludert, beste Schnitte, sauberste Verklebung. Die Rückwand ist nicht nur mit Holzschrauben, sondern mit soliden Maschinenschrauben befestigt. Die Seiten rechts und links sind sogar mit einem Stück Moosgummi beklebt, so dass sie rappel- und schnarrfrei im Gehäuse sitzt.
Alle Regler laufen sahnig und schön schwergängig. Die Knöpfe sitzen nicht grackelig auf ihren Achsen. Das hinterläßt alles einen sehr positiver Eindruck. Ok, der Amp ist im Neupreis nicht ganz billig. Ich ergatterte meinen Blues King 12 per Zufall als einen Versandrückläufer, der im Dornröschenschlaf vor sich hin schlummerte. Hie und da ist so ein Blues King 12 noch im www zu ergattern - allerdings nicht gerade eben preisgünstig.
Das Innenleben macht einen soliden Eindruck. Grobe Schnitzer, wie z.B. wärmespendende Bauelemente, die zu dicht an wärmeempfindlichen sitzen, kann ich nicht erkennen.
Man erkennt diverse Halbleiter-Bauelemente. Klar: Ein Amp mit nur zwei Röhren und Federhall - da müssen diverse OPV werkeln, sonst funktioniert das nicht.
Was ich unbedingt unter "Vertrauensbildende Maßnahme" abhaken kann: Fühlt man auf die Oberseite des Chassis, so findet man dort nicht nur die Röhren, sondern zwei vergleichsweise wirklich mächtige Transformatoren und kein Mini-Spielzeug. Das verheißt per se erst einmal Gutes!
Wie klingt er?
Schaltet man den Amp ein, Boost und Gain sind deaktiviert, so ist - Ruhe. Nebengeräusche? Fremdwort! Es sei an den doch recht auffällig brummenden Fender Champ 12 erinnert und an die generellen Aussagen, die man immer wieder liest, dass Eintakt-Verstärker so ihre Probleme hätten hinsichtlich der Brummkompensation im Gegentakt-Ausgangsübertrager, den ein Eintakter ja nun mal nicht hat. Hier im Supro jedenfalls ist Stille. Sehr gut! Das ist studiotauglich! Ok, schaltet man Gain und Boost hinzu, so kommen Nebengeräusche unweigerlich dazu, aber auch das hält sich gut in erträglichen Grenzen. Was habe ich da teilweise bei anderen solcher Kiste schön hören müssen!
Wer mich kennt, weiß, dass ich clean teste. Also alle Regler auf 12, Reverb etwas zurück. "Gain" und "Boost" sind aus. Ran mit der guten, alten Classic 50s Strat und ihren Texas Special Pickups:
Hm, so dolle bluesk(l)ingt das nicht. Irgendwie sehr künstlich bassbumsig - kommt hier schon die gefürchtete Topfigkeit und wird versucht, das durch ein klangliches Tiefabstimmen einfach zu kompensieren? Jein!
Der Amp ist nicht geeignet für den Fußboden, sich die Waden damit zu fönen. Es ist kein großvolumiges Gehäuse. Die Physik dieser kleinen Kiste lässt sich auch hier nicht überlisten. Steht er einfach nur so auf dem Boden und bedient man die Klangregler in üblicher Fender-Manier eines klassischen Tone-Stacks, so wird das nichts. Dieser Amp ist schlichtweg elektrisch klanglich sehr tief abgestimmt. Das hört man. Da kommt kein satter Bass aus einem großvolumigen Gehäuse. Also wird das Kistchen erst einmal etwas vom Boden entkoppelt, nämlich einfach durch Filzgleiter, die man unter seine Füße klebt. Der Bass wird schon etwas strammer, ist aber immer noch zu künstlich hohl. Wie weiter?
Tja, und nun kommt der Lerneffekt, nämlich der Tone-Stack: Der Mittenregler des Supro regelt nämlich nicht nur die Mittenfrequenzen, sondern auch einen gehörigen Bassanteil mit dazu, sobald man ihn aufdreht. Also Obacht: Man bediene den Höhenregler ganz nach Wunsch und Anschlagschmatz, lasse den Bassregler auf Null und regele mit Gefühl mit dem Mittenregler die Mitten UND den Baßanteil.
Und jetzt geht die Sonne auf.
Das klingt richtig gut, das hätte ich so nicht erwartet. Schnell zum Vergleich den Blues Junior hinzugezogen - der muss zum Teil passen, da kommt er nicht mit. Von seiner Gehäusegröße schon, ja. Aber nicht hinsichtlich seiner Dynamik.
Der Supro hat ein fantastisches Vermögen, überaus sensibel auf den Anschlag der rechten Hand zu reagieren. Die obengenannten Fender-Tweed-Arbeitstiere, die ich vergleichsweise zur Verfügung da habe (und so auch der Blues Junior), sind dafür bekannt, den Ton eher glattzubügeln und im Ansprech- und Wiedergabeverhalten ziemlich träge zu sein. Nicht so der Supro. Er reagiert augenblicklich auf die Anschlagstärke und -art, wie ich das bislang nur von meinem Marshall JTM-45 oder vom Bassman 4x10 kannte und kenne. Wer unkontrolliert in die Saiten ballert, wird am Bluesking 12 keine Freude haben, denn der deckt gnadenlos Schwächen der rechten Hand auf.
