GeiGit
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Natürlich möchte ich niemanden von euch auf die Folter spannen! Es dauert einfach sich an die richtige Reihenfolge zu erinnern, alle Bilder wieder zu finden, vorzubereiten und so einen Bericht zu schreiben.
Aber es ist schön, wenn ihr dabei bleibt und meine Geschichte spannend, oder zumindest lesenswert findet! Das freut mich!
Die JTV59 und ihre Geschichte wollte ich hier noch etwas außen vor lassen um das Thema nicht zu sehr auf zu blasen. Irgendwann schreib ich auch mal über sie ein Review.
Ich hab aber damals schon einiges über sie geschrieben und auch einige Bilder veröffentlicht (klick, klick, klick, klick, klick)
So kam ich über meine Geige relativ schnell in eines der Lobpreis-Teams und durfte mich dort auf ganz ungewohnte Weise einbringen und weiter entwickeln! Ich durfte frei spielen, so wie ich wollte und baute diesen, bisher eher vernachlässigten Teil meiner Begabungen weiter aus. Es war wirklich überwältigend für mich, dass ich zu Liedern, die ich nicht kannte, ja, von denen ich nicht mal die Tonart wusste, direkt dazu spielen konnte und das auch passte! Ich ließ mich inspirieren, ließ mich leiten und es war ein überwältigendes Gefühl für mich, der sonst auf der Geige vorher alles nur von Noten gespielt, oder improvisiert und eingeübt hatte bis es halbwegs nach etwas klang.
Da die Geige nicht zu jedem Lied gut passte, durfte ich bald auch meine JTV59 mitbringen und bei den rockigeren Sachen spielen. Die Geige kam eher bei den getrageneren, akustischeren Liedern zum Einsatz.
In der Zeit lieh ich "Nr.2" und mein Sony HR-GP5 nur mal eine gewisse Zeit an unseren neuen Pastor aus, der seine E-Gitarre und Ausrüstung noch in Berlin hatte.
Als ich sie ihm zeigte und vorspielte, merkte ich auch, wie sehr ich mich schon an meine JTV59 mit den Jumbobünden gewöhnt hatte und wie sich dabei auch mein Vibrato und Bending weiter entwickelt hatte. Dieses Bending stockte auf "Nr.2" durch die dicke Griffbrett-Lackierung total...
...als er dann seine Gitarre hatte und ich sie für ihn nach seinen Vorstellungen auch etwas modifiziert und überarbeitet hatte, kam "Nr.2" jedenfalls wieder zu mir zurück - und blieb im Koffer...
Da sich das aber mit der JTV59 geändert hatte, wollte ich die Lackierung des Griffbretts entfernen um damit die eigentlich vorhandene, aber stark verringerte Distanz wieder herzustellen.
Also kratzte ich den Lack zwischen den Bünden mit Ziehklinge und scharfer Messerklinge ab. Ich legte das Holz des Griffbretts frei, schliff und ölte es anschließend.
Die ersten fünf Bünde waren auch stark eingespielt und es schepperte schon an diversen Stellen, also überlegte ich eine komplette Neubundierung, entschied mich aber dann dafür nur die unteren fünf Bünde zu tauschen. Das machte ich auf die bewährte Weise: Ich ging mit zwei dünnen Messerklingen von beiden Seiten parallen zwischen Bund und Griffbrett und hebelte sie damit Stück für Stück aus. Das beidseitige Vorgehen verhinderte dabei, dass Teile des Griffbretts durch die Widerhaken der Bünde nach oben ausgerissen wurden.
Dann schliff ich ganz sanft über die freien Stellen und plante sie damit wieder etwas.
Dann nahm ich mit der Schieblehre die Breite des Griffbretts an Bund eins und längte mit Säge und Feile beide Enden eines Bundes so ab, dass die Kanten sauber waren und die Breite stimmte. Anschließend brach ich die Kanten des Bundes schon vor dem Einsetzen. Dann setzte ich den Bund passend in die Nut, klopfte ihn leicht an, nahm eine Zulage und schlug ihn dann komplett ins Griffbrett. Der Gegenpol, bzw. die Auflage des Halses war wieder wie üblich mein Oberschenkel.
So saßen dann die fünf neuen Bünde im Griffbrett und ich plante es mit einer Feile und dem schon erwähnten mit Schleifpapier bezogenen Brett.
Anschließend wurden alle Bünde von mir mit der Bundfeile, die ich seit Januar 2013 hatte, gefeilt und wieder in eine schöne, runde Form gebracht. Somit verschwanden die Abplattungen des Abrichtens an jedem Bund individuell bis die Oberkante jedes Bundes gerade so mit der Bundfeile geglättet waren.
Das Polieren ließ ich weg, da ich festgestellt hatte, dass die Bünde auf diese Weise sehr schön glatt wurden und (für mich) keiner Politur mehr benötigten.
Dann säuberte und ölte ich das Griffbrett, zog neue Saiten auf und war sehr angenehm überrascht!
Es fühlte sich so an, als hätte ich eine neues, aber sehr vertrautes Instrument in den Händen!
Vergessen war der Koffer. Sie durfte wieder griffbereit in den Gitarrenständer und wurde wieder fleißig gespielt.
Ich erstellte passende Sounds in meinem POD HD500 und liebte den Sound!
Ich wurde danach auf jeden Fall auf die neue Gitarre angesprochen und sie wurde bewundert, weil sie so gut klang!
Als ich dann sagte, dass das eigentlich "die Alte" und die andere "die Neue" sei und dass ich sie selbst gebaut hatte, waren sie echt erstaunt.
Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich ab dem Zeitpunkt die etwa ein Kilo schwerere JTV eher schonte und lieber wieder "Nr.2" spielte!
Es war dann gar nicht so einfach einen gemeinsam akzeptierten Namen zu finden, der auch das beschrieb, was unser Anliegen war: Die gute Botschaft als Salz und Licht unter die Leute zu bringen. Wir hatten eine lange Liste mit Namensvorschlägen und stimmten am Ende mehrheitlich für "Saltshakers".
In der Gemeinde wurde zu der Zeit auch eine Lichtanlage angeschafft und installiert. Mit ihr übten dann die Lichttechniker bei unseren Proben und es entstand dabei auch dieses Bild:
"Nr.2" passte jedenfalls sehr gut zu den Saltshakers und die JTV war die Backupgitarre für beide E-Gitarristen. Gebraucht wurde sie allerdings nie.
Die Saltshakers und die "Worship Rock Nights" gab es glaube ich etwa 2,5 Jahre, dann spürten wir, dass es anders weiter gehen sollte und ich übernahm eines der Lobpreis-Teams als Leiter für einige Zeit.