Das hätte ich bei dem kleinen Amp so nie erwartet. Überhaupt ist hier der Spagat zwischen Kleingehäuse und guter großvolumiger Wiedergabe gut getroffen. Kompliment! Viel zu diesem Klang muss offensichtlich auch der Speaker dazu beitragen. Angeblich wurde er ja speziell für diesem Amp entworfen. Er klingt nicht nach Keramik-Magnet-Speaker, er geht klanglich grob in die Richtung eines AlNiCo-Speakers. Das finde ich richtig gut, was die Konstrukteure da gezaubert haben.
* Boost
legt dem cleanen Ton des Amps eine gute Schippe zu, macht ihn voller im Sound, lässt den Amp mit entsprechenden Reglereinstellungen förmlich singen. Überhaupt ist der Supro auch ohne aktivierte Zusatzschalter schon unglaublich musikalisch. Sein Ton ist nie kühl oder steril. Er könnte wohl selbst meiner damaligen PRS S2 Vela einen Hauch Charakter abgewinnen, hehe.
Je nach Reglereinstellungen und insbesondere je nach Stellung des Volumereglers der Gitarre kommt jetzt erster Schmutz in den Ton. Das klingt klasse, ich bin verblüfft. Vorausgesetzt, man übertreibt es aus meiner Sicht nicht mit zwei Dingen:
* Reverb:
Vergleicht man mit dem des Blues Junior, so klingt der des Supro etwas blechern. Auch die Abklingphase gefällt mir beim Blues Junior besser, dort klingt der Hall natürlich aus, während er beim Supro etwas abgewürgt klingt. Ich habe nicht nachgeschaut, was für ein Reverb-Tank verbaut ist. Denn das alles ist nämlich nur "Meckern auf hohem Niveau." Generell sollte man es mit dem Hall nicht übertreiben. Ähnlich wie beim BJ kann er schnell allzu aufdringlich wirken.
* Gain
ist der (Fet-getriebene) Overdrive-Modus des Amps. Hm, hier bin ich verwöhnt: Zum einen klingen mir bei solchen kleinen Kisten die amp-internen Overdrives schnell zu bröselig. Und zum anderen höre ich da eben meinen Hermida-Zendrive an einem meiner großen Amps und da schreibe ich jetzt einfach mal "Da ist für mich das Thema gegessen". Diese Brösel-Zerren bei solchen weitaufgedrehten Kleinamps mögen ja authentisch klingen, das vermag ich nicht zu beurteilen, das ist wohl Geschmacks- und Gewohnheitssache. Mein Ding ist so eine ampinterne Zerre jedenfalls nicht. Brauche ich auch nicht. Der Schmutz im Ton, dieses Angezerrte, das ist für mich schon klasse genug.
Erstaunlich auch etwas, was ich nur von höherwertigen Amps kenne: Günstige Amps lassen zumindest in meinem Ohren viele Gitarren gleichgut klingen. Hat man jedoch einen höherwertigen Amp, so stellt der auch sofort unterschiedliche Pickups unterschiedlich gut dar. Machen zum Beispiel die Hot-Noiseless-Pickups an Blues Junior, Blues Deluxe oder Blues DeVille eine ganz gute Figur, so klingen sie am 4x10er Bassman und eben auch am Supro nur so lala. Sind hingegen die Texas Specials, Yosemite oder Kloppmans dran, dann fühlt sich der Supro damit sowas von wohl, während sie an den anderen Fender-Tweed-Amps (Bassman wieder ausgenommen) eher wieder unter ihren klanglichen Möglichkeiten spielen.
Fazit
Der Supro Blues King 12 hängt unheimlich gut am Ton; schnell ist ein Sweet Spot gefunden. Er ist unglaublich musikalisch. Zweistimmig gespielte Töne mit etwas Strat-Vibrato dazu z.B. lassen ihn regelrecht singen. Kein Glattbügeln, keine sterile Wiedergabe, kein "Nur Lautmacher", sondern ein kleines Kistchen mit bei Bedarf herrlich schmutzigem Charakter, welches tonal Back To The Roots katapultiert. Er stellt die Stärken und Schwächen unterschiedlicher (bei mir Strat-) Pickups bestens heraus bei einem insgesamt sehr gut getroffenen Kompromiß zwischen Gehäusegröße und Wiedergabe. Chapeau!
Oder so: Es muss nicht ein absolut perfekt klingender Amp sein. Er muss klanglich einfach nur stimmen - und das tut der Supro mit seinem Sound verdammt gut. Wenn man es mit dem Baß und Reverb vielleicht nicht so übertreibt.
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Was nun den Grund Nummer drei angeht, so hole ich spaßenshalber etwas aus: Nämlich bittesehr, hier die Ähnlichkeit des Designs zu meinem Cabinet, welches immerhin hier im Board 2017 erschien. Also zwei Jahre vor dem Erscheinen des Supro. Ich folgere also messerscharf: Supro hat bei mir gekupfert.
Das Geniale - und hier kommt nun bei mir wieder der Bastler durch: Man kann den Amp zum Top umbauen, denn die beiden Röhren liegen waagerecht im Combo und somit - wie ich bereits schon oben schrieb - zusammen mit dem "Eisen" auf der Oberseite des Chassis. Ein stehendes Chassis hätte somit nicht nur automatisch ein richtig stehendes Bedien-Panel, sodern auch stehende Röhren. Somit gewinnt der Gedanke durchaus an Attraktivität, ein passendes, d.h. größeres Cabinet zu bauen, was sich klanglich sicherlich vorteilhaft auswirkt.
Aber erst einmal wird die kleine Kiste gefiedelt.
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