Also experimentierte ich immer wieder mit den eingebauten Piezos und bemerkte bei einer Probe, dass sich der Klang änderte wenn ich am Vibratohebel zog. Es kamen mehr Bässe, die Piezos klangen kurzzeitig "offener". Daraufhin kam die Eingebung, ich solle doch mal die obere Steg-Schraube etwas lösen und dabei zupfen - und ich merkte, wie sich durch die Schrägstellung des Vibratosteges der Piezo auf der Seite der tiefen Saiten entlastete und plötzlich voluminöser wurde und die ersehnten Bässe kamen! Hallelujah! Er war einfach unter zu großem Druck und brauchte "Entlastung"! Ich experimentierte dann mit Unterlegen und auch der Einstellung dieser Schraube, stellte aber fest, dass keine Einstellung den gewünschten Klang dauerhaft hielt. Bei der nächsten Probe, oder am nächsten Sonntag, klang wieder alles platt und ich musste wieder etwas an der Schraube drehen und Nachstimmen um den Klang zu bekommen.
Damit ihr euch mal einen Eindruck vom beschriebenen Klang machen könnt, habe ich euch eine Aufnahme hier reingestellt, die damals nur als Begleitung für die Geige gedacht war. Bei der Geige war der Effekt mit den Auslöschungen bei zwei Piezos übrigens genauso vorhanden, weshalb ich dann bei der Geige auch auf einen Piezo reduziert hatte (klick):
Sie klangen wie gesagt dann gut, wenn man die Balance gut eingestellt hatte und man konnte sie bei entsprechender Soundeinstellung wirklich gut verwenden.
Geige und Gitarre waren direkt per 4-Meter Kabel an meinen HD500 angeschlossen. Aber hört selbst:
Aber es wollte mir einfach nicht gelingen!
Da fehlte mir einfach noch ein Erkenntnisschritt, der erst viel später erfolgte.
Mir ging es so, dass ich mich immer mehr darüber ärgerte damals bei der Kopfplatten-Spitze einfach das Ibanez-Design und nicht mein eigenes von "Nr.1" übernommen zu haben. Durch Hörner, Schlagbrett, Griffbrett, Tremolo usw. war es trotz Vorlagen insgesamt ja ein ziemlich eigenes Gitarren-Design geworden... bis auf die Kopfplatte.
Ich schaute mir immer wieder das alte Bild von "Nr.1" an und kam schließlich zu dem Schluß: Ich will das ändern.
Es sollte einfach keiner mehr denken, dass ich irgend eine unbekannte Gitarre von Ibanez spielte und ich war auch "der Spitze einfach überdrüssig geworden".
Gott sei Dank steckte mein eigenes Design aber schon drin, ich musste nur etwas wegnehmen.
Und genau das machte ich eines schönen Tages.
Ich zeichnete die gewünschte konkave Rundung an, deckte die Spitze ab und schaute, das es am Ende so wie gewünscht aussehen würde.
Dann sägte ich die Spitze ab, feilte und verrundete sie und schliff sie glatt, bis das Hirnholz schön sichtbar und ich zufrieden war.
Dann klebte ich die Kopfplatte direkt nach der Verrundung ab und fügte noch eine große Tüte an um die Gitarre vor Sprühneben zu schützen.
Dann spitzte ich Klarlack mit der Sprühflasche auf die Spitze, ließ ihn trocknen, schliff, sprühte erneut, schliff nochmal, sprühte und zog nach etwa einer Stunde das Abklebeband ab, damit die Kante noch weich war und ich es besser entfernen konnte.
Die Änderung gelang sehr gut und man konnte Anfangs nur durch die fehlende "Sonnenvergilbung" sehen, dass da was geändert wurde. Die Kopfplatte sah auf Anhieb (für mich) einfach klarer, schöner, harmonischer aus und ich freute mich total darüber, dass ich es gewagt hatte diese Änderung zu machen!
Mittlerweile ist das Ahorn auch an dieser Stelle durch die Sonne nachgegilbt und man muss wirklich wissen, dass da was gemacht wurde um es entdecken zu können.
"Nr.2" blieb jedenfalls weiterhin die "Nummer eins" für mich, da ich auch gemerkt hatte, dass der Steg der JTV nicht weit genug verstellbar war um oktavrein eingestellt zu werden.
Ja, das stimmt schon, deshalb habe ich mein Worship-Gitarren-Projekt auch "Paulus" genannt, da ich einen Les Paul-Bausatz von Harley Benton nach meinen Wünschen gestalten konnte. Ich nahm die Schaltung von "Nr.2" zum Vorbild und baute eine Gitarre, die ich speziell für den Lobpreis in der Gemeinde bei uns für mich entwickelte.
Ich wollte die selben Klangmöglichkeiten, einen festen Steg um bei eventuellen Saitenrissen weiter spielen zu können, ein passendes Aussehen und natürlich einen guten Akustik-Sound. Ob mir das gelungen ist, dürft ihr gerne hier in meinem Bericht über "Paulus" nachlesen wenn ihr Interesse daran habt:
"Projekt Paulus" - die Worship-Gitarre mit dem gewissen Etwas
Paulus ist natürlich "Nr.3", also meine dritte Selbstgebaute.
Auch 2020 durfte sie nicht aus dem Koffer, denn Corona forderte mich als Technik-Leiter meiner Gemeinde ziemlich heraus und die Zeiten auf der Bühne wurden rarer.
Ich war nun eher im Technik-Bereich für den Livestream im Einsatz und spielte nur noch seltener, aber dann eher Geige oder Akustik-Gitarre.
Gesagt getan, ich schloß die "Cream machine" mit seinem Cabinator-Ausgang an den AS50D und spielte mit "Paulus" eine Weile. Der Sound war soweit ok, und all die Schaltungsmöglichkeiten kamen schön klar durch. Es klang echt nicht schlecht und irgendwie kam dann der Impuls die "Nr.2" aus dem Koffer zu holen und zu schauen wie sie dazu im Vergleich denn klingen würde.
Bisher hatte ich eben die geringere Ausgangsleistung von "Paulus" mit den Gain-Reglern des HD500 ausgeglichen und die Presets kopiert und klanglich entsprechend angeglichen.
Nun war die Vermutung, dass ich auch hier nur den Gainregler etwas zurück nehmen müsse um einen ähnlichen Sound zu bekommen.
Aber weit gefehlt: Der Sound von "Nr.2" mit ihren Golden 50s war um Welten "geiler" und sie spielte sich einfach super, trotz drei Jahre alter, heruntergerockter Elixir-Saiten!
Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist nicht nur der höhere Ausgangspegel, es ist der Klang, der diese Prise "Rock" hinzufügt, weil da mehr "Pinch Harmonics" kommen, das Sustain länger ist und ich wieder merkte wie schön doch das Kahler-Vibrato funktionierte und wieder "ganz selbstverständlich" von mir relativ häufig für Vibrato, als Bending-Alternative und ähnliches eingesetzt wurde.
Ich lernte neu zu schätzen, dass die Golden 50s und überhaupt die ganze Gitarre einfach etwas besser zu mir passten.
Das ging sogar so weit, dass ich schaute, ob die Golden 50s noch zu bekommen wären und ich bei einem sensationellen ebay-Angebot sogar auf "kaufen" klickte, da 98€ für ein Pärchen orginal verpackter, unbenutzter Golden 50s einfach zu verlockend war!
Später stellte ich fest, dass es tatsächlich nur noch Restbestände gibt, da Schaller 2017 die Produktion von elektromagnetischen Pickups eingestellt hat.
Ich war Gott für den Impuls echt dankbar und freute mich darauf die Golden 50s in "Paulus" einzubauen!
Aber egal: "Nr.2" is back! Ich hatte mich neu verliebt und freue mich einfach daran sie wieder zu spielen!
Also nahm ich sie eines schönen Sonntag-Nachmittags in's Wohnzimmer zum Familien-Fernseh-Nachmittag mit vor, legte alles benötigte Werkzeug bereit, ein Handtuch als Schutz auf meinen Schoß und nahm ganz gemützlich erstmal alle Saiten runter.
- Dann nahm ich einen breiten schwarzen Edding und malte alle Oberseiten der Bünde schwarz
- Nun feilte ich mit einer planen Feile ohne Griff über alle Bünde drüber, bis alle Bünde an der Oberseite auch touchiert wurden und ich durch das "Schwarz" glänzende Linien an jedem Bund sehe. Bei eingespielten Bünden geht es noch etwas tiefer, da bleiben die eingespielten Stellen ja durch das Schwarz ebenfalls gut sichtbar.
- Dann nahm ich mein Schleifpapier-beklebtes Brett und schliff nochmal über alle Bünde.
- Nun malte ich wieder alle Bünde mit dem Edding schwarz
- Nun feilte ich jeden Bund mit der Bundfeile wieder rund. Am Ende war nur noch oben in der Mitte ein schwarzer Rest-Strich der durch das Feilen und schleifen erzeugten Planfläche erkennbar. Den feilte ich gerade so weg, dass er verschwand. Damit waren die Bünde fertig gerundet, glatt und auf einer Ebene.
- Anschließend trug ich "Nr.2" vorsichtig auf die Terasse, legte sie auf den Tisch, fegte die Späne von Griffbrett und Gitarre und ölte das Griffbrett ein.
Ja, ich klebte das Griffbrett vorher nicht ab. Das Ölen reicht bei mir um es anschließend schön sauber zu bekommen.
Bevor ich jetzt also neue Saiten aufzog, demontierte ich Steg und Schlagbrett und entfernte den Piezo auf der Seite der tiefen Saiten, da er sowieso den Anschein gemacht hatte, dass er den Druck nicht so vertragen würde. An seiner Stelle schraubte ich wieder eine der beiden Auflagenschrauben ein. Dann füllte ich das leere Gewindeloch der anderen Auflagenschraube unter dem Piezo mit einer kleinen Senkschraube, deren Kopf ziemlich bündig auf einer Fläche mit der Korpusoberseite war. Dann änderte ich die Schaltung des Push / Pull-Schalters: Wenn er in "normal"-Stellung unten war, wurde nun der Piezo direkt auf den Ring der Ausgangsbuchse geschaltet. Somit waren noch Stereo-Sounds möglich und ich konnte auch das Piezo-Signal prüfen und alleine hören. Die Humbucker blieben natürlich weiterhin über den Lautstärkeregler auf die Spitze geschaltet.
Im gezogenen Zustand wurde nun der Ring der Buchse auf Masse und der Piezo parallel zu den Humbuckern auf den Lautstärkeregler geschaltet. Somit wird er nun zusammen mit den Humbuckern laut und leise geregelt und das Gesamtsignal geht auf die Spitze der Ausgangsbuchse.
Der Humbucker-Sound war unverändert
Der Piezo-Sound war höhenreich, bassarm, aber schön rund.
Dann zog ich den Lautstärkeregler und schaltete damit um.
Der Anschluß des Buchsenrings war nun tot wie erwartet.
Also steckte ich wieder den anderen Stecker ein -
Und ihr könnt es euch sicherlich schon denken: Der neue Akustiksound von "Nr.2" war wirklich klasse! Durch das Zuschalten des Piezos zu den Humbuckern änderte sich wahrscheinlich die Ausgangsimpedanz und die Höhen des Piezos wurden dezent zu den Höhen des Humbuckersounds dazu gemischt. Das änderte die Lautstärke nur unmerklich, aber der Klang ging deutlich in Richtung Akustik-Gitarre! Und ich konnte ihn durch die Schaltungsmöglichkeiten der Humbucker noch deutlich ändern und beeinflussen! Das war das, was ich erhofft hatte und es gin deutlich in Richtung "Paulus" - ja, es war "Paulus" ebenbürdig!
Und es war das, was ich 2013 eigentlich mit "Nr.2" erreichen wollte! Nein, es war deutlich mehr!
Trotzdem bin ich Gott für den Weg und die Erfahrungen die ich auf ihm machen durfte absolut dankbar! Ich wäre als Gitarrist nicht auf dem Level heute, ich hätte nie an und mit der JTV gelernt, hätte nie die Mängel an "Nr.2" so deutlich erkannt und abgestellt und ich hätte nie all diese Freude bei all den Entdeckungen gehabt!
Es war ein verborgener Schatz, der in dieser Gitarre nun schon so lange schlimmerte und jetzt endlich zum Vorschein kommen und entdeckt werden durfte!
Beim dritten Mal hatte ich dann "Nr.2" fertig umgebaut und verwendete "Nr.2" auf die selbe Weise wie vorher Paulus. Und es klang nochmal besser, da ich auch durch das Kahler-Vibrato noch mehr Möglichkeiten hatte.
Ich hatte auch von jedem Mal je eine Begleitung im Looper gespeichert und war ganz erstaunt wie ähnlich alle drei im direkten Hörvergleich klangen!
Natürlich hatte jede Version ihren eigenen Klang, aber jeder war für diesen Zweck absolut ausreichend!
Hier der Vergleich:
Am Ende der Predigt hört man sehr gut den "Akustik-Sound", mit dem ich leise die Melodien spiele:
Ich bin total froh, dass ich mein Leben lang an und mit dieser Gitarre reifen und lernen durfte und dass ich mit ihr als Gitarrist und Gitarrenbauer sehr viel dazu gelernt habe!
E-Gitarre: Eigenbau-"Power-Strat"
Hals: Durchgehender 5-teiliger Ahorn/Mahagoni-Hals mit Spannstab
Korpusseiten: Erle
Baujahr: 1987-2021 mit mehreren Modifikationen und Reparaturen über die Jahre.
Pickups: Hals: Schaller Golden 50 (neck), seriell in Phase.
Steg: Schaller Golden 50 (bridge) mit 6-fach Dreh-Wahlschalter:
1=seriell, 2=parallel, 3=split Spule 1 (Schrauben), 4=split Spule 2 (Polepieces), 5=seriell out of phase, 6=parallel out of phase
Schaltung der Humbucker zueinander:
- Minischalter seriell/parallel
- Minischalter phase/out of phase
- Göldo Balance Poti mit Mittelrastung (gegenläufig 500kOhm log) und Micro-Endschalter "auf Endstellung 10"
-> Der ausgeblendete Steg-HB wird direkt angeklemmt: Beide HB sind voll an.
"Tremolo": Kahler-Vibrato-Steg K2210 G mit Saitenrollen und Kugellagern, Messing vergoldet
Piezo: "Shadow" HB-T Transducer auf der Seite der hohen Saiten zwischen Vibratosteg und Korpus (statt den einen Auflageschraube)
Buchse: Neutrik NJ3 FP-6-C Stereo-Klinkenbuchse
Volumepoti: Göldo E250P 250kOhm log push/pull-Volumepoti:
- Normal: HBs mit Vol-Poti auf "Spitze", Piezos direkt auf "Ring"
- Gezogen: HBs und Piezos parallel mit Vol-Poti auf "Spitze", "Ring" auf Masse
Saiten: Pyramid Pure Nickel 009 - 046 oder: Elixir OPTIWEB Custom light 009 - 046 (Standard E)
Mechaniken: Schaller M6 Mini 6L G
Gurtpins: Schaller Security Locks G 447
Sattel: Kahler Klemmsattel & Nullbund
Griffbrettradius: Flach
Mensur: 640mm
Bünde: 24
Gewicht: 3420g
Für mich ist es eher ein Anfang. Ein Anfang mit neuen, ungeahnten Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt!
Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Vielen Dank für Euer Interesse! Seid gesegnet und bis bald!
...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
Aber es ist schön, wenn ihr dabei bleibt und meine Geschichte spannend, oder zumindest lesenswert findet! Das freut mich!
Die JTV59 und ihre Geschichte wollte ich hier noch etwas außen vor lassen um das Thema nicht zu sehr auf zu blasen. Irgendwann schreib ich auch mal über sie ein Review.
Ich hab aber damals schon einiges über sie geschrieben und auch einige Bilder veröffentlicht (klick, klick, klick, klick, klick)
Teil 6 - neue Welten
Neue Gemeinde, große Bühne, weiterhin Pause für "Nr.2"
Wir streckten uns im Glauben als Familie immer mehr aus, wurden aber von unserer Gemeinde dabei eher ausgebremst. So kam es nach einigen Jahren, langem Überlegen, Beten und auf Gott hören jedenfalls dazu, dass wir unsere Gemeinde 2013 im Guten verließen, da wir sie nicht ändern konnten und auch nichts überstülpen wollten, was nur zu uns, nicht aber zu den anderen zu passen schien. Wir begaben uns auf die Suche und fanden eine Gemeinde, die sehr gut zu uns passte, besuchten sie immer wieder, und wussten sehr schnell: Das ist unsere Gemeinde! In dieser Gemeinde gab es einige Lobpreis-Teams, die alle gut besetzt waren. Es gab jedoch keine Geige.So kam ich über meine Geige relativ schnell in eines der Lobpreis-Teams und durfte mich dort auf ganz ungewohnte Weise einbringen und weiter entwickeln! Ich durfte frei spielen, so wie ich wollte und baute diesen, bisher eher vernachlässigten Teil meiner Begabungen weiter aus. Es war wirklich überwältigend für mich, dass ich zu Liedern, die ich nicht kannte, ja, von denen ich nicht mal die Tonart wusste, direkt dazu spielen konnte und das auch passte! Ich ließ mich inspirieren, ließ mich leiten und es war ein überwältigendes Gefühl für mich, der sonst auf der Geige vorher alles nur von Noten gespielt, oder improvisiert und eingeübt hatte bis es halbwegs nach etwas klang.
Da die Geige nicht zu jedem Lied gut passte, durfte ich bald auch meine JTV59 mitbringen und bei den rockigeren Sachen spielen. Die Geige kam eher bei den getrageneren, akustischeren Liedern zum Einsatz.
In der Zeit lieh ich "Nr.2" und mein Sony HR-GP5 nur mal eine gewisse Zeit an unseren neuen Pastor aus, der seine E-Gitarre und Ausrüstung noch in Berlin hatte.
Als ich sie ihm zeigte und vorspielte, merkte ich auch, wie sehr ich mich schon an meine JTV59 mit den Jumbobünden gewöhnt hatte und wie sich dabei auch mein Vibrato und Bending weiter entwickelt hatte. Dieses Bending stockte auf "Nr.2" durch die dicke Griffbrett-Lackierung total...
...als er dann seine Gitarre hatte und ich sie für ihn nach seinen Vorstellungen auch etwas modifiziert und überarbeitet hatte, kam "Nr.2" jedenfalls wieder zu mir zurück - und blieb im Koffer...
Entfernen der Griffbrettlackierung & Neubundierung
Eines schönen Tages Anfang 2014 tat mir "Nr.2" dann leid in ihrem Koffer! Ich hatte ja schon entdeckt, dass die Griffbrett-Lackierung zu dick und eher störend war. Zumindest jetzt, nachdem ich durch das Spielen auf der JTV59 dazu gelernt hatte. Früher hatte ich eher einen festen Griff und da war es durchaus von Vorteil, wenn die Bünde nicht so hoch überm Griffbrett waren und die Saite gar nicht so tief herunter gedrückt und die Gitarre dadurch verstimmt werden konnte.Da sich das aber mit der JTV59 geändert hatte, wollte ich die Lackierung des Griffbretts entfernen um damit die eigentlich vorhandene, aber stark verringerte Distanz wieder herzustellen.
Also kratzte ich den Lack zwischen den Bünden mit Ziehklinge und scharfer Messerklinge ab. Ich legte das Holz des Griffbretts frei, schliff und ölte es anschließend.
Die ersten fünf Bünde waren auch stark eingespielt und es schepperte schon an diversen Stellen, also überlegte ich eine komplette Neubundierung, entschied mich aber dann dafür nur die unteren fünf Bünde zu tauschen. Das machte ich auf die bewährte Weise: Ich ging mit zwei dünnen Messerklingen von beiden Seiten parallen zwischen Bund und Griffbrett und hebelte sie damit Stück für Stück aus. Das beidseitige Vorgehen verhinderte dabei, dass Teile des Griffbretts durch die Widerhaken der Bünde nach oben ausgerissen wurden.
Dann schliff ich ganz sanft über die freien Stellen und plante sie damit wieder etwas.
Dann nahm ich mit der Schieblehre die Breite des Griffbretts an Bund eins und längte mit Säge und Feile beide Enden eines Bundes so ab, dass die Kanten sauber waren und die Breite stimmte. Anschließend brach ich die Kanten des Bundes schon vor dem Einsetzen. Dann setzte ich den Bund passend in die Nut, klopfte ihn leicht an, nahm eine Zulage und schlug ihn dann komplett ins Griffbrett. Der Gegenpol, bzw. die Auflage des Halses war wieder wie üblich mein Oberschenkel.
So saßen dann die fünf neuen Bünde im Griffbrett und ich plante es mit einer Feile und dem schon erwähnten mit Schleifpapier bezogenen Brett.
Anschließend wurden alle Bünde von mir mit der Bundfeile, die ich seit Januar 2013 hatte, gefeilt und wieder in eine schöne, runde Form gebracht. Somit verschwanden die Abplattungen des Abrichtens an jedem Bund individuell bis die Oberkante jedes Bundes gerade so mit der Bundfeile geglättet waren.
Das Polieren ließ ich weg, da ich festgestellt hatte, dass die Bünde auf diese Weise sehr schön glatt wurden und (für mich) keiner Politur mehr benötigten.
Dann säuberte und ölte ich das Griffbrett, zog neue Saiten auf und war sehr angenehm überrascht!
Es fühlte sich so an, als hätte ich eine neues, aber sehr vertrautes Instrument in den Händen!
Vergessen war der Koffer. Sie durfte wieder griffbereit in den Gitarrenständer und wurde wieder fleißig gespielt.
Ich erstellte passende Sounds in meinem POD HD500 und liebte den Sound!
Einsatz auf der großen Bühne
Natürlich durfte sie dann auch mit auf die große Bühne und man sah mir sicherlich den Spaß auch im Gottesdienst an.Ich wurde danach auf jeden Fall auf die neue Gitarre angesprochen und sie wurde bewundert, weil sie so gut klang!
Als ich dann sagte, dass das eigentlich "die Alte" und die andere "die Neue" sei und dass ich sie selbst gebaut hatte, waren sie echt erstaunt.
Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich ab dem Zeitpunkt die etwa ein Kilo schwerere JTV eher schonte und lieber wieder "Nr.2" spielte!
Saltshakers
Wir bekamen dann auf's Herz die etwas rockigeren Lobpreissongs zu spielen und stellten eine Formation der Musiker zusammen, die das ebenfalls machen wollten. Wir spielten und hatten jede Menge Freude für Jesus zu rocken!Es war dann gar nicht so einfach einen gemeinsam akzeptierten Namen zu finden, der auch das beschrieb, was unser Anliegen war: Die gute Botschaft als Salz und Licht unter die Leute zu bringen. Wir hatten eine lange Liste mit Namensvorschlägen und stimmten am Ende mehrheitlich für "Saltshakers".
In der Gemeinde wurde zu der Zeit auch eine Lichtanlage angeschafft und installiert. Mit ihr übten dann die Lichttechniker bei unseren Proben und es entstand dabei auch dieses Bild:
"Nr.2" passte jedenfalls sehr gut zu den Saltshakers und die JTV war die Backupgitarre für beide E-Gitarristen. Gebraucht wurde sie allerdings nie.
Die Saltshakers und die "Worship Rock Nights" gab es glaube ich etwa 2,5 Jahre, dann spürten wir, dass es anders weiter gehen sollte und ich übernahm eines der Lobpreis-Teams als Leiter für einige Zeit.
"Nr.2" im Gottesdienst
Ich spielte "Nr.2" natürlich auch viel im Gottesdienst wenn mein Team dran war, aber auch schon vorher und so war es klar, dass ich für die ruhigeren Songs, die ich mit der Geige teilweise eben nicht so gut leiten konnte, oder bei denen ich auch zweite Stimme sang, immer wieder das Verlangen hatte eine etwas akustischeren Sound zu haben.Also experimentierte ich immer wieder mit den eingebauten Piezos und bemerkte bei einer Probe, dass sich der Klang änderte wenn ich am Vibratohebel zog. Es kamen mehr Bässe, die Piezos klangen kurzzeitig "offener". Daraufhin kam die Eingebung, ich solle doch mal die obere Steg-Schraube etwas lösen und dabei zupfen - und ich merkte, wie sich durch die Schrägstellung des Vibratosteges der Piezo auf der Seite der tiefen Saiten entlastete und plötzlich voluminöser wurde und die ersehnten Bässe kamen! Hallelujah! Er war einfach unter zu großem Druck und brauchte "Entlastung"! Ich experimentierte dann mit Unterlegen und auch der Einstellung dieser Schraube, stellte aber fest, dass keine Einstellung den gewünschten Klang dauerhaft hielt. Bei der nächsten Probe, oder am nächsten Sonntag, klang wieder alles platt und ich musste wieder etwas an der Schraube drehen und Nachstimmen um den Klang zu bekommen.
Damit ihr euch mal einen Eindruck vom beschriebenen Klang machen könnt, habe ich euch eine Aufnahme hier reingestellt, die damals nur als Begleitung für die Geige gedacht war. Bei der Geige war der Effekt mit den Auslöschungen bei zwei Piezos übrigens genauso vorhanden, weshalb ich dann bei der Geige auch auf einen Piezo reduziert hatte (klick):
Aufnahme von 2016
Für mein A-Geigen-Tonabnehmer-Review (klick) hatte ich 2016 eine Beispielaufnahme gemacht, bei der nur die beiden Piezos von "Nr.2" verwendet wurden.Sie klangen wie gesagt dann gut, wenn man die Balance gut eingestellt hatte und man konnte sie bei entsprechender Soundeinstellung wirklich gut verwenden.
Geige und Gitarre waren direkt per 4-Meter Kabel an meinen HD500 angeschlossen. Aber hört selbst:
Amazing Grace
Weitere Versuche mit dem Piezo
Ich versuchte damals wirklich alles, was mir einfiel und drehte den einen, umgedrehten Piezo auch mal identisch zum anderen, oder auch beide nach oben und versuchte eine dauerhafte, passende Balance zu finden.Aber es wollte mir einfach nicht gelingen!
Da fehlte mir einfach noch ein Erkenntnisschritt, der erst viel später erfolgte.
Umgestaltung der Kopfplatte von Nr.2 - Nr.1 steht nochmal Model
Ich weiß, dass die Formen von Kopfplatten absolut Geschmacksache sind und finde gut, dass da jeder auch "sein Ding" finden und lieben kann.Mir ging es so, dass ich mich immer mehr darüber ärgerte damals bei der Kopfplatten-Spitze einfach das Ibanez-Design und nicht mein eigenes von "Nr.1" übernommen zu haben. Durch Hörner, Schlagbrett, Griffbrett, Tremolo usw. war es trotz Vorlagen insgesamt ja ein ziemlich eigenes Gitarren-Design geworden... bis auf die Kopfplatte.
Ich schaute mir immer wieder das alte Bild von "Nr.1" an und kam schließlich zu dem Schluß: Ich will das ändern.
Es sollte einfach keiner mehr denken, dass ich irgend eine unbekannte Gitarre von Ibanez spielte und ich war auch "der Spitze einfach überdrüssig geworden".
Gott sei Dank steckte mein eigenes Design aber schon drin, ich musste nur etwas wegnehmen.
Und genau das machte ich eines schönen Tages.
Ich zeichnete die gewünschte konkave Rundung an, deckte die Spitze ab und schaute, das es am Ende so wie gewünscht aussehen würde.
Dann sägte ich die Spitze ab, feilte und verrundete sie und schliff sie glatt, bis das Hirnholz schön sichtbar und ich zufrieden war.
Dann klebte ich die Kopfplatte direkt nach der Verrundung ab und fügte noch eine große Tüte an um die Gitarre vor Sprühneben zu schützen.
Dann spitzte ich Klarlack mit der Sprühflasche auf die Spitze, ließ ihn trocknen, schliff, sprühte erneut, schliff nochmal, sprühte und zog nach etwa einer Stunde das Abklebeband ab, damit die Kante noch weich war und ich es besser entfernen konnte.
Die Änderung gelang sehr gut und man konnte Anfangs nur durch die fehlende "Sonnenvergilbung" sehen, dass da was geändert wurde. Die Kopfplatte sah auf Anhieb (für mich) einfach klarer, schöner, harmonischer aus und ich freute mich total darüber, dass ich es gewagt hatte diese Änderung zu machen!
Mittlerweile ist das Ahorn auch an dieser Stelle durch die Sonne nachgegilbt und man muss wirklich wissen, dass da was gemacht wurde um es entdecken zu können.
"Nr.2" blieb jedenfalls weiterhin die "Nummer eins" für mich, da ich auch gemerkt hatte, dass der Steg der JTV nicht weit genug verstellbar war um oktavrein eingestellt zu werden.
Elixir-Optiweb-Test
...und dann kam der Elixir-Optiweb-Consumer-Test hier im Board. Ich reimte einen Vierzeiler und gewann einen der Elixir-Optiweb-Sätze und durfte ihn testen und ein Review schreiben (klick). In der Zeit war natürlich "Nr.2" wieder die Nummer zwei, aber nach dem Gewinn drei weiterer Saitensätze am 17. Mai 2017 wurde natürlich auch “Nr.2“ mit den Elixir Optiweb Custom light, also einer Saitenstärke von 009 bis 046 bestückt (klick) und ich war sehr zufrieden mit Haptik und Klang! Anschließend blieb sie meine "Hauptgitarre" bis "Paulus" kam."Paulus"
"Paulus"? Das ist doch der Typ aus der Bibel, der erst als Saulus Christen verfolgte und dann ein krasses Erlebnis hatte und sich zu Paulus, einem glühenden Nachfolger umwandelte? Was hat das mit einer Gitarre zu tun?Ja, das stimmt schon, deshalb habe ich mein Worship-Gitarren-Projekt auch "Paulus" genannt, da ich einen Les Paul-Bausatz von Harley Benton nach meinen Wünschen gestalten konnte. Ich nahm die Schaltung von "Nr.2" zum Vorbild und baute eine Gitarre, die ich speziell für den Lobpreis in der Gemeinde bei uns für mich entwickelte.
Ich wollte die selben Klangmöglichkeiten, einen festen Steg um bei eventuellen Saitenrissen weiter spielen zu können, ein passendes Aussehen und natürlich einen guten Akustik-Sound. Ob mir das gelungen ist, dürft ihr gerne hier in meinem Bericht über "Paulus" nachlesen wenn ihr Interesse daran habt:
"Projekt Paulus" - die Worship-Gitarre mit dem gewissen Etwas
Paulus ist natürlich "Nr.3", also meine dritte Selbstgebaute.
...wieder im Koffer
Dadurch, dass Paulus einen festen und keinen Vibrato-Steg hat, brauchte ich nicht mehr zwingend eine Ersatzgitarre, da eine gerissene Saite nicht gleich die ganze Gitarre verstimmt. Außerdem wollte ich "Paulus" natürlich auch im "Alltag auf der Bühne" testen, also wurde die "Nr.2" mal wieder tatsächlich die Nummer zwei und verschwand mal wieder für einige Zeit im Koffer.Auch 2020 durfte sie nicht aus dem Koffer, denn Corona forderte mich als Technik-Leiter meiner Gemeinde ziemlich heraus und die Zeiten auf der Bühne wurden rarer.
Ich war nun eher im Technik-Bereich für den Livestream im Einsatz und spielte nur noch seltener, aber dann eher Geige oder Akustik-Gitarre.
Januar 2021 - Nr.2 is back
Im Januar hatte ich mal etwas Zeit und ging einen lange geplanten Test an. ich wolte schauen, wie die H&K Cream Machine an meinem Marshall AS50D klingt. Es ist ja ein Akustik-Verstärker, steht meistens in meinem Homestudio/Übungsbereich und tut auch hinter meinem Line 6 POD HD500 einen guten Dienst als "Lautmacher".Gesagt getan, ich schloß die "Cream machine" mit seinem Cabinator-Ausgang an den AS50D und spielte mit "Paulus" eine Weile. Der Sound war soweit ok, und all die Schaltungsmöglichkeiten kamen schön klar durch. Es klang echt nicht schlecht und irgendwie kam dann der Impuls die "Nr.2" aus dem Koffer zu holen und zu schauen wie sie dazu im Vergleich denn klingen würde.
Bisher hatte ich eben die geringere Ausgangsleistung von "Paulus" mit den Gain-Reglern des HD500 ausgeglichen und die Presets kopiert und klanglich entsprechend angeglichen.
Nun war die Vermutung, dass ich auch hier nur den Gainregler etwas zurück nehmen müsse um einen ähnlichen Sound zu bekommen.
Aber weit gefehlt: Der Sound von "Nr.2" mit ihren Golden 50s war um Welten "geiler" und sie spielte sich einfach super, trotz drei Jahre alter, heruntergerockter Elixir-Saiten!
Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist nicht nur der höhere Ausgangspegel, es ist der Klang, der diese Prise "Rock" hinzufügt, weil da mehr "Pinch Harmonics" kommen, das Sustain länger ist und ich wieder merkte wie schön doch das Kahler-Vibrato funktionierte und wieder "ganz selbstverständlich" von mir relativ häufig für Vibrato, als Bending-Alternative und ähnliches eingesetzt wurde.
Ich lernte neu zu schätzen, dass die Golden 50s und überhaupt die ganze Gitarre einfach etwas besser zu mir passten.
Das ging sogar so weit, dass ich schaute, ob die Golden 50s noch zu bekommen wären und ich bei einem sensationellen ebay-Angebot sogar auf "kaufen" klickte, da 98€ für ein Pärchen orginal verpackter, unbenutzter Golden 50s einfach zu verlockend war!
Später stellte ich fest, dass es tatsächlich nur noch Restbestände gibt, da Schaller 2017 die Produktion von elektromagnetischen Pickups eingestellt hat.
Ich war Gott für den Impuls echt dankbar und freute mich darauf die Golden 50s in "Paulus" einzubauen!
Aber egal: "Nr.2" is back! Ich hatte mich neu verliebt und freue mich einfach daran sie wieder zu spielen!
Eingespielte Bünde
Als ich sie dann etwas länger spielte, habe ich festgestellt, dass die Bünde doch schon wieder ziemlich von mir eingespielt wurden und ich sie demnächst wieder mal abrichten müsste.Also nahm ich sie eines schönen Sonntag-Nachmittags in's Wohnzimmer zum Familien-Fernseh-Nachmittag mit vor, legte alles benötigte Werkzeug bereit, ein Handtuch als Schutz auf meinen Schoß und nahm ganz gemützlich erstmal alle Saiten runter.
- Dann nahm ich einen breiten schwarzen Edding und malte alle Oberseiten der Bünde schwarz
- Nun feilte ich mit einer planen Feile ohne Griff über alle Bünde drüber, bis alle Bünde an der Oberseite auch touchiert wurden und ich durch das "Schwarz" glänzende Linien an jedem Bund sehe. Bei eingespielten Bünden geht es noch etwas tiefer, da bleiben die eingespielten Stellen ja durch das Schwarz ebenfalls gut sichtbar.
- Dann nahm ich mein Schleifpapier-beklebtes Brett und schliff nochmal über alle Bünde.
- Nun malte ich wieder alle Bünde mit dem Edding schwarz
- Nun feilte ich jeden Bund mit der Bundfeile wieder rund. Am Ende war nur noch oben in der Mitte ein schwarzer Rest-Strich der durch das Feilen und schleifen erzeugten Planfläche erkennbar. Den feilte ich gerade so weg, dass er verschwand. Damit waren die Bünde fertig gerundet, glatt und auf einer Ebene.
- Anschließend trug ich "Nr.2" vorsichtig auf die Terasse, legte sie auf den Tisch, fegte die Späne von Griffbrett und Gitarre und ölte das Griffbrett ein.
Ja, ich klebte das Griffbrett vorher nicht ab. Das Ölen reicht bei mir um es anschließend schön sauber zu bekommen.
Umbau der Piezos und der Schaltung
Als ich ein paar Tage vorher diese Aufnahmen mit "Paulus" gespielt hatte, kam mir am Tag darauf unter der Dusche eine Eingebung: Bei meiner Geige und bei "Paulus" verwende ich nur (noch) einen Piezo. Und bei "Paulus" verwende ich diesen eigentlich nie alleine, sondern immer in Kombination mit den Humbuckern. Genau das sollte ich auch bei "Nr.2" so machen! Da war mit einem Schlag ganz klar und logisch und ich war Gott für diese Eingebung echt dankbar und wusste komischerweise schon vorher, dass das der Durchbruch beim Akustiksound von "Nr.2" sein würde!Bevor ich jetzt also neue Saiten aufzog, demontierte ich Steg und Schlagbrett und entfernte den Piezo auf der Seite der tiefen Saiten, da er sowieso den Anschein gemacht hatte, dass er den Druck nicht so vertragen würde. An seiner Stelle schraubte ich wieder eine der beiden Auflagenschrauben ein. Dann füllte ich das leere Gewindeloch der anderen Auflagenschraube unter dem Piezo mit einer kleinen Senkschraube, deren Kopf ziemlich bündig auf einer Fläche mit der Korpusoberseite war. Dann änderte ich die Schaltung des Push / Pull-Schalters: Wenn er in "normal"-Stellung unten war, wurde nun der Piezo direkt auf den Ring der Ausgangsbuchse geschaltet. Somit waren noch Stereo-Sounds möglich und ich konnte auch das Piezo-Signal prüfen und alleine hören. Die Humbucker blieben natürlich weiterhin über den Lautstärkeregler auf die Spitze geschaltet.
Im gezogenen Zustand wurde nun der Ring der Buchse auf Masse und der Piezo parallel zu den Humbuckern auf den Lautstärkeregler geschaltet. Somit wird er nun zusammen mit den Humbuckern laut und leise geregelt und das Gesamtsignal geht auf die Spitze der Ausgangsbuchse.
Saitenwechsel
Dann ging ich wieder auf's Sofa und zog neue Saiten auf. Hierbei hatte ich die Erfahrung gemacht, dass ich die Verdrallung der drei oberen Saiten bei meinen aktuellen Saiten vorher verlöte, was bei den Maxima gold und auch den Elixir Optiweb nicht notwendig war, bei ihnen aber die Stimmstabilität erhöht, da das Kahler Vibrato die Umwicklung der Saiten unten stark biegt und wieder begradigt. Das führte dazu, dass Saiten mit kürzeren Umwicklung sich in dem Bereich stärker setzen und dabei etwas nachgeben. Das unterbindet das Verlöten zuverlässig!Der neue Akustiksound von "Nr.2"
Als erstes steckte ich ein Stereo-Split-Kabel ein und prüfte beide Ausgänge an meinem Marshall AS50D:Der Humbucker-Sound war unverändert
Der Piezo-Sound war höhenreich, bassarm, aber schön rund.
Dann zog ich den Lautstärkeregler und schaltete damit um.
Der Anschluß des Buchsenrings war nun tot wie erwartet.
Also steckte ich wieder den anderen Stecker ein -
Und ihr könnt es euch sicherlich schon denken: Der neue Akustiksound von "Nr.2" war wirklich klasse! Durch das Zuschalten des Piezos zu den Humbuckern änderte sich wahrscheinlich die Ausgangsimpedanz und die Höhen des Piezos wurden dezent zu den Höhen des Humbuckersounds dazu gemischt. Das änderte die Lautstärke nur unmerklich, aber der Klang ging deutlich in Richtung Akustik-Gitarre! Und ich konnte ihn durch die Schaltungsmöglichkeiten der Humbucker noch deutlich ändern und beeinflussen! Das war das, was ich erhofft hatte und es gin deutlich in Richtung "Paulus" - ja, es war "Paulus" ebenbürdig!
Und es war das, was ich 2013 eigentlich mit "Nr.2" erreichen wollte! Nein, es war deutlich mehr!
Trotzdem bin ich Gott für den Weg und die Erfahrungen die ich auf ihm machen durfte absolut dankbar! Ich wäre als Gitarrist nicht auf dem Level heute, ich hätte nie an und mit der JTV gelernt, hätte nie die Mängel an "Nr.2" so deutlich erkannt und abgestellt und ich hätte nie all diese Freude bei all den Entdeckungen gehabt!
Es war ein verborgener Schatz, der in dieser Gitarre nun schon so lange schlimmerte und jetzt endlich zum Vorschein kommen und entdeckt werden durfte!
Einsatz beim Gebets-Gottesdienst
Nachdem wir bei unseren Gottesdiensten durch die Corona-Verordnungen nicht mal mehr mit Maske singen durften und auch keine Kinderbetreuung mehr möglich war, streamten wir im Frühjahr 2021 unsere Gottesdienste eine Zeit lang nur noch. Um in dieser Zeit trotzdem eine Möglichkeit zu haben in Gemeinschaft zu Gott zu kommen und mit Abstand und Maske, ohne Gesang, gemeinsam zu beten, trafen wir uns einmal in der der Woche Mittwoch-Abends zu einem Gebets-Gottesdienst. Hier war ich drei Mal für die musikalische Begleitung zuständig und spielte beim ersten Mal mit meiner Lowden über den POD HD 500 mit eingeschleiftem BOSS RC-30-Looper erst die Akkordbegleitung von Vers und Chorus eines Liedes und spielte dann zu diesem Loop die Melodien mit Improvisationen. Das klappte ganz gut, trotzdem wollte ich etwas mehr Klangfarben für die Melodien haben. Also überlegte ich einen Instrumententausch ein zu bauen, nahm aber dann beim zweiten Mal testweise "Paulus" und spielte die Akkorde erst im "Akustik-Modus" clean ein, schaltete dann auf "leicht angezerrt" und spielte die Melodien. Das klang wirklich besser.Beim dritten Mal hatte ich dann "Nr.2" fertig umgebaut und verwendete "Nr.2" auf die selbe Weise wie vorher Paulus. Und es klang nochmal besser, da ich auch durch das Kahler-Vibrato noch mehr Möglichkeiten hatte.
Ich hatte auch von jedem Mal je eine Begleitung im Looper gespeichert und war ganz erstaunt wie ähnlich alle drei im direkten Hörvergleich klangen!
Natürlich hatte jede Version ihren eigenen Klang, aber jeder war für diesen Zweck absolut ausreichend!
Hier der Vergleich:
Looper-Aufnahmen
"Lowden"
"Paulus"
"Nr.2"
Einsatz im Live-Gottesdienst
Letzten Sonntag durfte ich "Nr.2" dann wieder mit der Band im Präsenz-Gottesdienst spielen und es machte mir total Freude auf diese Weise zu Spielen! Ich spielte Solo, Rhythmus-Begleitung und auch Akustik-Parts und hatte nie den Eindruck das falsche Instrument in der Hand zu halten! Im Gegenteil: Ich fühlte mich sehr wohl dabei! Natürlich wurde der Gottesdienst auch gestreamt. Das machen wir seit dem 15. März 2020 jeden Sonntag (CGS-YouTube-Kanal)Am Ende der Predigt hört man sehr gut den "Akustik-Sound", mit dem ich leise die Melodien spiele:
Fazit
"Nr.2" hat nun gleichermaßen einen erstaunlich guten und variablen E-Gitarren Sound, aber auch einen schön klingenden und variabel einstellbaren Akustik-Sound der für Band-, oder Looper-Einsätze sehr gut geeignet ist und damit all die Gitarren-Sounds, die ich in einem Gottesdienst in der Band benötige!Ich bin total froh, dass ich mein Leben lang an und mit dieser Gitarre reifen und lernen durfte und dass ich mit ihr als Gitarrist und Gitarrenbauer sehr viel dazu gelernt habe!
Spezifikationen von "Nr.2"
Hier nochmal die Spezifikationen von "Nr.2":E-Gitarre: Eigenbau-"Power-Strat"
Hals: Durchgehender 5-teiliger Ahorn/Mahagoni-Hals mit Spannstab
Korpusseiten: Erle
Baujahr: 1987-2021 mit mehreren Modifikationen und Reparaturen über die Jahre.
Pickups: Hals: Schaller Golden 50 (neck), seriell in Phase.
Steg: Schaller Golden 50 (bridge) mit 6-fach Dreh-Wahlschalter:
1=seriell, 2=parallel, 3=split Spule 1 (Schrauben), 4=split Spule 2 (Polepieces), 5=seriell out of phase, 6=parallel out of phase
Schaltung der Humbucker zueinander:
- Minischalter seriell/parallel
- Minischalter phase/out of phase
- Göldo Balance Poti mit Mittelrastung (gegenläufig 500kOhm log) und Micro-Endschalter "auf Endstellung 10"
-> Der ausgeblendete Steg-HB wird direkt angeklemmt: Beide HB sind voll an.
"Tremolo": Kahler-Vibrato-Steg K2210 G mit Saitenrollen und Kugellagern, Messing vergoldet
Piezo: "Shadow" HB-T Transducer auf der Seite der hohen Saiten zwischen Vibratosteg und Korpus (statt den einen Auflageschraube)
Buchse: Neutrik NJ3 FP-6-C Stereo-Klinkenbuchse
Volumepoti: Göldo E250P 250kOhm log push/pull-Volumepoti:
- Normal: HBs mit Vol-Poti auf "Spitze", Piezos direkt auf "Ring"
- Gezogen: HBs und Piezos parallel mit Vol-Poti auf "Spitze", "Ring" auf Masse
Saiten: Pyramid Pure Nickel 009 - 046 oder: Elixir OPTIWEB Custom light 009 - 046 (Standard E)
Mechaniken: Schaller M6 Mini 6L G
Gurtpins: Schaller Security Locks G 447
Sattel: Kahler Klemmsattel & Nullbund
Griffbrettradius: Flach
Mensur: 640mm
Bünde: 24
Gewicht: 3420g
Das Ende des Berichts, aber noch lange nicht das Ende von meinem Weg mit "Nr.2" - eher der Anfang
Das ist nun das Ende dieses Berichtes. Ich hoffe er hat euch gefallen, auch wenn er so lang geworden ist!Für mich ist es eher ein Anfang. Ein Anfang mit neuen, ungeahnten Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt!
Ich wünsche ich euch weiterhin viel Spaß hier im Musiker-Board!
Vielen Dank für Euer Interesse! Seid gesegnet und bis bald!
...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
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